Titel: | Maschine zur Dampferzeugung mittelst der Reibung, von den HHrn. Beaumont und Mayer. |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XLIX., S. 185 |
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XLIX.
Maschine zur Dampferzeugung mittelst der Reibung,
von den HHrn. Beaumont und
Mayer.
Aus Armengaud's Génie industriel, Jan. 1856, S.
18.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Beaumont's Maschine zur Dampferzeugung mittelst der
Reibung.
Dieser Apparat, um mittelst der Reibung, welche durch irgend eine Triebkraft
hervorgebracht wird, Wärme zu erzeugen, befand sich auf der Pariser
Industrie-Ausstellung. Nachstehendes ist einem Bericht entnommen, welchen Hr.
Petit dem französischen Minister des öffentlichen
Unterrichts über diese Erfindung erstattete.
„Man hat sich im letzten Jahrhundert eifrig damit beschäftigt, ein Mittel
aufzufinden, um die Wärme in Triebkraft umzuwandeln, und der Lösung dieser
Aufgabe verdanken wir die bewunderungswürdigen Dampfmaschinen, welche jetzt die
Seele aller Industrie sind. Die HHrn. Beaumont und
Mayer haben gerade das entgegengesetzte Problem
zu lösen gesucht, nämlich die Triebkräfte in Wärme umzusetzen.
Es ist allgemein bekannt, daß die Reibung zweier Körper die Quelle einer sehr
intensiven Wärme ist, welche seit undenklichen Zeiten von wilden Völkern zur
Erlangung von Feuer angewendet wurde; Jedermann kennt die Gefahren, welche aus
der sehr raschen Reibung der Achsen und Büchsen der gewöhnlichen Wagen und
besonders der Eisenbahnwagen entstehen. Man hatte aber bis jetzt noch nicht das
Mittel gefunden diese Wärme zu sammeln, sie anzuhäufen, sie gewissermaßen
aufzuspeichern, um sie überall hin übertragen zu können, wo sie nützlich
verwendbar ist.
Dieses Resultat haben die HHrn. Beaumont und Mayer mit Erfolg und mit einfachen Mitteln erzielt.
Das Princip dieser Ingenieure besteht darin, mittelst einer Triebkraft eine
schnelle Reibung zweier Körper aneinander zu bewirken, welche inmitten einer
Wassermasse erfolgt, die in einem Kessel befindlich ist, damit sich die
entwickelte Wärme anhäuft und eine allmähliche Erhitzung des Wassers auf
100° C. bewirkt. Sie erschaffen auf diese Weise einen wirklichen
Dampfkessel, der im Stande ist dieselben Wirkungen auszuüben, als wenn er
gefeuert worden wäre; der aus demselben erhaltene Dampf strömt in geeignete
Leitungen, worin er sich verdichtet, also seine latente Wärme zur Benutzung
abgibt; er kehrt dann im flüssigen Zustande in den Kessel zurück, und wird darin
durch die Reibung von Neuem in gespannten Dampf verwandelt.
Fig. 18
und 19
stellen einen Längen- und einen Querdurchschnitt dieses
Wärmeerzeugungsapparats dar. – Er besteht aus einem cylindrischen Kessel
A von starkem Blech, der 2 Meter lang ist und 50
Centimeter im Durchmesser hat, an beiden Enden mit ebenen Platten B versehen ist und horizontal auf den Federn C und auf einem adjustirbaren Support D liegt. Durch die ganze Länge dieses Kessels geht
in horizontaler Richtung eine hohle kupferne, etwas conische Röhre E, deren Enden mit den Basen des Kessels selbst
vernietet und zusammengelöthet sind, jedoch zwei Oeffnungen b lassen, deren Weite an dem einen Ende 35 und am
andern 30 Centimeter ist. Im Innern der Röhre steckt ein hölzerner Kegel F, der mit einem hanfenen Bande spiralförmig umgeben
ist; durch denselben geht eine horizontale eiserne Welle G, woran er unveränderlich befestigt ist. Dieser Kegel füllt den Raum
der Röhre ganz aus und seine Welle reicht über beide Basen des Kessels hinaus
und ruht in den Zapfenlagern H, worin sie sich frei
drehen kann. Es wird nun dieser Welle, welche mit Treib- und Leerrolle
und mit Schwungrad versehen ist, eine sehr schnelle rotirende Bewegung ertheilt;
der in diese Bewegung hereingezogene hölzerne Kegel reibt dann gegen die
kupferne Röhre. Da letztere auf allen Seiten von dem im Kessel befindlichen
Wasser umgeben ist, so wird die durch die Reibung entwickelte Wärme vollständig
dem Wasser mitgetheilt. Ein mit Oel gefülltes Gefäß a, welches über dem Kessel angebracht ist, läßt dieses Oel durch die
Röhren c, welche den ganzen Kessel durchsetzen, auf
die Oberfläche des beweglichen Kegels fallen und schmiert und befeuchtet daher
das Hanfband unaufhörlich, um die Reibung zu mildern und zu erleichtern.
Es versteht sich von selbst, daß der Kessel mit allen erforderlichen
Nebenapparaten, d.h. mit Sicherheitsventil, Allarmpfeife, Wasserstandszeiger,
Manometer, Thermometer, Speisepumpe und mit einer Röhre versehen ist, mittelst
welcher die Dämpfe dahin geführt werden, wo sie benutzt werden sollen.
Zur Erlangung einer ununterbrochenen Wärmeentwickelung muß die Reibung
unaufhörlich wirken, ohne jedoch einen Widerstand zu erfahren, der eine zu große
Triebkraft erheischt und die Geschwindigkeit der Bewegung verzögert. Bei
Anwendung einer genau cylindrischen Röhre würde aber die hölzerne Walze
anfänglich eine zu starke und dann eine zu geringe, und daher sehr ungleiche
Reibung veranlassen, weil sich das Hanfband bald abnutzt. Bei Anwendung einer
conischen Röhre und eines gleichgestalteten Cylinders hingegen, wo letzterer
mehr oder weniger in jene hineingeschoben werden kann, ist es mittelst
Stellschrauben, die an beiden Enden der Welle angebracht sind, leicht, die Reibung so zu
reguliren, daß sie eine gleichförmige wird.
Der Kessel wurde zu einem Versuche mit 400 Liter kaltem Wasser gefüllt und die
Maschine mit einer Geschwindigkeit von 400 Umgängen in der Minute betrieben;
nach Verlauf von einigen Stunden war die Temperatur des Wassers auf 130°
C. gestiegen und der Dampf, welcher eine Spannung von mehr als zwei Atmosphären
erreicht hatte, strömte mit Zischen und Brausen durch die Röhre, welche man ihm
öffnete. Man hatte also einen wirklichen Hochdruck-Dampfkessel vor
sich.
Es ist einleuchtend, daß der von diesem neuen Apparat gelieferte Dampf nie als
Triebkraft benutzt werden kann, da man schon einer solchen bedarf, um den
Apparat in Bewegung zu setzen und daher die vom Apparat selbst erzeugte. Kraft
nothwendig geringer seyn muß als die ursprüngliche.
Die Maschine der HHrn. Beaumont und Mayer erfordert auch wirklich eine Kraft von zwei
Pferden, um den Dampf für eine Pferdekraft zu liefern; es geht daher die Hälfte
der angewandten Kraft zu Verlust.
Die Erfinder hatten auch nur die Absicht, den durch ihren Apparat erzeugten Dampf
als Wärmequelle zu benutzen; sie wollen zu dieser
Wärme-Erzeugung die natürlichen Triebkräfte benutzen, wie den Wind,
ferner Wassergefälle, welche entweder gar nicht oder nur theilweise verwendet
werden.“