Titel: | Capitän Ericsson's neue Luftexpansionsmaschine. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LIV., S. 259 |
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LIV.
Capitän Ericsson's neue
Luftexpansionsmaschine.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1856, Nr.
1691.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Ericsson's neue Luftexpansionsmaschine.
Das Wesentliche vorliegender Erfindung besteht darin, daß der Regenerator und Heizer
oder beide, mittelst der combinirten Bewegungen zweier innerhalb des
Arbeitscylinders befindlicher Kolben, ohne Anwendung einer besondern Speisungspumpe,
bei jedem Hub der Maschine mit frischer comprimirter Luft versehen werden. Dieses
geschieht unter einem Gleichgewicht des Druckes, so daß der Speisungskolben während
der Füllung oder Speisung des Regenerators oder Heizers von jedem Widerstand befreit
wird. Zugleich versieht einer dieser Kolben den Dienst des Arbeitskolbens, indem er
die volle Kraft auf die Maschine ausübt, ohne durch irgend einen nicht balancirten
Druck gegen den Speisekolben eine Verzögerung zu erleiden.
Fig. 15
stellt diese Maschine mit den beiden Cylindern, Kolben und dem Luftheizungsapparate
im horizontalen Durchschnitte, Fig. 16 im Aufrisse dar.
Die Maschinen sind einfach-wirkend, und zwei derselben sind durch eine
Kurbelwelle verbunden. Beide Kurbeln sind unter einem Winkel von 180° gegen
einander gestellt, so daß, während der Kolben der einen Maschine durch die Spannung
der erhitzten Luft getrieben wird, der Kolben der andern Maschine seinen
rückgängigen Hub macht, und umgekehrt. Da beide Maschinen in ihrer Construction
identisch sind, so gilt die Beschreibung der einen zugleich für die andere.
Der Cylinder a ist an dem einen Ende offen, an dem andern
mit einem Deckel b versehen; dieser hat in seiner Mitte
eine Oeffnung, die in einen Ventilkasten d führt.
Letzterer hat zwei Oeffnungen e und f, welche mit Ventilen g versehen
sind. Die Stange des Ventils g tritt durch die hohle
Stange des Ventils h, und beide werden durch einen
geeigneten Mechanismus, welcher die Perioden der Bewegungen gibt, in Thätigkeit
gesetzt. Die Oeffnung f führt mittelst einer Röhre i in eine Kammer j, welche
ein System enger Röhren k umgibt, die den sogenannten
Regenerator bilden. Zwischen diesen Röhren circulirt die aus dem Cylinder tretende
Luft, und theilt ihre Wärme der in den Röhren befindlichen kalten Luft mit. Die
Oeffnung e communicirt mit den Röhren m des sogenannten Heizers. Das Röhrensystem k, welches den Regenerator bildet, ist mit beiden Enden
an eine Platte n befestigt und öffnet sich in zwei
Kammern o und p. Die eine
o steht durch die Röhre q und durch das nach außen sich öffnende selbstthätige Ventil r mit dem Cylinder a in
Verbindung; die andere p communicirt mit den Heizröhren
m, welche vermöge ihrer Windungen der von einem Ofen
s entwickelten Wärme eine bedeutende Heizoberfläche
darbieten. Das Röhrensystem m, m ist über dem Feuer
angeordnet, so daß die Verbrennungsproducte auf ihrem Weg nach dem Canal t zwischen denselben circuliren. Die Bodenplatte des
Canals t ist ein Röhrenblech, an welches ein System von
Röhren u befestigt ist, durch das die
Verbrennungsproducte nach dem Canal w und von da in den
Schornstein gelangen.
Die Röhren u sind in eine Kammer eingeschlossen, welche
durch eine in der Nähe des Bodens befindliche Oeffnung v
von außen einen Luftstrom aufnimmt. Oben befindet sich eine andere Oeffnung x, durch welche der Luftstrom, nachdem er die Röhren
umspielt und von denselben Wärme aufgenommen hat, seinen Weg nimmt, so daß die
Verbrennungsproducte mit einer sehr niedrigem Temperatur ins Freie entweichen. Es
sind nämlich zwei entgegengesetzte Ströme zu beachten, wovon der eine der
atmosphärische Strom ist, welcher von den kältesten nach den heißesten Enden der
Röhren geht und die Wärme der durch die Röhren nach der entgegengesetzten Richtung
streichenden Verbrennungsproducte stufenweise absorbirt.
Von dem Canal x strömt die erwärmte Luft abwärts durch
einen verticalen Canal y, welcher mit zwei Oeffnungen
z und a' versehen ist,
die beide mittelst Dämpfern oder Registern regulirt werden. Die eine führt unter den
Rost in den Ofen, um das Feuer anzufachen, wenn eine größere Hitze erforderlich ist;
die andere führt oberhalb des Feuers, um die Luft direct nach den Heizröhren m gelangen zu lassen, wenn es nöthig erscheint, die
Hitze der Röhren zu mäßigen. Durch diese Anordnung wird eine große
Brennmaterial-Ersparniß erzielt, und der Maschinenwärter in den Stand
gesetzt, die Wärme der Heizröhren mit der größten Leichtigkeit zu reguliren. Der Cylinder ist
mit zwei Kolben b' und c'
versehen. Der eine, dem offenen Ende des Cylinders näher liegende Kolben b' der sogenannte Arbeitskolben, ist mit einem selbstthätigen Ventil d' versehen, welches sich nach Innen öffnet, und der andere c', der Speisekolben,
befindet sich zwischen dem Arbeitskolben und dem Deckel des Cylinders.
Die Stange f' des Speisekolbens tritt durch eine in dem
Arbeitskolben befindliche Stopfbüchse e. Diese
Kolbenstange umfaßt das Ende eines um den Zapfen h'
schwingenden Arms g', welcher zu beiden Seiten des
Zapfens h' die Rollen i' und
j' enthält. Diese Rollen, welche die Bestimmung
haben, die Bewegungen des Speisekolbens zu reguliren, werden abwechselnd durch zwei
an der Kurbelwelle m' befindliche Excentriken k' und l' in Bewegung
gesetzt; das Excentricum k' wirkt auf die Rolle i' und das andere l' auf die
Rolle j'. In Fig. 15 sind der Arm und
die beiden Excentriken nur in Verbindung mit der einen Maschine dargestellt; Fig. 16 zeigt
den Arm und seine Rollen in beiden entgegengesetzten Stellungen. Das Excentricum k' wirkt auf die Rolle i',
um den Speisekolben nach Innen zu bewegen, und das andere Excentricum l' beherrscht seine Bewegung in der entgegengesetzten
Richtung. Der Arbeitskolben besitzt zu beiden Seiten der Stopfbüchse e' die Bolzen m'', m'', von
welchen zwei Schubstangen n', n' nach dem Arm o' einer oscillirenden Welle p' gehen. Letztere ist noch mit einem andern unter dem geeigneten Winkel
angeordneten Arm q' versehen, welcher durch eine Stange
r' mit der Kurbel s' der
Welle m' verbunden ist. Die erforderlichen Bewegungen
der Ein- und Ausströmungsventile werden mittelst eines geeigneten Mechanismus
von der Kurbelwelle hergeleitet.
Ich gehe nun zur Beschreibung der Wirkungsweise der Maschine über, wobei ich annehme,
daß die Feuerung der Oefen bereits in gehörigem Gang sey.
Mit Hülfe einer an der Kammer p an dem einen Ende des
Regenerators angebrachten Handluftpumpe wird zuerst atmosphärische Luft bis zum
Druck von ungefähr 1 Atmosphäre eingepumpt, worauf sich die Maschine in
arbeitsfähigem Zustande befindet. Die Kurbeln müssen, wie dieses auch bei
Dampfmaschinen üblich ist, am Anfang über den todten Punkt hinaus bewegt werden.
Angenommen, die Kolben der Maschine befinden sich in der Fig. 16 dargestellten
Lage an dem Ende ihres auswärtsgehenden Hubes. Während nun die in der Richtung des
Pfeils sich bewegende Kurbel s' den äußeren tobten Punkt
überschreitet, und dadurch dem Arbeitskolben b' nur eine
geringe Bewegung mittheilt, wird der Speisekolben c'
durch die Wirkung des
Excentricums k' gegen die Rolle i' des Arms g' rasch von dem Arbeitskolben
entfernt. Dieses Excentricum rotirt nämlich in der Richtung des Pfeils, und seine
wirksame Fläche ist so gestaltet, daß die Bewegung des Kolbens langsam beginnt,
rasch zunimmt und gegen das Ende des Hubes allmählich anhält; der Kolben bleibt
sodann in Ruhe, während der äußerste Theil des Excentricums an der Rolle
vorübergeht. Während dieser einwärts gehenden Bewegung des Speisekolbens legt der
Arbeitskolben nur eine geringe Strecke seines gleichfalls nach Innen gehenden Hubes
zurück; daher öffnet sich das Ventil d' des
Arbeitskolbens durch den Druck der Atmosphäre, um der kalten Luft den Eintritt in
den zwischen beiden Kolben befindlichen Raum zu gestatten. Sobald der Speisekolben
still steht, schließt sich die Oeffnung f, und die
fortgesetzte Bewegung des Arbeitskolbens nach Innen fängt an die auf solche Weise
zugeführte kalte Luft zu comprimiren, welche sofort das selbstthätige Ventil d', durch das die Luft eingetreten war, schließt. Diese
kalte Luft wird durch den Arbeitskolben bis an das Ende seines nach Innen gehenden
Hubes fortwährend comprimirt, und da die zu dieser Compression erforderliche Kraft
von der andern Maschine hergeleitet wird, so ist es wichtig, die Bedingung der
Verbindungen zu beobachten. Jetzt beginnt der Speisekolben der einen Maschine seinen
Hub, und die Luft strömt in Folge des atmosphärischen Druckes ein; wenn der Arm o' der oscillirenden Welle p', womit der Kolben durch die Stange n'
verbunden ist, seine größte Hebelwirkung erreicht hat, so befindet sich der
entsprechende Arm an der oscillirenden Welle der andern Maschine in seiner kleinsten
Wirkung. Während sich aber der Kolben nach Innen bewegt, und die stufenweise
Compression der zugeführten Luft den Widerstand vermehrt, wirkt der Arm o' allmählich als kürzerer Hebel, und der nämliche Arm
der andern Maschine als längerer Hebel, so daß die zur Comprimirung der zugeführten
Luft nöthige Kraft möglichst zweckmäßig verwendet ist.
Ehe der Speisekolben den so eben beschriebenen Hub nach Innen beginnt, öffnet sich
das Ventil g. Das Ventil h
hat sich vorher geschlossen, so daß die Füllung erhitzter Luft, durch welche der
vorhergehende Hub der Maschine vollbracht worden war, ins Freie entweichen kann. Die
zur Bewegung des Speisekolbens nach Innen erforderliche Kraft ist demnach sehr
gering, indem die Luft auf der einen Seite ins Freie entweicht, auf der andern Seite
vermöge des atmosphärischen Druckes durch das Ventil d'
eintritt. Die aus dem Cylinder entweichende heiße Luft umspielt aber das
Röhrensystem k des Regenerators, und theilt ihre Wärme
der durch die Röhren streichenden kalten Luft mit. Die letztere wird somit
vorgewärmt, ehe sie auf ihrem Weg durch die Heizröhren ihren vollständigen Hitzegrad
erlangt. Auf diese Weise wird viel Wärme, welche sonst verloren ginge, gespart.
Nachdem die kalte Luft eingepumpt und comprimirt worden ist, kann die Maschine durch
die Spannkraft der erhitzten Luft in Gang gesetzt werden. Nachdem das
Ausströmungsventil g während des größeren Theiles der
einwärts gehenden Bewegung des Arbeitskolbens geschlossen geblieben war, wird das
Einströmungsventil h' jetzt geöffnet. Die heiße Luft
gelangt daher aus dem Heizer in den Cylinder, wodurch der Speisekolben gegen den
Arbeitskolben hin, nach Außen getrieben wird. Das Excentricum l' hat eine solche Gestalt, daß es den Kolben mit einer rasch
beschleunigten Bewegung zurückführt, bis er mit dem Arbeitskolben beinahe in
Berührung kommt. Bei dieser Bewegung des Speisekolbens wird die bereits comprimirte
Luft zwischen den beiden Kolben noch weiter comprimirt, nicht durch die Kraft der
Maschine, sondern durch die Spannkraft der erhitzten Luft, da sich der Speisekolben
zwischen der heißen Luft des Heizers und der kalten Luft, das selbstthätige Ventil
r aber sich zwischen beiden befindet. Denn man darf
nicht vergessen, daß, da der Heizer und der Regenerator mit einander in Verbindung
stehen, die vollkommen elastische Luft sich in beiden unter gleichem Drucke
befindet, obgleich ein Theil derselben stärker erhitzt ist als der andere. Und da
die Luft des Cylinders nur durch das in der Seite des Cylinders befindliche Ventil
r von der Luft des Regenerators getrennt ist, so
wird der Speisekolben durch die erhitzte Luft so weit auswärts bewegt, bis die
Speiseluft zu gleicher Spannung comprimirt ist; alsdann schafft jede fernere
Bewegung des Speisekolbens, welche durch das Excentricum l' bewirkt wird, indem dieses den Arbeitskolben näher schiebt, die
Speiseluft durch das Ventil r aus dem Cylinder in den
Regenerator. Die einzige bei dieser Uebertragung durch die Maschine ausgeübte
Kraftäußerung besteht in der kleinen Kraft, welche zur Bewegung des Kolbens zwischen
den beiden gleichen Pressungen erforderlich ist, um der einen jenes kleine
Uebergewicht zu geben, welches zur Oeffnung des Ventils r nöthig ist. Sobald der Speisekolben an diesem Ventil vorbeigeht und den
Arbeitskolben einholt, hört jener überwiegende Druck auf, und das Ventil schließt
sich vermöge seiner Schwere. Die so eben beschriebenen Operationen zur schließlichen
Comprimirung und Uebertragung der Luft finden statt, während der Arbeitskolben ganz
oder beinahe in Ruhe ist, d.h. während die Kurbel durch den von dem Arm q' entferntesten tobten Punkt geht. Es wird also einer
Bewegung der Kurbel in der Nähe dieses tobten Punktes eine weit kürzere Bewegung des
Kolbens entsprechen. Wenn der Speisekolben seine größte Nähe an den Arbeitskolben
erreicht, hat der letztere nur einen sehr kleinen Theil seines auswärts gehenden
Hubes erreicht.
Während der Speisekolben an dem Ventil r vorübergeht,
bleibt eine comprimirte Luftschichte zwischen den beiden Kolben, welche wie ein
elastisches Kissen wirkt. In diesem Zeitpunkt wird die heiße Luft des Cylinders
durch Schließung des Ventils h abgesperrt, der
Arbeitskolben durch die Spannkraft der erhitzten Luft, und der Speisekolben durch
das Excentricum nach Außen getrieben.
Wie bereits erwähnt wurde, hat das auf die Rolle j'
wirkende Excentricum l', welches den auswärtsgehenden
Hub des Speisekolbens beherrscht, eine solche Form, daß die Bewegung des Kolbens
eine rasch beschleunigte ist, bis er sich dem Arbeitskolben nähert, dann allmählich
langsamer wird. Von dem Punkte 1 bis 2 muß aber die Krümmung des Excentricums so
beschaffen seyn, daß seine Bewegung durch Vermittelung der Kurbel und der Arme o' und q' mit der Bewegung
des Arbeitskolbens übereinstimmt.
Wie oben gezeigt wurde, ist die abwechselnde Hebelwirkung der Arme o' beider Maschinen von der Art, daß die Kraft zur
Comprimirung der Speiseluft auf das vortheilhafteste verwendet wird, und es bleibt
nur noch übrig die Verbindung zwischen beiden zu erläutern. Die Hebelwirkung des mit
dem Arbeitskolben verbundenen Arms o' nimmt während des
auswärts gehenden Hubes bei der einen Maschine stufenweise zu, während die Spannung
der heißen Luft durch Ausdehnung allmählich abnimmt; bei der andern Maschine, wo
jetzt der Arbeitskolben die Speiseluft comprimirt, nimmt sie gleichzeitig ab, und
umgekehrt.
Die auf den Arbeitskolben behufs der Comprimirung der Speiseluft ausgeübte Kraft ist
nicht als ein wirklicher Verbrauch, sondern nur als eine Uebertragung der Kraft zu
betrachten. Dieß geht aus der Beschreibung der ganzen Operation hervor; denn die
solcher Weise comprimirte Luft wird auf den Regenerator übertragen, von diesem auf
den Heizer und von dem Heizer auf den Cylinder, wo sie auf den Kolben die Spannkraft
ausübt, die ihr ursprünglich durch den Kolben ertheilt wurde, nebst derjenigen
Spannkraft, welche sie durch die Erhitzung erlangt hat.
Durch den abwechselnden Hub jeder Maschine wird die erforderliche Quantität kalter
Luft in die Maschine geschafft, comprimirt, von dem Cylinder auf den Regenerator
übertragen, von diesem durch den Heizer und von dem Heizer nach dem Cylinder
zurückgeführt. Bei diesem Kreislauf wird sie allmählich erwärmt und zwar zuerst
durch die Wärme, welche sie von der entweichenden heißen Luft aufnimmt, dann durch
die Ofenwärme. Da die Luft ein schlechter Wärmeleiter ist, so wird die Wärme nicht durch Leitung von
dem Heizer nach dem Regenerator zurückgeführt, sondern, nachdem die heiße Luft ihre
Kraft auf den Cylinder ausgeübt hat, überträgt sie beim Entweichen ihre
überschüssige Hitze auf die durch den Regenerator streichende Speiseluft. Da der
Zweck des Regenerators lediglich in der Brennmaterialersparniß besteht, so ist klar,
daß die Speiseluft durch den Speisekolben von dem kalten Ende des Arbeitscylinders
direct nach einem Heizer gedrückt werden kann, welcher mit dem andern Ende des
Arbeitscylinders in directer Verbindung steht. (Patentirt für England am 8. Mai
1855.)