Titel: | Pumpe ohne Kolben und Ventile, zum Heben schlammigen oder säurehaltigen Wassers; von A. Silbermann. |
Autor: | A. Silbermann |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. III., S. 19 |
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III.
Pumpe ohne Kolben und Ventile, zum Heben
schlammigen oder säurehaltigen Wassers; von A. Silbermann.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Silbermann's Pumpe ohne Kolben und Ventile.
Die Thatsache, daß bei den jetzt gebräuchlichen Pumpen die Ventile, Kolben und
Liederung häufige Reparaturen und hierdurch Betriebsstörungen verursachen, und der Umstand,
daß so construirte Pumpen für schlammiges, Erd- und Sandtheile führendes
Wasser fast gar nicht zu verwenden sind, regten die Idee an, eine Pumpe ohne Kolben
und Ventile in der Art zu construiren, daß bei möglichst einfacher Ausführung die
arbeitenden Maschinentheile ebenso leicht zugänglich als ausbesserungsfähig seyen.
Offenbar ist diese Aufgabe am vollkommensten in der Art zu lösen, daß eine
luftdichte Röhre, nachdem sie durch einen einmaligen Proceß luftleer gemacht worden,
in diesem Zustande verbleibe, so weit dieß freilich das jeder Zeit Luft mitführende
Wasser gestattet, und daß sonach das durch den Luftdruck bedingte Steigen, wie das
durch den Mechanismus erfolgende Ausfließen des Wassers in continuirlicher, nicht
alternirender Weise erfolge. Wird ein luftdichter, mit Wasser erfüllter und in ein
Wasserreservoir tauchender Schlauch, dessen peripherische Hülle ihrer Längenrichtung
nach leicht zusammendrückbar ist, in irgend einem Theile seiner Querachse nach
luftdicht zusammengedrückt und diese Compression continuirlich gegen die
Schlauchöffnung hin fortgeführt, so wird das auf diesem Wege verdrängte Wasser oben
ausfließen und der in dieser Weise luft- und wasserleer gewordene Theil des
Schlauches sich wiederum mit Wasser füllen, vorausgesetzt, daß er sich noch
innerhalb der Gränzhöhe des aërostatisch-hydrostatischen Druckes
befindet. Wird nun der Schlauch durch eine zweite Kraftäußerung in einem anderen
Punkte unterhalb ebenso zusammengepreßt, jetzt erst die obere
Schlauchzusammendrückung aufgehoben, und wird der zwischen diesen Punkten
befindliche Inhalt in der eben erwähnten Weise entleert, ohne daß die Luft in den
leer werdenden Theil Eintritt erlangt, so kann durch continuirliche sich wie oben
wiederholende Zusammendrückungen des Schlauches ein continuirlicher Wasserausfluß
erlangt werden.
Fig. 8, 9 und 10 zeigen die
Ausführung dieser Idee zu einer einfachen und Doppelpumpe; Fig. 8 ist der
Verticaldurchschnitt nach C, D, E, F; Fig. 9 der
Horizontaldurchschnitt nach A, B; Fig. 10 der
Verticaldurchschnitt. Der Schlauch a, Fig. 8, welcher nach der
weiter unten anzugebenden Ausführung luftdicht, leicht zusammendrückbar und
elastisch präparirt ist, wird mit dem unteren Ende an dem unterhalb des
Wasserniveau's gehörig situirten Saugkorbe befestigt; in seinem oberen Theile
schließt er sich einem gußeisernen Kreissegment d an
(Fig. 8
und 9), das
nach Anordnung von Fig. 8 ein wenig mehr als den dritten Theil der Peripherie eines Kreises
bildet, welcher unter Hinzufügung der doppelten Schlauchswandungsstärke von den
Walzen c, c, c des Rades G
umschrieben wird. Die Breite dieses an dem feststehenden Stiele H angebolzten Gußstückes muß mindestens gleich der halben Peripherie des
Schlauches seyn, damit es letzterem in seiner durch die Walzen c, c, c bewirkten Zusammendrückung vollständige Auflage
gewähre. Um die Reibung hierbei möglichst zu vermindern, bewegen sich die sorgfältig
von hartem Holze ausgeführten cylindrischen Walzen in den gabelförmigen Armausläufen
des Rades G um ihre Achsen (Fig. 9). Die Welle des
Rades G ruht in den Zapfenlagern bei f (Fig. 9), welche von festen
Bockgerüsten getragen werden; mit letzteren muß der Stiel H durch Verstrebung und Verriegelung fest verbunden seyn. Die Drehung des
Rades erfolgt vermittelst der außerhalb des Pumpenhauses befindlichen Kurbel l (Fig. 9). Erfolgt nun eine
Drehung des Rades G in der Richtung der Pfeile von Fig. 8, so wird
die erste über den Schlauch hinweggehende Walze die Luft auf ihrem Wege nach oben
hin aus demselben verdrängen, während die unterhalb in der Röhre befindliche Luft,
den leeren Raum erfüllend, sich ausdehnen und eine Wassersäule dem Maaße dieser
Luftverdünnung entsprechend im unteren Theile des Schlauches sich erheben wird.
Bevor noch die erste Walze am oberen Punkte zu wirken aufgehört hat, beginnt schon
der Abschluß und die fortgehende Zusammendrückung des Schlauches durch die zweite
Walze, wodurch die zwischen diesen beiden Walzen im Schlauche eingeschlossene
verdünnte Luft zu entweichen gezwungen wird und eine abermalige Verdünnung der Luft
im ganzen Schlauche, wie eine entsprechende Wasserhebung in demselben entsteht. Nach
einigen Drehungen wird das Wasser endlich so hoch steigen, daß es den am
Kreissegment anliegenden Schlauchtheil erfüllt und die Walzen nunmehr das zwischen
ihnen befindliche Wasserquantum fortdrängen, welches durch das metallene Ansatzrohr
b ausfließt. Da in jeder Stellung der Kurbel stets
wenigstens eine Walze den Abschluß des Schlauches bewirkt, so ist ein Eindringen der
Luft von oben her nicht möglich, und wird demnach das Wasser im Schlauche stets so
hoch stehen, als es die aus ersterem entweichende Luftmenge gestattet. Da die Röhre
a die erforderliche Eigenschaft des luftdichten,
leicht comprimirbaren elastischen Schlauches nur in der Gegend des Kreissegmentes zu
erfüllen hat, so ist es zweckmäßiger den unteren Theil aus einer metallenen
Steigeröhre bestehen zu lassen und nur nach Fig. 10 zwischen G, L und G, K das
Schlauchstück einzufügen, indem es mit dem Aufsteige- und Ausgußrohr dadurch
verbunden wird, daß es auf 6–8 Zoll über dieselben gezogen und mit Draht
luftdicht umwunden wird; zur besseren Dichtung kann noch eine elastische
Zwischenlage zwischen die beiden Röhren gebracht werden. Damit das Schlauchstück der
Krümmung des Kreissegmentes sich anlege und in dieser Lage verbleibe, muß es durch
Schnüre mit letzterem bei h, h, h (Fig. 8
und 10) so befestigt werden,
daß es freien Spielraum zum Ausdehnen in seiner Peripherie behält und daß den Walzen
hierdurch keine Unebenheiten dargeboten werden. Um eine Drehung des Rades G in entgegengesetzter Richtung zu verhindern, wodurch
in dem Rohre a eine Luftverdichtung entstehen würde, muß
auf der Drehwelle ein Sperrrad e nebst Sperrhaken i (Fig. 9) angebracht seyn,
wobei ersteres und der Ansatz o zugleich ein Verschieben
der Welle in der Längenrichtung verhindern. Auch wird es zweckmäßig seyn, die
Wellenlager in die Bockgerüste so einzulegen, daß sie um ein Geringes nach rechts
oder links der Drehachse leicht verschiebbar sind, um ein gehöriges Anpassen der
Walzen an die Wandungen des Schlauch- und Gußstückes bewirken zu können.
Fig. 10 zeigt
die Anordnung einer Doppelpumpe nach demselben System.
Die gußeisernen Kreissegmentstücke d, d umspannen hier
ein wenig mehr als den vierten Theil eines Kreises, dessen Radius unter Hinzufügung
der doppelten Schlauchstärke von den Seilen der in den Gabeln g sich drehenden Walzen c, c, c begränzt wird,
von denen hier vier vorhanden sind. Da auf der linken Seite die Walzen eine
niederwärtsgehende Bewegung haben, während sie auf der rechten nach aufwärts gehen,
so muß auf ersterer das Steigerohr a hinter der
Holzsäule H so hoch hinaufgeführt werden, daß das
Schlauchstück, wie die Figur zeigt, befestigt werden kann. Bei K ist das metallene Ausgußstück e mit demselben verbunden und ein wenig nach seitwärts an der Säule H vorbeigeführt. Auf der rechten Seite ist das bei G beginnende Ansatzrohr b
noch höher hinaufgeführt angenommen, wobei das Wasser in demselben nur durch den
Druck der hinaufgehenden Walzen gehoben werden kann, so daß die Pumpe in diesem
Falle als Druckpumpe wirkt. Obschon sonach auch bei der Wirkungsweise als Druckpumpe
ein Ventil durchaus nicht erforderlich ist, da ein Zurückfließen des Wassers nicht
erfolgen kann, so würde doch bei einer hohen Wasserdrucksäule welche continuirlich
auf den oberen Theil des Schlauches einwirkte und denselben hierdurch leicht undicht
machen könnte, das Anbringen eines Druckventiles in der Gegend bei b zweckmäßig seyn, und zwar würde zu diesem Zwecke das
in den Figuren
8 und 9 von mir entworfene, den hydrostatischen Druck modificirende Ventil
vortheilhaft anzubringen seyn. Es versteht sich von selbst, daß soweit die
Vorrichtung als Saugpumpe wirken soll, die Höhenlage der Schlauchstücke nie die
aërostatisch-hydrostatische Gleichgewichtsgränze von 32 Fuß
übersteigen darf, welche noch wegen der mechanischen Unvollkommenheiten und des
Umstandes, daß das Wasser stets ein Quantum Luft mit sich führt, welche in den
luftleer gemachten Raum entweicht, auf 25–26 Fuß reducirt werden muß. Ebenso
darf nach Anordnung von
Fig. 10
der höchste Punkt der links liegenden Saugröhre a diese
Gränze nie übersteigen.
Die Ausführung der erforderlichen, höchstens 5 Fuß langen luftdichten, leicht
comprimirbaren und elastischen Schlauchstücke kann in mehrfacher Weise erfolgen. Sie
werden entweder ganz aus gut präparirter, bei allen Temperaturen elastisch
bleibender, sogenannter vulcanisirter Gutta-percha oder Kautschuk gefertigt,
oder es werden gewebte Schläuche mit einem dieser Stoffe wasserdicht präparirt. Bei
der letzteren Ausführung ist aber zu berücksichtigen, daß diese Schläuche das
Bestreben äußern müssen, ihre runde Form nach der Zusammendrückung durch die Walzen
wieder anzunehmen und hierdurch das Aufsteigen des Wassers zu erleichtern. Dieß
erfolgt einerseits durch Einweben von Kautschukfäden in der Richtung der
Kreisperipherie des Schlauches und durch Befestigen von vulcanisirter
Gutta-percha auf der Oberfläche desselben in Form von etwas kleineren
halbcylindrischen Riemen, als der äußere halbe Schlauchumfang beträgt. Nachdem der
wasserdicht gemachte Schlauch über einen passenden Kern gezogen worden ist, werden
diese halbcylindrischen Riemen (etwa 1 Linie stark) mittelst einer Lösung von
Kautschuk oder Gutta-percha warm darauf geklebt, so daß auf jeder Seite des
Schlauches, parallel seiner Achse, ein schmaler Streifen desselben unbedeckt
verbleibt; bei Verwendung desselben wird er so an das Kreissegmentstück angebracht,
daß diese Streifen die Begränzungsflächen bei der durch die Walzen erfolgenden
Zusammendrückung bilden. In dieser Weise erlangt man nebst einer großen Schonung des
Schlauches die erforderlichen Eigenschaften der leichten Zusammendrückbarkeit und
Elasticität desselben, wobei ein Undichtwerden nur in den schmalen unbelegten Seiten
nach längerem Gebrauche eintreten kann, welches durch Ueberstreichen mit einem
Kautschuk- oder Gutta-percha-Firniß leicht beseitigt werden
kann.
Die Vortheile dieser Pumpenconstruction, deren Zusammensetzung und Instandhaltung
nach Beschaffung der erforderlichen Maschinentheile und des Schlauchstückes eben so
leicht, als einfach von Jedermann zu bewirken ist, bestehen in einer nicht
unbedeutenden Ersparung an Betriebskraft und der Erlangung eines verhältnißmäßig
größeren Nutzeffectes gegen die jetzt gebräuchliche Pumpeneinrichtung. In ersterer
Hinsicht ist nur die Zapfenreibung der Welle des Rades G
und die wälzende Reibung der Walzen c, c, c zu
überwinden, während fast alle bei den Pumpen vorhandenen Widerstände außer der
Contraction des Wassers im Saugkorbe und der Adhäsion des Wassers an den
Röhrenwandungen oder der hydraulische Widerstand außer Acht kommen, als: 1) das
Heben des Kolbens und die durch seine Liederung verursachte oft bedeutende Reibung;
2) das Heben des über dem
Kolbenventile befindlichen Wassers; 3) der mechanische Widerstand des Wassers; 4)
der durch die Ventile verursachte Widerstand. In Betreff eines größeren Nutzeffectes
ist die Erlangung eines continuirlichen Wasserstrahles und der Umstand
hervorzuheben, daß gleichzeitig mit derselben Vorrichtung ein und mehrere
Pumpenpaare betrieben werden können, was um so eher angeht, je geringer die
erforderliche Betriebskraft von vornherein zur Erreichung desselben Effectes, als
bei den jetzigen Pumpen, sich herausstellen wird.
Ebenso ist die vorliegende Pumpenconstruction mit großem Vortheil für Wasser zu
benutzen, welches Säuren enthält oder Erd- und Sandtheile führt.