Titel: | Ueber das von Hrn. Sisco aus Paris erfundene Verfahren zur Vereinigung des Eisens ohne Schweißung, behufs der Fabrication von Ketten etc.; Bericht von Dr. R. Greene. |
Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. C., S. 427 |
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C.
Ueber das von Hrn. Sisco aus Paris erfundene Verfahren zur Vereinigung
des Eisens ohne Schweißung, behufs der Fabrication von Ketten etc.; Bericht von Dr.
R.
Greene.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Nov. 1856,
S. 379.
Sisco's Verfahren zur Vereinigung des Eisens ohne
Schweißung.
Dieses einfache und sinnreiche Verfahren Eisen mit Eisen oder mit anderen Metallen zu
verbinden, ohne sie der unsichern und die Güte des Metalles beeinträchtigenden
Schweißung zu unterziehen, betrachte ich als eine wesentliche Verbesserung der
Metallverarbeitung. Es ist eine anerkannte Thatsache, daß alle Körper, welche sich
mittelst des Walzens strecken lassen, dadurch eine fadige oder sehnige Textur in
rechtwinkeliger Richtung zur Walzenachse erlangen. Die Festigkeit des gewöhnlichen
Reifeisens ist in der Richtung seines Fadens viel größer als in der
Querrichtung.
Wenn man ein Stückchen Gutta-percha einem mäßigen Wärmegrade aussetzt, um es
zu einer gleichförmigen Masse umzubilden und es dann zu einem dünnen Blatt auswalzt,
so erlangt es in der einen Richtung eine solche Festigkeit, daß es sich in derselben
nicht zerreißen läßt, während es der Quere nach mit einer verhältnißmäßig geringen
Kraft zerrissen werden kann. Erhitzt man aber dieses Gutta-percha –
Blatt fast bis zum Schmelzen, oder schweißt man zwei Stücke desselben zusammen, so
verliert die Substanz diese fadige Textur und wird in jeder Richtung gleich
weich.
Ebenso wird die fadige Textur des Eisens durch die Schweißhitze ganz aufgehoben. Der
Zweck Sisco's ist, die fadige Textur des Eisens unversehrt zu erhalten und doch die verschiedenen Stücke
fest mit einander zu vereinigen. Ich besitze einen Eisenstab, welchen er aus zehn
dünnen Stäben von Bandeisen gebildet hat; als ich ihn zerbrach, überzeugte ich mich,
daß 1) die Verbindung nirgends fehlte; 2) die fadige Textur des Eisens nirgends
gelitten hatte; 3) endlich die Fäden mehr als zwei Zoll lang seitwärts aus den
Bandeisenstäben herausgedrückt worden sind. Einen andern Theil derselben Stange ließ
ich kalt unter dem Hammer ausrecken, um ihr einen geringeren Querschnitt zu geben,
ohne daß die einzelnen Bänder dadurch irgendwo von einander getrennt wurden.
Eine der wichtigsten Anwendungen dieses Princips ist die zur Fabrication von
Seil- oder Ketteneisen. Eine von solchem angefertigte Kette wurde im October 1851 im Arsenal
zu Woolwich probirt. Man verband sie mit mehreren Ketten von gewöhnlicher
Construction, von denen allen eine bestimmte Länge ein größeres Gewicht hatte als
sie selbst; nur diese zerrissen alle nach einander. Da man aber auch die zu
probirende Kette zerreißen wollte, so wurde sie zuletzt mit einer aus 3zölligem
Eisen angefertigten Monsterkette verbunden. Der Druck der hydraulischen Presse wurde
nach und nach auf 120 Tonnen gesteigert, wobei aber das Gerüst der Presse
nachzugeben begann und daher der Versuch unterbrochen werden mußte. Die Wirkung auf
das probirte Glied war folgende: Mit 70 Tonnen verlängerte es sich um 1/12 Zoll, mit
80 Tonnen um 1/8 Zoll, mit 100 Tonnen um 3/16 Zoll, mit 115 Tonnen um 5/16 Zoll; bei
120 Tonnen zeigte sich keine Schwächung und eben so wenig ein Querbruch von einem
der Bande, sondern es löste sich nur der Zusammenhang von einem der Bänder auf einer
Seite des Gliedes, wodurch dasselbe nicht geschwächt wurde. Das Gewicht dieser
Kette, im Vergleich mit einer eben so langen gut
geschweißten Kette von gleicher Festigkeit, verhält sich wie 33: 47.
Da bei Sisco's Fabricationsweise ein Mißlingen der
Vereinigung der Fugen, oder eine Beschädigung der Textur des Eisens (wie sie so
häufig beim Schweißen erfolgt) nicht vorkommen kann, so läßt sich die ganze Kette
aus einerlei Eisen herstellen, und man braucht daher zur Prüfung ihrer Festigkeit
nur ein Glied zu Probiren. Dieß ist ein sehr großer Vortheil, denn es hat sich
gezeigt, daß bei Ketten, die so lange angespannt worden sind, bis ein Glied nachgab,
welches man dann durch ein neues ersetzte, andere Glieder durch Einwirkung einer
geringern Kraft nachgegeben haben, als sie bei der ersten Probe aushielten. Ein
anderer Vortheil bei der Fabrication der Ketten nach dem Sisco'schen Verfahren ist der dadurch bedingte wohlfeilere Preis. Die
Herstellungskosten sino zwar in dem Verhältniß von 124: 98 höher als bei dem
gewöhnlichen Verfahren; da aber das Gewicht von beiderlei Arten gleich starker
Ketten sich wie 33: 47 verhält, so stehen die Kosten der Sisco ketten und der gewöhnlichen Ketten bei gleicher Länge und Stärke in
dem Verhältniß von 4092: 4606. Dadurch stellt sich ein niedrigerer Preis der Sisco kette heraus und noch der Vortheil größerer
Leichtigkeit derselben. Auch für Anker, Achsen, Bügel für Flaschenzüge etc. verdient
Sisco's Verfahren der Vereinigung des Eisens alle
Beachtung.
Um diese innige Vereinigung zu bewirken, verwendet er das Eisen in dem Zustande wie
es von dem Walzwerk kommt, wo es mit einer dünnen Rinde von schwarzem Oxyd überzogen
ist. Die verschiedenen Stücke werden so genau an einander gepreßt, als dieß möglich
ist, und die kleinern
Stücke dann durch Draht, die größeren durch Bandeisen zusammengehalten. Sie werden
alsdann in einer Säure abgebeizt, rein gewaschen, hierauf in eine kochende Auflösung
von Borax in Wasser gesteckt und zuletzt durch eine geschmolzene Legirung
verschiedener Metalle, die man in einem Flammofen flüssig erhält, gezogen. Man kann
zu diesem Zweck mehrere Legirungen verwenden; jede Messingsorte, ausgenommen die
sehr bleihaltigen, eignet sich für dieses Zusammenlöthen. Die wohlfeilste und
wirksamste Legirung ist aber eine mit 100 Theilen gutem weichem Gußeisen, 33 Kupfer
und 16 Manganoxyd dargestellte.Sisco's patentirte Maschine zur Verfertigung der
Kettenglieder ist im polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 180 beschrieben.