Titel: | Ueber die hölzernen Wasserleitungsröhren der HHrn. Trottier, Schweppé und Comp.; von Hrn. Tavernier. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. V., S. 25 |
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V.
Ueber die hölzernen Wasserleitungsröhren der
HHrn. Trottier,
Schweppé und
Comp.; von Hrn. Tavernier.
Aus Armengaud's Génie industriel, Decbr.
1855, S. 319.
Tavernier, über hölzerne Wasserleitungs-Röhren.
Hölzerne Wasserleitungsröhren sind seit Jahrhunderten bekannt, und man findet sie
noch überall in Gebirgsgegenden und da wo Fichtenstämme nicht theuer sind. Zwar
faulen sie leicht, sie sind aber auch sehr bald wieder ausgewechselt, da weder ihre
Bohrung noch das Legen und Zusammenfügen Schwierigkeiten darbieten. Ueberdieß haben
hölzerne Wasserleitungsröhren manche Vorzüge vor thönernen, steinernen und
gußeisernen; auch blecherne, mit Bitumen umgebene Röhren hat man versucht, jedoch
ohne günstigen Erfolg, weil zwischen dem Blech und dem Bitumen keine hinreichende
Adhärenz stattfindet.
Es war daher eine glückliche Idee der genannten Fabrikanten, das Bitumen mit dem
Holze zu vereinigen, und obgleich derartige Röhren keinen bedeutenden Druck
auszuhalten vermögen, so sind sie doch unter gewöhnlichen Verhältnissen zu
Wasser- und Gasleitungen etc. sehr zweckmäßig. Sie haben vor gußeisernen und
thönernen Röhren den Vorzug, daß sie von chemischen Agentien nicht zerfressen
werden, dann daß sie leichter und besser zu transportiren sind. Im Vergleich mit den
aus Blech und Bitumen bestehenden Röhren haben sie den Vorzug, daß sich Holz und
Bitumen besser verbinden.
Das Bohren der Röhren auf die gewöhnliche Weise hat zwar keine Schwierigkeiten, es
geht dabei aber viel Holz verloren und dieß muß unter den jetzigen Verhältnissen
vermieden werden, um Concurrenz und gute Preise halten zu können. Es wird daher bei Hrn. Heim. Trottier folgendes Verfahren angewendet.
Man denke sich einen Cylinder von Eisenblech der senkrecht steht und mit einem, von
einer Dampfmaschine betriebenen Räderwerk in Verbindung ist. Am obern Ende dieses
Cylinders befindet sich eine Art von Kreissäge, die eine ähnliche Einrichtung hat,
wie ein Draufbohrer (Bohrwinde). Dieser Cylinder wird durch einen beweglichen Hals
in seiner Stellung erhalten. Der auszubohrende Holzstamm wird senkrecht über dem
Werkzeuge angebracht, auf welches er mit seinem ganzen Gewicht drückt. Er wird durch
bewegliche Hälse gehalten, die in Falzen gleiten, und seine niedergehende Bewegung
wird durch Seile von dem Arbeiter regulirt. Die Maschine wird in Betrieb gesetzt und
das Werkzeug erhält eine schnelle rotirende Bewegung. Die Säge dringt in das Holz
und bringt einen leeren Raum hervor, der nur so weit ist, als die Dicke der Säge
beträgt. Die Sägespäne fallen von selbst heraus. Auf diese Weise schneidet die
Cylindersäge eine runde Walze heraus und läßt eine Röhre zurück. Wird eine weite
Röhre aus einem starken Stamm geschnitten, so ist die erhaltene Walze stark genug,
um eine zweite, engere Röhre daraus schneiden zu können.
So kann ein 40 Centimeter oder 16 Zoll starker Stamm drei Röhren geben, wovon die
erste 29 Centimeter, die zweite 162 Millim. und die dritte 54 Millim. weit ist. Es
geht also nichts von dem Holz verloren, da selbst die Sägespäne zum Heizen des
Dampfkessels benutzt werden.
Die in der erwähnten Fabrik gebohrten Röhren haben eine Länge von beiläufig zwei
Metern. Zuerst werden die Stämme von der Borke befreiet, dann mit der Art aus dem
Groben behauen und endlich gebohrt. Um das Aeußere der Röhren zweckmäßig abzurunden,
wenn sie nicht selbst aus weitern Röhren ausgeschnitten sind, wird ein ähnliches
Werkzeug wie zu der erstern Arbeit verwendet; nur bewegt sich die Röhre sehr schnell
und das Werkzeug besteht aus einem Halse, im Innern mit Schneiden versehen, welche
die Rundung geben, die gar nicht vollendet zu seyn braucht, da alsdann das Holz mehr
Adhäsion zum Bitumen hat.
Die auf diese Weise vorbereiteten Röhren kommen in einen Bottich, welcher sehr
flüssiges Bitumen enthält und bleiben eine Zeit lang darin, um sich sowohl im
Innern, als auch äußerlich. gehörig mit der harzigen Flüssigkeit zu imprägniren.
Darauf kommen sie in einen zweiten Bottich, welcher dickeres Bitumen enthält, um den
Ueberzug dicker zu machen, worauf sie im Sande herum gerollt werden, um die äußere
Bitumenrinde noch fester zu machen. Die einzelnen Röhren müssen nun luft- und
wasserdicht zusammengefügt werden, welches durch Schrauben bewirkt wird. Das eine
Ende jeder Röhre erhält nämlich ein eisernes Futter mit Mutterschraubengängen, das
andere dagegen eine eiserne hervorstehende Büchse, deren Gewinde in die
Mutterschraube eingeschraubt werden. Diese Verbindung läßt, wenn sie mit Sorgfalt
und Geschicklichkeit ausgeführt wird, nichts zu wünschen übrig.
Die aus den Röhren herausgeschnittenen Walzen und Stäbe werden zu verschiedenen
Zwecken benutzt und die Abfälle dienen zum Feuern der Dampfmaschine. – Die
Röhren zeigen sich in jeder Beziehung als zweckmäßig, da sie einem Druck von acht
Atmosphären widerstehen können, was in den meisten Fällen ausreicht. Auch kann man
sie in den Fällen, wo sie einen großen Druck auszuhalten haben, mit Blech umgeben
und dadurch viel fester machen.