Titel: Ueber einen verbesserten beweglichen Dampfkrahn; von Hrn. Will. Fairbairn, Civilingenieur in Manchester.
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXXXI., S. 345
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LXXXI. Ueber einen verbesserten beweglichen Dampfkrahn; von Hrn. Will. Fairbairn, Civilingenieur in Manchester. Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Decbr. 1854, S. 444. Mit Abbildungen auf Tab. V. Fairbairn, über einen verbesserten beweglichen Dampfkrahn. Die Ersparung von Arbeitslöhnen mittelst Anwendung beweglicher Krahne ist ein sehr wichtiger Gegenstand für den Architekten und den Bauunternehmer bei solchen Bauen, welche schwere Steine etc. beanspruchen, und man hat demselben seit einigen Jahren (in England) große Aufmerksamkeit zugewendet. Die Dampfkraft wurde seit einiger Zeit zum Heben und Fortschaffen schwerer Lasten angewendet, und man hat durch bewegliche, mit Dampf betriebene Krahne im Vergleich mit den, durch Menschenkräfte bewegten, seit vier Jahren eine große Oekonomie erzielt. Der hier zu besprechende Dampfkrahn wurde von den HHrn. Dunn, Hattersley und Comp. in Manchester construirt; er gleicht den gewöhnlichen beweglichen Krahnen, die von den Maurern und Bauunternehmern angewendet werden, wie die Abbildungen Fig. 28 und 29 zeigen, wovon jene die Seitenansicht, diese den Grundriß darstellt. Der Wagen, welcher die Längenbewegungen macht, so wie die Winde, sind auf gewöhnliche Weise eingerichtet. Die Dampfmaschine mit dem Kessel und dem Vorgelege ist auf einer Platte am einen Ende des die Bewegung machenden Wagens angebracht, auf demselben befestigt und bewegt sich mit ihm in einer Längenrichtung, sobald dieß erforderlich ist. Die durch diesen Krahn erlangten Vortheile bestehen darin, daß sich die Dampfkraft mit dem Wagen bewegt und daher keiner langen Wellen und Zapfenlager bedarf, so daß also dieselben, nebst der dadurch bedingten Reibung und Schmiere, erspart werden, während sie bei der Anwendung feststehender Maschinen erforderlich sind. Man fand beim Bau der Viaducte und Brücken der Grand Trunk-Bahn in Canada, wo die auf die ältere Weise eingerichteten Krahne sehr langer Wellen bedurften, daß die Unterhaltung derselben sehr kostbar sey. Außer der Ersparung dieser Wellen und Zapfenlager sind aber noch die Reibung, die Schmiere und die häufige Reparaturen veranlassende Abnutzung als Quelle von Ausgaben zu berücksichtigen. Der bewegliche Dampfkrahn wurde zur Anlage der erwähnten Bauwerke in Canada für die Unternehmer entworfen; er soll auf 3/4 engl. Meilen wirken, auf welche Länge man das Gerüst und die Schienenbahn vorrichtete. Die Anlagekosten eines solchen Krahns nebst Kessel, aber ohne das hölzerne Gerüst und die Bahn, die Fundamentplatte und die Schuppen über der Maschine, welche in Canada hergestellt werden, beliefen sich auf 550 Pfd. Sterl. und mit dem Gerüst etc. dürften sie 650 Pfd. St. betragen. Der Krahn war berechnet um 10 Tonnen oder 200 Centner zu heben und sie in jede Stellung oder Lage zu bewegen; seine Leistungen sind aber noch bedeutender. Dampfmaschine und Kessel wiegen 2 3/4 Tonnen. Ein Cylinderpaar mit rechtwinkelig auf einander stehenden Kurbeln dient zur Hervorbringung einer gleichförmigen Bewegung, ohne ein Schwungrad. Der Kessel ist 28 Zoll weit, 8 Fuß lang und hat 2zöllige kupferne Röhren. Der Feuerkasten ist mit feuerfesten Ziegelsteinen ausgesetzt, um die Wärme des zum Heizen angewandten Holzes zurückzuhalten. Ein Paar kleiner, direct wirkender, horizontaler Hochdruck-Dampfmaschinen A, A, ist auf die beiden Haupthölzer B, B des Wagens befestigt. Der Kessel C ist zur Holzfeuerung eingerichtet; die Röhren bestehen aus starkem Kupferblech und haben gar keine gelötheten oder genieteten Fugen, so daß die entstehende Holzsäure sie nicht zerfressen kann. Die Maschine und der Kessel mit dem Getriebe sind gegen die Witterung durch einen Schoppen D, D von leichtem Holzwerk mit einem Dache von Eisenblech geschützt. Die Kraft der Dampfmaschine wird durch ein Stirnrad E übertragen, welches mitten auf der Kurbelwelle sitzt und in ein Zahnrad F auf der Hauptwelle greift, das die Bewegung zum Heben und die Vorwärts- und Rückbewegung dem Krahn mittheilt. Jede Art der Bewegung kann unabhängig von jeder andern, oder mit derselben angewendet werden. Die Uebertragung der Kraft für die verschiedenen Bewegungen wird durch drei Reihen von Winkelrädern bewirkt, die auf der Hauptwelle angebracht sind und durch drei Hebel G, H, I aus- oder eingerückt werden können, indem die letzteren Muffe verschieben. Für jede Bewegung sind drei Winkelräder vorhanden, so daß, während die Maschine sich fortwährend in einer Richtung dreht, der Wechsel jeder Bewegung durch die Zwischenräder bewirkt werden kann. Die Längenbewegung des Wagens wird durch die Räder bei I an dem vom Kessel entferntesten Ende der Treibwelle bewirkt. Der mittlere von den drei Hebeln H rückt die Bewegung K zum Heben und zum Niederlassen aus; und der dem Kessel am nächsten liegende Hebel G gehört zur Bewegung L, nämlich um die Winde und ihre Belastung der Quere nach zu verschieben. Die Vorrichtung zur Längenbewegung des Krahns mittelst Zahnrädern, welche die Laufräder T, T treiben, ist dieselbe wie bei den beweglichen Handkrahnen. Die Laufräder bewegen sich auf Schienen M, M, welche von Mitte zu Mitte 54 Fuß aus einander liegen. Die auf- und niedergehende Bewegung wird der Kettentrommel K der Winde mittelst einer endlosen Kette N mitgetheilt, welche in der Längenrichtung des sich der Quere nach bewegenden Wagens angebracht ist und durch eine Rolle betrieben wird, die auf der Welle O, parallel mit der Hauptwelle befestigt ist; die Bewegung wird durch ein Paar Winkelräder und die kurze, rechtwinklig dazwischen liegende Welle fortgepflanzt. Diese Kette ohne Ende ist mit einem Paar Winkelrädern verbunden, welche an dem untern Ende des Windenwagens angebracht sind und die ein Schraubenrad bewegen, welches auf der Kettentrommel befestigt ist. Die Querbewegung der Winde wird durch eine andere Kette P erlangt, welche parallel an der entgegengesetzten Seite des Gerüstes des der Quere nach laufenden Wagens angebracht ist. Diese Kette ist mit der vierräderigen Winde verbunden und läuft über eine Rolle an der Welle des Schraubenrades L, welches durch die Winkelräder getrieben wird. Mittelst des Hebels R kann die Kette N außer Betrieb gesetzt werden, indem dadurch der Kuppelungsmuff U verschoben wird, so daß die hebende Bewegung während der Querbewegung der Winde unterbrochen wird. Die Kette N geht alsdann mit der Winde und die Rolle bei U lauft lose auf der Welle. Ein einfacher Apparat zum Adjustiren der erforderlichen Spannung dieser Ketten ist an dem Ende der beiden Hauptgerüste des Wagens angebracht und zwar an dem der Maschine entgegengesetzten. Er besteht aus einer Spannrolle S, S, welche in Falzen verschiebbar ist und durch eine Schraube zurückgezogen wird. Dieser Krahn ist so construirt, daß er mit einer Geschwindigkeit von 6 Fuß in der Minute hebt. Die Längenbewegung hat eine Geschwindigkeit von 30 Fuß in der Minute, die Querbewegung eine solche von 20 Fuß. Die Maschine arbeitet ungefähr mit 6 Pferdekräften. Ein Wassertrog von Blechplatten ist unter der Maschine angebracht; die Deckelplatte desselben bildet die Grundplatte zum Befestigen der Cylinder. Die Bewegungen können zu gleicher Zeit oder eine jede für sich stattfinden, wie man es will. Die Gabeln oder Hebel der Verbindungsmuffe sind so angeordnet, daß der Maschinenwärter alle Bewegungen von demselben Platze aus veranlassen kann.

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