Titel: | Verbesserte Steinbohrmaschine, von Alexander Tolhausen zu London. |
Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. III., S. 9 |
Download: | XML |
III.
Verbesserte Steinbohrmaschine, von Alexander Tolhausen zu
London.
Aus dem London Journal of arts, Februar 1857, S.
161.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Tolhausen's verbesserte Steinbohrmaschine.
Die Verbesserungen beim Bohren und Schneiden vonven Gesteinen, welche sich der Erfinder am 25. Januar 1856 für England patentiren ließ, sind auf sehr
verschiedenartige Bohrarbeiten anwendbar, setzen aber ein schon vorher auf irgend
eine Weise eingebohrters Loch voraus. Das hier zu beschreibende Verfahren bewirkt eine Erweiterung und
vollkommen regelmäßige Ausbohrung des vorher unregelmäßig abgebohrten Loches. Durch
dieses Verfahren kann auch eine Erweiterung an der Sohle oder einem sonstigen Punkte
der Bohrlochstiefe hervorgebracht werden, damit das zum Gesteinsprengen gebohrte
Loch die erforderliche starke Ladung aufzunehmen vermag. Diese Erweiterung kann auch
zu anderen Zwecken dienen, z.B. um eine Welle oder Säule etc. in Gestein zu
befestigen. Ueberdieß läßt sich der verbesserte Bohrer zum Einschneiden von
Schraubengängen und zu andern nützlichen Zwecken brauchen.
Fig. 8 ist ein
senkrechter Durchschnitt des ganzen Bohrapparats; Fig. 9 ein horizontaler
Durchschnitt und Grundriß nach der Linie xx, Fig. 8; Fig. 10, 11, 12, 13 und 14 sind
Durchschnitte der Bohrstange A, welche Abänderungen in
der Form, so wie in der Benutzungsweise der Schneiden nachweist.
B, Fig. 8, ist ein eiserner
Fuß, an welchem eine Hülfe C angebracht ist, die als
Führer für die cylindrische Bohrstange A dient, welche
nicht nur durch die Hülse, sondern auch durch den Fuß geht. Die Hülse C ist auf ihrer äußern Oberfläche mit Schraubengängen
versehen, über welche eine Mutterschraube D greift, die
mit den Handhaben d'd' versehen ist, um die Mutter
nöthigenfalls drehen zu können. Die Bohrstange hat einen Hals E, welcher beweglich ist, aber an einem beliebigen Punkte von ihr,
mittelst einer Druckschraube befestigt werden kann; zwischen diesem Halse und der
Mutter D liegt ein ganz unabhängiger Ring (Scheibe) b. Der Hals E ist mit einer
schwalbenschwanzförmigen Vertiefung (Fig. 9) versehen, welche
einen ebenfalls schwalbenschwanzförmigen Splint c (Fig. 8 und 9) aufnimmt,
der so adjustirt ist, daß er mit dem Vorsprung d
außerhalb an der Mutter D in Berührung tritt und diese
veranlaßt, sich mit der Bohrstange, wenn dieselbe eine rotirende Bewegung erhält, zu
drehen. Oder der Splint kann, wie die punktirte Linie in Fig. 8 zeigt, so adjustirt
werden, daß er sich mit der Bohrstange (den Vorsprung d
verlassend) dreht, während die Mutterschraube E stehen
bleibt. Die Bohrstange ist mit einem Kreuzkopf F für die
Winde, und mit Stäben G, G oder einer andern
mechanischen Vorrichtung zur Anwendung drehender Bewegung versehen. H ist die Schneide, welche in einer nuthförmigen
Vertiefung e am untern Ende der Bohrstange angebracht
ist; sie hängt lose an dem Nagel f, welcher durch die
Stange geht. Die Schneide geht aber auch durch einen Schlitz o in der Stange I, welche in einer
schwalbenschwanzförmigen Nuth auf der einen Seite der Bohrstange verschiebbar ist
und in der Nuth mittelst der Mutter j, die über eine
Schraube am obern Ende der Stange I greift, in die Höhe
gezogen werden kann. Diese Mutter ruht auf einem Halse k, der am obern Ende
der Bohrstange angebracht ist. Zieht man die Stange I in
die Höhe, so wird die Spitze der Schneide aus der Bohrstange herausgehoben, und
diese Bewegung wird dadurch erleichtert, daß man dem Boden der Nuth o eine geneigte Form gibt, auf welchem die hintere Seite
der Schneide ruht. Schraubt man die Stange I
niederwärts, so geht die Schneide in die Vertiefung e
der Bohrstange zurück. Der größte Theil der Länge der Schneide ist geradlinig, unten
aber ist sie gekrümmt, damit, ihre Stellung bezüglich der Stange mag seyn welche sie
wolle, das Gestein nur mit einer schmalen Schärfe angegriffen wird.
Ehe wir die in Fig.
10, 11, 12, 13 und 14 dargestellten Abänderungen der Bohrschneide erläutern, wollen wir
zuvörderst die Wirkung der in Fig. 8 und 9 dargestellten Maschine
kennen lernen. Wenn die Maschine zu arbeiten anfängt, liegt die Schneide gänzlich in
der Bohrstange; der Fuß B mit der Hülse C und der Mutterschraube D
stehen über dem zu erweiternden Loche und sind mittelst der Schrauben B', B' adjustirt; der Hals E
ist lose über die Stange geschoben, welche durch die Mutterschraube, die Hülfe und
den Fuß geht, wie bei l, l
Fig. 8, im
Durchschnitt zu sehen ist. Soll nun das Bohrloch in der Sohle erweitert werden, so
wird die Bohrstange hineingelassen, und der Hals E wird
auf der Stange, dicht auf der Mutterschraube befestigt, und letztere dem Fuß B so nahe als möglich geschraubt. Der Splint oder
Schlüssel c muß nun hoch genug gehoben werden, um den
Vorsprung d an der Schraube gänzlich zu verlassen; man
ertheilt dann der Bohrstange eine rotirende Bewegung, dreht die Mutter j am obern Ende der Stange I
und zieht die Schneide in die Höhe. Wenn die Schneide nach einigen Umdrehungen der
Bohrstange weit genug herausgezogen ist, um einen zweckmäßig tiefen Schnitt zu
machen, so wird der Schlüssel c niedergeschoben, um in
den Vorsprung d einzugreifen; die Mutterschraube E wird mit der Stange herumgedreht und während die
Umdrehungen fortdauern, geht die Stange regelmäßig aufwärts, damit die Schneide
stets in frisches Gestein eingreifen kann. Soll die Erweiterung des Loches höher
werden, als der Hebeapparat es bei einer Bewegung gestattet, so muß die Stange auf
ihrem Platz festgehalten werden, während die Mutterschraube D nach dem Fuße B zu gedreht, der Hals E niedergeschoben und dann wieder befestigt wird; auf
diese Weise kann die Arbeit bis zum Rande des Bohrloches fortgesetzt werden, was
nothwendig ist, wenn das erweiterte Loch eine Welle oder eine Säule aufzunehmen hat.
Ist eine weite Höhlung oder Kammer erforderlich, um eine Pulverladung zum Sprengen
aufzunehmen, oder soll das Loch nur an der Sohle zu irgend einem Zweck
beträchtlich erweitert werden, so läßt man die Schneide, nachdem sie den Punkt
erreicht hat, wo die Erweiterung aufhören soll, etwas nach, indem man die Mutter j einmal umdreht; darauf läßt man die Bohrstange wieder
nieder und setzt die Arbeit nach oben fort, bis die erforderliche Höhe erreicht ist.
Dieß kann wiederholt werden, bis die Schneide eine solche Stellung erlangt hat, daß
eine von ihrer Spitze zum Nagel f gezogene Linie einen
rechten Winkel mit der Bohrstange bildet, worauf keine fernere Seitenerweiterung
stattfinden kann. Die Arbeiten der Schneide zeigt Fig. 8, in welcher eine
Erweiterung bei o als vollendet und eine zweite p, p als im Fortschreiten begriffen, dargestellt ist.
Eine mit der Schneide hergestellte weite Kammer ist bei q,
q mit punktirten Linien bezeichnet. Soll das Loch in irgend einer
Entfernung von der Sohle erweitert werden, so braucht man nur den Hals E an dem gehörigen Punkte zu befestigen und die Arbeit
wird dann genau wie oben beschrieben ausgeführt. Der Angriff des Gesteins muß nach
dessen Beschaffenheit verändert werden, wozu eine Anzahl Hülsen C mit Schrauben von verschiederer Steigung erforderlich
ist; dieselben lassen sich leicht auswechseln, da sie bloß in eine Vertiefung des
Fußes eingelassen werden, wobei sie auf einer Schulter m
aufliegen, und mit einem Schließfeil n versehen sind,
der in eine Nuth tritt, damit sich die Hülse nicht drehen kann. Durch Anwendung von
Schrauben mit gehörig tiefen Gewinden kann man mittelst Schneiden von derselben
Gestalt einen Schraubengang in das Gestein einschneiden, so wie man auch durch
zweckmäßig gestaltete Schneiden, conische, sphärische etc. Höhlungen einschneiden
kann; für diese Zwecke muß sich aber die Spitze der Schneide nach der Seite hin von
oder nach der Stange bewegen, während die Schneide auswärts geht. Die Seitenbewegung
kann durch Bewegen der Mutter j mittelst der Hand
bewerkstelligt werden, während die aufwärtsgehende Bewegung durch die Verbindung der
Schraube D mit der Bohrstange, mittelst des Schlüssels
c, bewerkstelligt wird; oder man bewegt beide
Schraubenmuttern D und j mit
der Hand.
Wesentlich ist bei dieser Bohrmaschine, daß sie aufwärts oder von Innen auswärts
arbeitet; dabei wird aber die von der Schraube D
ausgehende Kraft verwendet um die Schneide zum Angriff auf das Gestein zu nöthigen
und die Maschine fest in ihrer Stellung zu erhalten, so daß das Gestell sich auf die
Fußplatten B beschränken kann, was die Construction der
Maschine sehr vereinfacht und sie überall aufzustellen ermöglicht.
Eine andere wesentliche Einrichtung der Maschine ist das Anbringen der Schneide in
der Bohrstange, wodurch man in Stand gesetzt ist, eine so starke Bohrstange anzuwenden,
als es das Bohrloch gestattet, daher die größt mögliche Festigkeit und Stabilität
des Apparates erreicht. In Verbindung mit dieser Einrichtung besteht eine andere
wichtige Eigenthümlichkeit in der Methode, die Schneide in der Stange zu halten; um
die erforderliche Stabilität auch in der Richtung der Umdrehung zu erlangen, ist die
Schneide so in der Stange angebracht, daß sie deren Mittelpunkt durchkreuzt; der
Nagel f befindet sich an derjenigen Seite des
Mittelpunktes der Stange, welche der Seite entgegengesetzt ist, von der die Spitze
der Schneide hervortritt, und auf diese Weise erlangt man eine Tracht für die Seiten
der Schneide, welche hinreicht um sie selbst dann festzuhalten, wenn die Spitze weit
aus der Büchse hervortritt. Auch wird die Schneide sehr fest gegen das Gestein
gedrückt, da sie dicht an der Nuth der Stange A und auf
der untern Seite der Nuth o der Stange I aufliegt. Der Druck auf die untere Seite der Nuth o wird größtentheils von der Stange I auf die Bohrstange A
übertragen, und dasselbe gilt auch von dem Druck auf die Seiten der Nuth. Der Nagel
f hat nur den Zweck, die Schneide mit der Stange zu
verbinden und sie an ihrer Stelle zu erhalten; das Auswechseln der Schneide läßt
sich durch Herausschlagen des Nagels leicht bewerkstelligen.
In Fig. 10 ist
die Schneide H' in einer Nuth s angebracht, welche schlitzartig durch die ganze Bohrstange A geht, und oben wird sie durch die Stange I' festgehalten, welche durch die Mitte der Bohrstange
A geht, die zu dem Ende der Länge nach durchbohrt
ist. Der hintere Theil der Schneide liegt auf der geneigten Fläche t, am untersten Ende des Schlitzes s; wenn man die Stange I'
niederdrückt und den Rücken der Schneide mit t in
Berührung bringt, wird sie herausgetrieben. Die Stange I' wird mittelst der Mutterschraube j'
auf- und abwärts bewegt, indem das obere Ende der Stange mit einem
Schraubengewinde versehen ist; damit die Mutterschraube aber ihre Stellung nicht
verlassen kann, greift eine größere Mutter j darüber
her. Um die Schneide H' aus dem Schlitz s heraus und in denselben hinein zu treiben, wird eine
eigenthümliche Verbindungsweise mit der Stange I',
nämlich ein cylindrisches Segment u und eine Hülse
angewendet, wobei die Verbindung nur durch eine Seitenbewegung getrennt werden kann;
der untere Theil der Bohrstange unter der Nuth s ist
gespalten, so daß die Nuth geöffnet, und die Schneide nebst der Stange
herausgenommen werden kann. Der gespaltene Theil der Stange ist, wenn die Schneide
sich an ihrem Platze befindet, mittelst eines Halses K
gesichert, welcher über jene geschoben wird und durch einen, in das Ende der Stange
eingeschraubten Bolzen L festgehalten wird. Der Kopf
dieses Bolzens L dient als ein fernerer Träger für den
Rücken der Schneide; er
ist nämlich abgeschrägt, um eine Fortsetzung von dem geneigten Boden t der Nuth zu bilden. Die in Fig. 10 dargestellte
Schneide ist derjenigen in Fig. 8 ziemlich ähnlich.
Bei dieser Anordnung kreuzt die Schneide den Mittelpunkt der Stange, da sie gänzlich
durch letztere geht, und sie ist daher in der Richtung ihrer Umdrehung gut
unterstützt. Die Schneide wird, um ihre Spitze gegen das Gestein zu richten, durch
den Boden t der Nuth s und
durch das segmentale Ende u der Stange I' unterstützt.
In Fig. 11 ist
eine Schneide H² dargestellt, welche auf gleiche
Weise wie H' in Fig. 10 herausgetrieben
wird, sie ist aber in umgekehrter Weise angeordnet, indem die Spitze nach aufwärts
statt niederwärts gewendet und die Stange I²,
welche sie durch den Nagel f² bewegt, am Boden
mit ihr verbunden ist. Der Rücken der Schneide steht mit einer geneigten Fläche t², am obern Theile der Nuth s², in der Bohrstange A², von welcher die Schneide aufgenommen wird, in Berührung und sie
wird durch Emporziehen der Stange herausgetrieben. Die Stange I² hat eine Nuth v zur Aufnahme der
Schneide, so daß sie durch die Mitte dieser Stange gehen kann; um die durch diese
Nuth veranlaßte Schwächung zu ersetzen, ist sie an dem Theile wo sich die Schneide
befindet, breiter gemacht, wie v* in Fig. 11 zeigt und auch in
Fig. 12,
welche ein Grundriß der Stange ist. Unter der Nuth hat die Stange einen ausgehöhlten
Fuß M, welcher die Schneide trägt, damit der Nagel f² während er die Schneide gegen das Gestein
hält, nichts zu tragen hat; die Schneide ruht nämlich bei ihrer Arbeit auf der
geneigten Fläche t² der Nuth der Bohrstange, und
auf dem Fuß M. Von dem Fußstück ist die Unterstützung
großentheils auf den breitern Theil der Bohrstange v*
übertragen, welcher genau in eine Vertiefung der äußern Bohrstange paßt, daher die
innere Stange nur einen geringen Druck auszuhalten hat.
In Fig. 13 ist
eine Schneide H³ dargestellt, die an dem Nagel
f³, welcher eine feste Lage in der
Schneidenstange hat, aufgehängt ist; diese letztere wirkt durch eine Nuth in einer
Stange I³, welche die Mitte der Bohrstange A³ einnimmt, damit sich die Stange I³ über dem Nagel f³ bewegen kann; sie ist mit einer Nuth w versehen, welche rechtwinkelig auf der Nuth steht, worin die Schneide
wirkt; die Nuth w hat etwas Spielraum um den Stift f³, um von der Stange I³ auf die Bohrstange den Druck zu übertragen, welcher erforderlich
ist, um die Schneide gegen das zu bearbeitende Gestein zu halten. Der untere Theil
der Stange paßt genau in eine cylindrische Vertiefung in der Bohrstange, wie Fig. 14
verdeutlicht, welche eine Endansicht von der Sohlseite der Stange ist. Damit die
Schneide so nahe als möglich an ihrer Spitze getragen wird, ist der Fuß der Stange
I³ mit einer Zunge N versehen, welcher in die Nuth e³ eintritt, die
zur Aufnahme der Stange dient. Die Schneide H³
hängt lose an dem Nagel, der sie mit der Stange verbindet und hat einen geeigneten
Stützpunkt in dem obern Theil der Vertiefung der Stange.
Die Schneiden H und H' wirken
nur an der Spitze mit einer geringen Breite, da dieß die vortheilhafteste
Bearbeitungsweise von Gesteinen ist, wenn ein tiefer und starker Schnitt verlangt
wird. Die Schneiden H² und H³ haben den Zweck, conisch zu schneiden. Die Schneide H² hat eine gezackte Kante, so daß eine ganze
Reihe von schmalen Oberflächen auf einmal angegriffen wird; und die Schneide H³ ist mit einer langen geraden Kante versehen,
welche bloß schabend und vollendend auf die Oberfläche einer Höhlung einwirkt.