Titel: | Einfaches Verfahren Arbeiten aus Bein und Elfenbein hochroth zu färben; von Dr. Joh. Christoph Kellermann in Nürnberg. |
Autor: | Johann Christoph Kellermann |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XIII., S. 68 |
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XIII.
Einfaches Verfahren Arbeiten aus Bein und
Elfenbein hochroth zu färben; von Dr. Joh.
Christoph Kellermann in Nürnberg.
Kellermann's Verfahren Arbeiten aus Bein und Elfenbein hochroth zu
färben.
Auf Ersuchen eines hiesigen Geschäftsmannes habe ich einen Probeversuch nach dem
Verfahren, Knochen hochroth zu färben, welches Hr. Prof. Dr. Böttger in seinem polytechn. Notizblatt,
Jahrgang 1856 S. 128 (polytechn. Journal Bd. CXL.
S. 158) veröffentlichte, vorgenommen.
Durch dieses Verfahren, welchem die Behandlung des Carmins mit krystallisirtem
kohlensaurem Natron und Austreibung der Kohlensäure mittelst Essigsäure
eigenthümlich ist, erzielte ich ein schönes, aber etwas dunkles Hochroth auf
Beinarbeiten. Durch die anzuwendende Essigsäure werden übrigens die Ausgaben nicht
unbedeutend erhöht.
In meiner Abhandlung über Beinfärberei – im polytechn. Journal Bd. CXX S. 438 – habe ich angedeutet,
wie ein schönes, helles Hochroth, welches übrigens damals nicht begehrt worden, auf
Bein und Elfenbein applicirt werden kann. Ich sagte daselbst auf S. 447:
„Carminauflösung, in welcher kein Ueberschuß des Lösungsmittels
enthalten ist, gibt, mit weichem Wasser verdünnt, mittelst Zinnbeizen auf den
nicht gelbgefärbten Gegenständen aus
Knochengebilden ein recht hübsches, lebhaftes Hochroth.“
Eine specielle, sehr einfache Vorschrift hierzu theile ich in Folgendem mit:
1) Man lege die zu färbenden Beinarten 15 bis 20 Minuten lang in
sehr verdünnte (nicht erwärmte) Salpetersäure (Scheidewasser), von der Stärke
eines guten Essigs etc. – siehe polytechn. Journal Bd. CXX S. 449, Nachtrag: Ziff. 1);
–
2) darauf 15 bis 20 Minuten lang in sehr verdünnte Lösung von
Zinnsalz (Zinnchlorür) – auf 1/2 Maaß (1 Pfd.) Wasser ein linsengroßes
Stückchen; –
3) diese so vorgebeizten Gegenstände gibt man nun in folgendes
Rothbad und zwar erst dann, wenn dieß bereits so weit
erhitzt ist, daß es zu sieden anfängt.
Rothbad: man nehme zu einem Versuch im Kleinen, etwa zu einem
halben Schachspiel, 3 bis 5 Gran (d. i. eine große Messerspitze voll) feinen rothen
Carmin, gieße dazu 10–12 Tropfen Ammoniak (Salmiakgeist), rühre gut um bis
der Carmin gelöst ist; dann gebe man etwa 2 Unzen (d. i. 1/16 Maaß bayer. oder 1/16
Liter reichlich) weiches Wasser hinzu.
In dieser Farbflotte, die, wie gesagt, bis zum Sieden erhitzt werden muß, läßt man
die vorgebeizten Gegenstände ungefähr 15 Minuten liegen, binnen welcher Zeit die
Färbung vor sich gegangen seyn wird.
Man erhält lebhaftere Nüancen, wenn man das Sieden der Farbflotte mit den zu
färbenden Gegenständen nicht fortsetzt, sondern das Gefäß
vom Feuer wegnimmt, sobald dieselben in die siedende Farbflotte gebracht worden.
Will man den so erhaltenen Farbenton (ein sehr feuriges Carminroth) etwas in
Scharlach überführen, so darf man nur eines von folgenden Mitteln, wodurch sehr
schöne Nüancen zum Vorschein kommen, anwenden:
a) entweder man gibt zu dem so eben
beschriebenen Rothbade, wann es zu sieden anfängt und sogleich nachdem man die
Beinarbeiten hineingelegt hat, 5 bis 10 Tropfen Weinsäure (Weinsteinsäure) von
der Stärke eines guten Essigs, oder
b) man versetzt das Wasser zur
Zinnsalzlösung (siehe oben Ziff. 2), ehe man das Zinnsalz hinzugibt, mit äußerst
wenig englischer Schwefelsäure (auf 1/8 Maaß Wasser nur 1 Tropfen dieser
Säure).
Bei Behandlung von größeren Quantitäten, z.B. von 50 bis 100 Schachspielen, kommt ein
solches schön roth zu färben, den Angaben hiesiger Fabrikanten gemäß, auf höchstens
1/2 kr. zu stehen.Der Verfasser bemerkt uns brieflich, daß von Schachspielfabrikanten das Scharlach nach dem von ihm früher (im polytechn.
Journal Bd. CXX S. 438)
veröffentlichten Verfahren dargestellt, stets vorgezogen werden dürfte, daß
aber die hier oben aufgeführten Farbentöne
– wovon er uns vollkommen gelungene Proben einsandte – doch
Anwendung finden, insbesondere bei Spielmarken und bei Halsgehängen aus Bein
wie sie die Paternostermacher in Nürnberg verfertigen. A. d. Red.