Titel: | Doppel-Backofen mit constanter Feuerung; von A. Silbermann in Breslau. |
Autor: | A. Silbermann |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LVI., S. 269 |
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LVI.
Doppel-Backofen mit constanter Feuerung;
von A. Silbermann in
Breslau.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Silbermann's Doppel-Backofen.
Die vorliegende Backofenconstruction bezweckt nächst einer vortheilhaften Benutzung
der seitens des Brennmaterials entwickelten Wärme, also Brennmaterialersparniß,
Reinlichkeit und Bequemlichkeit bei dem Processe des Backens zu erzielen. In
ersterer Hinsicht findet bei den meistens noch im Gebrauche befindlichen Oefen, in
deren innerem Backraume die Verbrennung stattfindet, und wobei nur Holz als
Brennstoff verwendet werden kann, offenbar eine große Brennmaterialverschwendung
statt, da die aus dem Ofen entweichenden heißen Gase nicht weiter nutzbar gemacht
werden. Hiezu tritt am Ende des Heizprocesses noch der große Wärmeverlust durch
Ablöschen der glühenden Kohlen und Abkühlung des Ofens während der Reinigung
desselben, welche Manipulation für den betreffenden Arbeiter nicht nur unangenehm,
sondern auch seiner Gesundheit durch Einathmen der erzeugten Gase und Dämpfe
nachtheilig ist. Ueberdieß stellt sich bei den steigenden Holzpreisen immer mehr das
Bedürfniß heraus, die billigeren mineralischen
Brennstoffe verwenden zu können, was auch bereits mehrfach geschieht, und wobei die
Construction des Ofens eine andere seyn muß.
In den wenigsten Fällen findet jedoch eine so vortheilhafte Benutzung des
Wärmestoffes statt, als dieß durch die vorliegende Construction möglich wird. Fig. 8 bis 11 zeigen
verschiedene Horizontaldurchschnitte, nämlich Fig. 8 nach der Richtung
G, H; Fig. 9 nach E, F; Fig. 10 nach C, D; Fig. 11 nach A, B; Fig. 13 ist der
Querdurchschnitt nach I, K; Fig. 14 eine
Vorderansicht des Doppelbackofens. Die vom Herbe L
entweichenden heißen Gase gelangen in den mittleren Rauchcanal a, an dessen Ende sie sich nach beiden Seiten hin
theilen und weitergehend eine Anzahl hin- und hergehender Rauchcanäle a durchlaufen, bis sie in die aufwärtssteigenden
Schornsteinröhren gelangen, durch welche sie zur weiteren Erwärmung des zweiten
Backraumes nutzbar gemacht werden. Nachdem sie innerhalb e bis über das Gewölbe des ersten Backraumes aufwärts gestiegen sind,
verbreiten sie sich nach Fig. 11 der Richtung der
Pfeile folgend in den Zügen i auf beiden Seiten oberhalb
des Gewölbes, vereinigen sich in dem mittleren Canale K
und gelangen in den aufwärtssteigenden Rauchzug I, in
welchem sie bis über das Gewölbe des zweiten Backraumes emporsteigen. Hier
verbreiten sie sich abermals nach Fig. 12 u. 13 in dem
Horizontalzuge m, theilen sich an dessen vorderem Ende
nach beiden Seiten in den Canälen n fortgehend, aus
denen sie endlich in die an der hinteren Rückwand liegende Abzugsesse gelangen.
Man ersieht leicht, daß der Rauch auf diesem langen Wege genügende Gelegenheit hat
seinen Wärmestoff zur Erwärmung der Herdfliese und der Gewölbe der Backräume
abzugeben, obschon ein großer Theil desselben immer noch unbenutzt entweichen wird.
Um eine vortheilhaftere Benutzung des in den verbrannten Gasen befindlichen
Wärmestoffes zu erzielen, sind über den etwa 7'' breiten und 6'' hohen Rauchcanälen
a Luftzüge b von etwas
größerer Breite und 2 1/2 bis 3'' Höhe in der Art angeordnet, daß die ersteren mit
etwa zoll dicken Thonplatten oder doppelten Dachsteinlagen abgedeckt sind, während
die Decke der Luftcanäle von den Herdfliesen des Backraumes gebildet wird. Die kalte
Luft tritt, wie aus Fig. 12 ersichtlich ist, aus dem Raume N in
den Canal c aufwärts, gelangt in den mittleren
Horizontalzug b, theilt sich an dessen Ende nach beiden
Seiten und circulirt in entgegengesetzter Richtung mit den Rauchgasen strömend,
innerhalb der Canäle b nach Fig. 9, gelangt in die
aufwärtssteigenden Canäle d, aus denen sie stark erhitzt
unterhalb des Gewölbes des ersten Backraumes bei d'
(Fig. 10
u. 13) in
denselben eintritt. Die Luftcanäle b sind wie die
Rauchzüge a durch Zungen aus Mauersteinen von einander
getrennt, welche so angeordnet werden müssen, daß die den Backherd bildenden Fliese ihre Auflage auf
dieselben auf beiden Seiten finden können, wie dieß aus dem Querschnitte Fig. 13
ersichtlich ist. Die in den Canälen so erhitzte Luft erwärmt während der Circulation
die darüber liegenden Herdfliesen von unten, erfüllt nach ihrem Austritte durch d' den ganzen Backraum, dessen sämmtliche Wandflächen,
insbesondere das Gewölbe, sie erwärmt, und findet ihren ferneren Fortgang innerhalb
der von d entgegengesetzt liegenden, aufwärtssteigenden
Canäle f, welche ihre Mündung unmittelbar über der Sohle
des Backraumes haben, damit die heiße Luft innerhalb des letzteren verweilen könne.
In f steigt sie aufwärts bis über das Gewölbe des ersten
Backraumes, geht in den Horizontalzügen g über dem
Gewölbe (Fig.
11 u. 13) fort, wobei sie von den beiden Seitenrauchcanälen i Wärmestoff aufnimmt, und steigt in den Verticalzügen
h, h aufwärts, aus denen sie unter dem Gewölbe des
zweiten Backraumes bei h' (Fig. 13) in den letztern
eintritt. In diesem verbreitet sie sich ebenso wie in dem unteren Backraume, erwärmt
die Wandungen desselben und findet ihren Ausgang durch ebenso angeordnete Oeffnungen
und Canäle f, wie unterhalb, unmittelbar über den
Herdfliesen beginnend, steigt in denselben aufwärts und geht in den Horizontalzügen
n' (Fig. 13) oberhalb des
Gewölbes nach der hinteren Ofenrückwand, in welcher sie vermittelst Seitencanälen in
die Abzugsesse geleitet wird.
Vortheilhafter ist es jedoch, die abziehende warme Luft zur Zimmerheizung weiter zu benutzen, wobei eine solche Einrichtung getroffen
werden muß, daß dieselbe durch Schieber und doppelte Canäle nach Erfordern in die
betreffenden zu heizenden Räume oder in die Abzugsesse geleitet werden kann, da
einige Zeit nach dem Einschieben der Backwaaren sich viele Wasserdämpfe entwickeln,
welche in die Zimmer nicht geleitet werden dürfen.
Ueberhaupt kann die Luftcirculation durch in jedem Backraume angebrachte Schieber
beliebig regulirt oder ganz unterbrochen werden, was besonders kurze Zeit nach
erfolgtem Einschieben der Backwaare zu beachten seyn wird, damit die sich
entwickelnden Wasserdämpfe in dem Backraum zur Erzeugung einer glanzvollen Decke der
Backwaaren durch Bildung von Stärkegummi beitragen. Um diesen Zweck noch besser zu
erreichen, und das Bestreichen der Backwaaren vor dem Einschieben ganz zu ersparen,
kann man vermittelst eines Rohres und dasselbe schließenden Hahnes Wasserdämpfe aus
der Wasserpfanne in den Backraum hineinlassen, welche sich an den kühleren
Oberflächen der Backwaaren condensiren und die Auflösung des Stärkegummis der Kruste
bewirken.
Da die Rauchgase mit den Backräumen gar nicht in Berührung kommen, so kann man sich
jedes beliebigen Brennmaterials zur Heizung bedienen; es wird aber am
vortheilhaftesten seyn, während des continuirlich fortzusetzenden Backens die
Erzeugung der Wärme durch Kohks zu bewirken, da sie die
ununterbrochene Erhaltung eines mäßigen und gleichförmigen Herdfeuers mit den
geringsten Kosten gestatten.
Der Canal o dient dazu um in die Backräume kalte Luft
einströmen lassen zu können, falls dieselben zu stark erhitzt seyn sollten, oder man
eine Backwaare, welche nur einer mäßigen Hitze bedarf, einzuschieben hat.
Selbstverständlich muß derselbe durch Schieber verschließbar seyn, welche so
angeordnet werden, daß nach Erfordern die kalte Luft in den unteren oder oberen
Backraum einströmen kann. Die Thüren vor den Einschiebeöffnungen sind am
zweckmäßigsten in Falzen aufwärts schiebbar und von Gegengewichten abbalancirt nach
Fig. 13
anzuordnen, so daß dieselben in jeder beliebigen Stellung verbleiben. Sämmtliche
Rauchcanäle können durch angeordnete Reinigungsthürchen oder Thonvorsetzer leicht
gereinigt werden. – Die Feuerung muß natürlich so tief angelegt werden, daß
das Einschieben in den oberen Backraum noch bequem erfolgen kann, wozu man sich
nöthigen Falles eines etwas erhöhten Podestes bedienen kann.