Titel: | Bereitung von Wasserstoffgas durch Zersetzung des Wasserdampfs mittelst Kohle; von A. Jacquelain zu Paris. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XXIX., S. 129 |
Download: | XML |
XXIX.
Bereitung von Wasserstoffgas durch Zersetzung des
Wasserdampfs mittelst Kohle; von A. Jacquelain zu Paris.
Aus dem London Journal of arts, Febr. 1856, S.
95.
Jacquelain's Bereitung von Wsserstoffgas.
Um nahezu reines Wasserstoffgas für Heizungs- und Beleuchtungszwecke
darzustellen, benutze ich folgendes Princip, von dessen Richtigkeit ich mich durch
zahlreiche Versuche überzeugt habe: der Kohlenstoff wirkt auf den Sauerstoff des
Wassers gerade so, als wenn letzterer im freien Zustande wäre. Bringt man nämlich
den Wasserdampf mit Kohlenstoff bei der Hellrothglühhitze in Berührung, so erhält
man Kohlenoxyd- und Wasserstoffgas, wenn der Kohlenstoff in Ueberschuß
vorhanden ist; man erhält hingegen Kohlensäure und Wasserstoff, wenn man den
Kohlenstoff in überschüssigem Wasserdampf verbrennt, weil das anfangs gebildete
Kohlenoxyd den Wasserdampf zersetzt und dadurch in Kohlensäure umgewandelt wird.
Sollte daher ein Gemisch von Wasserstoff und Kohlensäure noch Kohlenoxydgas
enthalten, so braucht man es zur Reinigung von letztem: nur in Vermischung mit
überschüssigem Wasserdampf der Glühhitze auszusetzen, wodurch das Kohlenoxyd in
Kohlensäure verwandelt wird, indem dabei ein gleiches Volum Wasserstoffgas
entsteht.
Dem Gemisch von Kohlensäure und Wasserstoffgas kann man die Kohlensäure in bekannter
Weise durch Kalkhydrat vollständig entziehen.
Der Apparat zur Darstellung des Wasserstoffgases nach diesem PrincipPatentirt für England am 22. August 1854. besteht in einer verticalen thönernen oder gußeisernen Retorte, welche man
im Glühen erhält; in dieselbe läßt man einerseits von oben mittelst eines mit einem
Schieber versehenen Trichters continuirlich Kohlenpulver Fällen, während
andererseits durch eine Seitenöffnung in dieselbe Wasserdampf (wahrscheinlich
überhitzter) in solcher Menge eingeleitet wird, daß er im Verhältniß zu dem durch
den Retortenraum Fällenden Kohlenpulver im Ueberschuß vorhanden ist. Aus dieser
Retorte strömt das Gas in eine andere, ebenfalls glühende, mit Ziegelstücken
gefüllte Retorte, damit das in ihm enthaltene Kohlenoxydgas hier durch die Wirkung
des Wasserdampfes, den man erforderlichenfalls noch besonders in diese zweite
Retorte einleitet, möglichst vollständig in Kohlensäuregas übergeht, während andererseits ein
fernerer Antheil Wasserstoffgas entsteht. Nachdem das aus der zweiten Retorte
ausströmende Gas durch Kalkhydrat von Kohlensäure befreit worden ist, besteht es in
nahezu reinem Wasserstoffgas.
Wenn man gewöhnliches Leuchtgas (oder den Dampf von festen oder flüssigen
Kohlenwasserstoffen) in Vermischung mit überschüssigem Wasserdampf durch glühende
Retorten leitet, so verwandelt es sich ebenfalls in ein Gemisch von Wasserstoff und
Kohlensäure.
Um bei Anwendung zur Beleuchtung die Wasserstoffflamme
leuchtend zu machen, bringt man in derselben ein Netzwerk von Platin oder Asbest an,
oder man imprägnirt das Gas mit dem Dampfe einer geeigneten
Kohlenwasserstoffverbindung.
Zu Heizzwecken ist das Wasserstoffgas unmittelbar
anwendbar.