Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. , S. 235 |
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Miscellen.
Miscellen.
Maschine zur Röhrenformerei.
Die uns zu diesem Zweck patentirte Maschine übertrifft an Geschwindigkeit, an
Sauberkeit in der Herstellung der Formen, sowie in vielen anderen Beziehungen alle
bisherigen Maschinen für gleiche Zwecke.
Da die Formen in horizontaler Lage angefertigt werden, so kann man die Maschine in
jede vorhandene Gießerei stellen, ohne kostspieliger Einrichtungen zu bedürfen;
dabei werden die Formen so vollkommen hergestellt, daß sie keine weitere Nachhülfe
erfordern, und die Festigkeit wird so regelmäßig, daß man die Röhren in der nassen
Form aufrecht stehend gießen kann, um dennoch einen sauberen Guß zu erhalten, an
welchem die Gußnaht kaum sichtbar ist. Zu diesem Aufrechtgießen eignen sich die bei
der Maschine angewandten runden Formkasten, reichlich mit Luftlöchern versehen, ganz
vorzüglich, so daß man in die von der Maschine kommenden Formen nur die Kerne
einzulegen, die Kasten zuzulegen und zu verklammern braucht, um sogleich den Guß
auszuführen. – Unmittelbar nach dem Abgießen erfolgt das Ausleeren der Formkasten und
braucht man auf diese Weise nur circa 8 Formkasten zu einer continuirlichen Arbeit
von Formen und Gießen, wobei man in je 5 Minuten ein Rohr mit der Maschine formen
kann.
Da die Kraftübertragung durch Wasser geschieht, so kann man ohne Schwierigkeit unsere
Maschine durch eine elementare Kraft treiben, ohne dabei dem Gießereibetriebe
hinderlich zu seyn.
Um die Rentabilität der Formerei bei Anwendung unserer Maschine nachzuweisen, lassen
wir einige nähere Angaben folgen, in Bezug auf das nöthige Arbeitspersonal für den
Betrieb einer Maschine.
Angenommen, die Maschine werde indirect durch Dampfkraft getrieben, das Auf-
und Abheben der Formkasten geschehe auf möglichst einfache und schnelle Weise, man
hätte ferner circa 8 complete Formkasten, die für einen continuirlichen Gang genügen
und man könne ein geformtes Rohr sofort abgießen, so ist man im Stande, mit einem
Arbeitspersonal von circa 15 Mann 10–12, 3''
Röhren, 9' engl. lang, in einer Stunde zu machen.
Mit hinreichender Zuversicht glauben wir versichern zu dürfen, daß diese Angabe sich
nicht allein auf 3'' Röhren beschränkt, sondern für alle aufwärts bis zu 6''
anzunehmen ist, die man mit Auswechselung weniger Theile auf einer Maschine machen
kann.
Nimmt man nun darnach das Durchschnittsgewicht der Röhren, die auf einer Maschine
gemacht werden können, zu 180 Pfd. an, rechnet den Lohn für die nöthigen
Arbeitskräfte zu 15 Thlr. Courant und ferner 100 gute Röhren für eine Tagesarbeit,
so belaufen sich die Form- und Gießkosten auf 6 Grote circa 10 kr. per 100 Pfd.
Die Preise unserer Maschinen sind:
Maschine
für 3zöllige
Röhren
circa 8000 Pfd.
schwer
1300 L'dr.
„
„ 3 u.
4 „
„
„ 9400
„
„
1500 „
„
„ 3, 4 u.
5 „
„
„ 11,000 „
„
1750 „
„
„3, 4, 5 u. 6 „
„
„ 12,800 „
„
2000 „
In diese Preise sind 2 halbe Formkasten für jede Sorte von Röhren eingeschlossen,
sowie eine zur Maschine gehörende Druckpumpe und Schiebersteuerung.
Bremen, im Juli 1857.
C. Waltjen und Comp.
Gutachten über die vom Rathsuhrmacher May der Stadt Halle geschenkte Normal-Uhr.
Indem ich mich des mir (vom hiesigen Magistrat) gewordenen Auftrags entledige,
bemerke ich zuvor, daß mein Gutachten sich nur auf die bei einer Normaluhr in Frage
kommenden physikalischen Gesetze beschränken kann, da über die technische Ausführung
mir ein Urtheil nicht zusteht.
An allen alten Normaluhren findet sich zur Zeit der Rost-Pendel, bei welchem
mehrere durch Temperaturwechsel sich nach entgegengesetzter Seite streckende oder
verkürzende Stäbe der Gesammtausdehnung resp. Verkürzung
entgegenwirken. Theoretisch lassen diese Rostpendel nichts zu wünschen übrig; wenn
gleichwohl auch die besten Normaluhren noch nicht normal gehen, so scheint dieß in
einem anderen Umstande zu liegen. Bei allen Rostpendeln muß nämlich der
Führungspunkt sich immer sehr nahe am Aufhängepunkte befinden, weil ja sonst ein
zweiter Rost erforderlich wäre. Dieser Umstand, welcher aus dem Pendel einen
einarmigen Hebel macht, dessen einer Arm unverhältnißmäßig kurz ist, erfordert
einmal eine größere Krafteinwirkung, bewirkt mithin auch eine größere Reibung, dann
aber hat er ein weites Auswerfen des Pendels, wodurch der Luftwiderstand vergrößert
wird, im Gefolge. – Es bleibt nun zu untersuchen, in wie weit Hr. May bei seiner Normaluhr die letzterwähnten Uebelstände
vermieden und gleichwohl ein vollkommenes Aequivalent für den Rost geliefert
hat.
Bei der hallischen Normaluhr wird der Pendel durch einen Winkel (Krahn) getragen,
dessen verticale Säule auf einer Steinpyramide frei ruht und dem Pendel vollkommen an Höhe und Stärke
gleicht. Eine durch Temperatur-Erhöhung eintretende Ausdehnung dieser Säule
kann nur nach oben wirken, während der Pendel sich nur nach unten ausdehnt. Da
hierdurch die beiderseitigen Ausdehnungen sich entgegenwirken, so muß der
Springungspunkt constant, d.h. seine Höhe vom Fußboden unveränderlich bleiben. Wäre
der Aufhängepunkt des Pendels gleichzeitig dessen Drehpunkt (Bewegungspunkt), so
würde die Verlängerung des Pendels durch die angegebene Construction nicht
beseitigt, resp. auch der Verkürzung nicht entgegengewirkt seyn; es handelte sich
deßhalb ganz besonders noch darum, einen constanten Drehpunkt zu schaffen. Dieß hat
Hr. May durch eine Compensationsvorrichtung bewirkt,
welche aus einer Säule besteht, die aus Messing und Stahl zusammengeschweißt ist und
die zur Aufhängung des Pendels dienenden Stahlfedern in einer horizontalen Schlenze
festhält. Durch die Zusammenschwetzung der beiden angegebenen Metalle wird der
Ausdehnung nach oben entgegenwirkt, es strecken sich zwar bei
Temperatur-Erhöhung beide Metalle, doch das eine mehr als das andere, deßhalb
wird wegen der gleichzeitig eintretenden Biegung der Säule die Schlenze in
constanter Höhe vom Schwingungspunkte des Pendels erhalten.
Diese sinnreiche Vorrichtung macht factisch die Pendellänge in gleicher Weise
constant, wie es der Rost thut; sie gewährt aber gleichzeitig den Vortheil, daß der
Führungspunkt der Mitte des Pendels nahe gelegt und mithin ein weites Ausschlagen
des Pendels und die davon abhängigen Nachtheile verhütet werden konnten.
Wie der Unterzeichnete nun nach seiner Erfahrung die Construction des Hrn. May als neu und eigenthümlich bezeichnen muß, so ist er
auch der Ueberzeugung, daß durch dieselbe die Vortheile anderer Normaluhren
beibehalten, deren Nachtheile aber vermieden worden sind und mithin ein wirklicher
Fortschritt in der Uhrenfabrication erzielt worden ist.
Halle, den 20. Mai 1856.
(gez.) Dr. Wiegand.
Wenn ich erst jetzt in die Veröffentlichung des vorstehenden im vorigen Jahre
abgegebenen Gutachtens willige, so hat dieß seinen Grund darin, daß ich vorher erst
die Ueberzeugung gewinnen wollte, daß sich die Normaluhr auch wirklich während eines
längeren Zeitraumes bewährt habe.
Halle, den 24. Juni 1857.
Dr. Wiegand.
(Hallisches Tageblatt, 1857, Nr. 148.)
Fr. Zöllner's Abhandlung
„über ein neues Princip zur Construction elektromagnetischer
Kraftmaschinen“ betreffend.
Der bei der sehr sinnreichen Construction des Hrn. Friedrich Zöllner (aus Poggendorff's Annalen der Physik, 1857 Nr. 5, im polytechn.
Journal Bd. CXLIV S. 432) angegebene Elektromagnet ist Romershausen's bereits im April 1851 im polytechn. Journal Bd. CXX S. 358 veröffentlichte,
cylinderförmige und bei seiner überwiegenden Tragkraft zur technischen Benutzung
empfohlene verstärkte Elektromagnet. Auch reservirt sich
derselbe seine heterodoxe, aber naturgemäßere Ansicht über die dabei wirksamen Agentien (polytechn. Journal Bd. CXVII S. 321).
Suum cuique.
Ununterbrochene Darstellung des Leuchtgases; nach E. Kopp.
E. Kopp ließ sich ein Verfahren patentiren, dessen
Vortheile seyn sollen: 1) Ersparniß an Arbeit, weil das
Oeffnen der Retorten, Ausziehen der Kohks und Neubeschicken wegfällt. 2) Ersparniß
von Brennmaterial, weil es nicht mehr nöthig ist mit der Feuerung kurz vor dem
Ausziehen der Kohks nachzulassen. 3) Erzeugung eines Leuchtgases von vorzüglich
guter und gleichmäßiger Beschaffenheit, weil die Temperatur, obwohl an verschiedenen Stellen der
Retorten verschieden, doch an jeder Stelle lange Zeit ganz gleich hoch bleibt, und
dadurch vermieden wird, daß verschieden zusammengesetzte Gasmischungen entstehen,
die den ungleichen Temperaturen in den Retorten entsprechen. 4) Erzeugung guter und
dichter Kohks und Verminderung des ungünstigen Einflusses des Oeffnens der Retorten
auf die Gesundheit der Arbeiter.
Der Apparat hat, so viel wir die, nicht von einer Zeichnung begleitete Beschreibung
(im Technologiste, October 1856) verstehen, folgende
Einrichtung. Die Retorte ist nach hinten geneigt und auf der der Thüre
entgegengesetzten Seite offen, anstatt der Hinterwand befindet sich dort ein
ebenfalls geneigter gemauerter Canal, gleichsam eine Fortsetzung der Retorte, von
genau deren Querschnitt, dessen Ende in ein mit Wasser gefülltes Becken reicht, so
daß derselbe durch Wasser verschlossen ist. Nähe dieser Stelle ist das senkrecht
aufsteigende Ausflußrohr für das Gas angebracht. Die Füllung der Retorte geschieht
durch eine Art Trichter, der gegen vorn über der Thüre der Retorte steht und mehrere
Kubikmeter Gehalt bietend, mit zerkleinerten Kohlen gefüllt ist. In dem vordersten
Theil der Retorte bewegt sich ein Kolben unter dem Trichterrohr hin und her. Die
Kolbenstange geht durch eine Stopfbüchse. Ist derselbe ausgezogen, so können Kohlen
hinabfallen und diese werden beim Einschieben des Kolbens in die Retorte gedrückt.
Dadurch allein wäre aber nicht genugsam für Vorwärtsbewegung der Kohlen gesorgt.
Diese wird bewirkt durch ein Metallband ohne Ende, aus Kettengliedern bestehend,
welche Roststäbe vorstellen, das vorn und hinten über Walzen läuft, die in Wasser
liegen. Dieß Band bewegt sich über dem Boden der Retorte ähnlich wie das Tuch ohne
Ende der Papiermaschine, oder der Kämmapparat der mechanischen Flachshechel, oder
wie die Roste der rauchlosen Verbrennungsapparate, und trägt die Kohlen von vorn
nach hinten, wo sie als Kohks in das Wasserbecken fallen. Um gasdichten Verschluß
herzustellen, ist auch an der vorderen Stelle der Retorte, an welcher der Kettenrost
eintritt, ein abwärts gehender Ansatz angebracht, dessen Mündung unter Wasser
taucht.
Daß der Apparat irgendwo ausgeführt wäre, ist nicht angegeben, und Zweifel an der
Möglichkeit eines ganz regelmäßigen Betriebes müssen bei näherem Nachdenken
nothwendig auftauchen. Füllungsverrichtungen, der beschriebenen ähnlich, und
Fortbewegungsmechanismen, wie der Kolbenrost sie geben soll, hat man zwar in manchen
Industrien, aber die hier nothwendigen Dimensionen und die Sorge für gasdichten
Verschluß möchten einerseits, die Rauhheit, das grobe Korn und die Härte der
Kohlenstücke und ihre backenden Eigenschaften anderseits, Stockungen und häufige
Reparaturen des Apparates zur Folge haben, welche die gehofften Vortheile mehr als
aufwiegen. B. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1857, Bd. II S. 57.)
Anwendung trockener Schwefelsäure-Reiniger bei der
Leuchtgasfabrication; nach W. Marriot und D. Sugden.
(Pat. in England am 7. Oct. 1856.)
Statt das aus Steinkohle entwickelte Gas, um es von Ammoniak zu befreien, in
gewöhnlicher Manier durch Schwefelsäure zu leiten, wenden die Genannten Apparate
nach Art der sogenannten trockenen Kalk-Reiniger an, nämlich Kasten mit
Horden, auf denen eine die Schwefelsäure enthaltende lockere Masse ausgebreitet ist.
Zur Anfertigung dieser Masse eignet sich am besten Schwefelsäure von 1,425 spec.
Gewicht Solche Schwefelsäure vermischt man mit Sägespänen, und zwar nimmt man von
derselben etwa 168 Pfd. auf je 1 Cntr. Sägespäne. Die Mischung von Schwefelsäure und
Sägespänen wird auf ungefähr 120° C. erhitzt, so daß die Sägespäne ganz
verkohlt werden und die Kohle die Schwefelsäure absorbirt. Man erhält so eine
trockene poröse Masse, die, auf den Horden ausgebreitet, das Gas gut hindurch
passiren läßt. Unmittelbar auf die Horden bringt man eine derartige Masse, die schon
gebraucht und mit Ammoniak gesättigt ist, also die Horden nicht angreifen kann, und
auf diese frische Masse. (Repertory of
Patent-Inventions, Juni 1857, S. 469, durch das polytechn.
Centralblatt, 1857 S. 1035.)
Ueber Wasserglas als Ersatzmittel des Borax; von Prof. Wagner in Würzburg.
Das Doppelwasserglas (kieselsaures Kali-Natron) ist
geeignet, zu vielen Zwecken in Recepten und Vorschriften, welche Borsäure und Borax
enthalten, letzteren Körper zu ersetzen. So läßt sich das genannte Wasserglas
anstatt des Borax zum Hartlöthen, zum Härten und Schweißen von Gußstahl anwenden. Zum Schweißen von Gußstahl auf Eisen,
sowie auf Stahl, wird am billigsten das Doppelwasserglas auf der glühenden
Metallfläche selbst durch Bestreuen derselben mit einem Pulver aus
2 Thln. gut ausgetrocknetem Lehm,
1/2 Thl. calcinirter Soda,
1/3 Thl. Potasche
gebildet.
Zu gewissen Zwecken wird aber auch vortheilhaft das Wasserglas durch Borax oder auch
durch phosphorsaures Natron ersetzt werden können. (Würzburger gemeinnützige
Wochenschrift, 1857, Nr. 25.)
Verfahren, aus abgerösteten kupferhaltigen Kiesen das Kupfer
zu gewinnen; von C. F. Clements in Liverpool.
(Patentirt in England am 15. September 1856.)
Wenn kupferhaltige Kiese zur Schwefelsäure-Fabrication benutzt werden, so kann
man nach Clements aus den abgerösteten Kiesen das Kupfer
dadurch ausziehen, daß man dieselben der Einwirkung von Salzsäure aussetzt, was
namentlich in dem Falle, daß zugleich Soda fabricirt, also Salzsäure als
Nebenproduct gewonnen wird, mit Vortheil ausführbar ist. Man bringt die abgerösteten
Kiese zu diesem Zweck in eine Kammer und leitet in dieselbe Salzsäuredämpfe, so daß
die abgerösteten Kiese davon durchdrungen werden. Andererseits wird Wasserdampf in
die Kammer geleitet, aber bloß in solcher Menge, daß eine angemessene Erwärmung
derselben erfolgt. Wenn die Salzsäure-Dämpfe die genügende Zeit lang (Clements schlägt 24 Stunden vor) auf die abgerösteten
Kiese gewirkt haben, werden dieselben aus der Kammer entfernt und mit Wasser
ausgelaugt. Man erhält so das Kupfer, welches in den Kiesen enthalten war, in Form
von Kupferchlorid ausgelöst und kann nun das Kupfer aus dieser Auflösung, z.B. durch
Eisen, als Cementkupfer abscheiden. (Repertory of
Patent-Inventions, Juni 1857, S. 480, durch das polyt. Centralblatt,
1857, S. 1032.)
Verfahren, aus dem Rückstande von der Chlorentwickelung
Manganoxyd zu gewinnen; von G. Elliot.
(Patentirt für England den 13. October 1856.)
Die bei der Chlorentwickelung aus Braunstein und Salzsäure erhaltene
Manganchlorürlösung wird zunächst von Eisen befreit. Dieß geschieht dadurch, daß man
einen Theil dieser Lösung mit Kalk niederschlägt, den Niederschlag von der
Flüssigkeit trennt und auswäscht und ihn dann mit dem übrigen Theile der Lösung
vermischt. Das in dem Niederschlage enthaltene Manganoxydul schlägt dabei das in der
Flüssigkeit enthaltene Eisenoxyd nieder, indem es sich statt dessen in derselben
auflöst. Den manganoxydulhaltigen Niederschlag läßt man in solcher Menge auf die
Manganchlorürlösung wirken, daß das Eisen daraus vollständig niedergeschlagen wird,
andererseits aber auch nicht erheblich Manganoxydul ungelöst bleibt. Die Flüssigkeit
wird von dem ausgeschiedenen Eisenoxyd getrennt und abgedampft, worauf man das dabei
zurückgebliebene Manganchlorür in einem Flammofen erhitzt. Das Erhitzen muß allmählich
geschehen, weßhalb man das Manganchlorür zunächst an die vom Feuer am weitesten
entfernte Stelle des Herdes bringt und es langsam weiter nach dem Feuerraum
hinschiebt. Das Manganchlorür wird dabei in Salzsäure und Manganoxydul zersetzt; um
diese Zersetzung zu befördern, leitet man nach Umständen besonders Wasserdampf in
den Ofen, gleichwie man die Masse von Zeit zu Zeit umrührt. Das so erhaltene
Manganoxydoxydul behandelt man in der Kälte mit verdünnter Salzsäure, welche das
Manganoxydul daraus auszieht, mit Zurücklassung von Manganoxydhydrat, welches von
der Flüssigkeit getrennt und getrocknet wird, worauf es wie Braunstein verwendet
werden kann. Die Lösung des Manganoxyduls in Salzsäure behandelt man in gleicher
Weise, wie oben für die von Eisen befreite Manganchlorürlösung angegeben wurde. (Repertory of Patent-Inventions, Juni 1857, S.
465, durch das polyt. Centralblatt, 1857, S. 1033.)
Fabrication von Oxalsäure durch Erhitzen von Sägespänen mit
Alkalihydrat; nach Th. Roberts, J. Dale und J. D. Pritschard.
(Patent, in England am 21. Nov. 1856.)
Es ist bekannt, daß durch Erhitzen von Holzfaser mit Kalihydrat Oxalsäure gebildet
wird. Die Genannten schlagen vor, auf diesem Wege Oxalsäure im Großen zu erzeugen.
Da aber die Anwendung von Kalihydrat allein zu theuer zu stehen kommt und bei
Anwendung von Natronhydrat allein nur wenig Oxalsäure entsteht, so thut man nach
ihnen am besten, eine Mischung von Kali- und Natronhydrat zu benutzen, indem
man in folgender Weise verfährt.
Man nimmt eine Mischung von 2 AequivalentenAequivalententen Potasche und 3 Aeq. Soda, löst sie in Wasser auf, macht die Lösung in
gewöhnlicher Manier caustisch und dampft sie bis zum spec. Gewicht 1,35 ab. Diese
Lösung vermischt man mit Sägespänen von Holz in solchem Verhältnis daß auf je 100
Theile in derselben enthaltenes Alkali 30 bis 40 Theile Sägespäne genommen werden.
Die Vermischung geschieht auf die Weise, daß man die Sägespäne auf eiserne Platten
bringt, die Alkalilauge allmählich darauf gießt und die Masse gut umrührt, worauf
dieselbe gleichmäßig ausgebreitet wird. Die Platten werden dann durch Feuercanäle,
die unter denselben angebracht sind, erhitzt. Die erste Wirkung davon ist, daß das
in der Mischung von Sägespänen und Alkalilauge enthaltene Wasser verdampft. Nachdem
diese Verdampfung erfolgt ist, wird das Erhitzen unter beständigem Umrühren der
Mischung fortgesetzt, bis dieselbe die Temperatur von 350 bis 400° F.
angenommen hat, bei welcher Temperatur sie unter fortwährendem Umrühren erhalten
wird, bis in einer Probe der Masse keine Sägespäne mehr zu erkennen sind. Nachdem
dieser Punkt erreicht ist, entfernt man die Masse, die nun eine beträchtliche Menge
oxalsaures Natron enthält, von den Platten und läßt sie erkalten. Man unterwirft sie
dann einer methodischen Auslaugung mit Wasser, wobei man in ähnlicher Weise
verfährt, wie beim Auslaugen der rohen Soda. Das Wasser löst dabei das in der Masse
enthaltene kohlensaure und caustische Alkali, und zwar nach den Patentträgern
hauptsächlich kohlensaures Kali, auf, während oxalsaures Natron ungelöst bleibt,
welches dann entweder in zweifach-oxalsaures Natron verwandelt oder zur
Darstellung von Oxalsäure im freien Zustande benutzt wird. (Repertory of Patent-Inventions, Juni 1857, S. 495, durch das polyt.
Centralblatt, 1857, S. 1036.)
Verwendung der Abfälle von vulcanisirtem Kautschuk, nach A.
Ford.
Nach Ford kann man Abfälle von vulcanisirtem Kautschuk auf
die Weise wieder verwendbar machen, daß man sie mit Terpenthinöl oder Naphtha
(Steinöl) erhitzt. Dieß geschieht in einer Destillirblase, damit die entweichenden
Dämpfe verdichtet werden können; in derselben wird eine Vorrichtung angebracht,
durch welche die Masse
während der Erhitzung umgerührt werden kann. Der vulcanisirte Kautschuk löst sich
bei dieser Behandlung auf und man erhält eine Flüssigkeit die zum Wasserdichtmachen
von Zeugen etc. benutzt werden kann. (Repertory of
Patent-Inventions, Juni 1857, S. 487, durch das polytechn.
Centralblatt, 1857 S. 1039.)
Ausscheidung des Klebers aus der Stärke.
Um die im Handel so häufig vorkommende unreine Weizenflärke von dem noch in sich
haltenden Kleber zu befreien, gibt es verschiedene Mittel, z.B. durch Behandlung mit
verdünnten Mineralsäuren (Salzsäure) aus leichten kalischen Laugen (Soda), bei
welcher Anwendung man jedoch Gefahr läuft, wenn die Säuremischungen zu stark
genommen werden, daß die Stärke verdorben und unbrauchbar wird.
Sicherer, einfacher, und wenig kostspielig ist nachstehendes Verfahren:
Die kleberhaltige Stärke wird in warmem, circa 25°
R. haltendem, nur nicht zu heißem oder gar kochendem Wasser aufgelöst, und die
Lösung, welche wie dünner Brei seyn muß, tüchtig durchgerührt, und die Kufe sodann
mit einem Deckel gut verschlossen, damit die Wärme beisammen gehalten wird.
Alle Tage wird die sich setzende Masse zweimal aufgerührt und so 4 bis 6 Tage
fortgefahren, bis die erforderliche saure Gährung eingeleitet ist, und der Brei
essigsauer schmeckt.
Die sich bildende verdünnte Essigsäure löst den noch vorhandenen Kleber auf.
Nun läßt man sich die Stärke vollständig absetzen, zapft das über ihr stehende saure
Wasser ab, rührt sie mit frischem reinem Wasser an, siebt die Flüssigkeit durch ein
feines Metallsieb, und wiederholt das Auswaschen mit frischem Wasser, so oft, bis
die Flüssigkeit allen säuerlichen Geschmack verloren hat. Hat sich die Stärke nach
dem letzten Abwässern gänzlich auf dem Boden der Kufe gesetzt, so wird das darüber
stehende Wasser abgezapft, die Stärke in mit Leinwand ausgeschlagenen Körben gefaßt,
dann ablaufen gelassen, in Stücke gebrochen und bei gutem Luftzug getrocknet. (Allg.
deutsch. Telegraph, 1857, Nr. 22.)
Dr. Carl Stammer's Wandtafeln
für den Unterricht in der Chemie und chemischen Technologie.
Für den Unterricht in der Chemie und chemischen Technologie ist es fast unmöglich,
eine vollständige Modellsammlung anzulegen, daher der Lehrer in der Regel darauf
angewiesen ist, die erforderlichen, oft schwierig auszuführenden Abbildungen auf die
Tafel zu entwerfen; dieß ist aber, selbst bei großer Tüchtigkeit im Zeichnen, eine
mühevolle und äußerst zeitraubende Arbeit, so daß bis jetzt nur das Auskunftsmittel
übrig blieb, entweder kleine, in Büchern enthaltene Zeichnungen vorzulegen, oder
sich mit flüchtigen Entwürfen zu begnügen. Um diesem Uebelstand abzuhelfen,
erscheinen von Hrn. Dr. C. Stammer (im Verlage von Fr. Bassermann in
Mannheim) Tafeln, welche während der Erklärung der verschiedenen Processe in den
Hörsälen und Schulzimmern aufgehängt werden sollen, dieselben sind – in
einfacher lithographischer Ausführung, ohne Anwendung von Farben –
hinreichend groß und deutlich zu dieser Bestimmung hergestellt. Die bis jetzt
ausgegebenen fünf Tafeln mit den nöthigen Angaben und Bezeichnungen (Imperialfolio
in Mappe, Preis 2 fl. 40 kr. rhein.) betreffen das Schwefelchlorür, das Wismuth und
Kupfer, das Bleiweiß (französisches Verfahren), den Borax und die künstlichen
Mineralwasser.