Titel: | Beschreibung eines von Hrn. Bonnefille an der gewöhnlichen Canalwaage angebrachten Apparates, um dieselbe als Neigungsmesser gebrauchen zu können. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XXXVIII., S. 176 |
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XXXVIII.
Beschreibung eines von Hrn. Bonnefille an der
gewöhnlichen Canalwaage angebrachten Apparates, um dieselbe als Neigungsmesser
gebrauchen zu können.
Aus Armengaud's Génie industriel, Januar
1856, S. 33.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Boneville's Apparat zum Messen von Gefällen.
Dieser Apparat, welcher auf der Pariser Ausstellung zu sehen war, ist äußerst
einfach. Man kann ihn leicht an der einen Fiole der Canalwaage anbringen, und er
gibt, ohne eine Justirung und Rechnung zu erfordern: 1) die Entfernung zwischen zwei
Punkten, dieselben mögen zugänglich seyn, oder nicht; 2) die Höhe irgend eines
Gegenstandes, z.B. eines Hauses, Baumes etc.; 3) mehrere Gefälle oder Rampen, so wie
eine Horizontallinie; 4) gleichzeitig mehrere Abhänge, die entgegengesetzte
Richtungen haben, und eine Horizontallinie.
Die bis jetzt gebräuchlichen Instrumente zum Messen von Neigungen oder Gefällen,
erforderten immer von Seite des sie Handhabenden eine gewisse Kenntniß und
Geschicklichkeit, um zuverlässige Resultate zu liefern; bei dem nun zu
beschreibenden Apparat aber ist weder Kenntniß noch Geschicklichkeit nothwendig,
derselbe kann ebensogut den Händen des Arbeiters anvertraut werden, als denen des
Ingenieurs.
Fig. 20 ist
eine verticale Ansicht des neuen Apparates in seiner Verbindung mit einer der Fiolen
einer Canalwaage.
Fig. 20* ist
ein horizontaler Durchschnitt durch den Ring, welcher die Verbindung mit der
Canalwaage herstellt.
Der Apparat besteht: 1) Aus einem messingenen, mit einem Scharniere versehenen Ringe
r, welcher über die Fassung der einen Fiole F paßt. Die Mitten der beiden Fiolen sind, wie fast
immer bei den Canalwaagen, 1,25 Meter weit von einander entfernt. Eine Stellschraube
v klemmt den Apparat an die Fiolenfassung an, indem
sie die beiden Ringhälften zusammendrückt.
2) Aus zwei ebenfalls messingenen Stangen m und u, von denen die eine m in
Tausendtel, die andere n in Hundertel der
Canalwaagenlänge getheilt ist.
In jede dieser Stangen sind an einer Kante Zähne eingeschnitten; sie gehen durch eine
Hülse oder verticale Büchse x, die mit dem Ringe aus
einem Stücke ist, und lassen sich durch zwei Getriebe vertical bewegen, von denen das eine p in die Stange m eingreift,
das andere i in die Stange n. Die in Hundertel getheilte Stange n ist bei
jedem Theilstriche mit einem kleinen Loche versehen, welches eine Nadel aufnimmt,
und sie in horizontaler Lage erhält. Die Stange m ist in
Hundertel und Tausendtel getheilt, und die Theilung geht vom Nullpunkte an sowohl
aufwärts als abwärts. Die Länge jeder Stange beträgt ungefähr zwei Decimeter, und
bei richtiger Anordnung ihrer Theilungen kann man mit denselben Neigungen von 1
Millimeter bis zu 25 Centimetern pro Meter messen.
Gebrauch des Apparates. – Gesetzt es sey die
Neigung pro Meter zwischen zwei Punkten A und B zu bestimmen, so
stellt man die Canalwaage auf der Station A auf, und
zwar in der Richtung von A, B. Hierauf stellt man den
Nullpunkt der Stange m in gleiche Höhe mit der
Wasseroberfläche in der Fiole F, dann verschiebt man die
Mire auf ihrer Latte so, daß sie senkrecht über dem Punkte A des Bodens steht, und gleiche Höhe mit der Wasseroberfläche in der
zweiten Fiole hat. Alsdann stellt man die unveränderte Mire in dem Punkte B auf, und rückt die Stange n so lange herunter, bis die Mire, die Wasseroberfläche in der zweiten
Fiole und die Nadel, welche in eines der Löcher der Stange n gesteckt wurde, in einer Visirlinie liegen. Die Anzahl von Hunderteln
und Tausendteln der Theilung, die zwischen dem Nullpunkte auf m und der Nadel in der Stange n liegt, drückt
alsdann das verlangte Gefalle aus. Dieses Gefälle ist abwärts oder aufwärts gehend,
je nachdem die Nadel über oder unter dem Nullpunkte der Stange m steht.
Um eine Rampe von bestimmter Neigung auszustecken, stellt man das Instrument und die
Mire wie vorhin auf, dann stellt man die Stange mit der Nadel so, daß zwischen
letzterer und dem Nullpunkte auf m sich so viele
Tausendtel befinden, als die Neigung betragen soll. Hierauf bringt man die Mire auf
den zweiten Punkt und stellt sie so auf, daß sie in der Visirlinie liegt, die durch
die Nadel und die Wasseroberfläche in der zweiten Fiole geht.
Aus dem Vorhergehenden erhellt, daß man die Stange n auch
ganz entbehren könnte, wenn man bei den Hunderteltheilstrichen ähnliche Löcher in
die Stange m bohren würde. In diesem Falle würde man die
Neigung aus der Anzahl von Tausendteln erhalten, die zwischen der Nadel und der
Wasseroberfläche liegen, nur würde das Ablesen etwas schwieriger seyn, als bei
Anwendung der zwei Stangen.
Man könnte nun einwerfen daß, da die Theilungen der Stangen im Verhältnisse zur Länge
der Canalwaage stehen müssen, für jedes andere Instrument wieder eine neue Theilung gemacht werden müßte.
Diesem Uebelstande könnte man dadurch abhelfen, daß man einerlei Theilung annimmt,
die für eine bestimmte Länge einer Canalwaage paßt, und dann alle Canalwaagen gleich
lang macht, was durch Abschneiden oder Anlöthen der Röhren leicht möglich wäre.
Die leichte Anwendbarkeit des beschriebenen Apparates macht denselben allen
denjenigen nützlich, welche sich mit Kunstbauten beschäftigen, ebenso auch den
Gutsbesitzern und Oekonomen, die gewisse Böschungs- oder Terrassenarbeiten
vorzunehmen haben. Man kann denselben mit Vortheil gebrauchen: 1) beim Ausstecken
von Straßen auf hügeligem Boden; 2) um in angesäeten Feldern die Richtung der
Abzugsgraben zu bestimmen; 3) um vorher projectirte, bestimmte Gefälle auszustecken,
und 4) bei Bewässerungs- oder Entwässerungsanlagen.