Titel: | Verbesserte Methode zum Aufhängen der Glocken in Thürmen u.s.w.; von dem Ingenieur L. Baker zu London. |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LXI., S. 259 |
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LXI.
Verbesserte Methode zum Aufhängen der Glocken in
Thürmen u.s.w.; von dem Ingenieur L.
Baker zu London.
Aus dem Civil Engineer and Architects's Journal, März
1856, S. 84.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Backer's Methode zum Aufhängen der Glocken in Thürmen
etc.
Bei diesem System wird an die Krone der Glocke eine kreisrunde Verstärkung gegossen,
durch welche ein einziger Bolzen von hinreichender Stärke geht, mittelst dessen die
Glocke an das Joch befestigt ist. Das Joch und andere Theile bestehen aus Metall,
statt aus Holz. Endlich ist die Glocke aus solche Weise mit dem Joch verbunden, daß
sie um ihre senkrechte Achse gedreht werden und dem Klöppel nach und nach neue
Punkte, gegen die er schlägt, darbieten kann. Dieß wird entweder durch den erwähnten
besondern Bolzen, oder durch einen, an die Krone angegossenen runden Zapfen oder
eine ähnliche Vorrichtung bewirkt. Das Drehen schwerer Glocken wird durch eine
Schraube am Ende und ein Schraubenrad, welches letztere mit der erwähnten
Verstärkung verbunden ist, sehr erleichtert.
Fig. 19 ist
eine Ansicht der vollständig montirten Glocke, jedoch ohne Stuhl, von vorn.
Fig. 20 ist
ein Längendurchschnitt der Glocke mit Klöppel und eine Seitenansicht von dem Rade,
an welchem das Läutseil befestigt ist.
Fig. 21 ist
eine besondere Abbildung der Schraubenvorrichtung.
Statt der gewöhnlichen Henkel ist an die Krone B, B eine
kreisrunde Verstärkung Q, die mit dem übrigen Theil der
Glocke concentrisch ist, angegossen, wodurch der Guß sehr erleichtert wird, weil die
Henkel sowohl beim Formen als Abgießen einer Glocke manche Schwierigkeiten
darbieten. Ein einziger Bolzen A mit den Mutterschrauben
H, H an seinem obern Ende, verbindet die Glocke fest
mit dem Joch (Helm, Wolf) G; dieser Bolzen geht durch
die Mitte der Verstärkung Q und des Jochs G, bis der an dem Bolzen angeschmiedete Kranz C in Berührung mit der untern Seite der Glockenkrone B, B kommt. Es werden dann die Muttern H, H oben auf den Bolzen geschraubt und es wird dadurch
der obere Theil der Verstärkung Q in eine feste
Verbindung mit dem Joch gebracht und die Glocke sicher daran befestigt. Das untere
Ende des Bolzens A ist verlängert und läuft in eine
Gabel D aus, in welche das zungenförmige obere Ende des
Klöppels E, F tritt und durch einen Bolzen mit jenem
verbunden ist.
Das Joch G besteht aus Gußeisen, hat in der Mitte eine
Verstärkung zur Aufnahme des Hauptbolzens A und der
Verstärkung Q an der Glocke. Die beiden schmiedeisernen
Zapfen O, O,
Fig. 19, sind
genau abgedreht und in den Enden des Jochs befestigt. An dem einen Ende des Jochs
ist das Zugrad X und an dem andern Ende der Aufhalter
T angebracht. Eine Hülse U ist an dem Joch angegossen, um das untere Ende der hölzernen Stutze V auszunehmen. Wenn nämlich die Glocke still steht, d.h.
(wie es bei den gewöhnlichen nicht großen Glocken in England geschieht) die Mündung
aufwärts steht, so tritt die Stütze V gegen den Schwanz
W des Aufhalters T,
welcher seinerseits von einem am Stuhl angebrachten Aufhalter festgestellt wird. Das
Rad X ist mit dem Joch durch einen Bolzen Y verbunden.
Endlich ist in dem Joch eine Schraube ohne Ende R
angebracht, welche in das Schraubenrad P, Fig. 21,
greift, das seinerseits durch Schlüsselweg und Schlüssel oder Keil mit der centralen
Verstärkung der Glocke verbunden ist. Das äußere Ende S
der endlosen Schraube kann von Hand mittelst einer Kurbel oder eines
Schraubenschlüssels gedreht werden, und mittelst des Schraubenrades ist dieß auch
mit der Glocke der Fall. Dagegen kann sich der Bolzen A
nicht mit drehen (weil er bei I quadratisch ist), damit
das Gelenk D des Klöppels stets in derselben Ebene mit
den Zapfen des Joches bleibt.
Zur sicheren Befestigung der Glocke an das Joch ist offenbar nur ein Bolzen nöthig,
jedoch muß derselbe so stark und fest seyn, daß er jeder Abnutzung widersteht. Ein
einziger Bolzen macht das Aufhängen einer Glocke weit einfacher und wohlfeiler als
dieselbe Vorrichtung mit mehreren Bolzen; überdieß gewährt er den Vortheil, daß man die Glocke
leicht herumbewegen kann, um die durch den Klöppel veranlaßt Abnutzung derselben
gleichmäßig auf dem Schlagringe zu vertheilen.
Eine nach diesem System gegossene Glocke, die in der Mitte eine Verstärkung hat, ist
fest mit ihren Schwingungspunkten verbunden und hat daher einen schönern Klang als
eine in bisheriger Weise aufgehängte. Die gewöhnlichen Glocken zerspringen leicht in
der Haube oder Krone durch Oxydation des in dieselbe (zum Aufhängen des Klöppels)
eingegossenen eisernen Ringes, was bei dem Baker'schen
Systeme völlig vermieden wird.
Eine andere wesentliche Verbesserung ist das eiserne Joch, da die hölzernen durch
atmosphärische Einflüsse, die in den Thürmen leicht einwirken, sehr bald an
Festigkeit verlieren, lose werden und Schwankungen und Erschütterungen der ganzen
Glocke veranlassen. Durch Anwendung eiserner Glockenstühle, die Hr. Baker empfiehlt, kann man die Glockenstuben in den
Thürmen feuerfest machen.
Die wichtigste Verbesserung bei dieser Aufhängungsweise der Glocken ist jedoch deren
leichtes Drehen, was den bisherigen Uebelstand vermeidet, daß sich die
Klöppelschläge beständig an nur zwei Punkten des Schlagringes wiederholen, wobei
Eindrücke in das Glockenmetall entstehen und die Glocke endlich zerspringen muß.
Eine so montirte Glocke befand sich auf der letzten Pariser
Industrie-Ausstellung und dem Erfinder wurde für sein System eine
Preismedaille zuerkannt.