Titel: | Regnault's telegraphische Sicherheitsapparate für den Eisenbahnbetrieb. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LXXXI., S. 348 |
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LXXXI.
Regnault's
telegraphische Sicherheitsapparate für den Eisenbahnbetrieb.
Aus dem Traité d'Electricité par
M. M.
Becquerel, Paris 1856, t. III. p. 294.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Regnault's telegraphische Sicherheitsapparate für den
Eisenbahnbetrieb.
Die telegrafischen Sicherheitsapparate für den Eisenbahnverkehr, welche Hr. Regnault, Betriebsdirector der
französischen Westbahn, erfand, wurden von Hrn. Brequet zu Paris construirt und auf der
Rouen-Eisenbahn so wie auf andern französischen Bahnen eingeführt. Sie
bestehen im Wesentlichen aus einem doppelten auf jeder Station angeordneten
Nadeltelegraphen, welcher dem Beamten durch die Neigung jeder Nadel anzeigt, ob ein
Zug auf beiden Seiten in Bewegung ist, und nach welcher Richtung er sich bewegt.
Bei diesem System (Moniteur des chemins de ser genannt)
sind auf jeder Station folgende Apparate angeordnet:
1) zwei Manipulatoren zur Transmission der Signale rechts
und links nach beiden benachbarten Stationen;
2) zwei Indicatoren mit doppeltem Zifferblatt, welche
durch die Richtung der Magnetnadeln die Richtung der Bahnzüge anzeigen. Jeder
derselben hat die specielle Bestimmung, die Signale derjenigen Station zu empfangen,
nach deren Seite hin er gelegen ist;
3) vier Unterbrecher, um den Strom zu unterbrechen und die
Nadeln der Indicatoren auf Null zu bringen, wenn weiter kein Signal nöthig ist.
Außerdem sind noch Blitzableiter angeordnet, um die Apparate gegen den Einfluß der
Gewitter zu schützen.
Der Manipulator.
Der Manipulator, Fig.
5, besteht aus zwei Elektromagneten B, B, B',
B', deren Drähte bei A und A' mit den auf dem hölzernen Sockel S, S befestigten Knöpfen verbunden sind.
P, P Armaturen, welche um die Schrauben V, V sich drehen, und durch wurmförmige Federn r gegen die Knöpfe D
zurückgezogen werden, an die sie sich mit den flachen Federn I lehnen.
L, L mit Handhaben versehene Hebel, welche innerhalb des
Sockels um die Punkte v', v' beweglich sind und mittelst
starker Federn R von den Armaturen P, P fern gehalten werden.
T ist die Klemmschraube für den mit der Erde
communicirenden Draht; K, K Klemmschrauben zur
Verbindung des Apparates mit dem Indicator und M, M
Klemmschrauben, an welche die Drähte der Unterbrecher befestigt werden. Die
Armaturen stehen durch Vermittelung der Schrauben D, D
mit den Klemmschrauben M, M und durch Vermittelung der
Klemmschrauben G, G mit den Klemmschrauben K, K in Verbindung. Mit den Klemmschrauben G, G selbst communiciren sie durch Drähte.
Durch momentane Handhabung eines der Hebel schließt man mittelst der Armatur die
Kette, und da der Strom sofort den Elektromagneten umkreist, so wird die Armatur
festgehalten; der Strom dauert daher fort und kann an der andern Station ein Zeichen
geben, bis man ihn wieder unterbricht, worauf die Feder in Wirksamkeit tritt und die
Armatur in ihre vorherige Lage zurückzieht.
Der Indicator.
Auf einem hölzernen Sockel, Fig. 6, sind zwei
Multiplicatoren M, M,
M', M' angeordnet. Jeder derselben ist mit zwei an
einer und derselben Achse befestigten Magnetnadeln A, A,
A', A' versehen; eine derselben befindet sich
außerhalb des Kästchens, die andere innerhalb des Multiplicators. Tritt nun ein
Strom in den Apparat, so werden sich die Nadeln eines und desselben Paares nach der
rechten oder linken Seite wenden und nach der Richtung eines der Pfeile f oder f' deuten. Die Seite,
wornach sich die Nadeln neigen, bezeichnet die Richtung des auf der Bahn sich
bewegenden Zuges. a sind kleine Magnete, deren Stellung
sich mit Hülfe der Knöpfe b reguliren läßt. Diese
Magnete haben den Zweck, die Abweichungen der Magnetnadeln zu corrigiren, da diese
immer senkrecht stehen müssen, wenn der galvanische Strom nicht durch den Apparat
geht.
Der Unterbrecher.
Der Unterbrecher, Fig. 7, hat den Zweck, den in den Manipulator und in den Indicator
gesendeten Strom zu unterbrechen. Er besteht aus einem kreisrunden Sockel S und einer Scheibe D, unter
welcher zwei Federn l, p befestigt sind, die immer mit
einander in Berührung stehen, wenn der Apparat nicht in Thätigkeit ist. Will man nun
eine der Station gemachte Anzeige unterbrechen, so genügt es, mit dem Finger auf den
Knopf R zu drücken, worauf in dem entsprechenden
Manipulator die Armatur nicht weiter angezogen wird, und die Magnetnadel des
Indicators sich vertical stellt.
Man sieht leicht ein, daß mit Hülfe dieser Anordnungen, wenn ein Bahnzug an einer
Station vorbei, nach einer andern fährt, der Telegraphist den Zug sogleich nach der
folgenden Station signalisirt, indem er seinen Manipulator spielen läßt, welcher
sofort die Kette schließt und die Nadel des Indicators der folgenden Station
ablenkt. Ist der Zug an dieser Station angekommen, so berührt der Beamte derselben
den Unterbrecher, wodurch sich die Nadeln auf Null stellen. Dann signalisirt er den
nämlichen Zug der folgenden Station u.s.w.
Die Apparate sind doppelt; denn an jeder Station muß der Bedienstete der folgenden
Station anzeigen können wenn ein zweiter Zug vorüberfährt, ehe der erste angekommen
ist. Sollte das für eine Station bestimmte Signal aus Versehen einer andern gegeben
werden, so würde man sich des Depeschentelegraphen bedienen, um die Nadeln wieder in
ihre normale Stellung zurückzuführen.
Bei dem in Rede stehenden System hat also jeder Telegraphist zwei Indicatoren mit
zwei Nadeln, zwei doppelte Manipulatoren und vier Unterbrecher, so daß er immer
sieht, ob ein Zug von der einen oder der andern Seite kommt. Im Falle einer Gefahr
gibt er dem Zugführer das gewöhnliche Signal. Ist alles in Ordnung, so beschränkt er
sich darauf, seinen mit der folgenden Station correspondirenden telegraphischen
Apparat arbeiten zu lassen. Diese Anordnung macht demnach die Apparate von den
Bahnzügen unabhängig und überträgt den Stationsbeamten allein die Sorge für die
Ueberwachung ihrer Fahrt. Die einzige Unannehmlichkeit des Systems besteht in der
Nothwendigkeit wenigstens zweier Drähte für die ganze Linie, um den telegraphischen
Apparat nach zwei Richtungen arbeiten zu lassen, selbst wenn man den Wecker durch
die nämliche Kette in Thätigkeit setzt.