Titel: Beschreibung des Patentes, welches Heinrich Bessemer, Quenstreet-place in London, auf Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und Stahl, am 15. März 1856 ertheilt wurde.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. XXII., S. 97
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XXII. Beschreibung des Patentes, welches Heinrich Bessemer, Quenstreet-place in London, auf Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und Stahl, am 15. März 1856 ertheilt wurde.Dieses Patent weicht von dem früher mitgetheilten, vier Wochen ältern, in den Details ab; es sind darin mehrere Modificationen des Apparats und der Verfahrungsweisebeschrieben. Jedenfalls wird Bessemer's Princip für die Eisenfabrication von wichtigen Folgen seyn, obgleich manche seiner Behauptungen sich bereits als unwahr erwiesen haben, und er auch gar nicht Alles, was er in diesem neuesten Patent sagt, versucht zu haben scheint, sondern hin und wieder offenbar Vermuthungen als Thatsachen hinstellt. Man muß auch hier das: „Prüfet Alles und behaltet das Beste“ berücksichtigen. A. d. Red. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Decbr. 1856, S. 449. Mit Abbildungen auf Tab. II. Bessemer's Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und Stahl. Hr. Bessemer bemerkt, daß er in der Beschreibung seines Patentes vom 12. Februar 1856 (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXLI S. 423) gezeigt habe, wie mittelst Luft- oder Dampfströmen der Entkohlungsproceß des Roheisens geführt werden kann, um reines oder fast reines Stabeisen und Stahl zu produciren, und wie durch diese Mittel das schmiedbare Metall in einem flüssigen Zustande erhalten werden kann, um es in Formen zu gießen, die später geschmiedet und gewalzt werden können. Zur Ausführung des Processes sind OefenOesen zum Schmelzen, Umschmelzen und Reinen oder Feinen des Eisens erforderlich, die aber so eingerichtet sind, um mit Wind- oder Dampfströmen, entweder allein oder vereint, arbeiten zu können. Auf diese Weise läßt sich durch einen einzigen Proceß ein mehr oder weniger entkohltes Eisen produciren, je nach dem Zweck, zu welchem es benutzt werden soll. Die im Folgenden besprochene Erfindung bezieht sich auf drei Punkte: 1) Auf das eigenthümliche Verfahren, durch welches die Entkohlung oder theilweise Entkohlung und Reinigung des Roheisens bewirkt wird. Dieß geschieht durch Ströme oder Strahlen von atmosphärischer Luft oder von Dampf (allein oder gemischt), welche auf die Oberfläche des flüssigen Metalles stoßen, oder dasselbe durchdringen, kurz in genaue Berührung mit ihm kommen. 2) Auf die Beförderung der Entkohlung und Reinigung des Roheisens durch Anwendung von Eisenoxyden und von kohlenwasserstoffhaltigen Substanzen während des Processes. 3) Auf die Art des Eingießens des auf obige Weise bearbeiteten Metalles in Formen oder Massen, die alsdann zu Stäben und Platten ausgeschmiedet oder ausgewalzt werden können. Bei der Ausführung des ersten Theiles der Erfindung soll in einigen Fällen atmosphärische Luft oder Dampf, oder ein Gemisch von beiden, unter die Oberfläche des geschmolzenen Roheisens getrieben werden, welches sich in dem Herde des Hohofens oder Kupolofens, die zum Schmelzen der Erze und des Roheisens dienen, befindet, so daß Luft oder Dampf in Blasen durch das Metall aufsteigen und sich dann mit der Gebläseluft vermischen, die zur Unterhaltung der Verbrennung des über dem Metalle befindlichen Brennmaterials eingeführt werden. Die Art und Weise wie dieser Theil der Erfindung ausgeführt werden kann, wird durch Fig. 21 erläutert, welche den senkrechten Durchschnitt des Herdes, Gestelles und der Rast eines Hohofens zu diesem Zweck darstellt, wogegen Fig. 22 ein Grundriß, oder vielmehr ein horizontaler Durchschnitt des Hohofens ist. a, a ist das Gemäuer mit den drei Blasgewölben und dem Arbeitsgewölbe b, b; die Gestellmauerung c umgibt das Gestell und den Herd d, in welchem sich das flüssige Roheisen sammelt. Bei e, e sind in den Herdwänden Oeffnungen angebracht, in welche die aus feuerfestem Thon bestehenden Formen f, f eingelegt und mit etwas Lehm befestigt werden. g, g sind Röhren, durch welche Wind oder Dampf, oder ein Gemisch von beiden, in den Ofen eingeblasen wird. Man kann sie entweder von gewöhnlicher Temperatur, oder sehr stark erhitzt, in den Herd d, welcher das flüssige Roheisen enthält, einführen. Bessemer zieht atmosphärische Luft von gewöhnlicher Temperatur dem Wasserdampf vor, weil sie eher im Stande ist eine sehr hohe Temperatur im Ofen zu erzeugen; er wendet statt derselben aber Dampf oder ein Gemisch von beiden an, wenn die Erze oder Kohks sehr viel Schwefel enthalten oder andere Unreinigkeiten welche eine große Verwandtschaft zu dem sich aus dem Dampfe entwickelnden Wasserstoff haben. Die kurzen Knieeröhren h sind mit den Röhren g so verbunden, daß sie beim Einlegen einer neuen Form (was nach jedesmaligem Abstechen des Eisens, wenn der Herd leer ist, geschehen muß) zur Seite gedreht werden können. Die Pressung des Windes oder der Dampf müssen stets höher seyn, als der Druck des flüssigen Metalles über dem Querschnitt jeder Formöffnung, damit das Metall nicht in letztere einfließen kann. Die Construction des Hohofens ist im Allgemeinen die bekannte, indem er auch mit Formen i, i versehen ist, durch welche die gewöhnliche Gebläsewindmenge zur Verbrennung des Brennmaterials eingeführt wird. Bessemer legt aber die Formen i höher über dem flüssigen Metall, als dieß gewöhnlich der Fall ist, damit letzteres und die Schlacken nicht aufkochen, was geschieht, wenn sie von dem Winde getroffen werden; die Schlacken laufen wie gewöhnlich über den Wallstein ab. Der auf angegebene Weise construirte Hohofen wird nun mit Erzen, Zuschlag und Brennmaterial gefüllt und angeblasen, kurz, wie gewöhnlich betrieben. Dann wird durch die unteren Formen f, f Wind (oder Dampf) von sehr hohem Druck in die flüssige Roheisenmasse, die sich im Herde anhäuft, eingetrieben, und da diese Ströme aufwärts steigen, so wird jene heftig bewegt und ein Theil der Gebläseluft (oder des Dampfes) vereinigt sich mit dem Kohlenstoff des flüssigen Roheisens, veranlaßt dessen Verbrennung und erhöhet die Temperatur des Metalles. Ein Theil von der auf diese Weise hervorgebrachten Hitze steigt durch die Materialien auf, welche über dem Eisen in dem Ofen vorhanden sind, und befördert das Schmelzen der Erze, während der das flüssige Metall durchdringende Wind (oder Dampf) dasselbe in einem Grade reint oder feint, welcher von der Menge des eingeblasenen Windes (oder Dampfes) im Verhältniß zur Roheisenmenge abhängt. Das Eisen kann in einem so weit entkohlten Zustande aus dem Ofen abgelassen werden, wie er passend zu den Zwecken ist, wofür man es benutzen will. Wenn Bessemer auf angegebene Weise Stahl und Stabeisen bereiten will, so zieht er es vor, schon in dem Hohofen stark gereintes Feineisen zu erzeugen, dasselbe dann in einen Apparat abzulassen, welcher kein Brennmaterial enthält und hierauf Luft in das flüssige Eisen zu treiben, bis dasselbe so gereint und gefeint ist, daß es, immer noch flüssig, in Stahl oder Stabeisen verwandelt ist, wie wir dieß aus der frühern Patentbeschreibung wissen. Man kann aber auch das aus dem Hohofen abgestochene Feineisen auf gewöhnliche Weise zu Stahl oder Frischeisen verpuddeln. Kupolöfen, wie man sie zum Umschmelzen des Roheisens zu Gießerei- und andern Zwecken anwendet, können auch zum Feinen und Umwandeln des Roheisens benutzt werden, indem man Wind oder Dampf oder ein Gemisch von beiden in den Herd eintreibt und zwar unter das Metall welches sich in demselben ansammelt. Die Art und Weise wie dieser Theil der Erfindung ins Werk gesetzt wird, ist durch Fig. 23, den senkrechten, und durch Fig. 24, den horizontalen Durchschnitt eines solchen Kupolofens erläutert. m ist der äußere eiserne Mantel des Ofens, p das Futter von feuerfesten Ziegelsteinen. In der Nähe des Bodens von dem Ofen sind mehrere kleine Formen n, die aus durchbohrten feuerfesten Ziegelsteinen bestehen, angebracht und äußerlich mit den senkrechten Zweigröhren r, die von der Hauptröhre s ausgehen, verbunden; durch dieselben wird Wind oder Dampf in die Formen geführt, die alsdann durch das geschmolzene Metall aufwärts steigen und dasselbe auf die oben bei dem Hohofen angegebene Weise reinigen. Das Reineisen wird aus dem Kupolofen abgelassen und nach Bedürfniß benutzt. Auf diese Weise kann das Gießerei-Roheisen verbessert und verändert werden, so daß es zu besondern Zwecken brauchbarer ist; nöthigenfalls kann das Reineisen auch in Stahl und Stabeisen verwandelt werden, indem man das Einblasen von Wind, nachdem das zum Schmelzen des Roheisens erforderliche Brennmaterial verzehrt worden, noch fortsetzt, so daß er das flüssige Eisen durchdringt; in letzterem Falle wird also das Roheisen in einem und demselben Ofen umgeschmolzen und verwandelt. Auf dieselbe Weise treibt Bessemer auch Wind (oder Dampf) unter das flüssige Eisen im Fein- oder Reineisenherde, welche zum Feinen oder Reinen des Roheisens angewendet werden; der Wind gelangt durch Formen von feuerfestem Thon, oder aus durchbohrten Ziegelsteinen, in den Ofen. Die Feineisenherde können vortheilhaft zu diesen Zwecken benutzt werden, wenn sie eine solche Lage haben, daß das aus den Hohöfen abgestochene Roheisen sogleich hineinlaufen und so lange darin bleiben kann, bis es in Stahl oder Stabeisen verwandelt worden, worauf man es in zur weitern Verarbeitung passende Formen absticht. Man hat solche Herde in Großbritannien schon seit langer Zeit zum Reinigen des Roheisens von einigen fremdartigen Stoffen benutzt, zu welchem Ende die Roheisengänze auf Kohks oder Steinkohlen gelegt werden oder das flüssige Roheisen auf dieselben strömt; in beiden Fällen wird, um das Roheisen in flüssigem Zustande zu erhalten, Brennmaterial angewendet, und der Proceß dient nur zur Vorbereitung des Roheisens zum Puddeln. Das in dicken Platten abgestochene Reineisen ist sehr hart und spröde, und wird erst durch die Behandlung im Puddelofen weich und geschmeidig. Neuerlich hat man das Feinen im Feineisenfeuer hin und wieder aufgegeben und führt beide Processe, Feinen und Puddeln, im Puddelofen aus. Bisher wurden also die Feineisenherde stets mit Brennmaterial angewendet, um die Temperatur des Herdes und des Eisens in demselben zu unterhalten, denn die Eisenhüttenleute kannten die Thatsache noch nicht, daß mittelst Durchströmens stark gepreßten Windes, ohne Brennmaterial, in dem Roheisen eine so hohe Temperatur hervorgebracht werden kann, daß dasselbe vollständig gefeint und in Stahl oder Stabeisen verwandelt wird, welches nur in Formen gegossen zu werden braucht, um es mit Hämmern und Walzen weiter verarbeiten zu können. Zur Erläuterung dieses Theils seiner Erfindung beschreibt Bessemer zwei Arten von solchen Herden. Die erste Art ist in Fig. 25 bis 27 dargestellt; Fig. 25 und 26 sind zwei rechtwinklich aufeinander stehende senkrechte Durchschnitte und Fig. 27 ist ein Grundriß von diesem Herde. f, f sind Theile der Seitenwände eines gewöhnlichen Feineisenherdes, an welchem Formen von feuerfestem Thon angebracht wurden, um in das in dem Herde vorhandene flüssige Roheisen Ströme von Wind (oder Dampf, oder ein Gemisch von beiden, entweder erhitzt, oder von gewöhnlicher Temperatur) gelangen zu lassen. Diese Formen sind in den Figuren mit u, u bezeichnet und so in den Seitenwänden angebracht, daß sie leicht ausgewechselt werden können; sie werden durch Lehm in ihrer Stellung erhalten und ihre äußeren Ende sind mit den Windröhren o verbunden. Die gewöhnlichen Formen sind mit w bezeichnet und werden angewendet, wenn Roheisen mittelst Brennmaterial eingeschmolzen werden soll. Mag nun letzteres geschehen, oder der Herd mit flüssigem Roheisen aus dem Hohofen gefüllt werden, so läßt Bessemer reiche Schlacken von dem vorherigen Betriebe in dem Herde zurück, nachdem das Eisen daraus abgestochen worden ist; diese Schlacken schwimmen auf dem niedergeschmolzenen oder eingelassenen Roheisen, und verhindern das Ausströmen der Hitze von der Oberfläche desselben; überdieß befördert das Metalloxyd die Entkohlung des Roheisens. Bei Anwendung einer solchen Schlackendecke auf dem flüssigen Metall läßt man die Brennmaterialdecke weg. Bei dieser und bei allen andern Anordnungen der Apparate muß der Druck der durch enge Formen unter die flüssige Eisenmasse getriebenen Wind- oder Dampfströme denjenigen der flüssigen Metallsäule übersteigen, um das Eindringen des Eisens in die Formen zu verhindern. Auch ist es nothwendig, Wind (oder Dampf) durch die untern Formen einzublasen, ehe man das flüssige Eisen in den Herd laufen läßt, und dieses Einblasen muß hernach so lange fortdauern, bis das Roheisen in weichen Stahl oder in reines Stabeisen verwandelt worden ist. Sobald das Metall die nöthige Geschmeidigkeit erlangt hat, wird es durch die Abstichöffnung x in Formen abgelassen und die erlangten Eingüsse oder Massen werden dann mittelst Hämmern und Walzen zu Stäben und Platten von Stahl und Stabeisen verarbeitet. Damit das Metall in dem Feineisenherde eine geringere ausstrahlende Oberfläche darbietet, bedeckt B. in einigen Fällen einen Theil des Herdes, an einer oder an mehreren Seiten, wobei er den beiden entgegengesetzten den Vorzug gibt, wie die zweite Abänderung der Construction in Fig. 28 zeigt, welche den untern Theil eines solchen Herdes erläutert. A, A sind die Seitenwände und der Boden des Herdes, die zweckmäßiger aus feuerfesten Ziegelsteinen als aus gußeisernen, mit sich erneuerndem Wasser angefüllten Kästen bestehen, weil durch letztere eine unnütze Abkühlung bewirkt wird. Bei A* ist ein Theil des Herdes zu beiden Seiten bedeckt und diese Deckel sind mit Vertiefungen B versehen, durch welche Gebläseröhren C gehen. Am hintern Theil des Herdes sind über der Oberfläche des flüssigen Metalles Formen D angebracht, welche wie gewöhnlich ein Stechen haben, und die Verbrennung der Holzkohle oder andern Brennmaterials, wenn man solches zur Beförderung der Reduction des Oxydes anwendet, unterhalten. Auch können die Formen D benutzt werden, um das Reinen des Roheisens zu befördern, indem sie Wind- und Dampfströme auf die flüssige Metalloberfläche werfen, und um dabei die gehörige Wirkung zu erzielen, müssen Wind und Dampf eine bedeutende Pressung haben, so daß sie die Schlackendecke durchdringen können. Bei der eben beschriebenen Einrichtung des Feineisenherdes braucht der Wind- oder Dampfstrom erst dann durch die Röhren eingelassen zu werden, wenn das Eisen in dem Herde befindlich ist, weil sie sich über der Oberfläche des flüssigen Metalles befinden und dieses also nicht in sie dringen kann. Die Chargen eines solchen Herdes müssen etwas höher stehen als die untere Seite des Deckels A*, so daß, wenn man einen Wind- oder Dampfstrom durch die Formen B eintreibt, die Metallmasse in dem Herde niedergedrückt wird und folglich zwischen deren Oberfläche und den Deckel eine Wind- und Dampfschicht gelangen kann, die auf eine große Fläche des Metalles einwirkt und eine bedeutende Bewegung desselben veranlaßt, wodurch alle Theile der entkohlenden Einwirkung des Windes ausgesetzt werden. Nachdem das auf diese Weise behandelte Roheisen die Beschaffenheit des Stahls oder Stabeisens erreicht hat, werden der Wind oder Dampf abgestellt, und man läßt das flüssige Metall kurze Zeit ruhig stehen, bis es die zum Abstechen in Formen geeignete Temperatur erlangt hat, worauf eine neue Charge gemacht wird. Zum Entkohlen und Reinen des Eisens ohne Anwendung von Brennmaterial benutzt Bessemer auch einen Raum von feuerfesten Steinen oder von Eisen mit einem Lehmüberzuge. Derselbe muß verschlossen seyn und darf nur an dem einen Ende einen Canal haben, durch welchen Wind und Dampf mit den gebildeten Verbrennungsgasen entweichen können; am entgegengesetzten Ende ist dagegen ein Canal angebracht, um Wind oder Dampf über das flüssige Metall einzuleiten. Das Metall gelangt flüssig in den vorher erhitzten Raum und füllt ihn bis zum Deckel aus, so daß es noch einige Zoll in die Canäle eintritt. Wind oder Dampf werden dann in den Raum über dem Metall eingetrieben, welches dadurch verdrängt wird, so daß jene ihren Weg längs des Deckels finden und durch das Metall und nach dem Auslaß entweichen, wohin sich auch die bei dem Proceß gebildete Schlacke begibt. Der Deckel kann glatt oder mit Riefen versehen seyn, er kann auch hervortretende Rippen haben, um den zu leichten Durchgang des Windes zu verhindern. Zur Erläuterung dieses Theils seiner Erfindung hat B. drei Abänderungen dieses Apparates bildlich dargestellt: Fig. 29 ist ein Längendurchschnitt und Fig. 30 ein Querdurchschnitt von einer länglich-viereckigen Kammer, die zu dem oben erwähnten Zweck dient. E ist der äußere Mantel von Eisen, dessen Inneres aus einem Futter von feuerfesten Ziegelsteinen besteht. F ist eine oben luftdicht verschlossene Abtheilung, in welche mittelst der Röhre G Wind (oder Dampf oder ein Gemisch von beiden) eingeführt wird. Am entgegengesetzten Ende des Apparats ist ein Auslaß H vorhanden, durch welchen die Flamme und die gasförmigen Producte entweichen. Man läßt in den Kasten flüssiges Roheisen laufen und zwar so, daß es einige Zolle über den Deckel I emporsteigt; darauf läßt man das Gebläse an, welches mit G in Verbindung steht, wodurch der Stand des flüssigen Metalles gestört wird, indem der in F enthaltene Theil sinkt und die flüssige Masse sich in H erhebt. Sobald jedoch die untere Seite des Deckels I von dem Metalle frei ist, strömt Wind (oder Dampf) hinein und da dieß unter einem bedeutenden Druck geschieht, so gehen sie in Blasen durch das Eisen und nach dem Auslasse H. Es wird auf diese Weise eine schnelle Circulation hervorgebracht und jedes Metalltheilchen unter den Einfluß der Luft oder des Dampfes gelangen, die durch G in F eingetrieben werden, wodurch das Eisen in dem gewünschten Grade gereint und entkohlt wird. Die bei dem Proceß entstehenden Schlacken schwimmen auf der Oberfläche des Metalles in den Auslaß H. Bei J befindet sich eine Abstichöffnung, die mit Lehm verschlossen ist und durch welche das Metall in Formen abgelassen werden kann, sobald es den gehörigen Grad der Reinheit und Geschmeidigkeit erreicht hat. Bei dieser Form des Apparates kann das Eintreiben von Wind oder Dampf in die geschmolzene Masse unterbrochen und mittelst eines Ventils der Röhre G wiederholt werden, weil keine Formen unter der Oberfläche des Eisens befindlich sind, welche sich beim Aufhören des Blasens verstopfen würden. Die Arbeiter können daher den Proceß von Zeit zu Zeit unterbrechen, mit einer Schöpfkelle eine Probe aus dem Auslaß H nehmen und die Beschaffenheit des Eisens prüfen; auch kann das gereinte Eisen eine kurze Zeit in dem Behälter bleiben, um etwas abzukühlen, bevor man es in die Formen absticht. Es wurde oben bemerkt, daß der zu leichte Durchgang des Windes durch den mit Eisen angefüllten Raum mittelst eines durchlöcherten Scheiders verhindert werden kann, welcher den Strom vollständig theilt und durch das Metall verbreitet. Die Construction eines solchen Apparates verdeutlichen die Fig. 31 und 32, von denen erstere einen Längen- und letztere einen Querdurchschnitt darstellt. K ist die durchlöcherte Brücke, welche verhindert daß der in den Raum L eingetriebene Wind längs der Decke M hinströmt, indem er erst durch die Löcher gehen muß, welche als Formen wirken und den Wind so vertheilen, daß er strahlenweise durch das Metall und unter der Brücke N durch nach dem Auslaß O gehen muß. Es geht aber bei dieser Form des Auslasses doch nicht Wind genug durch die Metallmasse, weil er in Berührung mit den Wänden aufzusteigen strebt, weßhalb die in Fig. 33 dargestellte Construction mit dem Vorsprunge P zweckmäßiger ist. Ein anderes Verfahren, um das flüssige Roheisen ohne weitere Anwendung von Brennmaterial zu entkohlen, besteht darin, es in einen Behälter abzulassen, welcher aus feuerfesten Steinen besteht, oder mit solchen bekleidet ist, und dann einen Strom von Wind (oder Dampf) stechend darauf zu richten, welcher auf das Eisen oder dessen Unreinigkeiten einwirkt. Zweckmäßiger sind zahlreiche Ströme, die mit solcher Pressung eingetrieben werden, daß die Schlacke von der Oberfläche entfernt und eine schnelle Circulation des flüssigen Metalles veranlaßt wird. Fig. 34 ist ein senkrechter Durchschnitt und Fig. 35 ein Grundriß von einem solchen Apparat. Q ist der aus feuerfesten Steinen bestehende, quadratische oder länglich-viereckige Behälter; auf der einen Seite ist die Wand bogenförmig, wie man bei R sieht, und in der entgegengesetzten Seite ist eine Reihe von Formen S angebracht, welche unter sehr scharfen Winkeln in den Herd, also gegen die Oberfläche des flüssigen Metalls geneigt sind. Letzteres wird aus einem Hohofen oder Schmelzofen eingelassen und reicht etwa bis zu der Ebene der Formen. Am zweckmäßigsten ist eine Windpressung von 10 bis 20 Pfund auf den Quadratzoll und selbst eine noch stärkere, damit die Ströme tief in das flüssige Metall eindringen und dasselbe folglich in eine rasche Bewegung kommt und gegen den Bogen R gedrängt wird, welcher das Herauswerfen desselben aus dem Raum verhindert. Das Reinen des Roheisens muß fortgesetzt werden, bis es in Stahl oder Stabeisen verwandelt ist, worauf es noch flüssig, durch die am Boden befindliche Oeffnung, abgelassen und von Formen aufgenommen wird. Statt einer viereckigen Gestalt kann der Apparat auch eine runde haben, wie Fig. 36 im senkrechten Durchschnitt und Fig. 37 im Grundriß zeigt. Der Raum zieht sich oben bei T zusammen, so daß er unten ein Bassin bildet. In dem Gewölbe sind sechs Formen U angebracht, welche stechende Wind- oder Dampfströme auf das flüssige Metall führen und es in eine schnelle kreisende Bewegung versetzen, wobei alle Theile desselben in Berührung mit der Schlacke kommen, die obenauf schwimmt. Nach beendigtem Proceß wird das flüssige Eisen wie bei den übrigen Methoden abgelassen. Wir gehen nun auf den zweiten Theil des Patentes über. Nachdem die Entkohlung und das Reinen des Eisens mittelst einer der beschriebenen Methoden durch Eintreiben von Wind oder Dampf in das flüssige Eisen bewirkt worden ist, treibt Bessemer gekohlte Gase in das noch flüssige Metall, um das Eisenoxyd zu reduciren, welches der Geschmeidigkeit des Eisens nachtheilig seyn könnte. Zu dem Ende benutzt er eine Luftpumpe oder ein Gebläse, die er mit einem Gasometer, welcher gekohltes Wasserstoffgas enthält, in Verbindung setzt. Dieses Gas wird alsdann durch dieselben Formen in das flüssige Metall getrieben, wie vorher Wind und Dampf. Auch kann man statt Gase einzutreiben, das flüssige Eisen polen, d.h. dasselbe mit einer hölzernen Stange umrühren, bis die dabei sich entwickelnden gekohlten Gase allen Sauerstoff aus dem Metalle entfernt haben. Man kann aber auch gegen Ende des Entkohlungs- und Reinprocesses, wo ein Theil des Metalles in ein Oxyd verwandelt ist, in die Kammer eine geeignete kohlige Substanz bringen, wie Holzkohle oder Anthracit, um die Oxyde zu reduciren und die Gewichtsmenge des zu gewinnenden Eisens zu erhöhen. Oder man macht Holzkohle in einem Cylinder glühend und leitet Luft oder Dampf, oder ein Gemisch von beiden, durch dieselbe, um die erzeugten Gase nach vorherigem starkem Erhitzen in das flüssige Metall gelangen zuzn lassen. Diese Dämpfe können, je nachdem ihre verschiedenen Bestandtheile vorwalten, eine kohlende oder eine entkohlende Wirkung haben, und auf diese Weise kann man nach Belieben Stahl oder Stabeisen produciren. Bei dem Reinen des Eisens mittelst Wind- oder Dampfströmen in den beschriebenen Kammern kann der Entkohlungsproceß auch durch eingebrachte künstliche oder natürliche Eisenoxyde befördert werden, von denen sich ein Theil reducirt und folglich das Gewicht des erhaltenen Metalles erhöhet. Die Art und Weise wie die mittelst Holzkohle erzeugten Gase in das flüssige Eisen getrieben werden, erläutert die Abbildung des hiezu dienenden Apparats; Fig. 38 ist ein senkrechter Durchschnitt und Fig. 39 ein Grundriß desselben. Der Mantel des Behälters besteht aus starkem Eisenblech und das Innere desselben aus einem Futter von feuerfesten Ziegelsteinen V; die Gichtöffnung W zum Aufgeben der Holzkohle kann luftdicht verschlossen werden. Durch die Röhre X wird Gebläseluft in das in dem Behälter befindliche Brennmaterial geführt und durch die Röhre Y gelangt die erzeugte Kohlensäure oder das Kohlenoxydgas in die Kammer oder den Ofen worin sich das zu behandelnde Eisen befindet. Man kann also jederzeit die Luft- oder Dampfströme (den Gebläsewind oder den Dampf eines Generators) mittelst Ventilen von ihrem gewöhnlichen Laufe ablenken, um sie durch die Masse des glühenden Brennmaterials und hernach in das flüssige Metall zu leiten. Der dritte Theil der Erfindung besteht in den Formen für Reineisen- oder Stahlmassen, um sie bequem ausschmieden und verwalzen zu können. Zu dem Ende erhält der Behälter, in welchem das Eisen gänzlich oder theilweise mittelst Wind oder Dampf gefeint wird, solche Gestalt und Dimensionen, daß das Metall nach dem Reinigungsproceß so lange darin bleiben kann, bis es so erstarrt ist, um weggenommen werden zu können. In diesem Fall dient das Entkohlungsgefäß auch als Form, um der Masse die gewünschte Gestalt zu geben, wodurch die Arbeit des Abstechens des Metalls in die Form erspart und zugleich ein Unganzwerden desselben, welches das Eingießen desselben in eine Form manchmal veranlaßt, vermieden wird. Erfolgt aber das Reinen des Roheisens in Gefäßen, die nicht auch als Form benutzt werden können, so muß man besondere Formen anwenden. Diese sind so eingerichtet, daß der Einguß bis zum Boden geht und das Eisen von unten in der Form aufwärts steigt. Bei eisernen Formen müssen die Eingüsse mit Lehm bekleidet seyn, damit das Metall darin nicht zu früh erstarrt. Man kann aber auch die Formen aus feuerfestem Thon oder aus Steinen anfertigen, die porös genug sind, daß das Eisen seine Flüssigkeit darin so lange behält bis die gasförmigen Substanzen entwichen, damit der Guß nicht unrein und blasig wird. Zur Erläuterung dieses Verfahrens dienen Fig. 40 bis 42; Fig. 40 ist die Hälfte einer Form und Fig. 41 der Grundriß derselben. 1 ist der Einguß und 2 die Form selbst; jener ist, damit das Eisen sich nicht abschreckt, mit Lehm überzogen. Die beiden Hälften der Form sind durch Lappen und Bolzen mit Splinten 3 miteinander verbunden und können nach dem Abguß leicht auseinander genommen werden. Da solche Eingüsse leicht blasig ausfallen, so gibt B. die Mittel an, wie dieß zu vermeiden ist. Die Form muß eine solche Stellung erhalten, daß eine Oeffnung in dem untern Theil derselben in das flüssige Metall untertaucht; dann wird in der Form eine Luftverdünnung dadurch erzeugt, daß man einen Hahn öffnet, welcher mit einem luftleer gemachten Gefäße in Verbindung steht, wodurch sich die Luft in der Form sehr verdünnt und folglich das flüssige Metall durch den atmosphärischen Druck in die Form gezwängt wird. Da nun das Eisen von unten in einem luftverdünnten Raum in die Höhe steigt, so dringen keine Luftbläschen in das Metall und die in demselben enthaltenen Gase können sich leichter entwickeln. Eine solche Form ist in Fig. 42 dargestellt; 4 bezeichnet die Form, 5 die mit Hahn versehene Röhre zum Auspumpen, 6 eine kurze Thonröhre am untern Ende der Form. 7 ist ein Behälter mit Canal, in welchen flüssiges Eisen aus der Entkohlungskammer fließt und in den die Röhre 6 eintritt. Wird nun der Hahn bei 5 geöffnet, so steigt das Eisen durch den auf dasselbe einwirkenden Luftdruck in die Höhe und der Guß fällt dicht und blasenfrei aus.

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