Titel: | Verbesserungen des Kupferhüttenprocesses, besonders zur Gewinnung des Goldes und Silbers aus den Kupfererzen; von Hussey Vivian, B. G. Herrmann und Will. Morgan auf den Haford-Kupferwerken zu Swansea in Wales. |
Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. CIII., S. 437 |
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CIII.
Verbesserungen des Kupferhüttenprocesses,
besonders zur Gewinnung des Goldes und Silbers aus den Kupfererzen; von Hussey Vivian, B. G. Herrmann und Will. Morgan auf den
Haford-Kupferwerken zu Swansea in Wales.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Febr. 1857,
S. 113.
Vivian's Verbesserungen des Kupferhüttenprocesses.
Diese Erfindung, welche am 23. Juni 1856 für England patentirt wurde, bezieht sich
hauptsächlich auf die Zugutemachung der metallischen Kupferböden (copper bottoms), welche bei dem wohlbekannten Proceß des
Regulus- oder Rohkupfer-Schmelzens gewonnen werden; zur Gewinnung
dieser Böden wird keine Veränderung der bisherigen (Waleser) Verfahrungsarten bei
der Zugutemachung der Erze vorgenommen, mögen dieselben nun gold- oder
silberhaltig seyn oder mit fremdartigen Stoffen vermengt, so daß sie Kupferböden
geben, aus dem sich nur ein raffinirtes Kupfer von geringem Werthe darstellen
läßt.
Die Erfindung ist auch auf das gold- und silberhaltige oder unreine, im Handel
vorkommende Kupfer anwendbar.
Das Verfahren des Erfinders zum Zugutemachen von metallischen Kupferböden oder
Rohkupfer, wie es in Blöcken oder Stücken entweder in den Hütten gewonnen oder
angekauft wird, ist folgendes: diese Blöcke werden geschmolzen, in kaltes, stets
ab- und frisch zufließendes Wasser abgestochen und dadurch granulirt oder
gekörnt, wodurch der nachfolgende Oxydationsproceß sehr erleichtert wird; alle
größern Stücke werden ausgehalten und wieder eingeschmolzen. Darauf wird das
granulirte Metall in einem gewöhnlichen Röstofen geröstet, bis das gesammte
granulirte Metall in ein Oxyd verwandelt ist, also bis es in einem Mörser zerpulvert
werden kann. Man kann in einem gewöhnlichen Röstofen drei Tonnen Kupfer in 72
Stunden calciniren. In 24 Stunden wird eine Tonne eingesetzt und wieder ausgezogen;
das Chargiren erfolgt an dem, von der Feuerung am entferntesten liegenden Punkte,
und man rückt die Granalien, unter stetem Rühren, nach und nach vor, so daß sie die
Feuerbrücke nach 20 Stunden erreicht haben; durch das Umrühren werten der Flamme
fortwährend neue Oberflächen dargeboten und der Ofen muß stets in einer hellen
Rothgluth gehalten werden.
Nachdem so der Boden oder das metallische Kupfer in ein Oxyd verwandelt ist, wird es
mit einem schwefelhaltigen Material beschickt und dann auf Rohkupfer (regulus) verschmolzen. Die Genannten haben 26 Ctr.
geschwefelte Kupfererze (welche 30 Procent Schwefel enthielten) mit 16 Ctr. Oxyd
beschickt und dadurch ein Rohkupfer von etwa 40 Proc. gewonnen; sie haben aber auch
das Oxyd mit rohem Erz, Ofengekrätz und Kiesel beschickt und ein gleiches Resultat
erlangt. Gewöhnlich bildet sich bei diesem Proceß ein kleiner metallischer Boden
(bottom), der reich an Gold ist. Das Rohkupfer wird
nun geröstet und geschmolzen, oder auf sogenanntes weißes Metall (white metal) von etwa 70 Graden verröstet, worauf man
das weiße Metall dem sogen. Auswahlproceß (selecting
proces) unterwirft, um leichtes Rohkupfer (light
regulus) und Metallböden zu erhalten.
Aus der gewöhnlichen Ofencharge haben die Genannten 30 Ctr. Rohkupfer und 5 bis 6
Ctr. Boden, als ein sehr genügendes Resultat gewonnen. Diese Böden enthalten fast
den ganzen Goldgehalt des Kupfers oder der behandelten Böden. Bleibt irgend ein
wesentlicher Goldgehalt in dem Rohkupfer zurück, so wird ein zweites
Auswahlschmelzen denselben daraus entfernen und in den Böden concentriren.
Die Patentnehmer haben gefunden, daß Blei, Arsenik und Antimon, sowohl zusammen als
einzeln, in den goldhaltigen Kupferböden vorkommen, und daß deren Vorhandenseyn die
Concentration des Goldes in den Böden wesentlich erleichtert. Kommt keines von
diesen Metallen vor, so empfehlen sie den Zuschlag von Blei, in Form von Glätte oder
Erz, bei der Reductionsarbeit des Oxydes auf Rohkupfer. Die auf diese Weise
entstandenen Metallböden werden alsdann wiederholt dem Proceß des Granulirens, der
Oxydation, der Reduction auf Rohkupfer und der Concentration durch das
Auswahlschmelzen unterworfen, bis das Gold in solchem Verhältniß in dem Kupfer
enthalten ist, daß es nach einer der bekannten Methoden mit Vortheil abgeschieden
werden kann.
Wenn der Metallboden oder das Kupfer nur Silber enthält, so wird granulirt, oxydirt
und mit schwefelhaltigen Materialien auf Rohkupfer reducirt, ganz auf die vorher
angegebene Weise. Letzteres wird dann auf den Werken der Patentnehmer der
Silberextraction unterworfen, welche sich John Taylor
patentiren ließ.
Ist dagegen das Kupfer sowohl gold- als silberhaltig, so wird das bei jedem
Auswahlproceß erlangte Rohkupfer der Silberextraction und die Böden werden den
erwähnten Goldconcentrationsprocessen unterworfen. Ist das Kupfer so unrein, daß es
im Handel nur einen geringen Werth hat, so wird es granulirt, oxydirt, auf Rohkupfer reducirt
und endlich so oft als erforderlich, dem Auswahlproceß unterworfen, wodurch man ein
gutes Kupfer erhält.