Titel: | Vergoldungsmethode für Gegenstände aus Silber, Messing, Bronze, Kupfer oder Zink, bei welcher das Korn ein seidenartiges Ansehen hervorbringt; von Hrn. M. L. Bovy, Ingenieur-Mechaniker zu Chaux-de-Fonds (Schweiz). |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. VII., S. 40 |
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VII.
Vergoldungsmethode für Gegenstände aus Silber,
Messing, Bronze, Kupfer oder Zink, bei welcher das Korn ein seidenartiges Ansehen
hervorbringt; von Hrn. M. L.
Bovy, Ingenieur-Mechaniker zu Chaux-de-Fonds (Schweiz).
Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1856, S.
250.
Bovy's Vergoldungsmethode für Gegenstände aus Silber, Messing
etc.
In der Uhrmacherkunst wendet man gegenwärtig zweierlei Methoden zum Vergolden der
einzelnen Theile einer Uhr an.
Erstes Verfahren. – Es besteht darin, ein
sogenanntes Amalgam aus Silberpulver, Kochsalz und einer kleinen Menge Weinstein
zusammenzusetzen; demselben ertheilt man dann durch Zusatz von ein wenig Wasser die
Teigconsistenz. Man nimmt nun ein wenig dieses Teiges mit einem beinernen Spatel,
legt ihn auf die zu überziehende Fläche und verbreitet ihn auf derselben mit einer
harten Bürste, indem man während einiger Minuten reibt. Auf dieselbe Weise verfährt
man hinsichtlich der benachbarten Theile und überzieht so nach und nach die ganze zu
vergoldende Fläche.
Dieselbe Operation wird wiederholt, bis man ein hinreichend starkes Korn erreicht
hat.
Wenn man eine matte Vergoldung erhalten will, so wascht man den zu vergoldenden
Gegenstand jetzt bloß noch mit reinem Wasser und taucht ihn dann unmittelbar in ein
Goldbad unter dem Einfluß des galvanischen Stroms.
Um eine glänzende Vergoldung zu erzielen, muß man den Gegenstand nach dem Waschen
noch mit der Kratzbürste reiben, bevor man ihn in das Goldbad bringt.
Man kann eine mehr oder weniger starke Goldschicht, also eine mehr oder weniger
dauerhafte Vergoldung erhalten, indem man das Eintauchen in das Bad öfters
wiederholt; behufs der matten Vergoldung muß man vor jedem Eintauchen die Oberfläche
auffrischen, was mittelst einer mit gepulvertem Weinstein belegten Bürste geschieht;
für die glänzende Vergoldung genügt es, den Gegenstand zwischen jedem Eintauchen
bloß mit der Kratzbürste zu reiben.
Zweites Verfahren. – Für sehr zarte Gegenstände
muß man bei dem beschriebenen Verfahren anstatt Silberpulvers für das sogenannte
Amalgam Goldpulver mit dem Kochsalz und Weinstein anwenden; auf diese Weise erhält
man direct ein Goldkorn, und je nach dem gewünschten Ton, taucht man den Gegenstand
einmal oder mehrmals in das Vergoldungsbad.
Obgleich diese zwei Verfahrungsarten, um die zu vergoldenden Gegenstände auf ihrer
Oberfläche zu körnen, schon seit einiger Zeit bekannt sind und in der Uhrmacherkunst
benutzt werden, hat sie doch erst Hr. Bovy mit Vortheil
für Silberarbeiten, Bronze-Schmuckwaren, kleine Statuen, Armleuchter etc.
angewendet.
Drittes Verfahren. – Derselbe Erfinder hat ein
neues Verfahren entdeckt, welches nicht nur bei Gegenständen aus Silber, Kupfer und
Bronze anwendbar ist, sondern auch bei Artikeln von Zink, nachdem man letztere zuvor
auf galvanischem Wege mit einer Kupferschicht überzogen hat.
Dieses Verfahren besteht darin, in dem erwähnten sogenannten Amalgam das Gold-
oder Silberpulver durch Kupfer- oder Bronzepulver zu ersetzen.
Bovy nennt diese Vergoldungsweise Dorage séricigrane, weil ihr das Korn ein seidenartiges Ansehen
ertheilt. Die Manipulation ist dieselbe wie bei den zwei vorher beschriebenen
Methoden; wir brauchen daher nur die Bereitungsart des Kupferpulvers anzugeben. Um
das Bronzepulver zu erhalten, zerreibt man nur die käufliche Bronze.
Kupferpulver. – Man löst 150 bis 200 Gramme reinen
Kupfervitriol in 1 Liter Wasser auf; die Lösung gießt man in ein Gefäß welches
wenigstens 5 Liter Regenwasser enthält, in das man einige Streifen ganz reinen
weichen Eisens oder einige Täfelchen destillirten Zinks gelegt hat. Wenn man die
Operation beschleunigen will, erhält man dieses Gefäß mittelst eines Wasserbades auf
einer Temperatur von beiläufig 30° C.
Nach etwa zwölf Stunden ist der größte Theil des Kupfers als feines metallisches
Pulver gefällt; man gießt dann die überstehende Flüssigkeit ab, wascht den
Niederschlag mehrmals mit Wasser aus und schüttet ihn in eine Porzellanschale, indem
man, was von ihm zurückbleibt, mit Wasser nachspült; das Wasser welches hiezu verwendet
wurde, decantirt man wieder. Nun gießt man auf das Kupferpulver ein Gemisch von 1
Th. Salzsäure und 3 Th. Wasser und stellt die Schale auf ein gelindes Feuer, bis die
Flüssigkeit dem Sieden nahe kommt; dieß geschieht, um alles rückständige Zink oder
Eisen aufzulösen. Man decantirt die saure Flüssigkeit, wascht das Pulver mehrmals
mit Wasser aus, und reibt es dann in den Händen, um die darin befindlichen Knollen
zu zertheilen; da aber stets einige unter sich verbundene Theile zurückbleiben, so
muß man, um deren Zusammenhang aufzuheben, das ganze Pulver in eine kleinere Schale
geben und es darin beständig mit der Hand umrühren, während ein continuirlicher
Strahl kalten Wassers in diese Schale geleitet wird; die überschüssige Flüssigkeit
lauft über deren Ränder und nimmt denjenigen Theil des Pulvers mit sich, welcher die
erforderliche große Zartheit erlangt hat. Diese Flüssigkeit wird in einem großen
Gefäß gesammelt.
Der am Boden der Schale zurückgebliebene Theil wird wieder zwischen den Händen
zerrieben und in beschriebener Weise nochmals geschlämmt, bis man daraus kein
hinreichend feines Pulver mehr gewinnen kann.
Man sammelt endlich auf einem Filter alles Pulver, welches das Wasser im großen
Gefäße enthält; man wascht es auf dem Filter mehrmals mit Wasser aus, worauf es zu
dem sogenannten Amalgam verwendet werden kann, welches man aus beiläufig 1 Th.
feuchtem Pulver, 17 Th. Kochsalz und 2 Th. Weinstein zusammensetzt.
Wenn man das Pulver trocknen lassen will, so muß man ein dem entzogenen Wasser
entsprechendes größeres Verhältniß von Kochsalz anwenden.
Man kann das Pulver unter Wasser, welches mit ein wenig Salzsäure versetzt ist,
aufbewahren, indem man diese Flüssigkeit von Zeit zu Zeit erneuert; es ist aber
vorzuziehen, das frisch bereitete und noch feuchte Pulver anzuwenden, wodurch man
jede Oxydation vermeidet.
Als Vergoldungsbad wendet der Erfinder bei diesem neuen Verfahren vorzugsweise eine
Auflösung von Goldoxyd in gelbem Blutlaugensalz an und zwar in der Wärme.