Titel: | Das Ventilationssystem des Hrn. J. M'Kinnell zu Glasgow. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LXXX., S. 345 |
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LXXX.
Das Ventilationssystem des Hrn. J. M'Kinnell zu
Glasgow.
Aus dem Practical Mechanic's Magazine, Januar 1856, S.
228.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Kinnell's Ventilationssystem.
Der Erfinder ventilirt Säle, Kirchen, Wohnzimmer, Schiffskajüten, Eisenbahnwagen und
andere Räume mittelst eines einfachen selbstwirkenden Apparates, welcher in den
Decken solcher Räume angebracht wird und ein stetes Einströmen von reiner
atmosphärischer Luft, sowie ein Ausströmen der durch Respiration, Verbrennung und
andere Ursachen verdorbenen Luft bewirkt. Sein Apparat besteht im Wesentlichen aus
zwei concentrischen Röhren, die mit ihren untern Enden in den zu ventilirenden Raum
ausgehen. Diese Röhren stehen mit der äußern Atmosphäre in verschiedenem Niveau in
Verbindung; die verdorbene Luft strömt nämlich in der innern Röhre hinauf und zieht
am höhern Niveau ab, während die frische Luft in den ringförmigen Raum zwischen der
innern und äußern Röhre, an einem tiefern Niveau eintritt und in das Zimmer
herabströmt. Beide Luft-Canäle sind mit Ventil-Mechanismen zur
Regulirung der Ströme versehen; der Mechanismus des äußern Canals dient dazu, die
niederströmende frische Luft so zu lenken, daß sie nach dem Ausströmen sich in
horizontalen Schichten verbreitet und folglich ein theilweiser Zug im Zimmer
verhindert wird.
Fig. 24
stellt einen solchen Apparat im senkrechten Durchschnitt dar. A ist eine Röhre von Holz oder von einem andern passenden Material, welche
in der Decke B des zu ventilirenden Raumes angebracht
ist. Im Innern dieser Röhre und concentrisch mit derselben ist eine engere Röhre C durch verticale Rippen befestigt. Diese innere Röhre
tritt über die äußere A etwas hervor und ist unten mit
einem durchbrochenen und verzierten Deckel versehen, durch den die verdorbene Luft
emporsteigt und welcher verhindert daß fremdartige Körper in die Röhre gelangen. Die
Röhre C kann aber auch, statt bloß senkrecht in die Höhe
zu steigen, noch in horizontaler Richtung weiter gehen, wie die Figur bei S zeigt. Dasobere Ende der äußern Röhre A kann offen seyn, in welchem Falle sie mit einem
ringförmigen durchlöcherten Hut versehen ist, welcher der einströmenden frischen
Luft den Eingang gestattet. Oder es wird die einströmende frische Luft in die Röhre
A durch eine horizontale Röhre R
herbeigeführt. Die
Röhren A und C stehen in
einem solchen Verhältniß, daß die Querschnittsfläche der centralen Röhre C dem Querschnitt des ringförmigen Canals zwischen den
zwei Röhren beiläufig gleich ist.
Wenn der Apparat in Wirksamkeit ist und die Thüren und Fenster des Raumes, bei
welchem er angewendet wird, verschlossen sind, so strömt die verdorbene, wärmere und
folglich leichtere Luft durch die Röhre C hinauf, wegen
der größeren Länge dieser Röhre, während die schwerere, frische Luft durch die
kürzere äußere Röhre A einströmt, und auf diese Weise
wird ein ununterbrochener Strom unterhalten; die Zimmerluft strömt, nachdem sie
verdorben und erwärmt worden ist, in die Höhe und zieht ab, wogegen ihre Stelle von
reiner frischer Luft, welche aus der äußern Atmosphäre herbeikommt, eingenommen
wird.
Der Ventil-Mechanismus zur Regulirung der Ströme besteht bei der innern Röhre
C aus einem einfachen Klappenventil I, welches an einer der Quere nach gehenden Spindel
befestigt und an einer Seite so beschwert ist, daß es eine senkrechte Stellung
behält und der Luft freien Durchgang gestattet. Das Ventil wird mittelst einer
Schnur J, die über die Rollen K zu irgend einem Punkte läuft, wo sie einem Wärter leicht zugänglich ist,
ganz oder theilweise verschlossen. – Das Ventil für die äußere Röhre A besteht aus einem ringförmigen Kranz L, welcher über die Oeffnung etwas übergreift und unten
an einem kurzen Röhrenstück M befestigt ist, welches in
die Röhre C eingeschoben und aus derselben herausgezogen
werden kann. Dieses Ventil ist mittelst des Bügels N,
mit welchem eine Schnur O verbunden ist, aufgehängt, und
diese Schnur geht über Rollen P nach irgend einem, dem
Aufseher des Apparates leicht zugänglichen Punkt. Durch die Röhren A und C geht eine enge Röhre
Q und durch diese die Schnur nach Außen. Wenn das
Ventil L gänzlich aufgezogen ist, so verschließt es den
Ausgang des Canals, welcher frische Luft einführt, gänzlich, während es
niedergelassen, diesen Ausgang öffnet, wo dann der einziehende frische Luftstrom
gegen die Platte L stößt, abgelenkt wird, und in dem
Zimmer eine gleichförmig verbreitete, horizontale Schicht bildet. Die untere Seite
des Ventils I kann beliebig verziert und der mittlere,
der Röhre C angehörige Theil, mit einer durchbrochenen
Rosette versehen werden.
Der in der Abbildung dargestellte Apparat ist besonders für Localitäten eingerichtet,
in welche der Luftstrom horizontal eingeführt werden muß. Das obere Ende der Röhre
A ist verschlossen und an ihr die horizontale Röhre
R an einer Seite angebracht, während die Röhre C mit einer horizontalen Röhre S versehen ist. Die Röhren R und S können in jeder beliebigen Richtung nach dem Neustem des zu
ventilirenden Raumes oder Gebäudes geführt werden, nur ist es wesentlich, daß die
Röhre S in einem höheren Niveau in die äußere Atmosphäre
ausmündet, als die Röhre R.