Titel: Das Walzen des Stabeisens und Stahls, nach H. Bessemer.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. IX., S. 37
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IX. Das Walzen des Stabeisens und Stahls, nach H. Bessemer. Aus dem London Journal of arts, März 1857, S. 158. Mit Abbildungen auf Tab. I. Bessemer, über das Walzen des Stabeisens und Stahls. Die durch Eingriffe in gewisse Formen gebrachte Masse des nach Bessemers Methode erzeugten Stabeisens ist in der Regel mehr oder weniger schwammig oder porös, und daher, auch abgesehen von ihrem körnigen Gefüge, sehr brüchig, wenn sie zwischen die Kaliber der gewöhnlich angewendeten Walzen kommt; der Erfinder wendet daher für sein Metall ein besonderes Walzwerk an. Fig. 26 zeigt einen Längendurchschnitt desselben: a ist die Sohlplatte, auf welcher die gußeisernen Ständer festgeschraubt sind; c sind Spannstangen, welche die zu einem Gerüst gehörigen Ständer mit einander fest verbinden und dem Ganzen die erforderliche Steifigkeit geben. Die beiden kurzen Rahmen d und e sind mit Zapfen d* und e* versehen, und an ihren entgegengesetzten Enden sind die Zirkelstücke d' und e' angebracht, welche oben die gewöhnlichen Walzenkaliber haben. Zur Seite eines jeden von diesen Zirkelstücken ist ein Zahnkranz festgeschraubt. Die Zapfen des obern Zirkelstücks liegen in den Lagern f und die des untern in den Lagern g. Unter den letztern sind starke Schrauben mit Rädern an den Enden angebracht, durch welche das Zirkelstück e nach Bedürfniß gehoben oder gesenkt werden kann. Man kann jedoch diese senkrechten Bewegungen auch durch hydraulischen Druck oder auf irgend eine andere Weise bewirken. Die Haupttriebwelle h, welche durch die Zahnräder bewegt wird, liegt in den auf der Sohlplatte befestigten Lagern j. An den Enden der Welle h sind zwei Kurbeln k angebracht, welche durch die Kurbelstangen l und die Warzen m mit dem Zirkelstück e' so verbunden sind, daß die rotirende Bewegung der Welle h sich in eine oscillirende der Rahmen d und e verwandelt. Bei dieser oscillirenden Bewegung werden die zwischen die Kaliber der Zirkelstücke gebrachten Metallstäbe n gezängt und ausgewalzt. An den zu zängenden und auszuwalzenden Stab (Kolben) wird eine eiserne Stange o angeschweißt, welche dazu dient, jenen gehörig zu handhaben. Wenn sich der auszuwalzende Stab in der Richtung des Pfeiles bewegt, so gelangt er auf die Tragplatte p und die Leitrolle q; und wenn die Bewegung der Zirkelstücke umgesetzt wird, so schiebt der Arbeiter den Stab wieder nach der entgegengesetzten Richtung durch einen Kaliber, indem stets, wie bei der gewöhnlichen Walzarbeit, ein engerer Kaliber genommen wird. Beim Auswalzen des in Formen ausgegossenen (Bessemer'schen) Gußstahls muß dahin gesehen werden, daß die Stäbe, besonders anfangs, bei jedem einzelnen Durchwalzen durch die Zirkelstücke nicht zu stark gestreckt werden; auch brechen sie beim Rückgange leicht ab, wenn sie der Arbeiter zu stark vorwärts zieht. Um dieß zu verhindern, bedient sich Bessemer eines, in Fig. 27 im verticalen Längendurchschnitte dargestellten Walzwerks, welches die Verlängerung oder Streckung des Stabes beim Durchwalzen genau zu reguliren gestattet. a ist eine starke Sohlplatte; b, b sind gußeiserne Ständer, in welchen die horizontalen Kaliberwalzen c liegen. Die Lager der untern Walze c sind durch Einsetzstücke, welche unter dieselben eingeschoben werden, stellbar, wodurch die Walzen mehr oder weniger gegen einander gedrückt, oder höher oder niedriger gestellt werden können. Stellschrauben sind entbehrlich, weil die Stellung der Walzen nicht während des Betriebes vorgenommen zu werden braucht. In dem Gerüst d, d sind die senkrechten Kaliberwalzen e, e angebracht; die Lager dieser Walzen sind ebenfalls durch Einsetzstücke stellbar, welche zwischen sie und die Schlitze des Gerüstes eingetrieben werden. f, f sind kleinere Ständer, welche die Walzen g und h aufnehmen. Die Füße der verschiedenen Ständer sind schwalbenschwanzartig und die Sohlplatte ist mit ähnlichen Nuthen versehen, in welche jene geschoben und dann verkeilt werden; oder es werden die Füße auf der Sohlplatte festgeschraubt. Die Zapfen der obern Leitwalzen g, g erhalten durch eine kräftige Feder oder durch einen belasteten Hebel einen Druck, oder die Lager werden mit elastischen Einsetzstücken versehen, damit der durchzuwalzende Stab mit der erforderlichen Kraft gefaßt, vorwärts gezogen und dem nächsten Walzenpaare dargeboten wird. Es darf jedoch hierzu keine größere Kraft angewendet werden, als gerade nothwendig ist, damit bei nicht ganz gleichen Oberflächengeschwindigkeiten der Walzen ein Gleiten stattfindet, weil außerdem die Stäbe leicht brechen. Das Triebwerk für die senkrechten Walzen e ist unter der Sohlplatte a angebracht. Der letzte Theil der Erfindung betrifft die Herstellung schalenharter Walzen zum Bearbeiten von Eisen und Stahl. Fig. 28 zeigt den Längendurchschnitt einer Form zum Guß einer Walze mit V förmigen Kalibern, wiewohl auch andere Kaliber auf diese Weise hergestellt werden können. Die Schale oder Coquille A besteht aus zwei gleichen Hälften; am untern Ende derselben befindet sich ein Walzendeckel B, der den Boden der Form bildet und über welchem die untere Seitenfläche des Getriebes e geformt wird. D ist ein in mehrere Theile getheilter, verzahnter Kranz, dessen Theilung von der Art ist, daß die Zähne leicht aus demselben ausgehoben werden können. E ist ein massiver Kranz, welcher den Walzenzapfen bildet. F, F sind andere, mit dem Mantel A verbundene Ringe, deren innere Gestalt dem Kaliberquerschnitt entspricht. G ist der obere Walzendeckel, in welchem der Zapfen H und der Angriffszapfen oder das Kuppelstück I der Walze gegossen wird. Ueber dem Deckel G befindet sich ein mit Lehm ausgefutterter Cylinder J, welcher als Einguß und verlorner Kopf dient. Die Kränze oder Flantschen welche die Coquille oder Schale oben und unten hat, sind mit Oeffnungen versehen, in welche Keile N eingetrieben, wodurch die verschiedenen Theile der Form zusammengehalten werden. Die erwähnten verschiedenen Ringe, welche die Schale bilden, sind ebenfalls in zwei oder mehrere Theile getheilt, so daß, wenn die Walze abgegossen ist und die Keile herausgeschlagen sind, der Abguß sogleich frei wird. Vor dem Guß wird die Form auf 93 bis 149° R. erwärmt und im Innern mit einem Gemisch von Graphit und Oel überzogen, kann aber auch eingeräuchert werden. Eine so hergestellte Walze braucht nicht abgedreht zu werden. Der Erfinder ließ sich die beschriebenen Vorrichtungen am 31. Mai 1856 für England patentiren.

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