Titel: | Beschreibung einer verbesserten Pumpenconstruction durch Anwendung des Bramah'schen Systems für Pumpenkolben und Stopfbüchsen aus Kautschuk in Verbindung mit Metall, sowie verbesserter Kautschukventile; von Gottfried Stumpf. |
Autor: | Gottfried Stumpf |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LVIII., S. 242 |
Download: | XML |
LVIII.
Beschreibung einer verbesserten
Pumpenconstruction durch Anwendung des Bramah'schen Systems
für Pumpenkolben und Stopfbüchsen aus Kautschuk in Verbindung mit Metall, sowie
verbesserter Kautschukventile; von Gottfried Stumpf.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Stumpf, Beschreibung einer verbesserten
Pumpenconstruction.
Bei Jedem der sich mit der Construction größerer Pumpen beschäftigt hat, ist gewiß
der Wunsch rege geworden, statt der so große Reibung verursachenden Hanfkolben und
Hanfstopfbüchsen, solche in einem entsprechenden Materiale auszuführen, da überdieß
die bisher angewendeten Lederliederungen bei heißen Flüssigkeiten nicht anwendbar
sind und solche bei großen Pumpen durch ihre häufigen Erneuerungen bedeutende Kosten
verursachen. Da wo heiße Flüssigkeiten zu heben sind, hat man sich häufig der
eingeschliffenen massiven Metallkolben bedient, und wenn auch dieselben im Anfang
hinreichend dicht gehen, so tritt doch bei starkem Gebrauch durch Reibung des
Kolbens an der Cylinderwand eine Abnutzung ein, welche den Effect der Pumpe
vermindert. Es ist ferner keine ungewöhnliche Erscheinung, daß die durch die höhere
Temperatur entstandene Ausdehnung der Metalle eine solche Reibung zwischen dem
Kolben und der Cylinderwand verursacht, daß der Kolben kaum fortzubewegen ist.
Besonders wahrnehmbar ist dieser Erfolg bei solchen Pumpen, die abwechselnd kalt und
warm arbeiten. Um nun der Saug- und Hebepumpe, von welcher ich, als nach
meiner Ansicht der zweckmäßigsten Förderungsmaschine, überhaupt nur spreche, und auf
welche sich die zu erwähnenden Verbesserungen am geeignetsten anwenden lassen, ein
größeres Feld der Anwendung zu geben und um solche bei erwähnten Gelegenheiten nicht
von der Druckpumpe, die mehr Betriebskraft erfordert und weniger Effect gibt,
verdrängt zu sehen, habe
ich versucht, Kolben und Stopfbüchsen nach dem Bramah'schen System aus Kautschuk in Verbindung mit Metallfederungen
anzuwenden. Bei diesem System erspare ich beim Niedergang des Kolbens die schädliche
Reibung und beim Aufgang wird letztere nur dem Druck der Wassersäule entsprechend
seyn. Metallstopfbüchsen werden deßhalb immer besser seyn, weil bei guter
Bearbeitung dieser Stücke und zweckmäßiger Anwendung viel weniger Reibung entsteht
als bei Hanfbüchsen. Letztere werden, um gehörig dicht zu seyn, oft mehr als
nothwendig angezogen und verursachen unnöthige Reibung. Bei Dampfmaschinen oder
Pumpen für warme Flüssigkeiten dringt das Fett wohl leichter in die Stopfbüchsen
ein; bei Kaltwasserpumpen dagegen ist eine Verdichtung nicht so leicht einzufetten,
weil das in den Hanf eingedrungene Wasser das Fett nicht zuläßt. Bei ersteren kann
man die Reibung durch Schmieren etwas vermindern, bei letzteren dagegen kann der
Uebelstand nur durch frische Verpackung beseitigt werden. An jeder gut construirten
Pumpe befinden sich Deckel, um an die Ventile gelangen zu können. In der Regel ist
man aber nur im Stande den Obertheil des Ventils herauszunehmen, der Untertheil oder
der Sitz hingegen bildet mit dem Gehäuse ein Stück oder ist fest an dasselbe
verschraubt. Bei meiner neuen Vorrichtung jedoch hebt sich mit dem Gehäusedeckel das
ganze Ventil nebst Sitz heraus, und man ist in Stand gesetzt bei Tag und bequem jede
beliebige Reparatur vorzunehmen.
Fig. 1 ist die
vordere Ansicht und der Durchschnitt einer Pumpe; Fig. 11 ist der
Durchschnitt und die vordere Ansicht des Pumpenobertheils nebst dem Durchschnitt und
der vorderen Ansicht des Kolbens in vergrößertem Maaßstab; Fig. 6 ist die obere
Ansicht eines Stopfbüchsenringes; Fig. 4 und 5 zeigen den Untertheil
einer Pumpe mit Ventilgehäuse bei Anwendung horizontal liegender Kautschukklappen;
Fig. 7,
8 und 9 sind die
Details hiezu; Fig.
2 zeigt die ausgeschobene schrägliegende Kautschukklappe; Fig. 3 ist die vordere
Ansicht eines Ventilsitzes (Gitters) bei schrägliegender Klappe und Fig. 10 Durchschnitt,
obere und untere Ansicht des Kolbens.
Nach einer Mittheilung im „Organ für Eisenbahnwesen“ ,
herausgegeben von Heusinger von Waldegg, habe ich bei
dieser Pumpe eine Kolbenstange benutzt, die nach den dort erwähnten, sowie nach
meinen Erfahrungen ein sehr vortheilhaftes Resultat liefert. Diese Kolbenstange, in
ihrem Querschnitt halb so groß als der Querschnitt des Cylinders, verdrängt beim
Niedergang des Kolbens, als Kolben einer Druckpumpe wirkend, jedesmal die Hälfte des
in den Cylinder eingesaugten Wassers und die andere Hälfte wird beim Saugen und
Aufgang des Kolbens gefördert. Bei größeren Pumpen ist sie deßhalb vortheilhaft, weil die
Bewegung des Wassers in der Steigröhre keine unterbrochene ist, und weil der
Querschnitt der Steigröhren bei gleicher Geschwindigkeit in denselben nur halb so
groß zu seyn braucht.
An der Kolbenstange a, Fig. 11, welche unten
verjüngt ist, befinden sich: 1) das mit vier großen Oeffnungen versehene
Eisengußstück c (Fig. 10 und 11) in Form
eines abgestutzten Kegels, unten mit einem Rande versehen; 2) zwei Metallringe e, e, welche durch einen Keil b auseinander gedrückt werden; damit der Keil nicht herausfällt, sind in
den, oben und unten die Ringe deckenden Rändern Führungsschlitze angebracht, in
welchen die an den Keilen befindlichen Zapfen gleiten; ähnliche Zapfen sind auch an
den Ringen angebracht; 3) ein becherförmig gearbeitetes Kautschukstück d und 4) ein zweites Eisengußstück f, welches entsprechend der Kautschukstärke durchbrochen
ist. Das Stück o ist passend an die Kolbenstange g, wo ihre Verjüngung beginnt, befestigt. Vermittelst
der durch die Kolbenstange gehenden und oben mit einem Ansatz versehenen Schraube
g wird das untere Stück f an die Kolbenstange a angeschraubt und zwar
in der Weise, daß zwischen den feststehenden Theilen c
und f die Ringe e, e noch
hinlänglichen Raum zum Ausdehnen haben.
Der Cylinderdeckel k, welcher in den Cylinder bis an den
oberen Rand der Ausgangsöffnung ins Innere vorspringt, hat eine seitliche Vertiefung
zur Aufnahme eines Bramah'schen Ringes l von Kautschuk. Ehe derselbe eingesetzt ist, hat er
eine dem Querschnitt des Winkeleisens ähnliche Form. Soll die Stopfbüchse nun
verpackt werden, so wird der Ring in erwähnte seitliche Vertiefung eingesetzt und
ein bei den hydraulischen Pressen in der Regel gebräuchlicher Blechring vorgesetzt.
Durch das Einschieben der Kolbenstange wird der Kautschukring schon etwas
niedergedrückt und durch das Einsetzen der Stopfbüchsenringe i, i und Anziehen des Stopfbüchsen-Obertheils m wird der Kautschukring die auf der Zeichnung
angegebene Form erhalten. Die Stopfbüchsenringe sind genau auf die Kolbenstange
geschliffen und haben einen Schlitz n (Fig. 6). Die vier
Stopfbüchsenringe werden so aufeinander gelegt, daß jedesmal der Schlitz des
folgenden Ringes, wie n, n', n'', n''' zeigt, um
90° vorgerückt ist.
Von den Ventilen sind hier zwei zu beschreiben. In Fig. 5 ist o der Deckel eines Ventilgehäuses, durch, welchen eine
Schraube p geht. An derselben befindet sich unten das
Gitter q, auf welches die Kautschukplatte r schlägt. Statt des gewöhnlich in diesem Falle
angewendeten schalenförmigen Bechers habe ich einen kugelförmigen s angewendet, und zwar um den schädlichen Raum im
Ventilgehäuse zu vermeiden. (In Fig. 7, 8 und 9
findet sich eine Anzahl
erwähnter Theile im vergrößerten Maaßstab.) Vermittelst der durch den Gehäusedeckel
o gehenden Schraube p
und der oberen Muttern an derselben ist man im Stande leicht die Fläche des Gitters
q mit der oberen Fläche der zwischen Saugrohr und
Ventilgehäuse eingeschraubten Scheibe in eine Ebene zu bringen, und die größere
Kautschukplatte r wird dann nicht nur auf dem Gitter q, sondern auch auf der Platte t aufschlagen, den Zwischenraum zwischen Gitter q und Platte t, der hier als Wasserdurchlaß
dient, deckend. Löst man nun, um das Ventil nachzusehen, den Deckel o, so wird das ganze Ventil, wenn es herausgenommen,
sich wie Fig.
9 im vergrößerten Maaßstab zeigt, darstellen. Schrägliegende Ventile,
welche zur Vermeidung des schädlichen Raumes bei Pumpen sehr oft mit Vortheil
angewendet werden, sind in Fig. 1 bei der Pumpe
benutzt; dieselben, ganz in derselben Weise construirt, bedürfen keiner näheren
Beschreibung.
Beim Niedergang des Kolbens wird das vorher eingesaugte Wasser durch die Oeffnungen
des Stückes f gedrückt, es hebt den Kautschukbecher d und streicht durch den oberen Theil des Kolbens in den
Raum über dem Kolben. Weil aber der das Wasser aufnehmende Raum über dem Kolben
wegen der verstärkten Kolbenstange in seinem Querschnitt nur halb so groß ist als
der Querschnitt des Raumes unter dem Kolben, so wird die Hälfte des durch den Kolben
strömenden Wassers gleich durch das Steigventil abgehen. Beim Aufgang des Kolbens
wird der Becher d an die Wände von f anschließen, die Oeffnungen schließen und ebenso an
die Metallringe drückend, den Kolben dicht halten und zugleich als Saug- und
Hebestange wirkend, den Rest des Wassers mit in die Höhe nehmen. Während der Kolben
bei seinem Aufgang dicht und beim Niedergang lose geht, ruht auf der Stopfbüchse,
nämlich den Kautschukringen, der anhaltende Druck der Wassersäule. Das Spiel der
Ventile erklärt sich aus dem bereits Gesagten.