Titel: | Die schlesische Waschmaschine und zur Theorie des Waschverfahrens; von G. E. Habich, Techniker in Kassel. |
Autor: | G. E. Habich |
Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XC., S. 401 |
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XC.
Die schlesische Waschmaschine und zur Theorie des
Waschverfahrens; von G. E.
Habich, Techniker in Kassel.
Mit einer Abbildung.
Habich, über die schlesische Waschmaschine und zur Theorie des
Waschverfahrens.
Wäre nicht das Bedürfniß, die rohe, ungesunde und zeitraubende Operation der
Handwäsche durch ein gesunderes, schnelleres und bequemeres Verfahren zu ersetzen
– wäre nicht dieses Bedürfniß allgemein anerkannt, so würden wir nicht seit
50 Jahren mit der Menge von Waschmaschinen bekannt geworden seyn. Am meisten hat
ihrer Zeit einmal die Wild'sche von sich reden machen und
kam auch rasch in Aufnahme. Ihre Construction war höchst einfach. In einem stehenden
Bottich befand sich eine senkrechte Welle, die mit einer Kurbel gedreht wurde. Diese
Welle hatte an ihrem untern Ende eine Scheibe, an der mehrere daumenförmige Zapfen
waren – das obere Ende der Welle durchbrach den Deckel des Bottichs. Die
Waschoperation bestand nun darin, daß die durch Einlegen in eine alkalische Lauge
vorbereitete Wäsche in einen leinenen Beutel gebracht, dieser in den Waschbottich
gelegt, eine siedendheiße Waschflüssigkeit (bestehend aus einer schwachen Lauge oder
Seifenwasser mit Lauge) aufgegossen und die Kurbel in einem Halbkreis rasch hin und
her bewegt wurde. Die Zapfen rieben dann den Beutel und
veranlaßten dadurch die Auflösung des Schmutzes. Man hat dieser Maschine
damals hauptsächlich zweierlei Vorwürfe gemacht – sie
strapazirte durch das stürmische Eingreifen der Zapfen die Wäsche viel zu sehr und die Reinigung der Wäsche fand
nicht gleichmäßig genug statt. Genug, es war um den Ruhm
dieser Maschine bald geschehen und sie steht heute noch hier und da in Rumpelkammern
als Curiosum – gebraucht wird sie nirgends mehr.
Nicht besser ist es der mit so ungeheurem Lärm angekündigten amerikanischen Kugelwaschmaschine ergangen. In der That verdient dieselbe
auch weniger als irgend eine ihrer Vorgängerinnen den Hausfrauen empfohlen zu
werden, weil die Haltbarkeit der Wäsche durch die Reinigung in dieser Maschine bedeutend gefährdet wird.
Alle die Erfahrungen mit diesen bereits vorhandenen Waschmaschinen mußte sich ein
wenig bekannter Maschinenbauer in Breslau, Namens Rohrmann, mühselig zusammensuchen, ehe er daran denken
konnte, etwas Besseres in die Welt zu schicken. Jahre lang hat er sich vergebens
bemüht, bis es ihm endlich gelang, das Ei des Columbus auf die Spitze zu stellen.
Seine Erfindung ging sofort in die Hände eines Fabrikanten in Breslau über, der bei
Aufstellung mehrerer Exemplare der Maschine die ungetheilte Anerkennung der
Hausfrauen errang. Einige Wettwäschen mit zwei amerikanischen und einer englischen
Waschmaschine erwarben der jungen Schlesierin alsbald das allgemeine Vertrauen, und
es bedurfte nicht langer Zeit, so war das neue Hausgeräthe in Tausenden von
Exemplaren in Schlesien etc. verbreitet.
Nach solchen Erfolgen erscheint es denn doch wohl in der Ordnung, daß man sich den
Fall einmal in der Nähe besieht.
Wäre das „geistige Eigenthum“
besser geschützt, als es die jetzige Patentgesetzgebung
in den deutschen Bundesstaaten zu schützen vermag, so würde man durch eine einfache
Veröffentlichung der höchst einfachen Construction jeden Sachverständigen in den
Stand setzen, sich von der Zweckmäßigkeit derselben zu überzeugen. Zur Zeit aber
geht das leider nicht. Der Erfinder hat für das Resultat seiner Forschungen ein
Honorar zu verlangen von allen denen, welchen er durch seine Arbeiten einen
wichtigen Dienst geleistet hat. Auf dieses Honorar hat er ein Recht, aber keine der bestehenden
Gesetzgebungen vermag ihn in seinem Rechte genügend zu
schützen.
Unter solchen Verhältnissen ist es nothwendig, andere Wege zum
Schutz des geistigen Eigenthums zu betreten. Hier ist ein solcher, den ich
hiesigen Orts eingeschlagen habe und den ich für jeden größern Ort insbesondere für
heilbringend halte.
Nachdem ich von meinem verehrten Freunde Gall in Trier
Näheres über die Leistungen der Rohrmann'schen Maschine
erfahren hatte, bat ich ihn um ein Modell von diesem (durch Gall inzwischen vereinfachten) Hausgeräth.
Durch Bezug desselben verpflichtete ich mich, dem Erfinder von jedem Exemplar der
durch meine Vermittelung angefertigten Maschine einen gewissen Betrag abzugeben. Wie
das anfangen?
Ich habe keinen bessern Weg gewußt, als die Nützlichkeit der Maschine durch eine
technische Commission feststellen zu lassen, sodann eine Subscription zu eröffnen
und erst nach Schluß der Liste (d.h. nachdem durch die
Zeichnungen dem Erfinder ein angemessenes Honorar garantirt war) zur Versendung der
Maschinen zu schreiten. Nur auf diese Weise schien es mir möglich, das geistige
Eigenthum vor Entwendung, vor Diebstahl zu schützen. Trotz öffentlicher Waschproben
und Familien-Wäschen ist mir auch dieser Schutz
vollständig gelungen. Langsamer geht's allerdings mit der Subscription, was in dem
bekannten conservativen Charakter der Norddeutschen (die
selbst an der Handwäsche mit Zähigkeit festhangen) seine genügende Erklärung
findet.
Meine Propaganda für die Waschmaschine erstreckt sich zunächst auf ein Gutachten
technischer Capacitäten. Es fiel günstig genug aus, hier ist es, dem
„landwirtschaftlichen Anzeiger für Kurhessen“ Nr. 13,
Jahrg. 1856 entnommen:
Gestern wurde in Gegenwart der HHrn. Oberbergräthe Fulda und Dunker, des Hrn.
Polizeidirectors Bernstein, Direktors Hehl, Hofraths Niemeyer, sowie
des Unterzeichneten eine in Schlesien erfundene, durch Gall in Trier verbesserte und von Hrn. Techniker G. E. Habich empfohlene und ausgestellte Waschvorrichtung
geprüft. Die Leistungen der kleinen und wohlfeilen Maschine waren um so
überraschender, als man derselben bei ihrer so äußerst einfachen Construction nicht
eben viel zuzutrauen geneigt war. Aber auch hier bestätigte sich wieder, daß in der
Regel das Einfachste zugleich das Beste ist. Die Vorrichtung wusch innerhalb einer
Stunde und dreier Minuten 1 Betttuch, 21 Handtücher, 3 Hemden, 16 Paar Strümpfe (die
völlig schmutzigen, geschwärzten Hemden und Handtücher hatte man sich eigens für
diesen Zweck von Eisenarbeitern verschafft) vollkommen rein, so daß diese
Gegenstände sofort zum Bleichen, resp. Trocknen ausgelegt werden konnten. Dem
erforderlichen Wasser waren 2 Loth Soda zugesetzt und an Seife war 1/2 Pfd.
verwendet worden. Sachverständige Hausfrauen, welche der Waschprobe beiwohnten,
erklärten, daß eine fleißige und tüchtige Waschfrau, um jene auffallend schmutzige
Wäsche so rein zu waschen, als das Maschinchen innerhalb einer Stunde that, einen
ganzen Tag unter Verwendung von mindestens 1 1/2 Pfd. Seife nöthig gehabt haben
würde.
Die transportable Vorrichtung läßt sich in jeder Küche aufstellen,
nimmt nicht mehr Raum ein, als ein kleiner Waschstunz, ist sehr reinlich, da sie,
gehörig dicht gemacht, keinen Tropfen Wasser von sich läßt, und kann das Zeug nicht
mehr angreifen, als das gewöhnliche Waschen mittelst der Hand. Ihre Handhabung
erheischt nicht viel mehr Kraftaufwand als das Buttern.
– – – Unsere Hausfrauen werden sie
freundlichst begrüßen, sobald sie ihre Bekanntschaft gemacht haben.
Kassel, den 10. Juli 1856.
Wendelstadt, Landesökonomierath.
Dann folgten die öffentlichen Productionen u.s.w., wobei natürlich die innere
Einrichtung des Waschtrogs ein strenges Geheimniß blieb.
Ist nun auch der Zweck dieser Zeilen wesentlich, auf
dieses höchst werthvolle Hausgeräth bloß aufmerksam zu machen, so muß ich doch auch
dem Leser ein ungefähres Bild des in demselben stattfindenden und die Reinigung der
Wäsche hervorrufenden Vorganges liefern. Der nebenstehende Holzschnitt mag's
verdeutlichen.
Man sieht, es ist ein Kasten, ähnlich einer Kinderwiege, der in einem Gestell
dauerhaft aufgehängt, durch einen Hebelarm hin und her geschaukelt werden kann. In
diesem Kasten wird nun die Wäsche gleichmäßig ausgebreitet, das erforderliche Wasser
hinzugegossen und geschaukelt. Sehen wir einmal ab von der übrigen innern
Einrichtung des Waschkastens, die noch einen andern Zweck hat, auf den wir
zurückkommen. Fragen wir uns einmal: „was geschieht, wenn der so mit
Wäsche und Wasser geladene Waschkasten geschaukelt wird?“
Textabbildung Bd. 141, S. 404
Der Boden des Kastens ist eine krumme Fläche und die
darauf gelegte Wäschlage schmiegt sich derselben an und bewegt sich beim Schaukeln
ungefähr eben so schnell wie die Bodenfläche. Jede neue Lage der Wäsche aber hat
beim Schaukeln einen etwas kürzeren Weg zurückzulegen, als die unter ihr befindliche
Lage. Man wird sich das am besten deutlich machen, wenn man eine Anzahl Halbkreise
in einander zeichnet und deren Längen vergleicht. Folge
dieser verschiedenen Längen der zurückzulegenden Wege ist
aber, daß – weil die Wäschlagen ihre Wege doch alle in
derselben Zeit, d.h. während der Dauer einer Schwingung, zurücklegen
– die Geschwindigkeit dieser Bewegung bei jeder Lage eine andere ist. Deßhalb müssen die verschiedenen Lagen der Wäsche über einander
hinweggleiten, wobei eine gelinde Reibung stattfindet, die zur Reinigung
der Oberfläche von allem genügend aufgeweichten Schmutze vollkommen ausreicht. Die einzelnen Wäschlagen reiben sich gegenseitig rein.
Und da die Bewegung durchaus nicht stürmisch ist, sondern eine mäßige – etwa
wie der Pendelschlag einer großen Schwarzwälder Uhr – so springt es in die
Augen, daß keine Waschmanier die Wäsche weniger strapaziren
kann, als die mit unserer Maschine.
Die übrige innere Einrichtung des Waschtrogs bezweckt lediglich, die Fortbewegung der
Wäschlagen wellenförmig zu machen und die im Wasser
stattfindenden Strömungen angemessen zu reguliren. Um dem Undichtwerden vorzubeugen, ist die größte
Fläche der Umkleidung von starkem Zinkblech.
Der Leser wird sich hiernach ein hinreichend genaues Bild des Maschinchens und des
darin eingeleiteten Waschverfahrens schaffen können.
Aber wir haben noch Einiges mehr zu erörtern, um Illusionen und schwindelhaften
Anforderungen vorzubeugen. Zu dem Ende wollen wir einfach die Frage auswerfen,
„was soll eine Waschmaschine überhaupt leisten können?“ Die Antwort wird vernünftiger Weise keine andere seyn können, als: „sie soll den
auf und in der Wäsche befindlichen Schmutz mit dem geringsten Aufwand von mechanischer Gewalt
fortschaffen!“ Gut, dazu aber, um nämlich diese mechanische Gewalt
wirklich aufs Minimum zu reduciren, müssen wir die Wäsche zuvor in richtiger Weise
vorbereiten. Das führt uns dann dazu, uns die Theorie der Wäsche überhaupt einmal des Nähern zu betrachten. Hätten die Erfinder früherer
Waschmaschinen diesen vorbereitenden Theil der Wäsche
durch chemische Mittel besser begriffen, so würden sie
auf die rigerose mechanische Manipulation bei dem
Waschverfahren weniger Bedacht genommen haben.
Die über die ganze Haut unseres Körpers verbreiteten sogenannten Talgdrüsen scheiden
ein eigenthümliches Fett aus, welches die Haut geschmeidig macht und ihr Schutz
verleiht gegen den schroffen Wechsel in den atmosphärischen
Feuchtigkeits-Verhältnissen. Diese höchst wichtige Ausscheidung – die
sogenannte Hautschmiere – ist nun die Hauptursache unserer schmutzigen Wäsche. Sie bildet das Bindemittel, den Kitt,
welcher den Staub und die Abschuppungen der Menschenhaut theils auf, theils in den
Geweben unserer Wäsche befestigt. Diese Hautschmiere aber ist
im Wasser unauflöslich. Daraus resultirt zunächst, daß einfaches Waschen
mit Wasser die Entfernung des Schmutzes nicht herbeiführen kann. Dagegen sind verdünnte Auflösungen von Alkalien vortreffliche Lösungsmittel für die fettigen Beimengungen der
Hautschmiere, ingleichen sind unsere alkalischen
„Seifen“ geeignet, diese Auflösung, nur auf etwas kostspieligerm Wege, herbeizuführen. Zu welchem von
diesen Lösungsmitteln man schreiten wird, das hängt allein von der Qualität der
schmutzigen Wäsche, d.h. von der Natur des Stoffes
sowohl, als auch vom Grade ihrer Schmutzigkeit ab. Wollene Zeuge vertragen die Anwendung von Lauge nicht, selbst die öftere Anwendung von viel Seife führt allmählich ein Verfilzen derselben herbei, für sie ist eigentlich das
beste Waschmittel der Salmiakgeist mit dem 30 bis Machen Wasser verdünnt. Eine gröbere Wäsche (von Leinen oder Baumwolle) dagegen, auf
und in welcher der Schmutz bis zu einem erklecklichen Gipfel gediehen ist,
kann ohne Anwendung einer alkalischen Lauge gar nicht
gereinigt werden.
Hieraus ergibt sich denn als erste Waschregel: sorgfältiges
Sortiren der schmutzigen Wäsche.
Ehe wir weiter gehen, haben wir uns aber auch noch mit einem andern höchst wichtigen
Bestandtheile der Hautschmiere bekannt zu machen, sie enthält einen großen Theil Eiweißstoff. Dieser Stoff nun gerinnt bekanntlich bei einer Temperatur von 60° R. Solch fest
gewordener Eiweißstoff aber ist in den alkalischen Laugen, wie sie zur Wäsche
dienen, unauflöslich, und es würde deßhalb der mit
solchem geronnenen Eiweißstoff gemengte Schmutz der
Wäsche mit großer Zähigkeit anhangen, ja sogar den Fettbeimengungen desselben würde
gegen die beabsichtigte Einwirkung der alkalischen Laugen hierdurch einigermaßen
Schutz verliehen.
Daraus entspringt als zweite Waschregel, daß man die Anwendung
einer zu hohen Temperatur beim Beginn der Wäsche zu vermeiden hat. Die
Folgen einer Sünde gegen dieses Gebot sind den Hausfrauen und Wäscherinnen längst
unter dem Namen „Festbrennen des Schmutzes“ bekannt.
Und abermals haben wir uns nach dem chemischen Verhalten der Hautschmiere umzusehen,
welches für die Theorie des Waschverfahrens von so großer Wichtigkeit ist. Es ist
nun einmal der Kreislauf des Lebens auf der Welt, daß die
Stoffe und ihre Verbindungen keinen Stillstand kennen, – so sind die
Bestandtheile unseres lebenden Körpers in einer beständigen Umsetzung begriffen, die
nach dem Eintritt des sogenannten Todes nur größere Dimensionen annimmt, – so
treiben auch die Bestandtheile der Ausscheidungen des Körpers beständig ihr
wechselvolles Spiel, – so treten die Bestandtheile der Hautschmiere nach
längerer Zeit zu ganz andern Verbindungen als den ursprünglichen zusammen, und unter
ihnen sind mehr oder weniger schwer auflösliche
Farbstoffe, – so erwächst endlich auf diesem Boden die Vermoderung, eine neue, das Gewebe durchdringende
Vegetation, – die Milliarden der Keimkörner von Pilzen und Schimmel, welche
die Luft erfüllen, können Platz greifen und wo die erst zur Entwickelung gelangt
sind, da ist von einer reinen Wäsche nicht mehr die Rede.
Es ist eine alte Erfahrung, daß man die Wäsche nicht zu lange
mit dem Schmutze liegen lassen soll, wenn man nicht riskiren will, daß der
sogenannte Grund derselben, d.h. die bis zum Kern des Gewebes
vollendete Reinheit, verloren gehen soll. Die Ursache dieses Uebelstandes
kennen wir und stellen deßhalb mit Fug und Recht
als dritte Waschregel auf: es soll das Reinigen der schmutzigen
Wäsche so oft geschehen, als es mit den sonstigen häuslichen Geschäften
vertraglich ist.
Um dieser Regel nachzukommen, muß natürlich die Waschoperation möglichst bequem seyn. Und dazu gibt es kein besseres Hausgeräthe
als unsere Schlesierin, die auch obenein noch äußerst flink ist und z.B. aus einem Wettkampf mit zwei
amerikanischen und einer englischen Maschine siegreich hervorging.
Nach diesen Erörterungen wollen wir uns nun mit der Verwendung
unserer Maschine zum Waschen genau bekannt machen und zur vollständigen
Erschöpfung des Gegenstandes 1) die Vorbereitung der Wäsche
durch chemische Lösungsmittel und 2) die Behandlung
derselben in der Maschine besprechen.
Vorbereitung der Wäsche.
Die gesammte Wäsche wird zunächst in einer Lauge (oder in Wasser mit etwas Soda)
eingeweicht – daß wollene Stoffe hiervon
ausgeschlossen sind, ist bereits erwähnt. Nach 12 bis 24 Stunden wird die Wäsche
herausgenommen und ausgerungen, worauf man sie tüchtig mit Seife einreibt und die
besonders schmutzigen Stellen (z.B. am Gefältel der Hemdkragen etc.) zwischen den
Händen etwas bearbeitet. Dann wird die Wäsche sortirt, um
stets die gröbere und schmutzigere getrennt von der
übrigen verarbeiten zu können.
Wollene Stoffe werden entweder bloß mit Wasser naß
gemacht und mit Seife tüchtig eingerieben, oder aber in ein Gemenge von Salmiakgeist
mit dem 30 bis Machen Wasser eingesteckt und 24 Stunden lang der Einwirkung
überlassen.
Behandlung der Wäsche in der Maschine.
Die so vorbereitete Wäsche wird in dem Kasten der Maschine flach ausgebreitet, in gleichmäßige Lagen gebracht und damit fortgefahren,
bis der Kasten zu etwa 2/3 gefüllt ist. Würde man mehr
Wäsche in den Trog bringen, so würde es an dem zur Bewegung
nöthigen Räume fehlen.
Von der größten Wichtigkeit ist die Bestimmung des richtigen
Wasserzusatzes, der ganze Erfolg der Operation hängt davon ab. Die Flächen
der Wäsche sollen sich eben, sanft reibend, übereinander hinwegbewegen können und dieses
soll durchs Wasser möglich gemacht werden. Ist zu wenig
Wasser im Troge, so bleibt die Wäsche beim Schaukeln fest
aufeinander liegen, es findet keine reibende
Bewegung, also auch keine Wäsche statt, man hört dann die Waschlagen bei den ersten
Schwingungen der Maschine in Klumpen von einer Seite zur andern fallen, was ein
dumpfes Getöse verursacht – die Abhülfe geschieht
leicht durch Zugießen von Wasser. – Ist dagegen
zu viel Wasser aufgegossen, so
schwimmt die Wäsche, die Oberflächen berühren sich zu wenig, es findet beim Schaukeln zu wenig
Reibung statt, und die Wäsche erfordert zur Beendigung viel zu lange Zeit; man erkennt diesen Fehler leicht an dem Rauschen im
Waschtroge und hilft dadurch ab, daß man den Trog in eine schiefe Lage (das Zapfloch
nach unten) bringt, ihn in dieser Stellung durch die seitwärts angebrachte Schraube
festhält und dann den Ueberfluß von Wasser durch Lüften des Stöpsels im Zapfloch auf das richtige Maaß zurückführt.
Es versteht sich wohl von selbst, daß man bei dieser Feststellung der richtigen
Wasserquantität die eingelegte Wäsche sich erst gehörig voll
Wasser saugen läßt. Das Waschverfahren wird nun in folgender Weise
ausgeübt.
1) Das Vorwaschen mit bloß warmem Wasser bezweckt wesentlich Beseitigung
der eiweißartigen Bestandtheile der Hautschmiere, diese
dürfen nicht zum Gerinnen kommen, so lange sie in dem
Gewebe sitzen. Deßhalb ist es nothwendig, das bloß warme oder heiße Wasser allmählich in den Waschtrog zu schütten und neben der
Auslaugung des Eiweißstoffs zugleich den inzwischen losgeweichten Schmutz möglichst fortzuspülen. Der Erfinder der Maschine
schreibt dazu ein halbstündiges Schaukeln des Troges vor.
An solche Normen darf man sich aber nicht binden, – der
einzig richtige Maaßstab für die Zeit des Schwingens beruht auf dem Grade der
Schmutzigkeit der Wäsche, und man darf nach den vorliegenden Erfahrungen
ein halbstündiges Schaukeln lediglich als Maximum
betrachten, welches bei genügender Vorbereitung nur für die schmutzigste Wäsche gröbster Art in Anwendung
kommt.
In ökonomischer Beziehung ist es wichtig zu merken, daß
das nach Reinigung der ersten feinsten Portion der Wäsche abgelassene Wasser, welches noch reich an freien Alkalien ist, sofort zum
Uebergießen eines zweiten gröbern und schmutzigem
Wäschquantums verwendet wird, und daß man endlich diese selber immer alkalireicher
gewordene Flüssigkeit (trotz dem darin schwimmenden, unschädlichen Schmutzgehalt)
zu einer dritten Vorwäsche gröbster und schmutzigster Art
verwendet. Eben weil die Flüssigkeit mit jedem neuen Aufguß reicher an Alkali wird, ist sie auch befähigt,
größere Erfolge im Auflösen der Schmutzmassen
anzubahnen.
Nach dieser vorbereitenden Operation wird die Wäsche ausgerungen und sorgfältig revidirt. Alle schmutzigen Stellen gewöhnlicher ArtEs bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß die Beseitigung von Flecken besonderer
Art (z.B. Tinten- oder Eisenflecken) nicht hierher gehört, – die werden
durch Vermittelung der Fleckenkunde
beseitigt. so müssen jetzt in Marschbereitschaft seyn, – ist's nicht der Fall,
so werden die renitenten Plätze in Folge der Revision noch nach geseift. Dann geht's
2) zur heißen Wäsche. Das Zeug wird wiederum (und dabei
ist's zweckmäßig die Hemden links zu machen) in den Trog
gelegt und mit siedendem Wasser übergossen. Nachdem der
Deckel festgekeilt ist, öffnet man den Stöpsel auf der Oberfläche desselben, um den
Dämpfen freien Abzug zu gestatten und beginnt das Schaukeln aufs neue. Je nach dem
Schmutzgrade der Wäsche dauert die Arbeit 1/4 bis 1/2 Stunde, dann läßt man die
Brühe ab, ringt die Wäsche aus, füllt den Trog mit dem zweiten
vorgewaschenen Wäschquantum, bringt das abgezapfte wenig erkaltete Wasser
zum Theil darauf und ersetzt den Nest durch siedendes
Wasser. Nachdem auch diese Partie durchgearbeitet ist, kommt die dritte und gröbste
Portion in gleicher Weise an die Reihe.
Will man die Wäsche nun zur Bleiche bringen, so ist sie
jetzt dazu vorbereitet. Es hängt derselben noch viel Seifenwasser an, welches die
Bleiche beschleunigt. Will man aber nicht bleichen (und die Bleiche ist bei öfterem Waschen meistens überflüssig), so schreitet man
sofort zu
3) dem Auswaschen. Die wohlausgerungenen Zeuge werden
wieder in die Maschine gelegt, mit reinem kaltem Wasser übergossen und, je nach dem Grade der Feinheit der Wäsche, 5 bis 10
Minuten geschwankt. Hierdurch wird alles in dem Gewebe sitzende Seifenwasser völlig
entfernt und also das sonst erforderliche Ausspülen der Wäsche in fließendem Wasser
erspart.
Das ist das ganze, höchst einfache und rationelle Waschverfahren. Vorsichtsmaßregeln, die man zu beobachten hat, sind
folgende. Beim Einlegen der Wäsche in den Trog bringe man
die einzelnen Lagen möglichst gestreckt über einander,
– man lege sie also nicht so zusammen, wie man sie beim Bügeln zu
formen pflegt. Ferner, – bei Wäsche mit Bändern
thut man wohl die Bänder zusammen zu rollen und zu binden, damit sich diese Bänder
nicht mit der übrigen Wäsche verkoppeln und Konfusion anrichten. Kleinere Wäsche (Strümpfe, Schlafmützen u.s.w.) lege man
zwischen größere Stücke. – Andere kleine
Handwerksvortheile wird eine jede Hausfrau, die das Waschen versteht, von selbst
heraus zu finden wissen.
Die Leistungsfähigkeit des Maschinchens, dessen Trog etwa
2 3/6 rhn. Fuß lang, 1 1/2' breit und 1' hoch ist und welches etwa 2 1/2 Fuß hoch im
Gestelle hängt, geht wohl zur Genüge aus folgendem Factum hervor.
Bei meiner letzten sogenannten großen Wäsche wurde binnen
7 1/2 Stunden, bei zehnmaliger Füllung der Maschine
nachstehender Waschzettel über Bord geworfen: 19 Frauenhemden, 17 Männerhemden, 6
Betttücher, 10 Kissenüberzüge, 6 Bettüberzüge, 2 weiße Bettüberdecken, 31 Paar
baumwollene und 8 Paar wollene Strümpfe, 7 Unterhosen, 5 baumwollene und 2 wollene
Unterröcke, 10 Nachtmützen, 22 Taschentücher, 12 gestickte Kragen, 6 Paar Vorärmel,
3 Kattunkleider, 2 gehäkelte Tischdecken, 36 Handtücher, 38 Küchenhandtücher, 30
Servietten und 5 Tischtücher. Verbraucht wurden nur 2 1/4
Pfd. Seife und 8 Loth Soda zur Lauge!
Wir könnten unsere Besprechung hier schließen, in der Ueberzeugung, dem Maschinchen
ein Recht als nothwendiges Hausgeräthe vindicirt zu haben. Aber gerade bei solchen
Veranlassungen darf man es nie unterlassen, den Vorurtheilen gleich Anfangs bis in alle Schlupfwinkel nachzuspüren, wenn
man nicht später durch die Macht dieses gefährlichen Feindes alles Neuen die junge
Saat vernichtet sehen will. Ich werde deßhalb aus Erfahrung gegen einige der mir zu
Ohren gekommenen vorschreiten.
Bei den hier vorgenommenen öffentlichen Waschproben glaubte das Publicum zunächst,
daß das Reinigen der Wäsche durch Anwendung strapazirender Reibung, also auf Kosten
der Haltbarkeit der Wäsche geschehe. Nachdem es gelungen war, dieses Vorurtheil zu
besiegen – und die sanfte wiegenartige Bewegung widerlegte diesen Einwurf am
leichtesten – mußten chemische Gewaltthätigkeiten
erfunden werden. Man behauptete, daß es gar nicht möglich sey, die Wäsche in der
kurzen Zeit so vollständig zu reinigen, wenn nicht „ätzende“
chemische Stoffe vorher in den Waschkasten gethan wären. Ueberzeugte man die
Widersacher auch hier vom Irrthum und machte ihnen begreiflich, daß die Vorbereitung der Wäsche (wie sie ja auch bei der Handwäsche nothwendig sey) die Aufweichung des Schmutzes
herbeiführe und dessen schnellen Abmarsch bedinge und daß die Soda ein
vortreffliches Waschmittel sey, – dann mußte die Soda
zum Sündenbock werden. „Die Soda beißt die Wäsche
mürbe!“ Gegen dieses Feldgeschrei verbissener Gegnerinnen
anzukämpfen, ist meist vergebliche Mühe, – auch der Einwurf, daß man
Leinenzeuge sogar mit einer ätzend gemachten Natronlauge
stundenlang kochen kann, ohne daß. ihnen ein Leid geschieht, und daß dieser Weg (Claussen's Flachsbereitungs-Verfahren) in England
sogar zur Herstellung der vortrefflichsten und haltbarsten Flachspräparate benutzt
wird, – alles dieses hilft nichts, die Soda bleibt einmal im Mißcredit.Bei ältern Frauen und Wäscherinnen ist es wir
Wohl zu Zeiten gelungen, die Soda zu Ehren zu bringen. Man braucht ihnen
nämlich nur den Beweis zu liefern, daß man durch Zusatz von ein wenig Soda
beim Kaffeesieden ein viel kräftigeres und wohlschmeckenderes
Getränk bekommt, – flugs ist die Freundschaft fertig. Da bleibt denn nichts Anderes übrig, als bloß
Seife zum Waschen zu nehmen und so den Beweis zu liefern, daß bei Anwendung
dieses Waschmittels die Reinigung der Wäsche eben so vollständig und rasch
geschieht, wie bei Anwendung alkalischer Laugen. Seife ist nun freilich kostspieliger als Soda, – dennoch reicht man hier mit viel weniger Seife aus, als die Handwäsche
erfordert. Man hat sich dabei am besten an die folgende Instruction zu
halten, welche auch für wollene ZeugeWollene Decken (in Krankenhäusern etc.) lassen sich ausgezeichnet mit der
Maschine waschen. – bei Ermangelung von Salmiakgeist – gültig ist.
Die Wäsche wird in Wasser eingeweicht, ausgerungen und mit Seife gut eingerieben,
wobei die schmutzigem Stellen besonders berücksichtigt werden. Nach 24 Stunden wird
die Wäsche in die Maschine gelegt und es beginnt das Vorwaschen mit warmem Wasser, in welchem etwas Seife zerquirlt ist. Nach
Beendigung dieser Operation wird die Wäsche ausgerungen und einer genauen Revision
unterworfen, wobei abermals mit Seife eingerieben wird, – sind besonders
schmutzige Stellen da (am Kragengefältel etc.), so werden diese etwas mit den Händen
behandelt, so daß die Seife auch gehörig in die Falten gelangt. Es kommt nun die zweite Wäsche, indem die Maschine mit kochendem Wasser, in welchem etwas
Seife zerquirlt war, gespeiset wird. Abermals ausgerungen wird die Wäsche
nun zum drittenmale – und zwar mit kochendem
reinen Wasser – gewaschen, wobei das Schaukeln nur 15 Minuten zu
dauern hat, um alles Seifenwasser aus dem Gewebe zu entfernen. Bei dieser letzten Operation kann
auch etwas mehr Wasser, als sonst geboten erscheint, in
den Kasten gebracht werden.
So behandelt wird die Wäsche stets vortrefflich, – es kostet nur ein klein
wenig mehr Zeit und Aufwand für Seife, als unser obiges
Waschverfahren. Der Handwäsche gegenüber findet aber immer noch die größte Ersparniß
an Seife und Zeit statt. Deßhalb haben denn auch die Waschfrauen zunächst das größte Interesse daran, sich dieser Maschine
bedienen zu können, welche ihnen den mühsamsten und ungesundesten Theil der Arbeit abnimmt und ihnen gestattet, mit demselben Zeitaufwand 5 bis 6 mal soviel Wäsche zu reinigen. Werden sie in Folge dessen
den Waschlohn etwas ermäßigen, so wird ihnen ohne Zweifel
mehr Wäsche zugeführt werden. Ueberhaupt waren die
Kosten des Waschens bisher immer noch so bedeutend, daß Mancher dadurch abgehalten
wurde, den Geboten der Reinlichkeit zu jeder Zeit getreu zu bleiben. So wird die Waschmaschine auch von dem wesentlichsten Einfluß
auf die Gesittung und auf die physische Gesundheit des Voltes werden!
Was der Einführung unseres Geräthes hier und da Vorschub leisten wird, ist: daß sie
kein besonderes Waschlocal erfordert. Jede nur etwas geräumige Küche oder Hausflur reicht aus, um das
Maschinchen sein Spiel beginnen zu lassen, – bei einiger Vorsicht wird der
Fußboden noch nicht einmal naß!
Der Leser wird sich überzeugt haben, wie sehr durch unser Geräthe an Zeit gespart
wird. Zeit sparen heißt aber bei der Wäsche auch Brennstoff sparen. Wie hoch ließen sich wohl die Brennstoffmengen veranschlagen, welche durch die
allgemeine Einführung unserer Maschine vor der Verschleuderung
gerettet würden? Müßten nicht alle Regierungen ein hohes Interesse daran haben,
diese Ersparniß bald verwirklicht zu sehen? und also der Einführung der
Maschine überall möglichst Vorschub leisten und dazu hülfreiche Hand bieten?
Allen denen, welche sich dafür interessiren, diene zur Nachricht, daß sich der Verbreitung dieser Waschmaschine (durch Anfertigung im
Großen) bereits Mehrere unterzogen haben, – auch Modelle können unter
Umständen abgegeben werden. Ohne den dem Erfinder zu zahlenden Tribut stellt sich
der Verkaufspreis einer solchen Maschine durchschnittlich auf 9 Thlr. fest.
Adressen, an die man sich zu wenden hat, sind: die HHrn. H. L. Günther in Breslau, Dr. Ludwig Gall in Trier, A. Strecker Söhne in Mannheim, Georg Heinrich Müller in Stuttgart
(Langgasse) und – der Verfasser dieses Artikels.