Titel: | Das Flavin, ein die Quercitronrinde ersetzendes Färbematerial. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LXVI., S. 297 |
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LXVI.
Das Flavin, ein die Quercitronrinde ersetzendes
Färbematerial.
Ueber das Flavin.
Seit mehreren Jahren verwenden die Färber in England ein unter dem Namen Flavin (flavine) im Handel vorkommendes Pflanzenextract, worüber
J. Napier in seinem
Manual of the Art of
dyeing, Glasgow 1853, Folgendes mittheilt:
Das Flavin kommt aus Amerika als ein höchst feines und sehr leichtes Pulver von
dunkelbrauner Farbe. Es wird in den Färbereien als Surrogat der Quercitronrinde
angewendet, welcher es für einige Zwecke vorzuziehen ist. Behufs seiner Anwendung
löst man es in heißem Wasser auf, womit es eine trübe Lösung gibt, welche bald
verwendet werden muß, denn wenn man sie stehen läßt, so setzt sich daraus eine
bräunlichgelbe Masse ab. Kocht man das Flavin in destillirtem Wasser bis alles
Lösliche ausgezogen ist und decantirt die klare Auflösung, so liefert sie bald einen
Niederschlag. Die mit Flavin erzeugten Farben müssen nothwendig geschönt (avivirt)
werden. Eine mit Flavin gefärbte Farbe wird nach und nach schwächer, wenn man dem
Bad ein wenig Schwefelsäure zusetzt; die zurückbleibende Farbe wird aber durch
Schönen dennoch lebhaft, und hinsichtlich dieser Eigenschaft unterscheidet sich das
Flavin von der Quercitronrinde.
Der Farbstoffgehalt des Flavins ist sehr groß; es enthält 16mal so viel Farbstoff als
die Quercitronrinde, indem 1 Pfund der letztern durch 2 Loth Flavin ersetzt werden
kann. Beim Verbrennen hinterläßt das Flavin 4,4 Proc. Asche.
Eine Auflösung von Flavin in Wasser gibt mit Salzen folgende Reactionen:
Eisenoxydsalze
olivenschwarzer Niederschlag.
Eisenoxydulsalze
dunkler grünlichschwarzer Niederschlag.
Zinnoxydulsalze
citronengelber Niederschlag.
Zinnoxydsalze
orangegelber Niederschlag.
Thonerdesalze
ein satter gelber Niederschlag.
Durch Säuren wird die Farbe der Auflösung heller, durch Alkalien dunkler; letztere
machen sie nämlich röthlicher.Leeshing'S Behandlungsweise der Quercitronrinde
und des Waues, um diese Färbematerialien zu reinigen (polytechn. Journal
Bd. CXXXIX S. 131), ist auch auf
das Flavin anwendbar, wie er in seiner Patentbeschreibung bemerkt. A. d.
Red.