Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. , S. 393 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die telegraphische Verbindung zwischen Europa und
Amerika.
Wir haben im vorhergehenden Jahrgang dieser Zeitschrift das Mißlingen der Legung
einer submarinen Linie zwischen den Inseln Neufundland und Cap-Breton
gemeldet, welche einen Theil der projectirten telegraphischen Verbindung zwischen
Europa und Amerika zu bilden bestimmt ist (polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 312). Im Laufe des vorigen
Sommers ist dieses Unternehmen von Neuem in Angriff genommen und ohne Unfall vollendet worden.
Das Tau war, wie das frühere, in England bei Kuper, Glaß und
Comp. in London angefertigt worden; sein Gewicht betrug 170 Tonnen. Der
Dampfer Propontis unter Capitain Goodwin hatte es von England nach seinem Bestimmungsorte gebracht, und von
demselben aus geschah auch die Auslegung unter Leitung des Hrn. Samuel Canning.
Nach der glücklichen Vollendung dieser Linie hat sich die Aufmerksamkeit in
verstärktem Maaße der noch rückständigen Hauptleitung durch den Ocean. zwischen Neufundland und Irland, zugewendet. Es scheint,
daß man schon in naher Zukunft muthig an das Unternehmen gehen wird, und die besten
Hoffnungen für den Erfolg hegt.
Die Schwierigkeit dieser Unternehmung ist wesentlich eine zwiefache: es fragt sich
zunächst, ob es gelingen wird eine so lange submarine Leitung herzustellen, und es
fragt sich ferner, ob dieselbe, wenn aufgeführt, der bekannten Ladungserscheinungen
wegen, einen vortheilhaften Betrieb gestatten wird.
In ersterer Beziehung gibt sich bei den Fürsprechern des Projectes eine große
Zuversicht kund. Die Beschaffenheit des Meeresbodens zwischen Irland und Neufundland
scheint dem Unternehmen günstig. Schon vor sechs Jahren hat der Lieutenant Walshe mit dem Schiffe Tanney auf dieser Route Sondirungen vorgenommen, welche
drei Jahre später durch Lieutenant Berryman auf der Brigg Delphin bestätigt und vervollständigt wurden,
und welche ergaben, daß der Meeresboden zwischen den gedachten Küsten in mäßiger
Tiefe liege und ein sandiges Plateau ohne Felsen und ohne schroffe Hebungen und
Senkungen bilde; während man sowohl nördlich von dieser Linie als mehr nach Süden
weit beträchtlichere Tiefen antrifft. In diesem Sommer ist von der Regierung der
Vereinigten Staaten eine neue Expedition zur Erforschung dieser Meerestheile
ausgerüstet worden. Es ist dazu der Schraubendampfer Arctic von 250 Tonnen Gehalt auserwählt und wiederum unter Commando des
Leutenant Berryman gestellt worden. Seine Aufgabe war.
Lieutenant Maury's
Ermittelungen über die Winde und Strömungen im nördlichen atlantischen Ocean zu
verificiren, und er hatte den besonderen Auftrag, bei dieser Gelegenheit die
Meerestiefe und die Beschaffenheit des Meeresbodens zwischen Neufundland und Irland
besonders zu untersuchen und überhaupt alle Ermittelungen vorzunehmen, welche dazu
beitragen könnten, über die Möglichkeit der Ausführung der projectirten
Telegraphenleitung Aufschluß zu geben. Das Schiff war zu diesem Zweck mit
mathematischen und physikalischen Instrumenten und Büchern so wie mit Leinen und
Vorrichtungen zu Tieflothungen reichlich versehen. Letztere sind bekanntlich so
eingerichtet, daß das eigentliche Loth – gewöhnlich eine 68pfündige
Kanonenkugel – an der Leine durch eine zangenartige Vorrichtung befestigt
ist, welche sich beim Aufstoßen auf den Boden öffnet und die Kugel fahren läßt, so
daß diese nicht wieder mit heraufgezogen wird, weil sie das Heraufziehen sehr
erschwert und häufig, ja bei tiefen Lothringen fast unfehlbar, ein Reißen der Leine
herbeiführt. Dagegen sind an jener Vorrichtung mehrere Röhrchen angebracht, welche
sich beim Aufstoßen auf den Boden mit den Bestandtheilen desselben füllen und diese
mit herauf bringen. Es sollte nun zunächst ein passender Punkt zur Landung des
Telegraphentaues an der Küste von Neufundland ermittelt werden, wo das Wasser so
tief ist. daß die Anker der Fischerboote nicht mit dem Tau in Berührung kommen
können, dann sollte der Arctic in gerader Linie nach der
irischen Küste hinüberfahren und während der Fahrt alle 30 Meilen eine Lothung
vornehmen.
Ende August war der Arctic auf dieser Expedition bereits in Cork an der Küste Irlands
angelangt, und am 14. October ist er auf der Rückreise wieder in New-York
eingetroffen. Ein genauer Bericht über die stattgehabte Untersuchung ist noch nicht
bekannt geworden, doch sollen nach den Angaben der dortigen Zeitungen sich die
Verhältnisse dem Unternehmen überaus günstig erwiesen haben. Auf eine Entfernung von
50 bis 60 Meilen von St. Johns auf Neufundland, und auf gleiche Erstreckung von der
irischen Küste aus findet sich eine Bank in einer Tiefe von 25 bis 120 Faden.
Zwischen den Endpunkten dieser beiden Bänke ist der Meeresgrund ein welliges Plateau
ohne alle schroffen Niveau-Aenderungen; der Boden ist auf der ganzen Linie
nirgends steinig oder felsig, sondern überall mit einem feinen aus mikroskopischen
Muschelschalen bestehenden und von keinen Strömungen durchfurchten Sande bedeckt; an
den tieferen Stellen erscheint derselbe als feiner grauer Schlamm, in welchen die
Sonde oft mehrere Fuß tief einsank; gegen die Küste zu geht er in einen dünnen
grünen Brei über. Ueber die mittlere Tiefe des Meeres über dieser Bank sind noch
keine näheren Angaben bekannt geworden, doch wird mitgetheilt, daß die größte
gemessene Tiefe 2070 Faden betragen habe; der die Expedition begleitende Zeichner
Hr. van den Berg hat nach den
angestellten Messungen ein Profil des Meeresbodens entworfen.
Nach diesen verschiedenen Ermittelungen hat man als Endpunkte der submarinen Linie,
welche auf dieser Route eine Länge von etwa 1640 engl. Meilen haben würde, vorläufig
St. Johns auf Neufundland und die Insel Valencia am Ausgange der Dingle-Bay an der Südwestküste Irlands erwählt; vom letztern Orte
würde die Leitung wahrscheinlich unterirdisch bis Tralec und von da längs der
Eisenbahn nach Killarney geführt werden.
Es ist klar, daß das Tau, wenn es einmal gelegt ist. bei der angedeuteten
Beschaffenheit des Meeresbodens Beschädigungen kaum ausgesetzt seyn würde; aber die
Auslegung selbst dürfte bei der Tiefe der See und der Länge der Ueberfahrt, so wie
wegen des großen
Gewichtes des Taues erhebliche Schwierigkeiten bieten. Man gedenkt, theils zur
Abkürzung der Dauer der Einsenkung, theils um die gewaltige Masse des Taues auf zwei
Schiffe vertheilen zu können, mit der Einsenkung von der Mitte aus zu beginnen; zwei
große Dampfer, deren jeder 800 bis 900 Meilen des Taues an Bord hat, sollen zusammen
bis halbwegs zwischen Irland und Neufundland fahren, hier sollen sie die Enden ihrer
Taue verknüpfen und einsenken, und dann soll, beide das Tau hinter sich auslegend,
der eine seinen Weg nach St. Johns fortsetzen, der andere aber nach Irland
zurückkehren. Man glaubt, daß es in dieser Weise möglich seyn wird die Operation der
Einsenkung in der Zeit von 6 bis 10 Tagen zu vollführen. Das Tau wird nur einen
einfachen Leitungsstrang erhalten; dieser wird aber nicht aus einem einzelnen
Kupferdraht von der gewöhnlichen Stärke bestehen, sondern, der größeren Biegsamkeit
wegen, aus sieben ganz dünnen Drähten zusammengeflochten seyn. Aus demselben Grunde
sollen zur äußeren Umhüllung statt starker Eisendrähte aus dünneren Drähten
zusammengewundene Litzen, nach der von Felten und Guillaume in Köln zuerst angegebenen Construction,
angewendet werden.
Die Frage, ob nach glücklich vollbrachter Legung eines solchen Taues mittelst
desselben ein vortheilhafter Betrieb der telegraphischen Correspondenz möglich sey,
ist in England vielfach erörtert worden; es sind verschiedene Vorschläge zur
Beseitigung der aus den bekannten Ladungserscheinungen entspringenden Verzögerung
gemacht und mehrfache ausgedehnte Versuche in diesem Sinne angestellt worden; und
man hat von verschiedenen Seiten die vollständige Lösung dieser Aufgabe angekündigt.
Meist scheinen diese Vorschläge darauf hinaus zu laufen, daß die Entladung durch
steten Wechsel der Richtung des Stromes beschleunigt wird; etwas Näheres über diese
Methoden und die dazu dienenden Apparate ist indeß noch nicht bekannt geworden.
Professor Morse, welcher diesen Sommer Europa besuchte, hat bei Gelegenheit eines
Gastmahls, welches die englischen Telegraphen-Gesellschaften ihm zu Ehren
veranstaltet hatten, und dem die Koryphäen der englischen Telegraphie beiwohnten,
seine feste Zuversicht aus das Gelingen und auf die Rentabilität der projectirten
Oceanlinie ausgesprochen. Derselbe theilte das Ergebniß von Versuchen mit, welche
die HHrn. Whitehouse und
Bright in der Station der
Magnetic-telegraph-Company an langen
unterirdischen Leitungen mit den von ihnen construirten Apparaten in seiner
Gegenwart angestellt haben, und welche durchaus günstig ausgefallen seyen. Man hatte
daselbst aus mehreren passend verbundenen unterirdischen Leitungen eine Leitung von
über 2000 engl. Meilen hergestellt und konnte auf derselben mit dem Relais der
gedachten Herren und einem gewöhnlichen Morse'schen
Schreibapparat ohne Schwierigkeit 210, 240 und selbst 270 Zeichen der Morse-Schrift in der Minute befördern. Hr.
Morse erachtet die aus den
Ladungs-Erscheinungen entspringende Schwierigkeit hierdurch vollständig
gehoben. Indessen können diese Versuche noch keineswegs als ganz entscheidend
angesehen werden (Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen
Vereins, 1856, Heft 8.)
Nachttelegraph für Schiffe, von Hrn. Trève.
Die jetzige Art des Telegraphirens an Bord von Schiffen besteht bekanntlich in
linsenförmigen Laternen, von denen jede mit einer Kerze erleuchtet wird. Diese
Laternen sind senkrecht unter einander angebracht und sie werden im Augenblick des
Signalisirens an einem hohen Punkte des Tauwerks befestigt; auf die Combination
dieser Laternen, je einer mit einer, zweien mit zweien etc. gründet sich die
Signalisirung. Dieses Verfahren ist langsam und schwierig, für die Schiffsmannschaft
nicht ungefährlich, die Laternen werden leicht beschädigt und sehr häufig sind die
Signale unsicher oder werden verzögert; endlich haben sie nur eine geringe
Tragweite.
Das von Hrn. Trève
vorgeschlagene Verfahren ist weit einfacher und vermeidet die oben erwähnten
Nachtheile; es beruht auf der Verbindung des Leuchtgases mit der
Inductions-Elektricität, welche der Ruhmkorff'sche
Apparat entwickelt. Man befestigt eine unbestimmte Anzahl von Laternen am obern
Theil des Mastes; das Gas gelangt in dieselben durch Röhren von vulcanisirtem
Kautschuk, welche innerlich mit Spiralen von Kupferdraht bekleidet, äußerlich mit
einem dichten Stoff überzogen sind) diese Röhren gehen nämlich von einem Gasbehälter
aus, der auf dem Deck steht, so daß man mittelst Hähnen das Gas in jede beliebige
Laterne ausströmen lassen kann. Die Entzündung des Gases wird mittelst zweier mit
Gutta-percha überzogenen Metalldrahte bewirkt, die man mit den Polen des
inducirten Drahtes in Verbindung setzt. Diese beiden Drahte gehen von der obern
Laterne aus, sind über die kleinen Stangen aller übrigen Laternen gezogen und
veranlassen daß sich darin zwischen den Spitzen der Platindrähte, welche sich über
dem Brenner vereinigen, die Elektricität in lebhaften Funken entwickelt. Indem man
die Communication der Laternen mit dem Gasbehälter abstellt oder herstellt, kann man
jede beliebige Anzahl derselben anzünden oder auslöschen. Das Gas liefern kleine
metallene Cylinder, in denen es, im comprimirten Zustande, aufbewahrt wird.
Mit Hülfe dieses Verfahrens kann man im Kriege und im Frieden von den Rheden ab
telegraphiren, man braucht nur die Zeichen der gewöhnlichen Lufttelegraphen zu
wiederholen. (Comptes rendus, December 1856, Nr.
22.)
Die neuen Wasserwerke in Berlin.
In der Wochenversammlung des österreichischen Ingenieurvereins am 3. Januar theilte
Hr. Professor L. Förster seine
Beobachtungen über die neuen großartigen Wasserwerke in Berlin mit. Dieselben
liefern aus dem Spreeflusse, bevor er in die Stadt eintritt, filtrirtes Wasser
bereits durch 115 englische Meilen lange Röhrenstrange nach allen Stadttheilen zur
Besprengung der Straßen und Reinigung der Straßengerinne, so wie zur Benützung bei
Feuersbrünsten, wozu auf je 480 Fuß ein Wasserstock angebracht ist, und haben
außerdem die Bestimmung, den Einwohnern der Stadt Berlin und eines Theils des
weiteren Polizeibezirks gegen Entgeld fließendes Wasser zuzuführen. Das Wasserwerk
selbst liegt auf einem eingeschlossenen Flächenraume von etwa acht österreichischen
Jochen und enthält ein Kesselhaus, welches zwölf Dampfkessel und noch freien Raum
einschließt und mit einem Kohlenmagazin seiner ganzen Länge nach in Verbindung
steht. Das Maschinenhaus liegt unmittelbar an dem Kesselhause und enthält bereits
acht Dampfmaschinen, zusammen von 1600 Pferdekraft. Jede Dampfmaschine hat zwei
Pumpen mit Windkessel, womit das ungeklärte Wasser in die Filtrirbecken gehoben, und
das filtrirte durch das Hauptrohr und in den auf dem höchsten Punkte bei Berlin,
eine Stunde von der Anstalt entfernt liegenden Wasserthurm gehoben wird, in dessen
einem Rohre das Wasser 200 Fuß über das Niveau der Dampfmaschinen-Plattform
steigen kann. Das Ueberfallwasser wird hier in einem kreisförmigen, 100 Fuß im
Durchmesser haltenden und 18 Fuß tiefen Bassin, welches höher gelegen ist. als das
Dach des königlichen Schlosses, gesammelt und steht mit dem ganzen Röhrensystem in
Verbindung. Das Filtriren des Wassers wird von oben nach unten durch Sand, Schotter
und Granitsteinschichten in vier 90 Fuß breiten, 284 Fuß langen, und 9 Fuß tiefen
Becken bewirkt. Oberhalb dieser vier Bassins liegt ein großes Vorrathsbecken, dessen
Sohle mit dem Wasserspiegel der Filtrirbecken im Niveau liegt, und unterhalb
befindet sich das Sammelbecken für filtrirtes Wasser, von der doppelten Größe eines
Filtrirbeckens, aus welchem ein Canal das Wasser unter die Pumpen führt Alle Theile
der Anlage sind auf das solideste und in elegantem Baustyle ausgeführt. Die ganze
Anlage soll bei 3,500,000 Thlr. kosten, wovon die Contrahenten für die Bauwerke, HH.
Th. Russel Crampton und
Sir Charles Fox, die Summe von
470,000 Pf. St. erhalten haben. Die Pläne dazu hat der Ingenieur Hr. Moore geliefert, welchem auch die
Leitung des Baues übertragen war.
Hr. Professor Förster bemerkte,
daß diese Anlage den einstigen Bedürfnissen von Berlin vollkommen genügen werde, daß
sie aber für den Anfang viel zu groß und nach einem sehr kostspieligen Systeme
gebaut sey, wodurch die Actionäre gegenwärtig sehr im Nachtheile sind. Mit der Zeit
jedoch dürften dieselben doch noch ihre Rechnung finden, da den Haus- und
Fabriksbesitzern nach und nach die Vortheile einleuchten, welche die Zuleitung
reinen Wassers in alle Räume eines Hauses mit sich bringt. Selbstverständlich ist
das Trinkwasser aus Hausbrunnen, selbst wenn es ganz klar ist, in stark bevölkerten Städten immer
schlecht hart und der Gesundheit nachtheilig, während filtrirtes Flußwasser zum
Trinken, Baden, Kochen, Waschen und für gewerbliche Zwecke große Vorzüge hat. Wenn
dasselbe überdieß in allen Stockwerken der Häuser auslaufen kann, wodurch das
Wassertragen erspart wird und die Kuchenausgüsse und Abtritte stets gereinigt und
geruchlos gemacht werden können, auch bei Feuersgefahr überall im Hause große Mengen
Wassers auf der Stelle zur Hand sind, so ist es einleuchtend, daß solche Wasserwerke
in Städten auf Sanität, Moral. Sicherheit und Oekonomie segensreichen Einfluß
nehmen. Daher ist es auch in neuerer Zeit eine der wichtigsten Angelegenheiten für
Menschenfreunde und Staatsökonomen geworden, Sorge zu tragen daß größere Städte mit
angemessenen Wasserwerken versehen werden. (Austria.)
Bestätigte Gegenwart von Silber im Meerwasser.
In der letzten Sitzung der Royal Society wurde, vom Prof.
Faraday mitgetheilt, ein
Aufsatz des Hrn. F. Field
„über das Vorkommen des Silbers im Meerwasser“ gelesen. Das
Daseyn des Silbers im Meerwasser wurde zuerst von den HHrn. Malaguti, Durocher und Sarzeau bekannt gemacht. Da eine Lösung von
Chlorsilber in Chlornatrium augenblicklich durch metallisches Kupfer zersetzt wird,
so hielt es der Verf. für sehr wahrscheinlich, daß das Kupfer und Messing (yellow metal) der Schiffsbeschläge nach langem Verweilen
im Seewasser mehr Silber enthalten müsse als zuvor, indem das aus der Zersetzung des
Chlorsilbers entstehende Metall sich auf dieselben niederschlage. Da ein großes
Schiff, welches sieben Jahre im stillen Ocean gekreuzt hatte, in Ausbesserung
genommen war, so verschaffte sich der Verf einige Unzen von dessen Kupferbeschlag,
welcher so zerfressen und spröde war, daß man ihn leicht zwischen den Fingern
zerbrechen konnte. 5000 Gran wurden in reiner Salpetersäure gelöst und die Lösung
verdünnt; dann setzte man einige Tropfen Salzsäure hinzu und ließ den Niederschlag
drei Tage sich setzen. Nach dieser Zeit hatte sich eine große Menge einer weißen
unlöslichen Substanz am Boden des Gefäßes gesammelt. Sie wurde abfiltrirt,
getrocknet und mit 100 Gran reiner Bleiglätte nebst angemessener Menge von Weinstein
oder kohlensaurem Natron geschmolzen, auch die Asche des Filtrums hinzugefügt. Das
Resultat war 2,01 Gran Silber oder 1 Unz. 2 Drachm. 15 Gran Troy pro Tonne. Schwerlich konnte eine so große Menge als
ursprünglich in dem Kupfer vorhanden angenommen werden, da der Werth des Silbers
unter diesen Umständen die Ausziehung desselben gelohnt haben würde. In einem andern
Falle untersuchte der Verf. zwei Portionen derselben Metallsorte, deren eine gar
nicht im Meerwasser gewesen, die andere aber zu dem Beschläge eines Schiffes gehört
hatte, das drei Jahre im stillen Ocean befindlich war; die Resultate waren sehr
schlagend. Das dem Meerwasser nicht ausgesetzte Metall gab 0,51 Gran oder 19 Drachm.
14 Gran pro Tonne, das vom Schiffsbeschlag genommene dagegen 400 Gran gleich 7 Unzen
13 Drachm. 1 Gran pro Tonne; das dem Meerwasser
ausgesetzt gewesene Metall gab also beinahe achtmal so viel Silber als das
ursprüngliche. Es wurden noch viele andere Proben untersucht, von dem Boden des
Schiffs und von Stücken, die am Bord immer in Gebrauch gewesen waren, und stets
wurde gefunden, daß die ersteren mehr Silber als die letzteren enthalten. (Aus dem
Globe vom 14. Jan. 1857, durch Poggendorff's Annalen
der Physik und Chemie, 1857 Nr. 2.)
Ueber den Preis des Goldes
entnehmen wir der Beilage zur Kölner Zeitung Nr. 340 v. J.
folgende Zusammenstellungen.
In Frankfurt wurde nach den amtlichen Notizen der
Frankfurter Börse für die Mark feinen Goldes in Silber bezahlt:
im
Jahr
niedrigster Preis
höchster Preis
1844
373
fl. (im Januar)
378
fl.
1845
378
„
378
„
1846
378
„
378
„
1847
378
„
381
„
1848
380
„
382
„
1849
380
„
386
„
1850
382
„
386
„
1851
372
„
380
„
1852
370
„
384 1/2 „
1853
379
„
381
„
1854
374
„
376
„
1855
373
„
376
„
1856
375
„ (im Novbr.)
380
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
oder im Durchschnitt
375 1/2 fl.
380 1/2 fl.
Das Gold hatte demnach im Minimum den 15 1/3 fachen, im Maximum den 15 1/2 fachen
Werth des Silbers.
Seit dem Jahre 1793, wo nach den Materialien für Münzgesetzgebung der Werth zwischen
Gold und Silber wie 15 2/100 zu 1 normirt war, also in einem Zeitraume von 63
Jahren, ist daher das Verhältniß beider Metalle wenig geändert.
An der Börse zu Paris, wo dem Goldverkauf der tarifmäßige Werth von 3437 Fr. 77 Cent.
für 1 Kilogramm feinen Goldes zu Grund liegt, wurde für je 1000 Fr. ein Aufgeld
bezahlt im Januar
1846
10 1/2
1847
16 1/2
1848
15 1/2
1849
9
1850
12 1/2
1851
0
1852
0
1853
1
1854
2
1855
0
1856
5
Das Gold hatte 1846 den 15 64/100 fachen, 1856 den 15 54/100 fachen Werth des Silbers
in Barren.
In London, wo Gold den Werthmaaßstab bildet, war
der Durchschnittspreis des
Silbers: (der
Sterl. pr. Unze Standard-Silber)
das durchschnittliche
Verhältniß von Silber zu Gold: (Unze
Silber
gegen Unze Gold)
1831–1840
59 7/8
15,75
: 1
1841–1850
59 9/16
15,83
1851
61
15,46
1852
60 1/2
15,59
1853
61 1/2
15,38
1854
61 1/2
15,33
1855
61 3/8
15,36.
Ueber die Goldgewinnung im 19ten Jahrhundert, speciell in
Kalifornien.
Der Dr. Whitney, in
Nordamerika, hat über den Metallreichthum der Vereinigten Staaten, im Vergleich mit
dem anderer Länder sehr interessante und lehrreiche Zusammenstellungen
veröffentlicht, aus welchen über Gold folgende Mittheilungen gemacht werden:
Textabbildung Bd. 143, S. 399
Oder etwa 570
Kubikfuß, ein Würfel von nahe 8,3 Fuß Seite.
Rußland; Oesterreich; Europa außer
jenen; Südasien; Afrika; Australien; Südamerika nebst Mexico; Californien; Ver.
Staaten.
Die Goldproduction hat sich seit 1/2 Jahrhundert mindestens verzehnfacht) die
russische Goldausbeute ist in den Jahren von 1845–53 nur unbedeutend
gewachsen; Californiens Ausbeute ist seit 1851, wo dieselbe den Gipfelpunkt rasch
erreicht hat. im Abnehmen. Anfangs wurde das Gold daselbst aus dem Schuttlande
gewaschen, jetzt aus dem goldführenden Quarzfels gewonnen, der mürbe ist und durch
Maschinen leicht zermahlen werden kann. Die Goldgewinnung betrug 1848 20150 Pfd., 49
80,600; 50 181,400; Werth 1853 62,500,000 Dollars = 83,340,000 Thlr.
Ich erlaube mir diesen Nachweisungen hinzuzufügen, was Alex. v. Humboldt über die frühere Goldproduction der spanischen Colonien in
Amerika und Brasiliens veröffentlicht hat.
Die spanischen Colonien haben seit ihrer Entdeckung bis zum Jahre 1809, also
in 318 Jahren, an Gold geliefert 3,625,000
kastilianische Pfd.
= 3,563,333 preuß. Mark;
während dieser Zeit war die Goldproduction
Brasiliens fast
doppelt
so groß
= 6,192,827
„
„
–––––––––––––––––––––
9,756,160 preuß. Mark
d. i. = einem Würfel von 15,75 Fuß Seite.
Im Jahre 1814 hat man im Ural Gold und Platin führende Ablagerungen in einer Länge
von fast 17 Breitengraden entdeckt. Aus denselben sind seit 1814–36 4504 Pud
= 315280 Pfund preuß. Gold gewaschen worden; vor 1814 lieferte der Ural nur 20 Pud =
1398 Pfd. Gold.
1834 wurde am kleinen Altai ein großer Goldsand führender District aufgefunden,
während man früher daselbst nur aus güldischen Silbererzen Gold ausschied. Die
Ausbeute betrug 1837 schon 130 Pud. = 1830 wurden in Sibirien unermeßliche Goldsand
führende Strecken Landes ermittelt, die einen größeren Flächenraum haben sollen als
Frankreich. Murchison schätzt den Werth des daselbst 1843
aufgefundenen Goldes auf 2 1/4 Mill. Pfd. Sterl. = 15 1/4 Mill. Thlr. preuß.
– Gesammtproduction Rußlands 1848 = 127740 preuß. Pfd. = 25,5 Mill. Thlr. Es
sind in den Goldwäschen Stücke von nahe 77 preuß. Pfd. an Gewicht gefunden
worden.
Um nachzuweisen wie wenig Gold oft in dem goldführenden Sande enthalten ist, mögen
folgende Zahlen dienen.
Aus einem Kubikmeter Rheinsand (zwischen Basel und Mannheim, wo Gold gewaschen wird)
gewinnt man 0,014 bis 1,011 Gramm, d. i. aus 32,345 preuß. Kubikfuß nur 23/100 Gran
bis 16,6 Gran, also aus dem Kubikfuß 1/150 bis 1/2 Gran Gold. – Der Goldsand
in Sibirien ist nicht ganz so arm. – Der Gold führende Rückstand des
Reichensteiner Arsenikalkieses enthält 10 Gran Gold im Centner, welche seit einigen
Jahren (7 Jahren) mittelst Chlor ausgezogen werden. (Gewinnung 14 bis 19 Mark
jährlich.) – (Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1856, S. 139.)
Erfahrungen über das Volumenverhältniß von Steinkohle und dem
daraus gewonnenen Leuchtgase.
1. Nach der Angabe des Hrn. Administrators
Körting der Gascompagnie in der Residenzstadt Hannover gibt ein
Gemenge von Deister- und Schaumburger-Kohlen per Balgen oder 2 Kubikfuß durchschnittlich 310 Kubikfuß Leuchtgas, oder
das Gasvolumen ist das 155fache des Kohlenvolumens.
2. Bei der Leuchtgasbereitungsanstalt des Central-Eisenbahnhofes in der
Residenzstadt Hannover hatte man bis zum 5 Juli 1856 folgende Resultate
gewonnen:
Kniggenbrinker-Gaskohle von 41 Pfd. per Kubikfuß liefert per Kubikfuß
Kohle 120 Kubikfuß Gas.
3. Nach einer Mittheilung des Inspektors der Bremer
Leuchtgasbereitungs-Anstalt liefert dort 1 Pfd. der Mengung, woraus das Gas
entwickelt wird, nämlich Harz (amerikanisches), Steinkohlen und Theer (in dem Werke
selbst gewonnen) 3 bis 4 Kubikfuß Leuchtgas.
Rechnet man den Kubikfuß des Gemenges zu 50 Pfd., oder nimmt das Volumen eines
Pfundes zu 1/50 Kubikf. an, so liefert in der Bremer Anstalt:
1 Kubikf. Kohle und Harz 150 bis 200 Kubikf. Leuchtgas.
4. Nach Stöckhardt (in Tharandt) liefern in der Dresdener
Gasanstalt 1 3/4 Dresdener Scheffel = 5,95 Himten = 7,4 Kubikf. Burgker Steinkohlen
(= 300 Pfd.) 1200 Kubikf. Leuchtgas, was das 162fache des Kohlenvolumens ist.
Nach demselben Herrn werden in Zwickau aus 1 Dresdener Scheffel = 3,4 Himten hannov.
sogenannter Lehkohle (160 bis 164 Pfd.) an Leuchtgas 525 Kubikf. gewonnen, was
das
123 1/2 fache des Kohlenvolumens ist.
(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856, S.
320.)
Opium aus französischem Mohn.
Die HHrn. Decharmes und
Bénard haben den
Morphingehalt des an mehreren Orten des Somme-Departements in verschiedenem
Erdreich geernteten Opiums bestimmt und 20,62 bis 22 Proc. darin gefunden. Sie
machten dabei die Beobachtung, daß das Opium während des langsamen Trocknens eine
Veränderung auf Kosten des Morphins erleidet, welches dann eine Art Gährung, eine
Oxydation erleidet, durch die es allmählich in ein beständigeres Product verwandelt
wird. Daher ist es vortheilhaft, den noch frischen Saft in Behandlung zu nehmen. Ein
Opium, welches auf der Mohnkapsel selbst beinahe ganz ausgetrocknet war, zeigte in
seinem Teige kleine abgerundete, zusammenklebende Massen, wie sie in gutem
Levante-Opium, dem Opium in Thränen, wahrzunehmen
sind. Opium aus Mohn, der in sehr kalkreichem Boden gewachsen war, enthielt eine
beträchtliche Menge Kalksalze. Umstände, welche eine ergiebigere Ernte veranlassen
können, sind: die Hitze des Nachmittags, feuchter Südwest- und Westwind,
sowie ein schwacher Luftdruck-Erscheinungen welche übrigens unter sich innig
zusammenhängen. (Comptes rendus, October 1856, Nr.
17.)