Titel: | Ueber die Bereitung des Blutroths und des Albumins für den technischen Bedarf; von Hrn. J. Pillans zu Paris. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LXVII., S. 298 |
Download: | XML |
LXVII.
Ueber die Bereitung des Blutroths und des
Albumins für den technischen Bedarf; von Hrn. J. Pillans zu Paris.
Aus dem Moniteur industriel, 1856, Nr.
2046.
Pillans, über die Bereitung des Blutroths und Albumins.
Das Blut der Thiere, insbesondere das Rindsblut, welches sich zu diesem Zweck am
besten eignet, wird in zwei Theile getheilt, indem man den flüssigen Theil sich vom
Blutkuchen abscheiden läßt. Letzterer, oder der feste Theil, enthält das Blutroth
(Blutfarbstoff, Hämatosine) und eine Portion seröser (wässeriger) Substanz, welche
es mit sich nimmt. Diesen coagulirten Blutkuchen zerschneidet man mittelst eines
Messers, welches aus mehreren, in einem Heft vereinigten Klingen besteht, in kleine
Stücke, oder man zertheilt ihn zwischen zwei Walzen oder in irgend einer Mühle.
Denselben Zweck erreicht man aber auch durch Auspressen des Kuchens, wobei aller
Faserstoff (Fibrin) in mehr oder weniger trocknem Zustande abgesondert wird. Den so
behandelten Kuchen bringt man in einen Trockenraum, durch welchen man einen warmen
Luftstrom ziehen läßt, und nachdem er trocken ist, gibt man ihn in eine Mühle, um
ihn zu Pulver zu mahlen, in welchem Zustand er zum Raffiniren des Zuckers und zu
allen technischen Zwecken verwendet werden kann, wozu man bisher das Blut in seinem
natürlichen Zustand benutzte. Der flüssige Theil oder das Serum des Bluts wird,
nachdem es gereinigt wurde, abgedampft und auf gleiche Weise getrocknet, worauf es
anstatt Eierweiß zum Zeugdruck oder zum Klären der Weine verwendet werden kann.
Ich will nun diese verschiedenen Operationen im Detail beschreiben.
Erste Operation. – Das Blut wird noch warm, wo
möglich sowie es aus dem Körper der Thiere kömmt, in flachen Gefäßen oder Becken
aufgesammelt, welche 8 bis 10 Liter davon aufnehmen können. Wenn diese Gefäße
kreisförmig sind, einen flachen Boden und verticale Ränder haben, was die
zweckmäßigste Form ist, so müssen sie beiläufig 36 Centimeter (1' 2'') Durchmesser
und 10 Centimeter (4'') Tiefe haben. Man kann sie aber, namentlich für Hammelsblut,
auch kleiner machen. Diese Gefäße sind mit zwei gegenüberstehenden, an der
Außenseite befestigten Handhaben versehen.
Nachdem diese Gefäße mit Blut fast angefüllt sind, läßt man sie, je nach der
Jahreszeit, zwei bis sechs Stunden lang ruhig stehen, bei warmer Witterung ist
weniger Zeit erforderlich als bei kalter Witterung. Aber auch die Beschaffenheit des
Bluts, welche selbst bei Thieren derselben Art beträchtlich wechselt, hat einen
Einfluß auf die erforderliche Dauer dieser Ruhe. In der Regel darf das Blut nicht
aufgerührt werden, bevor es ganz coagulirt ist und Neigung zeigt das Serum
abzuscheiden.
Zweite Operation. – Ein zweites Gefäß, das
sogenannte Filter, hat dieselbe Form wie das obige, aber einen etwas größeren
Durchmesser. Der Boden und die Wände dieses Gefäßes sind mit zahlreichen kleinen
Löchern von 5–6 Millimeter (2 1/2 Linien) Weite versehen; zwei Handheben sind
äußerlich im Niveau mit dem Boden angebracht.
Wenn das Blut die erforderliche Zeit in den Aufsammlungsgefäßen gestanden hat, wird
es, nachdem man vorher das abgeschiedene Serum abgegossen hat, in Gestalt von Kuchen
auf die Filter gebracht und das Serum behufs der weitern Behandlung bei Seite
gestellt.
Statt dieses Filters kann man einen Apparat von gleicher Form und gleichem
Durchmesser benutzen, dessen Boden und Seitenwände aber getrennte Stücke sind. Der
Boden ist durchlöchert, und die Seitenwand besteht aus einem Reif von Holz oder
Metall. Soll der Blutkuchen aus dem Aufsammlungsgefäß gebracht werden, so legt man
diesen Boden auf die Oeffnung desselben und kehrt das Gefäß sogleich um, bringt dann
den Reif auf dem Boden an, und entfernt hierauf das Becken.
Dritte Operation. – Der auf dem Filter liegende
Blutkuchen wird mm mittelst des erwähnten, aus mehreren Klingen bestehenden Messers
klein geschnitten. Das noch im Kuchen befindliche Serum beginnt dann abzulaufen.
Anfangs enthält es so viel Hämatosine, daß es bei Seite gethan werden muß, damit es
das später abfließende nicht trübt. Sobald das Serum nicht mehr dunkel gefärbt
abfließt, wird das Filter mit dem Kuchen abgehoben und auf ein anderes, etwas
größeres Gefäß von gleicher Form, das sogenannte Absetzgefäß, gesetzt, so daß das
nun durch die Löcher des Filters ablaufende helle Serum sich darin sammelt.
Im Boden des Absetzgefäßes befindet sich in der Mitte ein Loch von etwa 25 Millimeter
(1 Zoll) Durchmesser, welches mit einem Stöpsel von Kort oder vulcanisirtem
Kautschuk verstopft wird. Durch den Stöpsel geht eine Röhre, welche so weit ist, daß
die Flüssigkeit ablaufen kann, und 5 Centimeter (2 Zoll) über und unter dem Boden
hinausragt. Diese Röhre muß genau eingepaßt seyn, im Stöpsel aber auf- und
abgerückt werden können. Die obere Mündung der Röhre wird, so lange Serum abfließt,
zugedeckt oder verstopft, damit nichts von diesem verloren geht, und manchmal ist es
sogar gut, wenn mehrere so vorgerichtete Löcher im Boden angebracht sind.
In dieses Absetzgefäß läßt man das Serum filtriren, bis vom Blutkuchen nichts mehr
abläuft. Dazu sind je nach der Jahreszeit und andern Umständen 10 bis 20 Stunden
erforderlich. Wenn alles abgelaufen ist, hebt man das Filter von dem Absetzgefäß ab,
vermischt das Serum mit demjenigen welches vor dem Zerschneiden des Blutkuchens
gesammelt wurde und überläßt das Ganze der Ruhe, bis es sich klärt, wozu, je nach
der Temperatur, 12 bis 24 Stunden erforderlich sind. Man setzt nun das Filter auf
ein anderes flaches Gefäß, worin man noch ein wenig Serum sammelt, indem man den
Blutkuchen an der Luft so lange austrocknen läßt, bis zu befürchten ist daß eine
Zersetzung eintritt.
Alsdann wird der Blutkuchen entfernt, um ihn auf unten angegebene Weise zu
behandeln.
Vierte Operation. – Das klare Serum im Absetzgefäß
wird durch Decantiren oder durch Oeffnen der Röhre abgelassen, so daß bloß der
Bodensatz zurückbleibt, welchen man dem von dem Blutkuchen zuerst abgelaufenen
gefärbten Serum zusetzt.
Durch diese verschiedenen Operationen bekam man aus dem Blut drei verschiedene
Producte:
1) den Blutkuchen in fast trockenem Zustande, welcher die Hämatosine (das Blutroth),
etwas Serum und alles Fibrin enthält;
2) ein durch Hämatosine sehr gefärbtes Serum;
3) ein klares Serum.
Diese Producte werden wie folgt weiter behandelt:
Den Blutkuchen kann man auf zweierlei Weise behandeln:
entweder zerschneidet man ihn mit einem mit mehreren Klingen versehenen Messer in
kleine Stücke und bringt diese auf hölzernen Bleichen oder Drahtsieben in eine gut
ziehende Trockenkammer; oder man preßt den Kuchen zwischen Walzen oder mittelst
einer Presse aus. Sowohl die in letzterm Falle erhaltene Flüssigkeit, als die
erhaltene feste Masse, welche größtentheils aus Fibrin besteht, wird getrocknet. Die
Temperatur muß dabei unter derjenigen erhalten werden, wobei die Hämatosine gerinnt,
damit dieselbe im getrockneten Zustande noch in Wasser auflöslich ist, nämlich
zwischen 40 und 48º Reaumur.
Der zweite Theil des Bluts, nämlich das durch Hämatosine stark
gefärbte Serum, kann dem durch Auspressen erhaltenen flüssigen Antheil
einer vorhergehenden Operation zugebest und mit ihm abgedampft werden. Würde man den
Blutkuchen ohne Pressung trocknen, so wäre dieser zweite Antheil für sich allein
abzudampfen. Nachdem diese zwei Antheile des Bluts, welche ich ebenfalls Hämatosine
benenne, trocken sind, kann man sie, der Bequemlichkeit wegen, durch die Mühle in
Pulver verwandeln, in
welchem Zustande sie sich zu mehreren technischen Zwecken mehr oder weniger eignen,
z.B. für Türkischrothfärbereien und Zuckerraffinerien.
Der dritte Theil des Bluts, das helle Serum, wird in
flachen Schüsseln, worin es eine dünne Schicht bildet, in eine Trockenkammer von der
angegebenen Temperatur gebracht. Wenn es ganz trocken ist, nimmt man es heraus, und
nachdem es gemahlen wurde, ist es als Albumin vorzüglich für Zeugdrucker brauchbar,
um Ultramarinblau und andere Farben zu befestigen, oder um gewisse Flüssigkeiten,
statt mit Eierweiß, zu klären.
Zu den erwähnten Apparaten kann sehr verschiedenes Material verwendet werden, z.B.
Glas, Gutta-percha, vulcanisirter Kautschuk, Zink, emaillirtes Eisen etc.;
man muß aber Zinn und verzinnte Gefäße vermeiden, weil sie das Serum entfärben. Es
ist vortheilhaft, die Gefäße vor dem Gebrauch mit Oel oder überhaupt einer fetten
Substanz einzureiben.