Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die oberschaligen Schalwaagen
sind in Preußen verboten worden, weil das ihrer Anordnung zum
Grunde liegende Princip insofern fehlerhaft ist, als bei ihnen der Schwerpunkt des
Gewichts und des zu wägenden Körpers oberhalb des Unterstützungspunktes liegt, die
Construction derselben auch sonst nicht geeignet ist die Gewähr einer fortdauernden
Richtigkeit zu geben. Es ist deßhalb die Stempelung der sogenannten oberschaligen
Tafelwaagen, und daher auch deren Anwendung im Verkehre für unstatthaft erklärt.
(Preußischer Staatsanzeiger, 1855, Nr. 143.)
Uebersicht von Großbritanniens Eisenproduction und des
verbrauchten Schmelzguts im J. 1854.
Textabbildung Bd. 139, S. 154
Districte; Thoneisenstein;
Kohleneisenstein; aus der Kohlenformation; Ton; Rotheisenstein aus dem
Kohlenkalk. Tonnen; Kieselige Erze aus der Juraform. Tonnen;
Zuschlags-Kalkstein. Tonnen; Steinkohle Tonnen; Hohöfen im Betrieb;
Wochenproduction von 1 Ofen, Tonnen; Ganze Jahresproduction. Tonnen; Südwales;
Dean-Forest, Nordwales, Lancashire; Süd-Staffordshire;
Nord-Staffordshire; Derbyshire; Shropshire; Yorkshire; Northumberland;
Schottland; Summe
(Nach Truran's Werk „The iron manufacture
of Great Britain“ aus der Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen in Preußen, 1855, Bd. III Lieferung 3.)
Das vermeintliche Ueberziehen des Kupfers und Messings mit
Silicium, Wolframmetall oder Molybdän, als Surrogat der galvanischen
Versilberung.
Im Jahr 1852 übergab Chaudron-Junot der
französischen Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung, wornach es ihm gelungen
wäre, kupferne und messingene Gegenstände auf galvanischem Wege mit Silicium,
Wolframmetall oder Molybdän zu überziehen und ihnen durch diese wohlfeileren Metalle
die weiße Farbe und die Unveränderlichkeit der Versilberung zu ertheilen. Die mit
der Berichterstattung über diese angebliche Entdeckung beauftragten Chemiker begaben sich in die Anstalt
des Hrn. Chaudron-Junot
zu Paris und beobachteten daß in den Bädern, in welche man anscheinend nur
kieselsaure, wolframsaure und molybdänsaure Salze gebracht hatte, Tafelbestecke in
einigen Stunden eine ziemlich rein weiße Farbe annahmen. Als sie jedoch diese Stücke
analysirten, fanden sie in dem Ueberzug derselben keine Spur von Silicium, Wolfram
oder Molybdän, sondern bloß Silber. In einem zarten metallischen Pulver, welches
sich in demselben Bad abgesetzt hatte, ohne einem andern Metall anzuhaften, fanden
sie Silber, mit beiläufig 5 Procent fremdartiger Metalle, Kupfer, Eisen etc.
vermengt, aber weder Silicium noch Wolframmetall, hingegen Spuren von Cerium,
welches in kleiner Menge in dem Wolfram von Saint-Yrieix, bei Limoges,
enthalten zu seyn scheint, womit Chaudron die
wolframsauren Salze für seine Bäder bereitet hatte. Es gelang letzterm auch niemals,
im Laboratorium der Sorbonne mit Bädern, welche unter den Augen der Chemiker
bereitet worden waren, die weißen Ueberzüge auf Metallen zu erhalten, und er war
genöthigt seine Abhandlung mit dem Geständniß, daß sie einen großen Irrthum
enthalte, zurückzuziehen.
In der letzten Zeit hat Chaudron dessenungeachtet
Tafelbestecke, deren weißer Ueberzug angeblich aus Silicium oder Wolframmetall
besteht, unter der Benennung Argyrolithe den Handel
gebracht. Auch die chemische Untersuchung solcher Bestecke ergab, daß ihr Ueberzug
bloß durch eine dünne Silberschicht gebildet wird, was zur Aufklärung des Publicums
in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. (Aus Balard's Bericht in den Comptes rendus, December 1855, Nr. 25.)
Verfahren, aus natürlich vorkommendem borsaurem Kalk Borax zu
bereiten; von Th. Bell und H. Scholefields in London.
Das Material für diese Boraxbereitung ist der natürlich vorkommende borsaure Kalk,
welcher aus Südamerika gegenwärtig nach Europa gebracht wird. Die Patentirten nehmen
davon 500 Pfd. in gepulvertem Zustande, kochen ihn mit so viel Wasser, als zur
Bedeckung nöthig ist, setzen nach und nach 145 Pfd. concentrirte Schwefelsäure
hinzu, und unterhalten das Kochen ungefähr eine Stunde lang. Die gewonnene
Flüssigkeit bleibt dann stehen, um sich zu setzen; das Klare wird abgezogen oder
abfiltrirt, der Bodensatz ausgewaschen und das Waschwasser der vorigen Flüssigkeit
beigemischt. Ferner setzt man eine gesättigte Auflösung von 500 Pfund
krystallisirten schwefelsauren Natrons zu, kocht eine Stunde lang, klärt durch
Absetzen oder Filtriren, dampft zum Salzhäutchen ab, und läßt endlich den Borax
auskrystallisiren – Patentirt für das Königreich Hannover am 1. Mai 1855.
(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1855, S. 309.)
Ueber das Stroh- und Holzpapier von Heinrich Völter's Söhne in Heidenheim.
Hr. Wilhelm Oechelhäuser theilt
darüber in dem „Bericht der Beurtheilungscommission bei der allgemeinen
deutschen Industrieausstellung zu München im Jahre 1854“ (Heft 11 S.
21) Folgendes mit:
„Mit der Besprechung der Ausstellung von Heinrich Völter's Söhne in Heidenheim gelangen wir zu der wichtigen Frage von
den Surrogaten für die leinenen Lumpen – eine Frage, deren praktische
Lösung schon seit vielen Jahrzehnten vergebens erstrebt wird und deren Bedeutung
bei dem täglich fühlbarer hervortretenden Lumpenmangel in stetem Steigen
begriffen ist. Die Ausstellung der genannten Fabrikanten umfaßte nämlich bloß
solche Papiere, welche aus Holz oder Stroh, mit oder ohne Lumpenzusatz,
gefertigt worden sind. Amtliche Zeugnisse wie privative Erkundigungen bestätigen
die über die Mischungsverhältnisse und den Betriebsumfang gemachten
Mittheilungen der Aussteller.
Von dem Holzpapier erwähnen wir zunächst eines
Packpapiers, zur Hälfte aus Tannenholz, zur Hälfte aus Packlumpen, dann eines
ordinären Druckpapiers, ebenfalls zur Hälfte aus Tannenholz und zur Hälfte aus
bunten baumwollenen Lumpen gefertigt. Das Packpapier war außerordentlich fest
und kernhaft, und das Druckpapier entsprach in Reinheit, Festigkeit und Angriff
vollkommen den Anforderungen, die an derartige Sorten gemacht werden können;
mehrere württembergische Zeitungen, unter andern der Staatsanzeiger und der
Schwäbische Merkur, werden seit Jahren zum großen Theil auf ein Papier gedruckt,
dessen Holzzusatz wenig geringer ist. Demnächst ein mittelfeines weißes
Schreibpapier, aus 33 Proc. Aspenholz (Zitterpappel, Populus tremula), 17 Proc. baumwollenen und 50 Proc. Sacklumpen
bestehend, sehr gut und gleichmäßig gearbeitet, außerordentlich fest und gut
geleimt. Ferner ein sehr dünnes und festes Seidenpapier, zur Hälfte aus
Aspenholz, zur Hälfte aus Sacklumpen. Endlich ein recht schönes, kräftiges,
reines, gut gearbeitetes und geleimtes Postpapier, zu 20 Proc aus Aspenholz, 20
Proc. aus baumwollenen und 60 Proc. aus Leinenlumpen. Eine Untersuchung der
Qualität dieser Holzpapiere stellte das günstigste Resultat heraus. Von dem
verwendeten Holz waren Flecken, Knoten und Theilchen in der Durchsicht oder
Aufsicht des Papiers durchaus nicht zu entdecken, und mit Hülfe des Zusatzes von
Lumpen war ein vollkommen marktgängiges, an Ansehen und Festigkeit (namentlich
auch im Widerstande gegen Zerreißen) den aus reinen Lumpen gefertigten
Papiersorten durchaus gleichkommendes Fabricat erzielt worden. Nur die genaueste
Untersuchung ließ erkennen, daß hier die Anwendung eines Surrogats stattgefunden
hatte. Wir erwähnen hier auch noch eines schönen englisch glasirten Packpapiers
aus 4/5 festen Packlumpen und 1/5 Tannenholz; dasselbe ist matrisirt und nachher
feucht satinirt, wodurch Angriff, Festigkeit und Glätte außerordentlich gehoben
worden sind.
Die Strohpapiere waren gleich bemerkenswerth.
Abgesehen von dem gewöhnlichen Packpapier, wie man es längst im Norden des
Zollvereins, insbesondere in der Provinz Westphalen, in großen Mengen aus Stroh
erzeugt, war unter anderm ein feines weißes Druckpapier aus bloßem Stroh
ausgestellt, von sogar größerer Festigkeit und kernhafterem, eher etwas zu
sprödem Angriff, als die entsprechenden Sorten aus Lumpen. In der Aufsicht war
die Weiße und Reinheit selbst für Druck vollkommen genügend; nur in der
Durchsicht zeigten sich, von den Knoten im Stroh herrührend, manche nicht
vollkommen verkleinerte Theilchen, die indeß nicht so bemerkbar waren, um die
Verkäuflichkeit des Fabricats zu beeinträchtigen. Bei einem feineren Druckpapier
aus 2/3 Stroh und 1/3 Lumpen, waren diese Knötchen schon schwieriger
aufzufinden, und bei einem feinen Schreibpapier gleicher Mischung, sowie einem
Postpapier aus halb Stroh und halb Lumpen, zeigten sie sich fast gar nicht mehr.
Leimung, Festigkeit und Reinheit dieser Papiere ließen kaum etwas zu wünschen
übrig. Dagegen erschienen sämmtliche Strohpapiere etwas transparenter, als das
aus reinen Lumpen oder mit Holzzusatz gefertigte Papier; wo das Stroh nur als
Zusatz auftrat, fand dagegen das Durchscheinen auch nur in verhältnißmäßig
geringerem Grade statt.
Interessant waren die Resultate einer mikroskopischen Untersuchung der aus purem
Stroh gefertigten gebleichten Papiere. Es ergab sich nämlich, daß die Fasern,
wenn auch nicht ganz so lang, doch viel feiner und somit viel inniger verfilzt
erschienen, als selbst beim feinsten Postpapier aus Lumpen. Der den frischen
vegetabilischen Substanzen eigenthümliche Klebstoff, welcher bei alten
abgetragenen Lumpen gar nicht mehr vorhanden ist, mag außerdem beim Strohpapier
auf den innigen Zusammenhang der Theilchen und auf den Klang und Angriff des
Fabricats immer noch einigen Einfluß üben, wenn auch allerdings die Bleiche
diesen Stoff zum großen Theil zerstört.
H. Völter's Söhne haben schon vor 9 Jahren begonnen
Papier mit Holzzusatz zu verarbeiten, und diese Fabrication allmählich zu einer
vollkommenen Regelmäßigkeit und ansehnlichem Umfang ausgebildet, so daß sie
gegenwärtig gegen 3000 Centner Holz im Jahre zu Papier verarbeiten, und zwar zur
einen Hälfte Tannenholz für die ordinären, zur andern Hälfte Aspenholz für die
besseren Sorten.
In diesen Holzpapieren haben wir es also nicht mit den Resultaten vereinzelter
Experimente zu thun, sondern mit den normalen Erzeugnissen einer ausgedehnteren
Fabrication. Die Anwendung des Strohes für feinere gebleichte Sorten ist dagegen
von Völter's Söhnen erst in neuerer Zeit begonnen
worden; jedoch findet bereits seit einigen Monaten ein regelmäßiger Verbrauch von
circa 8 Centner Stroh per Tag, meistens für mittelfeine Druckpapiere statt; die Fabrication
in noch größerem Maaßstabe wird vorbereitet.
In England fabricirt man bekanntlich auch schon seit längerer Zeit mittelfeine
Papiere aus Stroh; jedoch ist uns bis jetzt noch kein Fabricat zu Gesicht
gekommen, welches das Völter'sche überträfe.
Vergleichen wir die beiden Surrogate, Holz und Stroh, zunächst mit den Lumpen und
dann unter einander, so ergibt sich Folgendes: Vorerst tritt das Holz nicht, wie
das Stroh, als ein absolutes Ersatzmittel der Lumpen
auf, sondern nur als ein Zusatz, indem das aus purem
Holz gefertigte Papier zwar Klang und Angriff, aber viel zu wenig absolute
Festigkeit hat, um für bessere Papiere je verwendet werden zu können, während
das Papier aus reinem gebleichten Stroh nicht bloß im
Angriff, sondern auch in der eigentlichen Festigkeit dem Lumpenpapier ungefähr
gleichkommt. Bei Stroh liegt also die Möglichkeit
vor, bis zu einer bestimmten Gränze die Lumpen vollständig zu ersetzen, wenn es auch in der Praxis immer nur als
Zusatz verwendet werden dürfte. Auch eignet sich dasselbe, indem es sich sehr
weiß bleichen läßt, besser für feinere Sorten, als das Holzpapier, bei dem das
Bleichen größere Schwierigkeiten zu haben scheint. Wollte man sich bei der
Beurtheilung der Völter'schen Proben auf einen
abstracten Standpunkt stellen, so würde man überhaupt von beiden Surrogaten dem
Stroh unbedingt den Vorrang vor dem Holz zuerkennen müssen. Auch in ökonomischer
Beziehung stellt sich noch ein großer Vorzug des Strohes dahin heraus, daß
dessen Verkleinerung bedeutend weniger Triebkraft erfordert, während aus der
Verkleinerung des Holzes eine Kraftersparniß nicht resultirt. Allein auf der
anderen Seite treten auch wieder wichtige Vorzüge des Holzes im Vergleich zum
Stroh hervor. Zunächst wird erst die Erfahrung darüber entscheiden, ob der
Fehler des zu starken Durchscheinens (Transparenz) dem Strohpapier unbedingt
anhaftet, oder ob derselbe leichter zu beseitigen ist; bis dahin darf dieser
Mangel, der dem Holzpapier nicht beiwohnt, keineswegs
als ein ganz geringfügiger betrachtet werden, indem er schon bei vielen anderen
Lumpensurrogaten (z.B. der Banane) als ein kaum zu beseitigender und die
Verwendung für feinere Papiere hindernder Uebelstand hervorgetreten ist. Bei
bloßem Zusatz von Stroh ist die Transparenz
allerdings nicht mehr so auffallend.
Demnächst zu der gleich wichtigen und in letzter Instanz den Werth eines
Surrogats entscheidenden Frage von den Fabricationskosten übergehend, zeigt das
Holz manche entschiedene Vorzüge. Wenn auch viel mehr Kraftaufwand zur
Verkleinerung bedürfend als das Stroh, kostet dagegen das Holz im Einkauf ganz
bedeutend weniger; es bedarf ferner selbst für die Verwendung zu mittelfeinen
Sorten keines Kochens und keiner Bleiche, während das
Stroh schon für die Verwendung zu dem ordinärsten Pack- und
Umschlagpapier einmal, für die besseren Sorten dagegen zweimal stark gekocht und
alsbald gebleicht werden muß. Endlich ergibt sich bei der Verwendung des Holzes
ein Abgang von nur etwa 10 Proc., während beim Stroh bei der Verwendung für ganz
ordinäre Papiere schon 30–40 Proc, für feine Papiere dagegen 60–70
Proc. verloren gehen. Aus diesen Erörterungen läßt sich indeß keineswegs eine
absolute Superiorität des einen oder des andern Surrogats herleiten. Wo
überflüssige Wasserkraft ist, wo das Brennmaterial, vielleicht auch das Stroh,
hoch im Preise stehen, da wird die Anwendung des Holzes vortheilhafter seyn,
während für Fabriken mit geringer Wasserkraft, denen billiges Brennmaterial und
billiges Stroh zu Gebote stehen, die Verwendung von Stroh günstigere ökonomische
Resultate geben wird. Auch das locale Verhältniß der Stroh- oder
Holzpreise zu den Lumpenpreisen entscheidet wesentlich mit.
Im allgemeinen läßt sich jedoch sagen, daß, vom ökonomischen Standpunkte
betrachtet, die Verwendung von Holz als Zusatz zu den Lumpen sich an allen Orten als vortheilhaft zeigen wird, während die
Verwendung des Strohes für feinere Sorten nur an solchen Punkten bedeutenden
Nutzen gewähren dürfte, wo die Lumpen theuer, Stroh und Brennmaterial aber
billig sind.
Schließlich erwähnen wir noch der von Völter's Söhnen
ausgestellten Proben von gekochten Lumpen, welche einen Schluß auf die
Vorzüglichkeit der von ihnen angewandten rotirenden Donkin'schen Kochapparate gestatten. Die Aussteller befassen sich
sowohl mit der Lieferung solcher Kessel, als auch sämmtlicher Apparate für
Anfertigung von Stroh- und Holzpapier. Ein sehr günstiges Zeugniß der
renommirten Papierfabrik an der Sihl bei Zürich, welches dem Ausschuß im Original
vorgelegt ward, bestätigt unter anderm deren vollkommene Zufriedenheit sowohl
mit den Leistungen der von Völter's Söhnen bezogenen
Maschine für Bereitung der Holzmasse, als auch mit der Verwendung dieses
Surrogats zu ordinären und mittelfeinen Schreib-, Druck- und
Tapetenpapieren.
Die Völter'schen Fortschritte verdienen im höchsten Grade die allgemeine Aufmerksamkeit aller
Gewerbsgenossen.“
Verfahren um zerbrochene Kautschukkämme wieder zu kitten; von
C. Burnitz, Kammmacher in Stuttgart.
Es kommt öfters vor, daß Kautschukkämme ihrer gerühmten Elasticität ungeachtet
zerbrechen. Diese Kämme, die sehr theuer bezahlt werden, sind dann zum Gebrauch
untauglich.
Ich kann nun folgendes Verfahren um die nach Goodyear's MethodeBeschrieben im polytechn. Journal Bd.
CXXXVII S. 448. gehärteten Kautschukkämme zu kitten, besonders empfehlen. – Nachdem
die abgebrochenen Enden abgeschrägt und genau aufeinander gepaßt worden sind, tauche
ich sie in eine Lösung von Gutta-percha in Schwefelkohlenstoff von
möglichster Reinheit und von der Consistenz des Syrups, und dann in eine Mischung
von 1 Theil Chlorschwefel und 10 Theilen Schwefelkohlenstoff. Durch die Aufnahme des
Chlorschwefels wird die Gutta-percha hornartig. Die abgeschrägten Flächen
werden zusammengepreßt und getrocknet. Zuletzt wird die gekittete Stelle gefirnißt
mit dem gebräuchlichen Gummilack. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 2.)
Ueber die Ursache des Wundwerdens der Hände bei
Wäscherinnen.
Es waren mehrfach Fälle vorgekommen, daß Wäscherinnen durch Abätzen der Epidermis
über große Flächen der Haut sehr erheblich wunde Hände bekamen. Eine genaue
Untersuchung der Umstände und der angewendeten Seife stellte heraus, daß dieses
Wundwerden in den meisten Fällen nicht der Beschaffenheit der angewendeten Seife
oder Lauge, sondern dem Umstande zuzuschreiben war, daß die betreffenden Personen
bei Großwäschen in Privathäusern übermäßig lange Zeit
ununterbrochen ihre Hände der Seifenbrühe und Lauge ausgesetzt hatten, da
jede Seifenbrühe ihrer Natur nach etwas ätzend wirken,
und in allzulanger Zeit die Epidermis der Hände angreifen muß. Bei dieser
Gelegenheit ergab die Untersuchung einiger Seifensorten nachfolgende Resultate:
100 Theile lufttrockner Seife enthielten, das Alkali als Natron berechnet:
Fettsäuren.
Alkali.
Wasser u.
unwesentliche Bestandtheile
a) Kernseife eines Mannheimer
Seifensieders
77,4
8,9
13,7
b) Eine Fabrikseife, wie sie im Handel
vorkömmt
52,5
8,0
39,5
c) Eine weiße Toilettenseife
(Cocosnußseife)
75,2
7,9
16,8
Die Cocosnußöl-Toilettenseife erzeugt auf der Zunge, oder als Rasirseife
angewendet, auf der Haut ein lebhaftes Brennen, und ist so ätzend, daß sie zum
Waschen offenbar gar nicht angewendet werden könnte. Es ist bemerkenswerth, daß gerade diese Seife die
kleinste Menge Alkali enthält, was offenbar durch das hohe Atomgewicht der
Fettsäuren, welche darin enthalten sind, seine Erklärung findet. (Briefliche
Mittheilung von Prof. Dr. H. Schröder in Mannheim.)
Ueber Aufbewahrung des Getreides.
In Folge der neuesten Vorschläge zum Conserviren des Getreides im Großen erinnert
Léon Dufour die französische Akademie der
Wissenschaften daran, daß er schon vor Jahren ein einfaches und wohlfeiles Verfahren
bekannt gemacht habe, um das Getreide vor dem Kornwurm, der Kornmotte, gegen jeden
Verlust zu verwahren. Dieses Verfahren (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 229), welches sich nun schon 20
Jahre bewährte, besteht darin, das reine und trockene Korn sogleich nach der Ernte
in Fässer zu füllen, deren herausgeschlagener oberer Boden durch einen gut
passenden, mit einem großen Stein zu beschwerenden Deckel ersetzt wird. Auch ein
Schiebdeckel könnte dessen Stelle vertreten. Diese Fässer sind ebenso viele
Getreidesäulen und der Raum des Kornspeichers wird dadurch verdreifacht. Daß
letzterer trocken seyn muß, versteht sich, er muß aber auch finster seyn, daher man
seine Läden geschlossen zu halten hat. Hr. Dufour hält es durchaus nicht für nothwendig,
daß das Getreide vom Luftzug berührt werde. Die Luft führt demselben allerlei
zerstörende Agentien zu und das Licht begünstigt die Entwickelung mehrerer
Keime.
„Mein Getreide, sagt er, blieb 20 Jahre von Wurm und Motte verschont,
während es früher, auf einem dem Licht und der Luft zugänglichen Boden
aufgeschüttet, jährlich von jenen heimgesucht war. Niemals zeigte sich in den
Fässern eine Erhitzung und das Getreide, vor Staub, Schmutz und jedem Verlust
durch Vögel und Ratten geschützt, erhielt sich immer rein, gutfärbig und zur
Brodbereitung wie zur Saat gleich gut geeignet. Die Getreidehändler zogen es
stets einem Getreide von gleicher Güte, welches auf andern Böden aufgeschüttet
worden war, vor.“ (Comptes rendus, Oct.
1855, Nr. 14.)
Ueber die Cultur des Weinstocks und der Kartoffeln im Jahr
1855; von Prof. A.
Payen.
Nach allgemeinen Beobachtungen ist in Frankreich der Wein noch niemals kräftiger
gewachsen, als an den Stöcken, welche dieses Jahr von der Krankheit nicht befallen
wurden, selbst wenn dieselben seit mehreren Jahren vom Schimmelpilz (Oïdium) heimgesucht worden waren – ein
Beweis, daß die Krankheit immer nur äußere Ursachen hatte und eine Entartung der
Pflanze nie eingetreten ist. Man fahre daher fort, den Schwefel als das beste Mittel
zu benutzen, um den Pilz zu zerstören; dabei muß man aber die von Hrn. Marès gegebenen Vorschriften
(polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 218)
beobachten.
Eines eben so kräftigen Wuchses erfreute sich die Kartoffel, welche äußerst
mehlreiche Knollen trug, auf allen Feldern, die von der Botrytis infestans verschont geblieben sind. Also auch hier keine
Entartung! Vielmehr ist zu hoffen, daß einige meteorische Veränderungen und
besonders mehrere so strenge Winter, wie der letzte, die Kartoffelkrankheit sehr
beschränken werden. (Comptes rendus, September 1855, Nr.
11.)
Ueber die Zusammensetzung zweier Abfälle der
Zuckerfabrication; von C. Marx.
In neuerer Zeit finden die künstlichen Düngungsmittel immer allgemeinere Anwendung,
und namentlich sind diejenigen sehr geschätzt, die reich sind an stickstoffhaltiger
Substanz und
phosphorsauren Salzen, so daß solche Dünger, wie z.B. der Guano, aus fernen Gegenden
eingeführt werden. Um so mehr erscheint es passend, aufmerksam zu machen auf manche
einheimische Producte, welche bis jetzt unserer Landwirthschaft noch nicht zu gute
kommen.
Durch Hrn. Prof. v. Fehling
wurden mir zwei Abfälle aus der Zuckerfabrik Heilbronn zur chemischen Untersuchung
übergeben, welche bei uns noch nicht die Anerkennung als Dünger erlangt haben, die
sie verdienen, so daß sie zum Theil sogar bis nach Frankreich versendet werden.
Beim Waschen der aus den Filtern kommenden Knochenkohle bleibt ein feines Pulver,
welches nicht wieder zum Entfärben des Zuckersafts verwendet wird. Ein solches
Pulver enthält im lufttrockenen Zustand 61 Proc. phosphorsauren Kalk und 3 1/2 bis 4
Proc. stickstoffhaltiger Substanz.
Der andere Abfall ist der Schaum, der bei der Läuterung des Rübensaftes entsteht. Der
Schaum wurde abgepreßt, um die festen Theile von den flüssigen zu trennen. Der
Preßrückstand war noch sehr feucht, sein Wassergehalt betrug 61 Proc., die trockene
Masse enthielt 45 Proc. stickstoffhaltige Substanz und gegen 8 Procent
phosphorsauren Kalk, so daß die Masse im feuchten Zustand 17 Proc.
stickstoffhaltende organische Substanz und 3 Proc. phosphorsauren Kalk enthält.
Zur Vergleichung geben wir die Analyse mehrerer Guanosorten. Nach Smith enthalten verschiedene Arten von südamerikanischem
Guano in 100 Theilen:
14,9 Phosphorsäure,
11,0 Stickstoff,
16,3 „
5,2
„
11,7 „
4,2
„
39,7 „
0,1
„
9,9 „
0,8
„
Obiger Preßrückstand enthält im getrockneten Zustand:
3,6 Proc. Phosphorsäure,
7,4 Proc Stickstoff.
Abfall der Knochenkohle
28,2 Proc. Phosphorsäure,
0,6 Proc. Stickstoff.
Reine Knochenasche enthält
38 Proc. Phosphorsäure.
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 1.)
Das Färben der Kaffeebohnen; von Dr. G. C. Wittstein.
Auf größeren Handelsplätzen bedient man sich verschiedener Kunstgriffe, geringeren
Sorten Kaffee ein besseres, den feinen Sorten ähnliches, mehr ins Grünliche
ziehendes Ansehen zu geben. Wie ich aus sicherer Quelle weiß, besteht eines dieser
Mittel darin, daß man zu den Bohnen in einem Fasse eine Anzahl Bleikugeln gibt und
hierauf das Faß eine Zeit lang hin und her rollt, wodurch sich von dem Blei fo viel
ab- und an die Bohnen reibt, daß jene Absicht wirklich erreicht wird. Ob der
Genuß so zugerichteten Kaffees schädlich ist oder nicht, das kümmert die Verfälscher
nicht.
Wie Löhr im Archiv der Pharmacie Bd. LXXXI S. 271
mittheilt, wendet man zur Färbung von Kaffeebohnen auch ein grünes Pulver an,
welches seiner Analyse zufolge, in 100 Theilen aus 15 Thln. Berlinerblau, 35 Thln.
chromsaurem Bleioxyd (Chromgelb), 35 Thln. eines Gemenges von Gyps und Thon und l5
flüchtigen Bestandtheilen nebst Feuchtigkeit zusammengesetzt ist. (Aus des
Verfassers Vierteljahresschrift für prakt. Pharmacie Bd. IV S. 457.)