Titel: | Ueber eine ausgezeichnete Formmasse aus Schellack und Stearinsäure für galvanoplastische Copien; von Piil. |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LVI., S. 228 |
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LVI.
Ueber eine ausgezeichnete Formmasse aus Schellack
und Stearinsäure für galvanoplastische Copien; von Piil.
Aus Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr.
13.
Piil, über eine Formmasse aus Schellack für galvanoplastische
Copien.
Das beste von allem mir bekannten Formmaterial zu oben genanntem Zwecke besteht aus
einer Mischung von Stearinsäure und Schellack zu gleichen Gewichtstheilen. In die
geschmolzene Stearinsäure (dem bekannten Kerzenmaterial) setzt man den Schellack
nach und nach und gibt der Masse eine solche Hitze, daß sie sich anzünden läßt.
Nachdem man sie angezündet hat, läßt man sie so lange brennen, bis der Schellack,
der sich bei der größeren Wärme von der Stearinsäure getrennt hat, sich wieder mit
derselben vereinigt. Zur Probe läßt man einen Tropfen der Masse auf eine kalte
Metallplatte fallen. Nimmt dieser gepülverten Graphit willig an, dann ist die Masse
genug gebrannt; thut er es nicht, so muß man mit dem Brennen fortfahren. Hat sich
die Probe gut gezeigt und hat man dann die Flamme ausgeblasen, so setzt man etwas
fein geschlämmten Graphit zu. Setzt man zu wenig von diesem zu, so hat die Masse
nicht die nöthige Leitung, und nimmt man zu viel, dann wird die Masse spröde, so daß
sie beim Prägen Risse bekommt.
Die Masse hat einen hornartigen Charakter wie die Gutta-percha, ist aber ein
viel feinerer Stoff als diese und nimmt viel schönere und feinere Eindrücke an. Ihre
Zähigkeit behält die Masse lange Zeit, ja, man kann sie so lange brennen, wenn sie
nämlich nicht mit Graphit versetzt ist, bis sie dieselbe fast immer behält. Nur der
Versuch kann hier den Weg zeigen, daß man die Masse nicht zu wenig oder zu lange
brennen läßt. Beschreiben kann man es nicht, da diese Beschaffenheit der Mischung
von den ungleichen Eigenschaften des Materials, der Gefäße, der Menge der Masse
u.s.w. abhängt.
Man gießt die geschmolzene Masse in ein passendes Papierkästchen aus und entfernt
wenn sie erkaltet ist, die poröse Oberfläche derselben. Will man nun hierin einen
Gegenstand abprägen, so reibt man die Oberfläche der Platte mit Graphit ein, und
ebenso das Modell, und wärmt sie, bis sie sich wie weiches Leder ausdehnen läßt. Je
tiefer die Gravirungen des abzuformenden Gegenstandes sind, um so weicher muß
natürlich die Masse seyn. Nachdem man die erste Prägung gemacht hat, gibt man ihr
nach einigen Augenblicken noch einen Druck, um die feineren Partien recht scharf zu
bekommen. Wenn die Masse völlig erkaltet ist, nimmt man die Form von dem Modell ab und hat jetzt eine
Matrize von der größten Schärfe, die sich nicht wirft und nicht zusammenzieht. Im
Allgemeinen kann man diese ohne Nachtheil mit ganz fein geschlämmtem Graphit
einreiben. Wo jedoch die Zeichnung zu fein ist, daß sie diesen Ueberzug nicht
erlaubt, macht man sie mit Silberbronze leitend.