Titel: | Goodman's mit Hanf gefütterte Achsenlager für Eisenbahnwagen. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XVII., S. 93 |
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XVII.
Goodman's mit Hanf
gefütterte Achsenlager für Eisenbahnwagen.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, April 1855, S.
5.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Goodman's Achsenlager für Eisenbahnwagen.
Die Anwendung von Hanfverpackung für Dampfkolben ist fast überall aufgegeben worden,
da man die Ueberzeugung bekam, daß Metallringe zu diesem Zweck besser taugen.
Obgleich aber die Metallringe für reibende Flächen, wenn dieselben einer hohen
Temperatur ausgesetzt sind, fast allgemein in Gebrauch gekommen sind, so kann man
doch dem Hanf, wenn er unter gewöhnlichen Umständen angewendet wird, keinen
Nachtheil vorwerfen, und auch nicht bestreiten, daß er bei gehöriger Zubereitung mit
Vortheil das Metall zu ersehen vermag.
Goodman's Eisenbahnwagen stehen nur auf Lagern von Hanf,
welcher mit einem Schmiermittel getränkt ist. Seine Achsenbüchsen sind in Fig. 24
dargestellt, und haben im Allgemeinen viele Aehnlichkeit mit einer gewöhnlichen umgewendeten
Achsenbüchse; sie bestehen ganz aus Gußeisen, und haben innen der Länge nach eine
Anzahl von Rippen, und der Raum zwischen denselben ist dicht mit Hanf ausgefüllt,
welcher vorher mit einer Mischung von Talg, Schwefel und Graphit getränkt wurde.
(Goodman verwendet übrigens statt des Hanfes auch
Flachs, Wolle, Baumwolle oder Lederspäne.) Gegen Luft und Staub sind seine Büchsen
durch zwei dünne gußeiserne Platten geschützt, welche auf die Enden aufgeschraubt
werden. Eine solche mit Hanf gefütterte Büchse war vier Monate lang unter einem
Lastwagen der Buffalo- und New-York-Eisenbahn im Gebrauche, und
wurde während zweier Monate nur zweimal geschmiert. Später wurde ein Personenwagen
erster Classe mit lauter solchen Büchsen versehen, und dieser ist seit mehr als zwei
Monaten täglich bei einem Eilzuge im Gebrauche, ohne daß sich während dieser Zeit
eine Unterbrechung irgend einer Art gezeigt hätte.
Die Art und Weise die Hanfverpackung in die Büchsen zu bringen, ist höchst einfach,
und besteht darin, die Büchse in ihrer richtigen Stellung an die Achse oder einen
ganz gleich gestalteten Dorn anzulegen, und dann den getränkten Hanf mit einem
Kalfatereisen in die zur Aufnahme desselben bestimmten Zwischenräume fest
einzutreiben.
Die Kapsel für das Tropföl ist unter die Büchse gehängt, und ihr Gewicht wird durch
eine Feder getragen, welche zwischen ihr und dem darunter befindlichen Schieber
liegt.
Die eigentliche Schmierkapsel ist oben an die Achsenbüchse, wie dieß die Zeichnung
zeigt, angegossen, und so groß, daß sie ungefähr drei Viertel einer Pinte faßt; sie
ist mit einem um ein Scharnier drehbaren Blechdeckel bedeckt. Die vollständige
Achsenbüchse wiegt beiläufig 63 Pfd., während das Gewicht einer gewöhnlichen Büchse
60 Pfd. beträgt.
Die Ersparniß bei Anwendung der Goodman'schen Achsenbüchse
ist ziemlich beträchtlich, da die Kosten der ganzen Verpackung sich auf ungefähr 14
Cents belaufen, während das gewöhnlich angewandte Metallfutter beiläufig 7 Pfd.
wiegt, und fast zwei Dollars mehr kostet. Die Dauer des angewandten Materiales
scheint allen Anforderungen zu entsprechen, da die Abnutzung derjenigen Büchse,
welche am längsten im Gebrauch war, bis jetzt kaum bemerkbar ist. Der Hauptpunkt, um
welchen es sich noch handeln wird, und der noch in Frage steht, ist der Grad des
Widerstandes oder der Reibung, den diese Büchse der Bewegung entgegensetzt; einige
Maschinisten der erwähnten Eisenbahn meinen nämlich, daß die mit solchen Büchsen
versehenen Wagen eine größere Zugkraft erfordern, als Wagen mit gewöhnlichen
Achsenbüchsen.