Titel: | Zwei Methoden, die Dämpfe welche sich bei der Meilerverkohlung des Holzes bilden, zu benützen; von Professor H. Fischbach. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. CV., S. 443 |
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CV.
Zwei Methoden, die Dämpfe welche sich bei der
Meilerverkohlung des Holzes bilden, zu benützen; von Professor H. Fischbach.
Aus dem Württemberg. Wochenblatt für Land- und
Forstwissenschaft, 1856, Nr. 6.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Fischbach, über Methoden, die Dämpfe bei der Meileverkohlung des
Holzes zu benützen.
Der gewöhnlichste Zweck der Verkohlung des Holzes besteht bekanntlich darin, die in
demselben enthaltenen Brennstoffe zu concentriren, sie durch bedeutende Verminderung
des Gewichts und Volums transportabler zu machen, dadurch ihren Markt zu erweitern,
die Holzpreise zu steigern u. dgl. Die Kohle wird dann
als das Hauptproduct angesehen. Letzteres ist jedoch nicht immer und überall der
Fall. Bei der Theerschwelerei z.B. ist es vorzüglich auf
die Gewinnung von Theer abgesehen und die dabei sich ergebende Kohle erscheint mehr
nur als ein Nebenerzeugniß. Bei der Holzgasfabrication
werden durch die Retortenverkohlung nicht bloß Kohlen und Theer, sondern auch noch
die dabei sich bildenden Luftarten gewonnen und in einer Weise zur Entwicklung von Licht oder
Wärme benutzt, daß jedenfalls jene nicht als die Hauptsache erscheinen. In diesem
letzteren Fall ist die Leitung des Verkohlungsprocesses von der Art, daß dabei gar
nichts nutzbares verloren geht, und man sollte glauben, es könne die
Retortenverkohlung deßwegen überall dort mit Vortheil angewendet werden, wo
überhaupt Kohle erzeugt wird – um so mehr, als die Ofenkohle, sobald man die
nöthige Sachkenntniß und Sorgfalt bei ihrer Gewinnung in Anwendung bringt, nicht
absolut schlechter, oft sogar besser ist, als die Meilerkohle, und in größerer Menge
gewonnen wird. Gleichwohl hat die Meilerverkohlung auch heute noch ihre große
Berechtigung, namentlich weil sie nicht das große Capital, das zur Anlage und
Unterhaltung der Oefen nothwendig ist, erfordert und den Holzschlägen beliebig
folgen kann, wodurch eben die Vortheile des leichteren Transports der Kohle
gegenüber vom Holze aufs höchste nutzbar gemacht werden können.
Immer ist der bedeutende Verlust zu beklagen, welcher bei der Meilerköhlerei bis
jetzt nicht hat umgangen werden können und darin besteht, daß die zu verdichtenden
und nicht zu verdichtenden Gase unbenutzt in die Luft entweichen. Ohne Zweifel ist
die Nutzbarmachung der letzteren bei der Meilerverkohlung sehr schwierig und, soviel
bekannt, nie auch nur mit einigem Erfolg versucht worden; was hingegen die ersteren
anlangt, so fehlen in Betreff ihrer Gewinnung wenigstens Versuche nicht. Man hat
z.B. vorgeschlagen, die Kohlstelle flach trichterförmig anzufertigen, um in dieser
Vertiefung die tropfbar flüssigen Producte zu sammeln, oder den Meiler mit
gasdichten Hurden zu decken und aus deren Mitte die entwickelten Dämpfe durch je
eine Röhre in Kühlapparate zu leiten; es wurde empfohlen, den Meiler mit gebranntem
Kalk zu decken, welcher die gebildeten Gase chemisch binden sollte, u. dgl. mehr;
allein alle diese Vorschläge haben den gehegten Erwartungen nicht entsprochen, weil
sie entweder den beabsichtigten Zweck nicht erfüllten, oder die Resultate der
Kohlung verkürzten.
Daß es übrigens nicht unwichtig ist, darauf zu denken, wie diese Stoffe nutzbar
werden könnten, das geht aus den Erfolgen der Retortenverkohlung und aus einzelnen
genau angestellten Versuchen hinlänglich hervor. Nach denjenigen von Stolze geben die Laubhölzer 9–10, die Nadelhölzer
13–14 Procent ihres Gewichts an Theer, wozu nicht zu übersehende Mengen von
Holzessig kommen, welche sammt jenen bei der Meilerverkohlung gänzlich verloren
gehen.
Diese, und davon namentlich den Holzessig, zu gewinnen, ist durch die im Folgenden
zunächst zu beschreibende Methode, welches ich im Rheinthal in der Nähe von Ragaz kennen lernte und welche mir bis dahin neu war, möglich. Das Wesen
derselben besteht darin, daß ein großer Theil der fraglichen Dämpfe durch vier an
dem äußeren Rande der Sohle des Meilers angebrachte Röhren aufgefangen und in einen
Kühlapparat geleitet wird, in welchem sie sich verdichten.
Die ganze Construction des letzteren habe ich durch Figur 4 zu verdeutlichen
gesucht. Die einzelne Röhre ist von Eisen, vorn stark erweitert und nach hinten
viermal gekniet; im mittleren, fast horizontal gestellten Gliede ist auf der
Unterseite eine kleine Oeffnung angebracht, aus welcher die daselbst sich bildende
Wässerigkeit abfließen kann. Diese Röhren werden so an den Meiler angesetzt, daß die
vordere Oeffnung sich an das Holz anschließt, der Hals derselben durch die Bedeckung
des Meilers eingehüllt wird und das entgegensetzte Ende in einen niedrigen,
dreiseitig-prismatischen Kasten führt, der in einer kleinen Kufe auf drei
kurzen Füßen steht. Derselbe ist geschlossen und mündet nach oben in einen circa einen Fuß weiten, 15–25' hohen und durch drei parallel oder conisch
zusammengestellte Stangen senkrecht aufgerichteten Schlauch von grober Leinwand.
Durch diesen Schlauch geht eine vierkantige Achse, an welcher in gleichmäßiger
Entfernung größere durchbrochene hölzerne Scheiben A,
Fig. 6 u.
7, mit
kleineren ganzen B, Fig. 6 u. 8, regelmäßig abwechseln.
Oben ist der Schlauch in der Weise, wie C, Fig. 6 u. 9 andeuten,
geschlossen; um übrigens den nöthigen Zug herzustellen, sind unmittelbar unter der
Schlußscheibe 3–4 größere Löcher in die Leinwand geschnitten. Das Ganze muß
noch gegen den Wind durch angebrachte Stricke befestigt werden.
In dieser Säule wird durch die angegebene einfache Einrichtung eine vollkommene
Circulation der Dämpfe hervorgebracht, in Folge deren sie sich an der immerfort
erkältenden Leinwand abkühlen, condensiren und in flüssiger Form in die Kufe
niederträufeln.
Leider bin ich nicht in der Lage, über die Kosten der Einrichtung, über die
Ausbeutung an Nebenproducten etc. Zahlen mittheilen zu können, allein die Anwendung
dieser Methode bei allen Meilern der dortigen mit geflößtem Nadelholz ziemlich
ausgedehnt betriebenen Köhlerei, sowie die Versicherungen der dabei ständig
beschäftigten Arbeiter sprechen bestimmt für die Rentabilität dieser Methode, die
sehr einfach ist, nur ein geringes Anlagecapital erfordert und den Gang und die Art
der Kohlung in keiner Weise beeinträchtigen oder verändern soll, letztere ist ganz
die gleiche, wie sie in jener Gegend bei der gewöhnlichen Waldköhlerei zur Anwendung
kommt; es werden namentlich, wie sonst allgemein üblich, auch Rauchlöcher in die
Decke gestoßen.
Eine ähnliche Methode ist schon vor längerer Zeit in den Annales des Mines von Ebelmen beschrieben
worden, nachdem sie auf dessen Veranlassung längere Zeit in Audincourt im Betrieb
gewesen war. Sie besteht darin, daß man die in ähnlicher Weise aufgefangenen Dämpfe
durch kaltes Wasser in einem einfach construirten Condensator verdichtet. Derselbe
ist in Fig. 5
dargestellt und besteht in einem 3' langen und 1,4' starken cylindrischen Gefäß von weißem Blech, welches
durch die fast 9'' weite Oeffnung a, b mit Wasser gefüllt wird. Durch diesen Cylinder geht ein beiderseits
geschlossener Kegel c, d, dessen oberes Ende 5'' stark ist, während das untere nur 1,7'' mißt. Drei Oeffnungen, welche am oberen Ende
desselben angebracht sind, communiciren jede durch eine Röhre von weißem Blech e mit einem Rauchloch desjenigen Meilers, von welchem
die Verkohlungsdämpfe zugeleitet werden. Die verdichtbaren Producte fließen am
unteren dünnen Ende aus, während die nicht verdichtbaren Gase durch eine andere,
ebendaselbst angebrachte Oeffnung entweichen. Um die Abkühlung schneller und
vollständiger zu bewirken, ist der Kegel noch von einer Röhre durchzogen, welche mit
ihren beiden offenen Enden frei in die Luft hinausragt und dadurch ein
ununterbrochenes Durchziehen von kalter Luft in ihrem Inneren hervorruft. Diese
Kondensatoren, die in der Mehrzahl angebracht werden müssen, sind auf dem Boden auf
Holzunterlagen aufgestellt. Die Rauchlöcher, in welche die von jenen ausgehenden
Röhren einmünden, werden bei 2,5' Höhe über dem Boden am
Meiler angebracht und sie genügen vollkommen, um den Verkohlungsproceß durch sie
allein zu bewirken, jedoch geht er dann langsamer vor sich, als wenn man noch
außerdem Rauchlöcher in gewöhnlicher Weise einstößt.
Ein Meiler von 60 Steren (17 1/2 württemb. Klaftern) gemischten Holzes hat
durchschnittlich 1800 Liter (1 Eimer, 8 Juni, 5 Maaß) rohen Holzessig geliefert, der
von ganz gleicher Qualität seyn soll, wie er bei der trockenen Destillation in
Retorten erzielt wird.
Vergleicht man beide Methoden mit einander, so muß bei gleicher Leistungsfähigkeit
der ersteren der Vorzug gegeben werden, hauptsächlich weil sie kein Wasser nöthig
hat, das in der Nähe der Kohlstelle nicht immer in größerer Menge zur Verfügung
steht und doch bei der Sommerköhlerei oft gewechselt werden muß; außerdem sind die
Anschaffungs- und jedenfalls die Unterhaltungskosten dort gewiß kleiner als
hier. Welcher von beiden Apparaten aber eine größere Ausbeute liefert, das müßten
vergleichende Versuche entscheiden.