Titel: | Maschine zum Spalten des Leders, von Hrn. L. Apeldoorn zu Montmartre (Seine-Departement) |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XIX., S. 88 |
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XIX.
Maschine zum Spalten des Leders, von Hrn.
L. Apeldoorn zu
Montmartre (Seine-Departement)
Aus Armengaud's Génie industriel, März 1856, S.
125.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Apeldoorn's Maschine zum Spalten des Leders.
Es ist bekannt, wie schwierig es ist Häute oder Leder, deren Dicke vermindert oder
wenigstens dergestalt egalisirt werden soll, daß sie in ihrer ganzen Ausdehnung die
gleiche Stärke darbieten, in zwei oder drei Theile zu spalten. Geschieht die
Operation aus freier Hand, so hat man die Unannehmlichkeit, die ganze
hinweggenommene Partie als beinahe werthlosen Abfall zu verlieren. Soll aber die
Operation mit Hülfe einer Maschine auf eine regelmäßige und ökonomische Weise
bewerkstelligt werden, so muß diese Maschine nicht nur äußerst genau construirt
seyn, sondern sie muß auch so zu sagen mit der ganzen Intelligenz, welche ein aus
freier Hand arbeitender Mann aufwendet, arbeiten. Angesichts der praktischen
Schwierigkeiten, welche eine solche Arbeit hauptsächlich bei Leder von bedeutenden
Dimensionen darbietet, hat der Erfinder es sich zur Aufgabe gemacht, durch die in
Rede stehende Maschine die verschiedenen Mißstände, womit alle seither ausgeführten
Systeme behaftet waren, zu vermeiden, und er hat auch diesen Zweck auf eine
eigenthümliche Weise erreicht.
Fig. 9 stellt
die MaschineSie wurde am 22. Oktober 1853 in Frankreich patentirt. in der vorderen Ansicht, Fig. 10 im senkrechten
Durchschnitt nach der Linie 1–2 dar. Ein Theil des zu spaltenden Leders wird
zuerst auf eine hölzerne Tafel B gespannt, welche man
genau auf diejenige Höhe richtet, in welcher sie eine tangentiale Lage gegen die untere Seite der
Preßwalze C annimmt. Vorn und über der ganzen Länge der
Maschine ist ein stählernes Messer D befestigt. E ist eine Leitschiene, welche zwischen sich und der
Messerschneide nur den zum Durchgang des Leders nothwendigen Raum läßt. Dieser
Zwischenraum läßt sich jedoch durch Höher- oder Tieferstellen der Schiene
nach der Dicke des Leders reguliren. Die Preßwalze C,
welche das Leder zugleich gegen den Rand der Leitschiene und gegen die Schneide des
Messers drückt, ist so angeordnet, daß sie sich nach dem Gutdünken des die Maschine
beaufsichtigenden Arbeiters von der Leitschiene entfernen oder derselben nähern
läßt; sie besteht aus Messing, um das Leder nicht zu beschmutzen, und damit sie sich
bei dem großen Druck, den sie auszuüben hat, nicht biegen kann, ist oberhalb
derselben eine zweite sorgfältig abgedrehte gußeiserne Walze F von größerem Durchmesser angebracht. Diese Walzen sind übrigens mit
eisernen Achsen durchzogen, welche über die Enden der Walzen hervorragend, als
Umdrehungszapfen dienen. Beide Walzen sind in dem gußeisernen Gestell G gelagert und dieses läßt sich in den Trägern H mittelst der Schrauben e
höher oder niedriger stellen, so daß die Walzen nach Erforderniß dem Leder genähert
oder von demselben weiter entfernt werden können.
Nach der Seite hin und längs dem Gestell G sind die
Glättvorrichtungen I angebracht, welche auf die
Oberfläche des Leders zu liegen kommen, um, während dieses vorwärts gezogen wird,
die Undulationen und Falten, welche verhindern würden daß sich das Leder der
Messerschneide ganz eben darbietet, zurückzuschieben und zu glätten. Dieser Theil
der Maschine ist vielleicht der wichtigste und zugleich der delicateste. Sobald
nämlich das Leder, obgleich feucht, dem Messer keine ganz regelmäßige Fläche
darbietet, und seine Dicke auf der ganzen Breite nicht die gleiche ist, so ist es
sehr schwer, um nicht zu sagen unmöglich, die erwähnten Falten zu verhindern. Auch
entstehen dadurch häufig Unfälle, welche mehr oder minder beträchtliche Verluste zur
Folge haben. Diesen Uebelstand hat Hr. Apeldoorn durch
ein System vermieden, welches das Leder nöthigt in der Nähe des Messers beständig
gut angespannt zu seyn. Jene Glättvorrichtungen I thun
demnach den Dienst einer Menschenhand, welche die Falten zurückzustreichen und die
Oberfläche zu glätten strebt. Sie sind beweglich, d.h. mit Stahl- oder
Kautschukfedern versehen, deren Spannung im Voraus regulirt wird, so daß sie sich
auf den Trägern selbst, welche sie mit dem Gestell G
verbinden, verschieben lassen. Erhebt man daher das letztere, um die Walzen von dem
Leber zu entfernen, so gehen auch die Glättstücke mit in die Höhe.
Das zu spaltende Leder wird, wie bereits erwähnt, auf die Tafel B gelegt, unter die Preßwalze C geführt und zwischen die Schneide des Messers D und die Kante der Schiene E geschoben. Da
jedoch der Rand des Leders immer dünner als der übrige Theil ist, so läßt sich
dasselbe, ohne geschnitten zu werden, bis zu der Peripherie der Walze I fortführen, was natürlich aus freier Hand geschehen
muß. Die Walze I ist mit einem Einschnitt versehen, in
den das Leder mittelst einer Schiene f eingeklemmt wird,
die der Arbeiter herausnimmt, so oft er es für angemessen hält. Der Arbeiter läßt
nun die ganze Preßvorrichtung auf das Messer und seine Führung herab, und setzt die
Walze I in Bewegung, indem er den Treibriemen von der
Leerrolle P' auf die an die Achse K befestigte Rolle P schiebt. Die Achse K enthält ein Getriebe L,
welches in das Stirnrad M greift, das an der Achse der
Walze I befestigt ist. Letztere dreht sich alsdann
langsam und zieht das Leder nach sich, welches zwischen der Führung E stark gepreßt durch die Schneide des Messers D seiner ganzen Breite nach und zwar vollkommen
regelmäßig und genau gespalten wird.
Soll die Maschine eingestellt werden, z.B. wenn der Cylinder I eine Umdrehung gemacht hat, so braucht der Arbeiter nur den Riemen von
der festen auf die lose Rolle zu schieben. Wir haben oben erwähnt, daß die
Leitschiene E so angeordnet ist, daß sie nach
Erforderniß gehoben oder niedergelassen werden kann. Zu dem Ende ist sie um ein
Scharnier drehbar und kann mit Hülfe der excentrischen Scheibe g und einer an dem Ende der Excentricumachse
angebrachten Handhabe h gehoben oder niedergelassen
werden. Mit ihr hebt und senkt sich zugleich die hölzerne Tafel B und das auf derselben ausgespannte Leder.