Titel: | Ueber den neuen Gasbrenner, welchen sich der Gas-Ingenieur R. W. Elsner patentiren ließ; von P. Desaga, Universitäts-Mechanikus in Heidelberg. |
Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. LXXXII., S. 340 |
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LXXXII.
Ueber den neuen Gasbrenner, welchen sich der
Gas-Ingenieur R. W.
Elsner patentiren ließ; von P. Desaga, Universitäts-Mechanikus in
Heidelberg.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Desaga, über Elsner's neuen Gasbrenner.
Im Jahrgang 1856 des polytechn. Journals, Bd. CXLII
S. 210 befindet sich aus den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins die Beschreibung und Zeichnung eines neuen Gasbrenners, welchen sich
der Gas-Ingenieur R. W.
Elsner zu Berlin am 4. Januar 1856 für das Königreich Hannover auf
fünf Jahre patentiren ließ.
Bezüglich desselben sehe ich mich zu folgender Erklärung veranlaßt:
Auf Antrag des Hrn. Hofrath Dr. Bunsen, Professor der Chemie an hiesiger Universität, wurde im Sommer 1854
ein neues chemisches Laboratorium für dieselbe erbaut, welches mit Gaseinrichtung zu
thermischen Zwecken versehen werden sollte. In dieser Hinsicht wurden verschiedene
Brenner geprüft, aber keiner entsprach den Anforderungen. Im Herbst 1854 erhielt ich
von Hrn. Hofrath Bunsen den
Auftrag einen Brenner zu construiren, welcher ohne Anwendung von Drahtnetzen im
Stande sey das Gas, mit atmosphärischer Luft gemischt, zur Verbrennung zu bringen,
um dadurch eine vollkommen rußfreie Flamme zu erhalten; eine Probe, welche nach
Angabe desselben gemacht wurdeMan sehe in Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1856 Nr. 11, H.
Landolt's
Abhandlung über die chemischen Vorgänge in der Flamme des Leuchtgases, Seite
390., erwies die Möglichkeit der Ausführung. Nach vielen Versuchen gelang es
endlich, einen Brenner zu construiren, welcher den Anforderungen eint sprach, und an
Ostern 1855 war das neue chemische Laboratorium dahier mit 50 solchen Brennern
versehen. Bald darauf vereinfachte ich die Construction dieses Brenners und ließ im
Mai 1855 folgendes Preisverzeichniß Bunsen'scher
Leuchtgas-Apparate zum Kochen und Erhitzen mit empfehlendem Vorwort drucken
und verbreiten:
„Nach einem von Hrn. Hofrath Dr. Bunsen angegebenen Principe hat Unterzeichneter
Gasapparate construirt, wodurch ohne Anwendung von Drahtnetzen eine völlig
rußfreie, nicht leuchtende Gasstamme erzielt wird, und welche eine Ersparung von
Leuchtgas gewähren.
Diese Apparate sind einfacher, dauerhafter und wohlfeiler, als alle anderen
bisher im Gebrauche gewesenen, durch ihre Form zur wissenschaftlichen,
technischen und ökonomischen Verwendung viel geeigneter, und dürften viel dazu
beitragen, das Leuchtgas zu thermischen Zwecken allgemein zu machen.
Preis-Verzeichniß der Bunsen'schen
Leuchtgas-Apparate, von P. Desaga.
Nr.
1. Gaslampe, vollkommen rußfrei, zum
Kochen und Erhitzen(Fig. 6)Fig. 8 zeigt eine Gaslampe mit dreimal größerer
Flamme wie Fig.
6.
1 fl. 36 kr.
Nr.
2. Gaslampe wie Nr. 1, mit Stativ, für
Chemiker, bestehendaus (Fig.
7):
einem Stativ, massiv von Eisen (a)
– fl. 54 kr.
einem Ring (b),
verschiebbar mit Stellschraube
– „ 48 „
einer Gaslampe (c) mit
verschiebbarem Träger und
Stellschraube
2 „ 48 „
einer Porzellanschale mit Ausguß u. Träger (d, e)
– „ 42 „
einer Löthrohrvorrichtung (f)
– „ 12 „
–––––––––
5 „ 24 „
Nr.
3. Blastischvorrichtung, auch als
Knallgasgebläse zu gebrauchen(Fig. 9)
4 „ 48 „
Heidelberg, im Mai 1855.“
Die Construction der in diesem Preisverzeichniß angeführten Brenner ist dieselbe, worauf sich Hr. Elsner im Januar 1856 ein Patent ertheilen
ließ.
Folgende Thatsachen verdienen hier noch erwähnt zu werden.
Im Sommer 1855 fand eine Apotheker-Versammlung in Bonn statt, wohin ich Muster
und Preis-Verzeichniß meiner Leuchtgas-Apparate sandte, und darauf hin
mehrere Bestellungen erhielt. – Im Herbst desselben Jahres erschien schon
mein Preis-Verzeichniß Nr. 2, mit einigen Abänderungen und Zusätzen. –
Im Novemberheft 1855 der Zeitschrift für Pharmacie, herausgegeben vom deutschen
Pharmaceutenverein, wurden meine Leuchtgas-Apparate empfohlen, wodurch mir
mehrere Bestellungen zukamen. – Am Ende des Jahres 1855 war bereits eine
große Anzahl dieser Brenner nach allen Richtungen hin verkauft.
Schließlich ersuche ich die Herausgeber derjenigen Zeitschriften, worin der Aufsatz
des Hrn. Elsner mitgetheilt
wurde, im Interesse der Wahrheit auch von meiner Erklärung Notiz zu nehmen.
Heidelberg, im Februar 1857.