Titel: Ueber die Fabrication des englischen Steinguts oder der Earthen Ware in Staffordshire; von J. G. Gentele.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. XIII., S. 50
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XIII. Ueber die Fabrication des englischen Steinguts oder der Earthen Ware in Staffordshire; von J. G. Gentele.Aus dem Lehrbuch im Potteriefache, von J. G. Gentele, Leipzig 1856, bei Robert Hoffmann.“ Dasselbe enthält im ersten Theile: die Beschreibung der Fabrication des englischen Steingutes, der Chinawaare, des Steinzeuges, des Steingutes und Feldspath-Porzellans auf dem Continente, der Siderolith- und Terralith-Geschirre, der gefärbten Fayence und der Kachelöfen; im zweiten Theile: die chemischen Verhältnisse der im Potteriefache gebrauchten Materialien und Rohstoffe, die Bereitung der Farben, Analysen der Rohmaterialien und Geschirre.Der als technischer Chemiker rühmlich bekannte Verfasser hat als Dirigent einer schwedischen Potterieanstalt, welche auf englische Art betrieben wird, und auf seinen Reisen in England und Deutschland, speciell für diesen Industriezweig, Gelegenheit gehabt den Unterschied zwischen der englischen Steingut- und Porzellanfabrication und der auf dem Continente genau kennen zu lernen, daher durch Herausgabe seines, das ganze Potteriefach umfassenden Lehrbuchs den Fachgenossen einen wesentlichen Dienst erwiesen.A. d. Red. Mit Abbildungen auf Tab. I. Gentele, über die Fabrication des englischen Steinguts. 1. Allgemeines über Lage und Materialien der englischen Steingutfabriken. Die Darstellung von Thongeschirren aller Art hat sich in England hauptsächlich in Staffordshire angesammelt, wo fast jeder Ort eine Vereinigung von 30–40 Potterien ist, aus welchen bis zu Hunderten von hohen Schornsteinen oder vielmehr von Kuppeln der Brennöfen hervorragen. Der Grund dieser Ansammlung der Potterien in Staffordshire scheint an das Vorkommen vorzüglicher Steinkohlen gebunden zu seyn, wenn nicht Vieles von dem einfachen Umstande herzuleiten ist, daß in dieser Gegend Wedgwood erstes Etalissement erblühte, und da wo Arbeiter erzogen und gelernt wurden, leichter Fabriken zu errichten waren, als wo diese Schule und das lockende Exempel zum Gedeihen einer Anstalt fehlen; zu den meisten Fabricationen kommt nämlich das Rohmaterial nicht an Ort und Stelle vor, außer den Steinkohlen, die überall neben den Fabriken gewonnen werden; sondern es wird auf Canälen mehr oder weniger weit zu Ort und Stelle herbeigeschafft. Die größte Fabrication wird auf, bei uns sogenanntes Steingut, irdene Waare (Earthen-Ware) betrieben, welches eine harte, ziemlich feste feine Masse von gypsähnlichem Bruche ist, mit Bleiglasur glasirt, unter der Glasur bemalt oder bedruckt und sonst auch auf der Glasur noch mit Malerei und Vergoldung versehen. Zur Darstellung dieser feinen, und nach der Mischungsweise auch zu ordinärer Fayence, werden ohne Ausnahme in allen englischen Fabriken folgende Materialien verwendet. a) Blue Clay, Blauer Thon. Diese Thonart ist außerordentlich plastisch, von bläulicher Farbe, trocknet schwer aus, und hält sehr feine Schwefelkiese eingemengt, welche beim Abschlämmen mit Wasser als Bodensatz gefunden werden. Für sich trennt sich dieser Thon gelblich, ausgesuchte Sorten beinahe weiß, schwindet stark beim Trocknen und Brennen, saugt Wasser ein, wovon er 10 Proc. chemisch gebunden enthält, außer 15–18 Procent, welche in dem Zustande wie er gewöhnlich versendet wird, darin vorkommen und durch einfaches Trocknen bei 100° C. entweichen. Sein specifisches Gewicht, in Wasser gewogen, ist nach meiner eigenen Bestimmung 2,50–2,59. Seine chemische Zusammensetzung ist nach einer Analyse von L. Svanberg: Kieselerde 53,864 Alaunerde 31,622 Eisenoxyd   2,241 Kalkerde   1,481 Magnesia    Spur Wasser und Alkali     9,971 Nach einer Analyse von J. Higinbotham soll derselbe Thon dagegen zusammengesetzt seyn wie folgt: Kieselerde 46,38 Thonerde 38,04 Magnesia und Kalk, Spuren   Eisenoxydul   1,04 Alkali     – Wasser 13,57. Offenbar ist diese Analyse verwechselt mit einer von Chinaclay, welche nachher nachfolgt, und der von John Brown von Pypeclay, welche beinahe mit der von Svanberg übereinstimmt; John Brown fand Kieselerde 53,66, Alaunerde 32,00, Magnesia Spur, Kalk 1,20, Eisenoxydul 1,04, Wasser 13,57. Daß das Eisen als Schwefeleisen im Thon enthalten ist, ist immer übersehen. Dieser Thon wird in Devonshire und Stourbridge nebst einigen andern Thonarten von vorzüglicher Güte gewonnen, die alle zu verschiedenen Potteriegegenständen angewendet werden. b) Cornish stone.Cornwallisstein. Es ist dieses Material eine Art halbverwitterten grobkörnigen Granits, welcher in Cornwallis zu Tregonighill bei Hellstone in großen Massen vorkommt, in großen Blöcken gebrochen und an alle Potterien in England versendet wird. Man kann mit unbewaffnetem Auge darin unterscheiden Quarzkörner von jeder Größe, beinahe oder ganz eisenfreien Glimmer, und verwitterten erdigen, lose zusammenhängenden Feldspath, oder denselben vertretendes feldspathhaltiges Gestein. Liegt dieser Granit einige Monate der Luft und dem Regen ausgesetzt im Freien, so zerfällt derselbe in Quarzkörner und Kaolin, welcher letztere auch fabrikmäßig daraus gewonnen, abgeschlämmt und getrocknet, aus Cornwallis unter dem Namen China Clay für die Fabriken Englands versendet wird. Zur Steingutfabrication wird der Cornwallisstein erst trocken auf Quetschmühlen zerdrückt, dann auf Massenmühlen fein gemahlen, und entweder so als flüssiger Schlamm angewendet, oder wenn derselbe versendet werden soll, durch Absetzen und Trocknen vom Wasser getrennt. Analysen von Cornwallisstein finden sich nirgends, weil er immer als Gemenge von Materialien angesehen, in jedem Stücke andere Resultate geben muß. Der gemahlene Cornwallisstein, in starkem Feuer des Porzellanofens geglüht, sintert übrigens zu einer harten gefritteten Masse zusammen, ähnlich wie gemahlener Feldspath, nur sticht seine Farbe ins Gelbliche. Das specifische Gewicht des gemahlenen, in Wasser gewogenen, fand sich = 2,663–2,668. Durchs Trocknen des ungemahlenen Cornwallissteins bei 100° C. entweichen 10,7–11,1 Procent Wasser. Es ist wahrscheinlich, daß derselbe durchs Verwittern an Alkali verliert, daher ein Gemenge der nachfolgenden Thonart China Clay mit Kieselerde denselben nicht ersetzen kann. c) China Clay.Kaolin von Cornwallis. Es ist eine sehr weiße feingeschlämmte Thonart, nicht fettig, wenig plastisch. Im Feuer für sich starker Hitze ausgesetzt, sintert sie nicht zusammen, schwindet nicht sehr stark, bleibt ganz weiß; und obgleich dann noch stark an der Zunge klebend, hat sie dann dennoch einen starken Zusammenhang gegen den Bruch erlangt. Sie hält 20,5–20,9 Proc. hygroskopisches Wasser, und hat, in Wasser gewogen, ein specif. Gewicht von 2,60–2,64 nach meiner eigenen Bestimmung. Ihre Zusammensetzung ist nach Analysen von Couper. L. Svanberg Kieselerde     46,31     46,414 Thonerde     39,91     38,496 Magnesia       0,44       0,155 Kalk       0,43       0,272 Eisenoxydul       0,27      Oxyd       1,403 AlkaliWasser     12,67     13,094 d) Flint, Feuerstein. Dieser kommt in allen Kreidelagern vor, und zwar in verschiedener Form und allerlei Größen. Für die Steingutfabriken werden diejenigen Ausscheidungen vorzugsweise benutzt, deren Umfang nicht über Handgröße geht, und deren Formen sehr verzerrt, meist von der Kugelform ab und ins Wurzelartige gehen. Zerschlagene Stücke müssen auf der Bruchfläche schwarz oder sehr dunkel, an der Kante durchscheinend seyn. Von dieser Form weiß man, daß sie weniger Schwefelkiese, Kalkausscheidungen und Bergkrystalle enthält als andere, welche mehr oder minder von nachtheiligem Einfluß bei der Steingutfabrication seyn können. Ich habe überhaupt gefunden, daß folgende Sorten im Potteriefache schwerer anwendbar sind: graue Stücke in großen und kleinen, beinahe ganz bunten Knollen von 30–40 Pfund Schwere; grau, oder gelbgrau im Bruche, und fleckig an der Fläche; Stücke mit großen Zeichnungen von eingeschlossener Kalkpetrification und ganze Kalknieren enthaltend, mit Salzsäure auslösbar; die mit Höhlungen und Adern von Schwefelkiesen und dergl. oder mit großen und kleinen Krystallen von Bergkrystall besetzten. Seltener findet man dieselben Gegenstände in dieser Menge in verzerrt geformtem Flint. – Vor der Anwendung wird der Flint gebrannt, je stärker, desto besser, in heftiger Weißglühhitze; er wird dann durch Arbeiterhände sortirt, welche die Stücke zerschlagen und rothe oder schwarze schmutzige Stücke von verbrannten Schwefelkiesen ausscheiden, worauf er weiter unter Quetschmühlen zerdrückt und in ein gröbliches Pulver verwandelt wird, das dann auf Massenmühlen in einen unfühlbaren Schlamm mit Wasser zu vermählen ist. Der gemahlene Flint findet, je nachdem eine Porzellanfabrik selbst das Mahlen besorgt, oder die Mühle mit einer Massenfabrik verbunden ist oder nicht, entweder als Flintbrei von der Mühle aus direct Anwendung; oder er wird durch Absitzen und nachfolgendes Trocknen vom Wasser befreit und so von Mahlanstalten an solche Fabriken verkauft, welche ihre Massen selbst verfertigen. Nach dem Brennen stellen reine Feuersteinstücke eine schneeweiße Masse von muschligem Bruche dar, welche sehr spröde, leicht und zerbrechlich geworden ist, und das um so mehr, je mehr sie erhitzt und je schneller sie erkaltet worden ist. Der rohe Flintenstein ist ein Kieselerde-Hydrat, das offenbar durch Verlust von Wasser seine Durchsichtigkeit verliert. Das Brennen der Flinte muß mit langsamer Erhitzung begonnen werden, wegen sonst heftigem Zerreißen und Knallen der Feuersteinstücke durch entweichenden Wasserdampf, welches doch bei sehr langsamem Erhitzen noch eintritt. Geschieht dasselbe in Oefen, welcher Construction sie auch seyn mögen, so muß zwischen Flint und Gemäuer ein bedeutender freier Raum gelassen werden, weil jener sich sehr ausdehnt und zu einer lockeren Masse aufschwillt, welche, die Wände des Ofens berührend, in diesem Falle ihn auseinander treiben würde. Das Brennen läßt sich daher nicht in Schachtöfen, sondern nur in solchen ausführen, worin Haufen mit freier Hand, ohne Berührung der Wände, aufgeführt werden können. Der gemahlene Flint hat, in Wasser gewogen, nach meiner Bestimmung ein specif. Gewicht von 2,40–2,48, aber wegen seiner sehr feinen Vermahlung läßt er sich doch so im Wasser zertheilen, daß sich davon eine durch Siebe abschlämmbare Milch herstellen läßt, wie von den Thonen, deren spec. Gewicht nicht viel geringer ist. 2) Specielles der englischen Steingutfabrication. A. Massenbereitung. In England bestehen sowohl einzelne Massenfabriken, welche dem Steingutfabrikanten die Masse, so wie er sie gebraucht, in die Hände liefern; als auch sind Massenfabriken mit Steingutfabriken so verbunden, daß sie das Rohmaterial bis zur fertigen Masse selbst verarbeiten; oder auch, sie kaufen den gemahlenen Cornwallisstein und die Flinte, geschlämmten Thon, Blue Clay und Chinaclay, und entbehren somit die Mühlen, nur solche Einrichtungen benutzend, welche zum Mischen und Einkochen aufgeschlämmter flüssiger Massen nöthig sind. 1) Massenbereitung in Massenfabriken, oder Steingutfabriken welche ihre Massen selbst aus den Rohmaterialien herstellen. Hierzu gehören die Anstalten zum Zerquetschen gebrannter Flinte und des Cornwallissteins; zum Mahlen derselben mit Wasser, wozu man sich theils der alten sogenannten Massenmühlen mit kleinen Steinen, theils der sogenannten Schleppmühlen bedient, welche natürlich in geigneter Anzahl vorhanden seyn müssen, um die Rohmaterialien in der gehörigen Menge zu mahlen. In England werden diese Mühlen ohne alle Ausnahmen mit Dampfmaschinen bewegt. Ferner der Ofen oder die Einrichtung zum Brennen der Flinte, die Schlämmeinrichtung zum Schlämmen der gemischten Materialien und die Oefen zum Einkochen oder Trocknen der Masse. In den meisten Fällen geschieht das Brennen der Flinte nicht in geschlossenen Oefen, sondern auf die Art, daß man auf einen ebenen Plan eine Schicht Steinkohlen, aus größern Stücken bestehend, auslegt, und auf diese abwechselnd dünne Schichten von Flintstein; darauf wieder Steinkohlen und Flinte, bis man zur Bildung eines Kegels oder einer Pyramide, oder eines längern zugespitzten Haufens gekommen ist, der aus abwechselnden Schichten von Steinkohlen und Flintsteinen besteht. Die Haufen werden auf einer Seite gegen den Wind angezündet, und man läßt sie ausbrennen. Hat man schlechtere Steinkohle, so schichtet man die Materialien in einem dem Töpferofen ähnlichen länglichen Ofen oder Canal auf, der mit einem gut ziehenden Schornsteine versehen ist, wo das Brennen der Steinkohlen, bei gesichertem Zuge von der dem Schornsteine entgegengesetzten Seite angefangen, ohne weiteres vor sich geht. In einer Porzellanfabrik in Schweden, wo die Masse aus englischem Material ganz nach englischer Art hergestellt wurde, benutzte ich dazu einen aus feuerfesten Steinen gebauten Töpferofen, in dem die Flintstücke, 1/4 Fuß von den Wänden abstehend, sorgfältig aufgemauert wurden. Man feuerte 36–40 Stunden, zog Proben durch eine Oeffnung an der einen langen Seitenwand, und wann hier die Probe nach dem Erkalten leicht zerbröckelte und schön weiß war, wurde nicht weiter fortgefeuert, sondern erkalten gelassen. Kleine Flintstücke müssen in einem solchen Ofen auf die obern größern Stücke gelegt werden, damit die Flamme sie gehörig durchstreichen kann; auch ist es gut, durch größere Stücke in dem Ofen eine Art von Canälen zu bilden, damit die Flamme auch durch die Mitte strömt. Gegen die Feuerräume mauert man ebenso von größern Stücken eine Art Wand aus, welche nicht diejenige Wand von feuerfesten Steinen berührt, welche den Feuerraum vom eigentlichen Ofen trennt. Das Feuern mit Holz und Brennen auf diese Art, selbst wenn es nicht mehr kostet als mit Steinkohlen, scheint doch gewisse Nachtheile im Gefolge zu haben, welche davon herrühren, daß die kalihaltige Flamme der Holzarten die Flintstücke, besonders an den Stellen, wo sie gesprungen, oder an Bruchflächen, mit einer dünnen Glasur überzieht, namentlich wenn sie ihren Kreideüberzug verloren haben; an diesen Stellen sind sie dann ein sehr saures Glas, ohne die geringste Begierde sich zu benetzen, welches in größerm Maaßstabe bei Anwendung von vielem abgesprungenen Flintklein bei der Steingutfabrication arge Uebelstände mit sich bringt, von denen nachher specielle Erwähnung geschehen soll. Bei Anwendung von Steinkohlen kommt dieser Uebelstand nicht vor; doch wird beim Brennen in Schichten viel Flintklein verloren, und das nachfolgende Reinigen von Kohks und Schlacke erfordert mehr Arbeit. Man scheint aber beim Feuern mit Holz dem Uebelstande sicher auszuweichen, wenn man abgesprungene kleine Flintstücke nicht, anwendet, oder sie mit Kreide überzieht, welche die directe Berührung der alkalischen Flamme mit der Kieselsäure verhindert) den einen oder andern Umstand muß man also ohne weiteres ertragen, nämlich bei Steinkohlen mehr und unreinlichere Arbeit, oder bei Anwendung von Holz, wo dieß vortheilhafter ist, Verlust an Flintstücken, welche beim Transport und Umlasten abzuspringen pflegen. Das Mahlen der Flinte und des Cornwallissteins auf den Massenmühlen geschieht im Allgemeinen in den englischen Fabriken bis zu solcher Feinheit, daß der auf den Mühlen befindliche Brei zwischen den Fingern keine groben Körner mehr fühlen läßt, worauf er im Schlammhause, dem Local, wo die Materialien gemengt und geschlämmt werden, in besondere Reservoire gesammelt wird. In diesem Locale befinden sich gewöhnlich eigene Vorrichtungen, worin die anzuwendenden Thonarten, Blue Clay und Chinaclay mit Wasser zu einer dicken Milch aufgerührt werden. Die dazu gehörige Vorrichtung besteht gewöhnlich aus mehrerern großen auf ebener Erde stehenden Kufen, worin eine vertical stehende Achse sich bewegt, von welcher vier Arme kreuzweis abstehen, an welche Rechen von Eisen befestigt sind, welche in dem eingeworfenen Thone und dem Wasser sich im Kreise herumbewegen, und ihn so nach und nach in eine dicke Milch verwandeln, welche durch mehr zugelassenes Wasser auf die gehörige Verdünnung gebracht wird. In dieser Form in der sich nun diese vier Materialien befinden, und die Flinte und der gemahlene Cornwallisstein in den Reservoiren durch Aufrühren gebracht werden können, werden dieselben auch gemengt; also nicht nach Gewicht trockener Bestandtheile, sondern nach dem Maaße solcher Mischungen, wodurch zwar das Trocknen der rohen Materialien erspart, aber freilich keine so ein für allemal bestimmt genau zusammengesetzte Masse erhalten wird. Um die Proportionen der Bestandtheile des Gemenges doch annäherungsweise einzuhalten, hält man sich an das specifische Gewicht der so bereiteten Mischungen, welches immer gleich gehalten, oder durch längeres Aufschlämmen fester Materialien im Wasser vergrößert, und durch Verdünnen mit Wasser vermindert wird. Die Arbeiter, welche die Mischungen bewerkstelligen, haben die Vorschrift, daß eine Pinte des fraglichen Materials gewisse Unzen wägen soll, womit das specif. Gewicht gegeben ist. Hat die betreffende Mischung das geforderte Gewicht erhalten, so wird je nach der Localität dieselbe aus der Mischungs-Vorrichtung entweder durch Abzapfen oder Auspumpen entleert. Letztere Vorrichtung wird jedoch vermieden, wenn die Localität es gestattet, da die Pumpen außerordentlich leicht in Unordnung gerathen und Reparatur sammt Aufenthalt veranlassen. Die zu mischenden Materialien von bestimmtem specif. Gewicht werden dem Volum nach gemischt. Hierzu bedient man sich hölzerner, oder wegen dem schnellen Faulen, besser gemauerter, je nach der Localität frei stehender oder in der Erde befindlicher Bassins, gewöhnlich 4kantiger; befestigte Zeichen geben an, wie hoch mit Blue Clay, Chinaclay, Cornwallisstein und Flint, die nach einander zugelassen werden, gefüllt werden soll, um die einmal angenommene Masse zu erhalten; oder die Zollzahl der Höhe, welche von jeder Flüssigkeit in das regulär geformte Bassin gebracht wird, gibt das Verhältniß der Volumina an, in welchen gemengt wird. Aus diesem Bassin, worin entweder eine Rührmaschine angebracht ist oder die Mischung mit der Hand durch Umrühren vervollkommnet wird, pumpt eine mit der Schlämmmaschine zusammenhängende Pumpe die milchartige Mischung in Kasten, woraus sie auf eine durch Maschinerie bewegte Siebvorrichtung fließt, welche Seiden-Siebe gewählter Feinheit enthält. Nach diesem Sieben, wobei die mechanischen Uneinigkeiten der Thone hauptsächlich zurückbleiben, ist nur die Arbeit übrig, die Mischung von dem überflüssigen Wasser zu befreien, und sie in eine steife formbare Masse zu verwandeln, welches meistens durch Entfernung des Wassers, durch Absetzen und nachheriges Einkochen erfolgt. Das directe Einkochen ohne Absetzen ist gleichwohl besser, weil bei vorhergegangenem Absetzen kaum vermieden werden kann, daß sich nicht specifisch schwerere Theile früher als andere zu Boden begeben, die dann schwer wieder gleichförmig zu vertheilen sind. Zum Einkochen der Massen dienen lange Pfannen aus feuerfesten Steinen gebaut, an der einen der langen Seiten mit Steinkohlen geheizt. Fig. 7 zeigt eine solche Pfanne im Aufriß, Fig. 8 im Grundriß, nach der Linie aa in Fig. 7 den Feuerraum vorstellend; Fig. 9 obere Ansicht der Pfanne. a Feuerraum, b Rost, c Canäle für den Zug, d Schornstein, e, e besonders gefertigte Steine, Boden der Pfanne und Seitenwände der Pfanne, soweit sie dienen, flüssige Masse aufzunehmen. e, e oder den Boden der Pfanne betreffend, so ist nur anzumerken, daß die Steine dazu besonders von solchen Dimensionen angefertigt sind, daß sie die Construction der Canäle c zulassen, indem sie darüber auf die Seitenwände derselben Canäle reichen; auch wird der Boden zunächst den Feuerungen aus dickern Steinen hergestellt, und gegen den Schornstein zu aus dünnern, um der Länge nach die Differenz in der Wärme-Ausstrahlung auszugleichen, und das Trocknen oder Aufkochen möglichst gleichförmig hervorzubringen. Die Mischung der durch Siebe geschlämmten oben genannten Substanzen wird darein abgelassen, das Feuer unterhalten, auch wenn die Masse in heftiges Kochen gekommen ist, und oft anhaltend umgerührt; erst wenn sie anfängt so steif zu werden, daß sie blasig wird, und die Dämpfe schwer durchbrechen, läßt man mit dem Heizen nach; denn nun braucht man gewöhnlich nur öfters umzuschaufeln und auf einige wenige Stellen in der Pfanne zusammen zuziehen, dann die Stellen einigemal zu verändern, um sie gehörig steif zu erhalten, worauf die Pfanne entleert, und gleich wieder von neuem mit frischer Mischung gefüllt u.s.w. fortgefahren wird. Es soll darauf gesehen werden, daß so wenig als möglich Massentheile an einzelnen Orten vollkommen trocken werden, und wo dieß der Fall ist, sucht man sie z.B. von den Seitenwänden loszumachen, ohne sie mit der fertigen Masse zu vermischen, um sie beim Schlämmen der Masse vorher aufgeweicht wieder zuzusetzen. Vollständig läßt sich die Abhaltung ganz getrockneter Theile von der nur bis zur gehörigen Consistenz getrockneten Masse nicht ausführen; kleine Theile mischen sich doch bei. Durch nachfolgende Arbeit will man nicht nur diese Theile so viel als möglich verkleinern, sondern auch suchen, die Masse gleichförmiger und frei von Luftblasen zu erhalten. Man nimmt sie nämlich von der Pfanne mit eisernen Schaufeln auf hölzerne Karren, bringt sie auf einen steinbelegten Platz, sticht sie erst mit Schaufeln einige Mal um und schlägt sie jedesmal stark auf einander, um sie so compact zu machen als möglich; alsdann bringt man sie in kellerartige Räume (die Massenkeller), wo sie wieder fest und zwar mit hölzernen Hämmern aufgeschlagen wird, und so liegen bleibt, bis sie versendet oder verbraucht wird. Bei dieser Art Massenbereitung, welche ich selbst mit einigen Modificationen nach Beschaffenheit des Klima's leitete, müssen folgende Umstände bei der Anlage berücksichtigt werden, wenn man nicht nach einiger Zeit weitläufigen Anordnungen und Reparaturen sich unterziehen will. 1) Man mache alle Reservoire von Stein, oder wenigstens von Eichenholz, da hölzerne Gefäße mit den fraglichen Materialien in Berührung unglaublich schnell faulen. 2) Die Schlammpfannen oder Massenpfannen maure man nur in hölzernen Gebäuden ein. Ziegelsteingebäude, wofern man nicht verglaste Ziegeln hat, werden des Winters durch verdichtetes und in den Steinen gefrornes Wasser in einigen Jahren total zerstört. 3) Kann man gewölbte warme Keller haben, so ist dieß besser als andere kellerartige Räume, weil auch darin schnell alles Holzwerk zu Grunde geht. 4) Je länger die Masse vor der Verarbeitung liegen bleibt, desto besser wird sie; diese allgemein bei allen Arten von Steingut und Porzellanmassen anerkannte Sache scheint ihren Grund in Folgendem zu haben: a) in der Masse befindliche trocken gekochte Partikel nehmen Wasser auf und befeuchten sich. Daß dieß eine der Hauptursachen der Verbesserung ist, ersieht man daraus, daß sie gleichwohl des Winters nicht fortschreitet, wenn sie in Localen aufbewahrt ist, wo es gefriert, weil da weder durch Verdünstung noch durch Aufsaugung des Wassers jene Ausgleichung erfolgen kann; b) in der Masse befindlicher Cornwallisstein, Schwefelkies und dergleichen verwittern, eben sowohl unvollständig verwitterter Kaolin, wodurch die sandartige Eigenschaft dieser Materialien theilweise vermindert wird. Hauptsächlich ist es wohl der erste Grund, warum eine kurze Masse durch bedeutendes Liegen butterartig fein und plastisch werden kann. Daß solche gelegene und nun gleichförmiger gewordene Masse leichter zu verarbeiten ist, und wegen ihrer Gleichförmigkeit compactere Geschirre liefert, die weniger der Gefahr des Zerreißens unterliegen, läßt sich leicht daraus abnehmen, ist aber eine alte Erfahrungssache. Nach einigen Monaten langem Liegen soll eine gute Masse beim Zerschneiden mit Draht eine gleichförmige reine Oberfläche zeigen; zeigen sich noch weiße Punkte oder Knollen, so kann die Masse von sehr schlechter Beschaffenheit seyn, welche sich nicht einmal durch längeres Liegen ganz in eine vollkommen gute Masse verwandeln läßt. Solche Masse kann nach meiner Erfahrung entstehen, wenn, wie oben genannt, Flintklein bei Holzfeuerung angewendet worden ist. Die Theile von solchem Flint haben eine eigene Adhäsion gegen sich; sie sammeln sich in kugelartigen Massen, welche in dem Flintbrei schweben, ohne daß sie beobachtet werden können. Beim Schlämmen der Flinte durch die feinsten Seidensiebe werden diese Kugeln nicht zertheilt, sie gehen als ein unbemerkbarer langer Faden durch die Maschen, sogleich nachher wieder Kugelgestalt annehmend; und diese Form behalten sie dann auch in der Mischung und in der Massenpfanne bei, bis sie durch das Umschaufeln, Zerschneiden etc. der ausgenommenen Masse einigermaßen mechanisch zerstört wird. Sie hat bei der Steingutfabrication die traurigsten Ereignisse im Gefolge. Die Gefäße davon gefertigt, zeigen nach dem sogenannten Rohgutsbrennen keine Fehler, aber nach dem Glattbrennen fällt die Glasur an einigen Stellen ab, an andern springen Stücke aus der Masse aus. Ganze Piecen springen in der Mitte quer durch, und aufgedrehte Piecen zerspringen in Spiralen, so daß sie sich wie eine Korkschraube ausziehen lassen. Betrachtet man die Bruchflächen, so findet man darin glasirte Höhlungen kaum bemerkbar. Es ist offenbar nicht die Ausdehnung in den Höhlungen eingeschlossener Luft Ursache dieser Erscheinung, sondern die gebildete glasige Masse, welche bei dem Abkühlen sich weniger zusammenzieht als die Steingutmasse, wodurch letztere zerrissen wird, so daß die Piecen ganz zerreißen oder Stücke davon ausspringen. Hängen die Massenfabriken mit Steingutfabriken zusammen, so werden alle Abfälle vom Formen, Drehen und Abdrehen des rohen Steinguts aus der Masse gesammelt, für sich in Wasser aufgerührt, durch Siebe geschlämmt, neuer Masse beim Kochen mit beigegeben. 2) Massenbereitung in kleinen Fabriken. Manche Fabriken von geringerer Ausdehnung, welche nicht fertige Massen kaufen und keine Massenmühlen besitzen, kaufen gemahlene getrocknete Flinte und Cornwallisstein, sammt geschlämmten Sorten von Blue-Clay, und China-Clay kommt nur geschlämmt von den Gewinnungsorten. In diesem Falle weichen sie diese Materialien in Wasser zu einem dicken Breie nach Gewichtsproportionen auf, mischen sie dann in diesem Zustande und lassen sie durch etwas gröbere Siebe passiren, einzig um die Mischung zu vervollkommnen. Weil dieses Gemenge bei weitem nicht soviel Wasser enthält, bedürfen sie keiner so großen Massepfannen, auf welchen sie übrigens auf gleiche Weise eingekocht und weiter verarbeitet wird. Auch läßt man sie an andern Orten in Gypsreservoiren selbst austrocknen, weil dieß bei der dicken Consistenz ohne Gefahr des Absetzens der Bestandtheile nach dem spec. Gewicht geschehen kann. In diesem Falle ist sie vorzüglich gut, und sogleich tauglich zum Verarbeiten, wenn sie die gehörige Consistenz hat, weil keine trockene Masse, wie beim Einkochen, entstehen kann, welche nachher des Ansaugens von Wasser nöthig hätte, um gleichförmig zu werden. (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)

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