Titel: | Blitzableiter für Telegraphenlinien. |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LII., S. 204 |
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LII.
Blitzableiter für Telegraphenlinien.
Aus dem Traité
d'Électricité et de Magnétisme par M. M. Becquerel, Paris 1856, t. III p. 320.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Blitzableiter für Telegraphenlinien.
Wenn die Atmosphäre mit Elektricität beladen ist, so kann diese sich den Apparaten
mittheilen, dieselben in Gang setzen und die Transmission von Depeschen verhindern,
ja sie kann sogar, wenn sie in hinreichender Quantität vorhanden ist, die Drähte der
Elektromagnete schmelzen und den Telegraphisten Erschütterungen ertheilen. Diese
Uebelstände kommen zum Glück selten vor und sind jedesmal nur von kurzer Dauer. Man
kann denselben durch folgende Anordnungen abhelfen.
Wenn man nach dem Aussehen des Himmels auf ein bevorstehendes Gewitter schließen muß,
so setzt man mit Hülfe eines Commutators den Telegraphendraht mit dem Erdboden
direct in Verbindung. Durch dieses Mittel fließt die atmosphärische Elektricität in
den Erdboden ab. Ist aber der telegraphische Apparat in Thätigkeit oder seines
Gebrauchs gewärtig, so ist es, da der Ueberschuß der Elektricität nicht direct in
den Erdboden abfließen kann, nöthig, sich gegen die in Folge ihrer Anhäufung
möglicher Weise eintretenden Unfälle zu schützen. Hiezu bedient man sich des in Fig. 12
dargestellten Apparates. Dieser besteht aus einem kleinen Bret, auf welchem zwei
Klemmschrauben A und B in
einem Abstand von 6 bis 7 Centimetern angeordnet sind. Die beiden Enden des
Telegraphendrahtes werden an diese Klemmschrauben befestigt, so daß, wenn eine
metallische Verbindung zwischen A und B hergestellt ist, der Strom in dem Telegraphendraht
circulirt; wenn dagegen A und B isolirt sind, so ist jede Communication unterbrochen. Ein sehr feiner
Eisendraht geht von der einen Klemmschraube zur andern, und um ihn gegen das
Zerreißen zu sichern, so ist er in eine Glasröhre eingeschlossen, oder er ist mit
Seide umwickelt und in einer kleinen kupfernen mit einem Deckel versehenen Büchse
eingeschlossen. Findet nun eine Ueberladung an atmosphärischer Elektricität längs
der Linie statt, so schmilzt der Eisendraht, bevor das Kupfer erreicht wird und die
Apparate sind somit geschützt. Um aber, bevor diese Wirkung eintritt, einen den
regelmäßigen Gang der Apparate beeinträchtigenden Ueberschuß an Elektricität im
Voraus abzuleiten, bringt man über der Klemmschraube B
und in leitender Verbindung mit ihr eine gezahnte kupferne Platte D an; eine andere ähnliche Platte C, deren Zacken denjenigen der ersteren Platte sehr nahe stehen,
communicirt mit dem Erdboden. Auf diese Weise wird der mit atmosphärischer
Elektricität überladene Telegraphendraht zum Theil durch die Spitzen entladen.
Nach den Beobachtungen des Hrn. Masson ist Alkohol ein
hinreichend schlechter Leiter, um eine Volta'sche Kette auf eine geeignete Weise zu
isoliren, jedoch nicht in dem Grade, um den Durchgang der Elektricität zu
verhindern, sobald ihre Spannung eine gewisse Größe erreicht hat. Hr. Pouget-Maisonneuve hat nun einen auf diesem
Princip beruhenden telegraphischen Blitzableiter construirt, welcher in Fig. 13
dargestellt ist. Dieser Apparat besteht aus einem gläsernen oder metallenen Gefäß,
welches mit Alkohol von 40 Volumprocenten ganz gefüllt, über einen Sockel gestürzt
und an denselben dergestalt gekittet ist, daß keine Flüssigkeit ausfließen kann. Der
Leitungsdraht der Telegraphenlinie
D, A, B, C, E tritt in den Alkohol, und auf seinem Weg
durch die Mitte der Flüssigkeit nimmt er die Gestalt eines gezahnten Kupferstreifens
A, B, C an. Ein anderes mit Zähnen oder Zacken
versehenes Kupferblech T, welches mit dem Erdboden in
leitender Verbindung steht, tritt in die Mitte der Flüssigkeit. Auf diese Weise ist
der Telegraphendraht hinreichend isolirt, um die Wirksamkeit des elektrischen
Stromes in den Apparaten zu gestatten. Sobald aber die atmosphärische Elektricität
sich anhäuft, so strömt sie durch die Spitzen auf das innere Blech T über und fließt von da durch den Knopf T' in den Boden ab. Mehrere andere Körper von
mittelmäßiger Leitungsfähigkeit, mit denen man Versuche anstellte, haben dem in Rede
stehenden Zweck nicht so gut entsprochen, als Alkohol von 40 Volumprocenten. Durch
die Erfahrung wird es sich übrigens herausstellen, ob dieser Apparat dem
vorhergehenden, welcher seither allgemein angewendet wurde, vorzuziehen ist.
Hr. Bianchi hat einen Apparat vorgeschlagen, welcher sich
auf ein ähnliches Princip gründet und gute Resultate verspricht. A', B',
Fig. 14,
stellt diesen Apparat in seiner Verbindung mit der Telegraphenleitung dar; A, B ist eine in größerem Maaßstab gezeichnete besondere
Ansicht desselben. Dieser Blitzableiter besteht aus einer Metallkugel, durch die der
Telegraphendraht geht, und welche von einer Glaskugel umgeben ist. Die letztere
besteht aus zwei Hälften, welche durch einen breiten kupfernen Ring mit einander
verbunden sind. Dieser Ring ist inwendig mit nahe neben einander angeordneten
Spitzen ausgestattet, welche gegen das Centrum der Metallkugel gerichtet sind und
sich bis nahe an die Oberfläche der letztern erstrecken. Der Leitungsdraht tritt
durch gefirnißte Stopfbüchsen in die Glaskugel. An der unteren Seite des
Kupferringes befindet sich ein metallener Hahn, um den Apparat luftleer machen zu
können. An diesen Hahn wird ferner die Metallstange geschraubt, welche den
Kupferring direct mit dem Erdboden T in Verbindung
setzt. Man kann sich nun leicht vorstellen, daß dieser Apparat vermittelst der
Spitzen des Kupferringes sämmtliche über dem Leitungsdraht A', B', N, M angehäufte atmosphärische Elektricität, welche sonst in den
telegraphischen Apparat M übergehen würde, in den
Erdboden ableitet.