Titel: | Verbesserungen an Jacquard-Webestühlen, welche sich S. Woller und J. Butterfield zu Bradford, Yorkshire, am 2. August 1855 patentiren ließen. |
Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. V., S. 27 |
Download: | XML |
V.
Verbesserungen an Jacquard-Webestühlen,
welche sich S. Woller
und J. Butterfield zu
Bradford, Yorkshire, am 2. August 1855
patentiren ließen.
Aus dem London Journal of arts, Mai 1856, S.
288.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Woller's Verbesserungen an Jacquard-Webestühlen.
Die Erfindung besteht erstens darin, daß man die Haken einer Jacquardmaschine,
während sie durch die Kartenblätter zurückgedrängt werden, von den Messern des
sogenannten Griffes ganz frei macht, wodurch das Spiel der Maschine ruhiger und
freier wird. Die Musterpappen können daher auch aus leichterem Pappdeckel
angefertigt werden, und die Maschine kann schneller als gewöhnlich arbeiten.
Die Erfindung besteht ferner in den Mitteln, den Cylinder oder den Schwungrahmen
auszulösen, so daß der Cylinder mit den Pappdeckeln unabhängig von den übrigen
Maschinentheilen vor- oder rückwärts bewegt werden kann; endlich darin, daß
das Geschirr mittelst Gewichten, Drähten und Federn stetig und von jeder Vibration
frei erhalten wird.
Fig. 29
stellt eine Jacquardvorrichtung mit den erwähnten Verbesserungen in der Endansicht,
Fig. 30
in der Frontansicht dar. a ist die Kurbelwelle; b der Jacquardapparat; c der
Schwungrahmen des Jacquardcylinders d; e ist der Griff,
welcher mittelst des Hebels f und des an das Schwungrad
h befestigten Kurbelzapfens g auf- und niederbewegt wird. An dem andern Ende der Kurbelwelle
befindet sich eine Kurbel i, welche den Cylinder auf
folgende Weise in Bewegung setzt. Mit dem Zapfen j
derselben ist das untere Ende der Stange k, und das
obere Ende der letztern ist mit dem Zapfen l des um n drehbaren Hebels m
verbunden. An dem andern Ende der Achse n ist der Hebel
o befestigt, und dieser ist mit einem Zapfen
versehen, um das Gelenk p, welches mit einer
Verlängerung des Schwungrahmens c verbunden ist, in
Bewegung zu setzen.
In Folge dieser Anordnung ertheilt jede Umdrehung der Kurbelwelle dem Schwungrahmen
c und dem Jacquardcylinder d die erforderliche Hin- und Herbewegung. Die Größe der Bewegung
läßt sich dadurch reguliren, daß man den Abstand der Zapfen j und I von dem Umdrehungspunkt der Kurbel i und des Hebels m
verändert.
Die relative Stellung des Kurbelzapfens g, welcher den
Griff und des Kurbelzapfens j, welcher den
Jacquardcylinder bewegt, ist so beschaffen, daß die Haken des Jacquardapparates ganz
in Ruhe und frei von den Messern des Griffes sind, wenn sich der Cylinder nähert, um
die Musterpappe gegen die Nadeln zu bringen, und die betreffenden Haken
zurückzudrängen. Das Gelenk p ist mit einem auf den
Stift des Hebels o passenden Schlitz und mit einer
Handhabe versehen. Hebt man den Schlitz von dem Stift ab, so wird der Schwungrahmen
von dem Webestuhl ausgelöst, und der Cylinder kann sodann aus freier Hand in
Thätigkeit gesetzt werden, um die Musterpappen unabhängig von den übrigen Theilen
des Webestuhls vor- oder rückwärts zu bewegen.
Die Anordnung, um das Geschirr stabil und frei von Erschütterungen zu erhalten, ist
in Figur 31
dargestellt. r, r sind zwei Fäden des Geschirres; an
jeden derselben ist ein Draht s, s befestigt. Diese
Drähte finden ihre Führung in den Bretern t, t, die
einen Theil der Federbüchse bilden. Um jeden Draht ist eine leichte Feder u gewunden, deren oberes Ende sich gegen das obere Bret
t und das untere Ende sich gegen einen von den
Drähten hervorragenden Stift stützt. Wenn nun ein Faden des Geschirrs gehoben wird,
so hat er das Gewicht des Drahtes s und den Widerstand
der Feder u zu überwältigen; bewegt sich aber der Griff
herab, so sinkt auch jeder Geschirrfaden vermöge des Gewichts des Drahtes s und der Elasticität der Feder herab; die vereinigte
Wirkung des Gewichtes und der Feder ist es, welche die durch Gewichte ohne Federn
veranlaßte Vibration verhütet.
Um die allzustarke Anspannung der Federn zu verhüten, ist es rathsam die Federbüchse
sich bei jeder Auf- und Niederbewegung der Maschine ein wenig mit bewegen zu
lassen.