Titel: Apparate zur Bearbeitung moussirender Weine, von Hrn. Machet zu Paris.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. LII., S. 228
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LII. Apparate zur Bearbeitung moussirender Weine, von Hrn. Machet zu Paris. Aus Armengaud's Génie Industriel, März 1857, S. 161. Mit Abbildungen auf Tab. III. Machet's Apparate zur Bearbeitung moussirender Weine. Durch die bis jetzt bei der Bereitung der Champagnerweine oder moussirenden Weine angewendeten Handarbeiten sind viele und zum Theil recht bedeutende Nachtheile veranlaßt worden. Zuvörderst ist zu bemerken, daß beim Abziehen oder Ueberfüllen des Weins mittelst des gewöhnlichen Hahns (dessen Schlüssel von dem in das Faß tretenden Ende eine gewisse Entfernung hat) jedesmal Luft eindringen kann wenn man ihn öffnet, wodurch eine Bewegung, folglich ein Aufrühren der Flüssigkeit veranlaßt wird. Bei Machet's Ventilhähnen findet dieser Nachtheil nicht statt, weil an dem in das Faß eintretenden Ende selbst ein Ventil angebracht ist, daher kein freier Raum für die Luft bleibt, weßhalb die Flüssigkeit sogleich nach dem Oeffnen dieses Ventils ausläuft. Bei der Bearbeitung der moussirenden Weine nach dem gebräuchlichen Verfahren verliert man bedeutend an ihrem Gasgehalt und hat sehr große Kosten für Arbeitslöhne. Durch den von Machet zur Ausführung dieser Arbeiten construirten Apparat erlangt man hingegen eine wesentliche Ersparung an Arbeitslöhnen und behält überdieß alles Gas in den Flaschen, wodurch die Beschaffenheit des Weines sehr verbessert wird. Um drittens das sogenannte Füllen zu bewirken, hat man bisher auch Handarbeit angewendet, deren Kosten noch mit Verlust an Flüssigkeit und an Gas verbunden waren. Auch zu dieser Arbeit hat Machet eine Maschine vorgerichtet, durch welche ebenfalls eine sehr große Ersparung an Zeit und Arbeit erzielt und Verlust an Gas und Flüssigkeit vermieden werden. Fig. 16 ist eine vordere Ansicht von Machot's Apparat zur Bearbeitung der moussirenden Weine. Fig. 17 ist eine Seitenansicht von seinem Umfüllapparate. Fig. 18 und 19 zeigen einzelne Theile der Hähne nach größerm Maaßstabe. Der in Fig. 16 abgebildete Apparat zur Bearbeitung der Weine ohne Gasverlust besteht aus einem obern Behälter A von Krystallglas (allenfalls mit einem Geflecht überzogen), in welchen man vorher die Flüssigkeit gegossen hat, die in bestimmter Menge in die Flaschen abgezogen werden muß. An dem untern Theil dieses Gefäßes befindet sich ein messingener Hals B, welcher mit dem ganzen System durch einen an der Säule des Gestelles D befindlichen Support getragen wird. Unter diesem Halse befindet sich ein Hahn E, den man öffnet, wenn man Flüssigkeit in den Becher oder die in Grade eingetheilte gläserne Röhre F auslaufen lassen will. Dieser Becher dient als Maaß, um genau die Menge der Flüssigkeit bestimmen zu können, welche in jede Flasche abgezogen werden muß. Eine enge Luftröhre a, welche von diesem Maaß ausgeht und fast bis zum obersten Theile des Behälters A hinauf reicht, dient zum Einlassen der äußeren Luft, damit, wenn der Hahn geöffnet ist, der Abfluß erfolgen kann. Unter dem Maaße ist ein zweiter Hahn G angebracht, um die Flüssigkeitsmenge, welche jenes enthält, in die Flasche I gelangen zu lassen. Letztere steht unmittelbar in gleicher senkrechter Linie darunter auf einer Scheibe J, deren Stange durch die Platte L geht, um mit Hülfe eines Pedals K mit dem Fuß bewegt werden zu können. Es ist vortheilhaft, für diesen Abfluß noch einen kleinen Lufthahn H anzubringen, damit das Gas in dem Maaße entweichen kann, als die Flüssigkeit in die Flasche einströmt, und um nöthigenfalls einen Theil von dem in ihr enthaltenen Wein auszuziehen. Das untere Ende des mit dem Hahn G versehenen messingenen Halses tritt in den Hals der Flasche und greift auch über denselben; die Fuge zwischen beiden wird durch eine kleine Scheibe von Kautschuk oder Gutta-percha luftdicht verschlossen. Mit Hülfe eines solchen Apparates läßt sich, wie man leicht begreift, mit der größtmöglichen Sicherheit sehr schnell, mit wenigen Arbeitern und überdieß ohne Gasverlust operiren. Der in Fig. 17 in der Seitenansicht dargestellte Apparat zum Ueberfüllen des Weines von einer Flasche in eine andere, gewährt neben Erleichterung und Vereinfachung der Arbeit ebenfalls den Vortheil, daß kein Gas verloren geht. Die zu füllende Flasche B steht ebenfalls auf einer beweglichen Scheibe J, welche unter der Platte L mittelst eines Pedals K gehandhabt werden kann. Die zweite Flasche A, welche zum Füllen der vorhergehenden dient und zu dem Ende eine umgekehrte Stellung hat, ruht mit ihrem Halse auf der Tubulatur des Bechers r, welcher ein Theil von der messingenen oder bronzenen Röhre H ist, und wird oben durch die Scheibe J' festgehalten, die man mittelst der Schraube c andrückt, welche durch die Mutter d geht, die einen Theil von dem bronzenen Arm N bildet, welcher an der senkrechten Säule M des Gestelles angebracht ist; durch die mit einem Arm versehene Mutterschraube e kann man die Schraube c auf der Traverse t, welche die beiden senkrechten Stangen F verbindet, so fest stellen, daß die Flasche eine unverrückbare Stellung behält. Da sich diese beiden Stangen mittelst ihrer untern Enden um abgedrehte Theile des gußeisernen oder bronzenen Supports O drehen lassen, welcher der Tubulatur H als Hals dient, so kann man auch nöthigenfalls den ganzen Mechanismus umkehren. An der Röhre H sind ebenfalls zwei Hähne angebracht; der eine g, Fig. 19, dient zum Entweichen des Gases; der andere i aber um die Verbindung zu öffnen, wenn die untere Flasche B gefüllt werden soll. Auch sind kleine Röhren a, a' vorhanden, welche fast bis zum oberen Theile der Flasche A hinaufreichen, die eine, um durch ihre Communication mit dem Hahn g' das Gas austreten zu lassen, die andere zum erforderlichen Entweichen der Luft, damit die Füllung vor sich gehen kann.

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