Titel: | Ueber More's Erdglobus; Bericht von Hrn. Jomard. |
Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XXVIII., S. 112 |
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XXVIII.
Ueber More's Erdglobus; Bericht von Hrn. Jomard.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, April 1857, S. 208.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Jomard, über More's Erdglobus.
Hr. More, Secretär der Handelskammer zu Gray (obere
Saône), hat einen tragbaren und dauerhaften Erdglobus von ziemlich großen
Dimensionen erfunden, wobei er sich eines regenschirmähnlichen, für ähnliche Zwecke
noch nicht in Anwendung gebrachten Mechanismus bedient. Man hat zwar früher schon
Globen aus einem leichten Stoff angefertigt, die man mittelst eines Blasbalges
aufblies; allein die Luft entwich endlich immer, und der geringste Zufall machte den
Globus unbrauchbar. Hr. More hat diese Fehler vermieden,
und sein Apparat vereinigt mehrere wichtige Vortheile: Wohlfeilheit, Einfachheit und
Dauerhaftigkeit.
Man denke sich eine eiserne Röhre, ungefähr 1 Meter lang und 0,014 Meter dick, welche
eine andere 0,01 Met. im Durchmesser haltende Röhre aufnimmt. Das Ganze bildet eine
Achse, in deren Mitte eine auf und nieder schiebbare, mit einer Kehle und 18
Einschnitten versehene Hülse angebracht ist. Von diesen Einschnitten erstrecken sich
strahlenförmig 0,43 Met. lange Stäbe nach eben so vielen biegsamen, die Meridiane
der Erdkugel vorstellenden Stäben, mit denen sie durch ihre gabelförmigen Enden
verbunden sind. Das ganze System von Stäben bildet eine Art festes Gerippe.
Um den Apparat zusammenzulegen, drückt man auf eine an dem oberen Ende befindliche
Feder, wodurch die innere Röhre frei wird und die 18 strahlförmigen Stäbe sofort mit
der Hülse in die Höhe steigen und sich an die Achse legen. Der Durchmesser des
Apparates beträgt alsdann nur noch 0,1 Met. Ist der Apparat ausgespannt, so legt man um denselben das aus 18
Streifen kugelförmig zusammengesetzte Zeug, auf welches die Erdkarte gezeichnet oder
gedruckt ist, befestigt es mit Hülfe von Häkchen, welche längs den Meridianen
vertheilt sind, und spannt dann den Apparat noch weiter aus.
An jedem Ende der Achse ist eine der mittleren ganz ähnliche unbewegliche Hülse
befestigt, welche durch einen Ring in einer zur Achse perpendiculären Lage erhalten
wird. An diese Hülse sind die Meridianstäbe mit ihren Enden befestigt. Die innere
Feder ist mit einem Haken versehen, welcher sich in einen an dem Ende der Achse
befindlichen rechteckigen Einschnitt legt. In das Innere des Zeuges sind von 18 zu
18 Graden Schleifen genäht, welche die äquatorialen Stäbe mit den Meridianstäben
verbinden und sie an ihrer Stelle erhalten. Man sieht, daß das Spiel des Mechanismus
sehr leicht ist. In einem Augenblicke spannt man die Kugel aus und eben so schnell
legt man sie zusammen. Ist der Globus zusammengelegt, so kann man ihn, da sein
Gewicht 3 bis 4 Kilogramme nicht übersteigt, leicht unter dem Arm tragen. Man hängt
diesen Globus entweder an der Decke auf, oder stellt ihn auf ein Piedestal; jede
dieser Anordnungen hat ihre besonderen Vortheile.
Das neue System bietet unter Anderem auch den Vortheil dar, daß man dem elastischen
Gestell verschiedene Hüllen, worauf die Himmelskugel, hydrographische,
klimatologische u.s.w. Karten verzeichnet sind, geben kann.
Fig. 12 ist
die Seitenansicht des ausgespannten Globus mit Hinweglassung eines Theils der Karte,
um die Anordnung des inneren Gestells darzulegen.
Fig. 13 ist
die Seitenansicht des halbgeschlossenen Gestells oder Gerippes, mit einem
Durchschnitt durch die Achse der Centralröhre.
Fig. 14, 15, 16 und 17 zeigen
Details der Hauptorgane des Gestells nach einem größeren Maaßstabe.
a mittlere Röhre, welche die Achse des Globus bildet und
sich bis zum Nordpol N erstreckt.
b eckige Stange von kleinerem Durchmesser als die Röhre
a, worin sie gleiten kann, wenn man den Südpol 8,
welcher ihr Ende bildet, von dem Nordpol entfernt.
c, Fig. 14 und 15, eine an
die Stange b befestigte Feder mit einem Knopf oder Haken
d, welcher, wenn diese Stange ganz hineingeschoben
ist, in einen in geeigneter Höhe ihm dargebotenen Einschnitt der Röhre a einschnappt.
e sind achtzehn biegsame Stäbe aus Eisendraht Nr. 19,
welche die Meridiane vorstellen und mit Hülfe der eingeschnittenen Hülsen und der
concentrischen Ringe an beide Pole befestigt sind.
Die Figuren
14, 15
und 16 zeigen
den Aufriß und Grundriß eines Theils der Röhre a und der
Stange b, die Feder mit dem Haken d, eine der eingeschnittenen Hülsen f und die
Art der Befestigung der Meridianstäbe an diese Hülse.
f ist die Hülse der Röhre a;
sie ist an ihrem Umfange mit achtzehn Einschnitten und mit einer Rinne z versehen. In diese Einschnitte treten die Enden der
Stangen e, deren abgeplattete Köpfe mit einem Loch
versehen sind, durch welches der um die kreisförmige Rinne gelegte Draht gesteckt
ist.
i ist der an die Hülse f
gelöthete concentrische Ring, welcher dazu dient, dieselbe an die Röhre a zu befestigen. Stellt man nun den Apparat aufrecht und
lehnt ihn auf den Pol S, um die Stange b in die Röhre a treten zu
lassen, so nähern sich die beiden Hülsen f, f einander
und die Stäbe e biegen sich rund. Man braucht dann nur
sämmtlichen Bogen dieser Stäbe eine rücksichtlich der als Durchmesser betrachteten
Achse der Röhre 9. gleichmäßige Biegung zu geben, damit das ganze Gerippe in
ausgespanntem Zustande eine zur Aufnahme der Erdkarte geeignete sphärische Gestalt
annimmt. Diese gleichmäßige Rundung sämmtlicher Meridianstäbe bewerkstelligt Hr. More mit Hülfe gabelförmiger Stäbe, welche ganz wie die
zum Ausspannen eines Regenschirms dienliche Vorrichtung wirken.
k ist die mittlere Hülse, welche längs der Röhre a gleiten kann.
l Stäbe mit gabelförmigen Enden aus Eisendraht Nr. 21,
welche sich von der verschiebbaren Hülse k nach der
Mitte der Meridianstäbe e (Fig. 12 und 13) erstrecken
und an die Hülse k eben so befestigt sind, wie die Stäbe
e an die Hülse f. Ihre
Befestigungsweise an die Stäbe e erhellt aus der
Betrachtung des Aufrisses und Grundrisses Fig. 17. Man sieht, daß
der Stab l sich in eine Gabel endigt, daß diese Gabel
einen in der Mitte des Stabes e befestigten Fuß o umfaßt, und daß sie mit diesem mittelst eines
festgenieteten Stiftes, um den sie sich drehen kann, verbunden ist.
Indem man nun das System ausspannt, steigt die Centralhülse k, während die Stange b in die Röhre a tritt, längs der letzteren herab, und sobald sie gegen
die in der Mitte der Röhre 9. angebrachte Erweiterung v
stößt, ist die Stange ganz in die Röhre getreten. Die Stäbe e haben alsdann das Maximum ihrer Biegung erreicht, während die Stäbe l
in einer Aequatorebene liegen, und die Kugelform ist
vollständig hergestellt. In diesem Moment schnappt der Haken d der Stange b in die erwähnte Oeffnung der
Röhre a und hält somit das Gestell gespannt. Um die
Kugel wieder zusammenzulegen, braucht man nur auf diesen Haken zu drücken, worauf
die Röhre a von selbst wieder zurücksteigt.
Um den Stäben e den gleichen Abstand auf dem Umfang des
Aequators zu geben, geht ein Tuchband von Außen um die Füße o, an die dasselbe mittelst Schnüren befestigt ist, welche in die Gabeln
m treten und auf diesem Band in Abständen von
20° zu 20° angeordnet sind. Die Röhre a
und die Stange b endlich endigen sich in jedem Pole in
einen Knopf mit Aufhängungsring x. Die Hülle des Globus
besteht aus einem feinen Stoff und ist aus achtzehn gleichen Streifen
zusammengesetzt, auf welche die Weltkarte gedruckt ist. Diese Hülle wird an das
Gestell geheftet, und da sie an jedem Pole nur eine zum Durchgang der Enden der
Centralachse nöthige Oeffnung läßt, so folgt sie genau allen Bewegungen, welche man
dem Apparat ertheilt.