Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 145, Jahrgang 1857, Nr. , S. 461 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Wasch- und Badeanstalten; von Prof. L. Förster.
Von der zu allen Zeiten und aller Orten anerkannten Wahrheit ausgehend, daß die
Pflege der Reinlichkeit die Hauptquelle zur Erzielung
eines erfreulichen Gesundheitszustandes und zugleich eine der Haupttugenden des MenschenMenschrn sey, haben in neuerer Zeit Menschenfreunde, die sich mit der Verbesserung
der socialen Zustände beschäftigen und als ein wichtiges Moment dafür die
Verbesserung der Sitten und physischen Lage der arbeitenden Classe erkennen, solche
öffentliche Bade- und Waschanstalten errichtet, wo um so wenig Geld, als
selbst der Arme aufzubringen im Stande ist, alle erforderlichen und einladenden
Bequemlichkeiten dargeboten sind, um in jeder Jahreszeit baden und die Leibeswäsche
reinigen zu können.
Die erste Anstalt dieser Art wurde in Liverpool errichtet und im Mai 1842 eröffnet.
Hierauf bildete sich in London ein „Centralverein für Beförderung
öffentlicher Wasch- und Badeanstalten,“ welcher mehrere solche
Anlagen ins Leben rief, und bald besaß deren jede größere Stadt Englands, wo sie
fast von allen Classen der Einwohner benützt und als ein unentbehrliches Bedürfniß
anerkannt werden. Zunächst sind einige Städte in Belgien, dann Wien, Paris und
Berlin dem Beispiele gefolgt, und alle die bisher errichteten Wasch- und
Badeanstalten sind ziemlich genau nach den bewährten Einrichtungen der Londoner
erbaut.
Indem ich eine Erklärung derselben zu geben beabsichtige, muß ich bedauern, auf die
hier (in Wien) in der Leopoldstadt nach meinen eigenen Plänen erbaute Wasch-
und Badeanstalt nicht hinweisen zu könnenMan vergl. darüber polytechn. Journal Bd.
CXXXVI S. 97., weil sie aus sehr beklagenswerthen Gründen nur zum Theil eingerichtet ist.
Ich beschränke mich daher auf eine Beschreibung der im Februar 1856 eröffneten
Bade- und Waschanstalt in Berlin, die, obgleich vorzugsweise in der Absicht
gegründet, einem ungetheilt als nothwendig erkannten Bedürfnisse zur Förderung des
allgemeinen Wohles zu genügen, nebst der Erreichung dieses Zweckes zugleich eine so
gute und gesicherte Rente abwirft, daß die Unternehmer hierdurch veranlaßt wurden,
mit bedeutenden Geldmitteln ausgerüstet, den Bau von noch sechs andern solchen Anstalten zu beschließen, wovon eine in größerer
Ausdehnung bereits im Baue ist.
Die Berliner Bade- und Waschanstalt ist in der Mitte eines Gartens von circa 1 1/4 Joch Area,
welcher den Unternehmern 16000 Thaler gekostet hat, errichtet; nimmt einen
Flächenraum von 233 Quadratklafter ein, und enthält an 4 Eingängen 2 Cassen und
Wartezimmer, ein Vollbad, 22 Fuß breit und 36 Fuß lang, mit Ankleidezimmern, 2 Säle
für Wannenbäder, 10 erster und 14 zweiter Classe für Männer und 6 für Frauen; einen
Waschraum erster Classe für 12 Parteien, einen zweiter Classe für 24 Parteien, ein Plättzimmer,
eine Maschinenmange und das Kesselhaus; im ersten Stock die Wohnung des Inspectors.
Die Ausführung dieses Baues war dem eben so geschickten Architekten als
thatkräftigen Baudirector Berlins, Hrn. Scabell
anvertraut und derselbe ist zugleich einer der drei Directoren der Unternehmung. Ein
zweiter Director ist Bankier und ein dritter Advocat.
Man ging gleich anfänglich von der Ansicht aus, „die zu erbauende Anstalt
in allen ihren Theilen und bis auf die kleinsten Details auf das möglich
Vollkommenste einzurichten, da das wirklich Solide im ferneren Verlaufe auch
zugleich das Billigste ist. Man glaubte auch die Zierlichkeit im Innern und
Aeußern des Gebäudes eher befördern als vermeiden zu müssen, um zu zeigen, daß
die Gründer des Unternehmens sich nicht aus Speculation, sondern vorzugsweise
aus Interesse für das allgemeine Wohl vereinigt haben, insbesondere aber auch um
die Erwartungen des Publicums nicht bloß zu erfüllen, sondern um eine
Musteranstalt zu errichten, und so dem wohlthätigen Zwecke möglichst schnell
Anerkennung zu verschaffen.“ Die Unternehmer haben Wort gehalten.
Das Gebäude, in freundlicher Umgebung von Baum- und Blumenpflanzungen, im
Rohbau mit Portlandcement gemauert und mit blauglasirten Ziegeln und Terracotten
verziert, ist im Innern bei Vermeidung alles irgend entbehrlichen Holzwerkes mit
Materialien ausgestattet, die durch Nässe wenig Schaden leiden und mit geringer Mühe
immer vollkommen rein erhalten werden können. Die Dachconstructionen sind von Eisen
mit Schiefertafeln gedeckt, und das Schwimmbassin mit glassirten Kacheln belegt; zu
den Fußböden sind 1 bis 1 1/2 zöllige, zu den Wänden und Thüren aber 1/2 und 3/4
zöllige Schieferplatten bis zu 7 Fuß Länge und 4 Fuß Breite verwendet; der Schiefer
zu den Wänden und Thüren im Männerbade erster Classe und im Frauenbade ist
weißlichgrün emaillirt, dagegen zu den Bädern zweiter
Classe mit Oelfarbe grünlichweiß angestrichen, zu den Zellenwänden der Waschräume
bloß geölt. – Das Füllen und Entleeren der Badewannen geschieht in einer
einzigen am Boden befindlichen Oeffnung, wodurch die aus gebranntem Thone
verfertigten und innen weiß glasirten Wannen sich sehr gut conserviren. Die übrigen
Einrichtungen der Badezellen sind dem Ganzen entsprechend elegant und bequem.
Die Waschanstalt hat zwischen den Waschzellen erster und
zweiter Classe die Trockenkammern, welche aus Eisen und
Ziegeln construirt sind. Die Trockenständer sind von galvanisirtem Eisen und nur
nach vorne mit Holz verkleidet. Die Heizung der Trockenkammer geschieht durch einen
eigenen Ofen, der seine Wärme in einer in der ganzen Länge der Kammer hin-
und hergehenden eisernen Röhre absetzt, und unter welchem mehrere Luftzüge
ausmünden. Die Dämpfe, welche beim Trocknen der Wäsche sich entwickeln, ziehen
zwischen zwei mit Ziegeln gewölbten, unmittelbar über dem Trockenständer
befindlichen Decken durch einen niederen Schornstein ab, indem die untere Decke mit
mehreren kleinen Oeffnungen durchbrochen ist. Die Hydroextracteure werden bloß mit
der Hand getrieben. Die Waschzellen erster und zweiter Classe unterscheiden sich
dadurch, daß die ersteren doppelt so breit als die zweiten sind, und eine besondere
Wanne zum Spülen der Wäsche enthalten.
Das Plätten der Wäsche ist bloß mit massiven gußeisernen Bügeleisen gestattet, welche
auf einem eisernen eigens zu heizenden Ofen, meistens aber mittelst Gases, gehitzt
werden. Das Wasser zum Baden und Waschen wird von den neuen Wasserwerken zugeführt,
der Dampf zum Wärmen des Wassers wird in drei Kesseln erzeugt.
Gleich nach Eröffnung der Anstalt, deren Errichtung zwei Jahre und 82,000 Thaler in
Anspruch genommen hat, wurde sie dem Publicum zur unentgeldlichen Benützung
überlassen; da aber der Zudrang zu groß war, so konnte sofort der Tarif für die Waschanstalt von resp. 1 und 2 Groschen für die
erste Stunde, 1 1/2 resp. 2 Gr. für die zweite Stunde, dagegen 1 resp. 2 Groschen
für jede halbe Stunde der längeren Benützung; für die Badeanstalt von 1 Gr. für ein kaltes Schwimmbad, 2 Gr.
für ein warmes Schwimmbad, 2 Gr. für ein kaltes Männerwannenbad II. Classe, 3 Gr.
für ein warmes Männerwannenbad I. Cl. oder ein kaltes Männerwannenbad I. Cl., 4 Gr.
für ein warmes Männerwannenbad I. Cl. und 2 1/2 Gr. für ein Frauenwannenbad geltend
gemacht werden.
Bei so niederen Preisen, aber auch bei der strengen Festhaltung der Ordnung des
Aufsichtspersonals und der Parteien, welche vorzüglich Hr. Scabell handhabt, war es möglich, schon während des 2 2/3 monatlichen
Betriebes einen Reinertrag von 7 1/2 Procent des Anlagecapitals nachzuweisen und 6
3/4 Proc. als Dividende zu vertheilen. Gegenwärtig ist der Betrieb so lebhaft, daß
die Waschzellen auch in der Nacht in Anspruch genommen sind, und eine Dividende von
mehr als 8 Proc. zu erwarten steht. (Zeitschrift des österreichischen
Ingenieurvereins, 1857 Nr. 9 und 10.)
Ueber Reduction des Silbers.
Wiggin hatte öfters Gelegenheit, von Photographen
Silberlösungen zu kaufen. Als die vortheilhafteste Methode, um das metallische
Silber daraus zu reduciren, hat sich ihm folgende erwiesen: man schlägt zunächst
alles Silber, mittelst Kochsalzsolution, als Chlorsilber nieder, wäscht den
Niederschlag aus und läßt ihn dann sieden mit einer Lösung von 1 Theil Kalihydrat in
2 Theilen Wasser. Man läßt 5 Minuten sieden und fügt dann zu dem noch siedenden
Gemisch 1 Theil Syrup, nach und nach unter beständigem Umrühren. Es entsteht dann
ein lebhaftes Aufbrausen und das schwarze, in der Kalilösung suspendirte Pulver
schlägt sich unmittelbar darauf als metallisches Silber nieder. (Aus Journal de Pharmacie, durch Archiv der Pharmacie Bd.
CXLI S. 168.)
Ueber künstliche Darstellung farbloser Saphirkrystalle; von A.
Gaudin.
Der Genannte, der bekanntlich vor mehreren Jahren die Darstellung künstlicher Rubine
lehrte (polytechn. Journal Bd. CVIII S. 444)
hat auf folgende Weise die Thonerde zum Krystallisiren
gebracht. In einen mit Kienruß ausgefütterten gewöhnlichen Tiegel, bringt man
gleiche Theile Alaun und schwefelsaures Kali und setzt nun den Tiegel eine
Viertelstunde lang dem heftigsten Feuer der Schmiedeesse aus. Man findet dann die
Höhlungen mit isolirten bis 1 Millimeter langen und 1/3 Millimeter dicken Krystallen
reiner Thonerde ausgekleidet. Diese sind von der vollkommensten Klarheit, härter als
der natürliche Rubin. Die Krystallisation der Thonerde wird hierbei durch das
Schwefelkalium ermöglicht, das sich in dem Kohlentiegel aus dem schwefelsauren Kali
bildet und als Lösungsmittel wirkt. Man kann statt des schwefelsauren Kalis auch
gleich von vornherein Schwefelkalium nehmen. (Aus Comptes
rendus, durch das chemische Centralblatt, 1857 S. 480.)
Magnesia-Bicarbonat als Arzneimittel.
Eine Lösung von Bittererde-Bicarbonat, durch Schütteln von Magnesia alba mit kohlensäurehaltigem Wasser
dargestellt, wird jetzt in England unter der Benennung Fluid
magnesia ziemlich allgemein angewendet; sie enthält beiläufig 1 1/2 bis 2
Proc. einfach-kohlensaure Bittererde und bildet eine klare, farblose
Flüssigkeit von bitterlichem Geschmack. Bei verschiedenen Kinderkrankheiten ist sie
ein sehr zu empfehlendes Arzneimittel.
Die in London bisher fabricirte Fluid magnesia hatte
jedoch den Nachtheil, nach kurzem Stehen einen weißen,
blätterig-krystallinischen Absatz von dreifach-gewässerter
einfach-kohlensaurer Bittererde zu bilden, wodurch natürlich der Gehalt der
Lösung an Bittererde eine Veränderung erleidet und ihre Wirkung folglich unsicher
wird. Um diesem Fehler abzuhelfen, habe ich versucht, die mit der Bittererdelösung
zu füllenden Flaschen vorher mit reinem Kohlensäuregas zu füllen und dann erst die
Lösung einzugießen, um möglichst wenig Luft mit ihr in Berührung zu bringen. Auf
diese Weise erhielt ich eine Flüssigkeit, welche selbst nach langem Stehen in einer
verschlossenen Flasche nicht die geringste Abscheidung von kohlensaurer Bittererde
zeigte. Da jeder
Zutritt von Luft eine Veränderung derselben hervorbringt, so muß man sie nach
jedesmaligem Gebrauch wieder gut verschließen.
Heinrich v. Sicherer.
Eine neue Anwendung des Gypses.
Durch einen Stereotypisten in der Staatsdruckerei zu Wien ist die Beobachtung
gemacht, daß sich Gypsplatten bei öfterem Auswaschen mit Wasser, noch mehr aber bei
der Behandlung mit Weingeist, in gleichmäßigem Grade zusammenziehen. Er machte davon eine Anwendung. Diese
besteht darin, daß er durch Verkleinerung der Gypsfläche, nach wiederholtem
Abklatschen derselben in leichtflüssigem Metall und erneuertem Abgießen in Gyps und
Behandeln mit Weingeist, in beliebig zu bestimmendem Verhältniß sowohl Drucksachen
in verschiedener Größe des Formats und der Lettern, als auch Xylographien
mannichfach reducirt darstellt. Auf diese Weise sind z.B. Napoleonsmedaillons in
zwölffacher Abstufung von etwa 3 Zoll bis auf 1 Zoll Durchmesser reducirt
dargestellt, deren Bild auch bei der größten Verkleinerung ganz die frühere Schärfe
und Vollständigkeit zeigt. (Deutscher Telegraph, 1857, Nr. 32.)
Bereitung der Gallussäure; von F. Steer in Kaschau.
Das von dem Genannten mitgetheilte Verfahren ist im Wesentlichen eine Combination der
von Scheele und von Braconnot
angegebenen Bereitungsarten. Von den besten schwarzen türkischen Galläpfeln werden
100 Pfund möglichst klein gestoßen, mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührt, 10
Tage unter oftmaligem Umrühren und Ersetzen des jedesmal eingesogenen Wassers stehen
gelassen, und gegen das Ende so viel Wasser zugegossen, bis nach ruhigem Absetzen 3
Zoll Flüssiges oben sich befindet. Man decantirt die darüber stehende Flüssigkeit
und sammelt sie. Der zurückgebliebene Brei wird in ein Holzgefäß gethan, welches zur
Extraction mittelst der Wasserverdrängung zugerichtet ist und alles Lösliche
extrahirt.
Sämmtliche Auszüge gießt man zusammen läßt sie vollkommen sedimentiren, decantirt und
colirt dieselben in größere Steingutschalen, welche im Winter in die Nähe eines
warmen Stubenofens, im Sommer aber auf luftige Böden leicht bedeckt hingestellt
werden; man läßt sie so lange ruhig stehen, bis sich alle Gallussäure ausgeschieden
hat, wozu 3 bis 4 Monate erforderlich sind. Man gießt die Mutterlauge ab, spült die
gelbrothe, in durchsichtigen Würfeln krystallisirte Gallussäure einigemal mit
destillirtem Wasser ab und trocknet sie. Man erhält aus obiger Menge gewöhnlich 24
Pfd. Gallussäure.
Bevor diese Säure gebleicht werden soll, muß sie zuerst von den flockigen harzigen
Theilen, die sonst das Filter verstopfen würden, genau befreit werden. Man löst die
Säure in siedendem destillirtem Wasser auf, läßt warm sedimentiren und decantirt in
einen anderen Glaskolben, gibt gereinigte Blutkohle zu, erhitzt neuerdings und
filtrirt durch weißes eisenfreies Filtrirpapier in der Wärme. Das Filtrat erhitzt
man neuerdings, gießt dasselbe in die früher erwärmte Krystallisationsschale und
läßt es gut bedeckt 24 Stunden ruhig stehen. Der ausgestürzte Krystallkuchen muß
sogleich in weißes Filtrirpapier emballirt werden, denn sonst werden die nassen
Krystallspitzen von den in der Luft schwebenden eisenhaltigen Staubtheilchen
schwarz; später theilt sich die Schwärze bis zum Grunde derselben mit, was übrigens
eine auffallend schöne Erscheinung gibt. (Sitzungsberichte der Akademie der
Wissenschaften zu Wien, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe, Bd. XXII
S. 249.)
Ueber die Verwendung des rectificirten Harzöls; von Dr. Emil Winckler in
Offenbach.
In der neueren Zeit wird das rectificirte Harzöl von den Seilern immer mehr angekauft
und verwendet. Sie benutzen dasselbe vorzüglich zur Bereitung der sogenannten
Seilerwagenschmiere, die aus Talg, Harzöl und Leinöl besteht, mit großem Vortheil,
ohne daß dabei ihr jetziges Präparat dem früheren nachsteht. Natürlich wird dabei an
dem im Preise stets hochgehaltenen Leinöl gespart; ihre Abnehmer erhalten die ganz
gleiche Waare wie früher, und dabei zu einem billigeren Preise.
Wie ich mich indeß selbst überzeugt habe, bekommen die Seiler aus manchen Fabriken,
wer weiß aus was für Gründen, für vieles Geld eine sehr schlechte Waare und sind
deßhalb sehr viele Klagen bereits ausgesprochen worden. Die Seiler müssen deßhalb
sehr darauf bedacht seyn, daß sie von dem weingelben, dünnflüssigen, rectificirten
Harzöl (per Centner Zoll-Gewicht 10 1/2 bis 11
fl.) erhalten; es muß klar seyn und darf nicht harzen. Rohes Harzöl läßt sich wohl
auch verwenden, allein nicht mit demselben Vortheil, wie das rectificirte. Auch ist
der Geruch desselben viel unangenehmer und die Käufer erkennen die Schmiere als
unächte auf der Stelle.
Bei der Bereitung der sogenannten Seiler-Wagenschmiere nehmen die Seiler die
Hälfte Leinöl und die Hälfte rectificirtes Harzöl. Diese Schmiere ist sehr schön
hellgelb, etwas feinkörnig, butterartig, von nicht unangenehmem Geruch und harzt
nicht im Geringsten.
Auch das englische Patentwagenfett, blau, braun, gelb,
grün und schwarz, findet jetzt immer mehr Anwendung, ja es würde fast nur allein
noch verkauft werden können, wenn die Käufer nur immer Waare von gleicher Güte
erhielten; woran die Ungleichheit des Präparats liegt, ist längst erkannt, indeß ist
es eine Kleinigkeit für den Geübteren bei richtiger Beobachtung ein stets
gleichmäßiges, dem Zweck entsprechendes Präparat zu erhalten. (Gewerbeblatt für das
Großh. Hessen, 1857 S. 226.)
Ueber Reinigung des Benzols; von Schauffele.
Die Anwendungen des Benzols werden alle Tage mannichfacher; die Industrie hat sich
dessen bemächtigt, um die Lösung der fetten Substanzen, der Harze, des Kautschuks
und der Gutta-percha zur Firnißbereitung leicht zu bewerkstelligen Man weiß,
wie ausgezeichnet es ist, um die Fettflecken aus den feinsten Stoffen zu entfernen;
jede Hausfrau sollte stets ein Glas mit Benzol vorräthig haben.
Die Darstellung des Benzols ist nicht complicirt; frisch destillirt, ist es
vollkommen farblos und klar, allein häufig färbt es sich unter dem Einfluß der Luft
und des Lichtes sehr rasch braun und eignet sich dann nicht mehr zu den genannten
Zwecken.
Um diese Färbung zu entfernen, wendet Schauffele folgende
Mittel an: Auf 1 Liter Benzol nimmt er 100 Grm. käufliche Schwefelsäure und
schüttelt von Zeit zu Zeit, 2 bis 3 Stunden lang, stark um. Darauf läßt man
absetzen, decantirt das Benzol und schüttelt aufs neue mit 100 Grm. Schwefelsäure.
Sobald die Trennung der beiden Flüssigkeiten beendigt ist, decantirt man die stark
gefärbte Benzolschicht, welche auf der Säure schwimmt, und schüttelt mit 40 bis 50
Grm. trockener Potasche. Es bildet sich schwefelsaures Kali und das Benzol entfärbt
sich vollständig. Man überzeugt sich, ob es neutral ist, und filtrirt durch das
Papier. Das so gereinigte Benzol färbt sich nicht wieder durch den Einfluß der Luft
und des Lichtes. (Aus Journal de Pharm. d'Anvers, durch
Archiv der Pharmacie Bd. CXLI S. 188.)
Ueber den gepreßten Torf; von Bauschinger.
Seit Kurzem ist zu Haspelmoor, das, inmitten eines reichen Torfgrundes, zwischen
München und Augsburg an der Eisenbahn gelegen ist, eine Torfpreßmaschine
aufgestellt, die sich Operpostrath v. Exter patentiren
ließ, und die den Zweck hat, den in der gewöhnlichen Weise und in dem gewöhnlichen
Zustand gestochenen Torf auf ein kleines Volumen zusammenzupressen und dadurch zu
gleicher Zeit seine Dichtigkeit zu vergrößern. Diese Maschine besteht im
Wesentlichen aus zwei Theilen. Der eine davon hat die Aufgabe, den Torf aus den
Stichgruben in das Fabrikgebäude mittelst Wägen, die an Seilen gezogen werden, zu
schaffen und denselben zu mahlen. Er wird durch eine
Dampfmaschine von 40 Pferdekräften getrieben. Der gemahlene Torf wird zunächst
getrocknet und gelangt alsdann in den zweiten Theil der Maschine, in die eigentliche
Presse. Dieß ist eine Excentricpresse, die wieder durch eine eigene Dampfmaschine
von 15 Pferdekräften in Thätigkeit gesetzt wird. Der gemahlene und getrocknete Torf
wird durch eine Vorrichtung in die viereckige Preßröhre geschüttet und hier durch
den Preßkolben, der oben durch die Excentric in Bewegung gesetzt wird,
zusammengepreßt. Er erhält dadurch die Form und das Aussehen von kleinen Tafeln aus
einer sehr compacten, fast glänzenden Masse. Diese Tafeln haben die Quadratform von
3 Zoll Seite; ihre Dicke beträgt 1/2 Zoll; auf beiden Seiten tragen sie den
Buchstaben E. Ein Stück wiegt circa 1/2 Pfd. Die Maschine fertigt davon 30 Cntr. in der Stunde.
Der gepreßte Torf hat ein größeres spec. Gewicht als Steinkohlen. Ein Stück desselben
in gewöhnliches Ofenfeuer geworfen, brennt wie Kien. Unter den vielen Vorzügen, die
er vor dem gewöhnlichen Torf hat, ist gewiß der Hauptvorzug der, daß er durch seine
größere Dichtigkeit eine größere Hitze zu entwickeln im Stande ist. Ich möchte
sagen, er verhält sich in dieser Hinsicht zum gewöhnlichen Torf, wie Holz zu
Hobelspänen. Ob seine Heizkraft größer oder kleiner ist als die der Steinkohlen, ist
durch Versuche noch nicht entschieden; wahrscheinlich ist sie nicht viel geringer, und in diesem Fall hat er den bedeutenden
Vorzug vor diesen, daß er fast frei von den bei der Eisenfabrication sowohl, wie bei
der Kesselfeuerung (namentlich bei Locomotiven) so schädlichen mineralischen
Beimischungen (Schwefel, Phosphor u.s.w.) ist.
Bei der großen Rolle, welche das Brennmaterial beim Hohofenbetrieb spielt, mußte man
alsbald daran denken, den gepreßten Torf auch auf seine Anwendbarkeit hiezu zu
untersuchen. Die Versuche, die bereits darüber angestellt worden, sind, so viel mir
bekannt geworden, sämmtlich günstig für ihn ausgefallen.
Zur Dampfkesselheizung, namentlich bei Locomotiven, ist er ebenfalls ein vorzügliches
Material, und bei den damit auf den bayerischen Bahnen angestellten Versuchen hat er
sich so glänzend bewährt, daß er auf allen diesen Bahnen zur Locomotivheizung
eingeführt werden soll. Dadurch, daß er eine größere Hitze entwickelt, findet bei
ihm zu gleicher Zeit eine vollständigere Verbrennung als beim gewöhnlichen Torf
statt, was natürlich eine Kostenersparniß zur Folge hat; auch dürfte er sich, wie
ich glaube, aus diesem Grunde zur Ofenfeuerung besser empfehlen als dieser. Denn
wenn die lästige und starke Rauchentwickelung bei dem gewöhnlichen Torf, wie mir
scheint, von der fortwährenden Abkühlung des Brennmaterials durch die durch dasselbe
hindurchstreichende kalte Luft herrührt, so ist dieß gerade bei dem gepreßten Torf,
wie bei jedem anderen compacteren Brennmaterial nicht der Fall. Versuche darüber
sind meines Wissens nicht angestellt worden.
Der gepreßte Torf kommt in Haspelmoor auf 16 kr. per
Centner zu stehen. Die Fracht für eine Ladung eines vierrädrigen Eisenbahnwagens, 80
Zollcentner, kostet per Bahnstunde 20 kr. (Fürther
Gewerbezeitung, 1857 S. 55.)
Composition zum Einfetten der Streichwolle vor dem Krempeln;
von John Lord zu Rochdale in Lancashire.
Die Streichwolle muß vor dem Krempeln bekanntlich eingefettet werden, um ihr
Geschmeidigkeit und Schlüpfrigkeit zu ertheilen; dieß geschieht gewöhnlich mit Baumöl, welches mit
einer Gießkanne oder mittelst einer Maschine aus die ausgebreitete Wolle gesprengt
wird. Der Genannte hat folgendes Surrogat derselben in der Praxis bewahrt gefunden:
2 4/5 Pfd. Baumöl werden mit 7 1/2 Pfd. Wasser gemischt, worin vorher 8 Loth
krystallisirte Soda aufgelöst worden sind; man mischt beide in kaltem Zustande durch
hinreichendes Umrühren oder Schütteln innig mit einander. – Patentirt am 19.
November 1856. (Repertory of Patent-Inventions,
August 1857, S. 127.)
Anwendung von Salzen beim Färben der Baumwolle mit Blauholz
etc.; von Fr. Gatty.
Fr. Albert Gatty zu Accrington in Lancashire ließ sich am
50. Octbr. 1856 die Anwendung von Natronsalpeter, Glaubersalz, Kochsalz, Bittersalz,
Gyps und Chlorcalcium beim Färben von Baumwolle mit Blauholz, Quercitronrinde,
Japanholz, Nicaragua-Rothholz, Limaholz und anderen derartigen Farbhölzern
patentiren. 1 Pfund von einem dieser Salze (oder eines Gemenges von zweien oder
mehreren derselben), in die Färbekufe mit 15 Pfd. von einem der genannten
Färbematerialien gebracht, erzeugt ein gutes Resultat; man kann jedoch von den
Salzen mehr anwenden, da ein Ueberschuß derselben keine nachtheilige Wirkung
hervorbringt. Anstatt die Salze mit dem Färbeholz in der Färbekufe zu mischen, kann
man sie jenem vorher beimengen. Der Färbeproceß wird in gewöhnlicher Weise
ausgeführt. (London Journal of arts, August. 1857, S.
92.)
Verfahren, die Gerbsäure aus den Lederabfallen auszuziehen und
letztere für die Fabrication des Leimes zuzurichten; von M. John Johnson in London.
So lange die Gerbsäure mit der Gallerte in dem Leder verbunden ist, eignet sich
letzteres nicht zur Bereitung des Leims, weil ihm die Eigenschaft abgeht, sich im
Wasser aufzulösen, auch können die Lederabfälle, ungeachtet ihres Reichthums an
befruchtenden Stoffen, nicht zu Dünger verwendet werden, indem deren Zersetzung
durch die Einwirkung der Hitze und Feuchtigkeit nicht schnell genug erfolgt. Um nun
den Gerbstoff oder die Gerbsäure aus dem Leder auszuziehen und letzteres auf seinen
primitiven Zustand zurückzuführen oder in sogenanntes rohes Leder zu verwandeln,
verfährt man in folgender Weise: nachdem man zuerst das Leder in kleine Stücke
zerschnitten hat, wird es gewaschen, um die fremdartigen Körper, sowie einen Theil
der färbenden Materien zu entfernen. Alsdann kommt es in einen Kessel oder eine
Kufe, wo es mittelst eines caustischen Alkalis (Ammoniak, Kali oder Natron) zum
Sieden gebracht wird. Die caustische Soda verdient hiebei ihrer Billigkeit wegen den
Vorzug; ihr specifisches Gewicht muß gegen 1,025 betragen, und es bleibt das Leder
so lange in der Lösung, bis der Gerbstoff möglichst ausgezogen ist (6–12
Stunden). Hierauf preßt man das Leder, um soviel als möglich Flüssigkeit
auszuscheiden, welcher Zweck jedoch eben so gut durch einen Hydroextracteur mit
Centrifugalkraft erreicht werden kann. Die so gewonnene Flüssigkeit wird hernach mit
Schwefel-, Salz- oder Essigsäure versetzt, wodurch der Gerbstoff frei
gemacht und demselben die Fähigkeit verliehen wird, sich rasch mit der Gallerte zu
vereinigen, wenn man ihn zum Gerben einer neuen Haut verwenden will; er eignet sich
übrigens auch zur Färberei, sowie zu allen anderen Verrichtungen, bei welchen man
sich in der Regel des Gerbstoffes bedient. Wenn auf die eben beschriebene Weise der
größte Theil der Gerbsäure entfernt worden ist, so muß, bevor zur Fabrication des
Leimes geschritten wird, das Leder wiederholt der Einwirkung einer Auslösung von
caustischer Soda oder einem anderen Alkali von dem erwähnten spec. Gewichte
ausgesetzt werden, um die völlige Extraction des Gerbstoffes zu bewerkstelligen.
Nach gänzlicher Beseitigung der Gerbsäure müssen die Lederabfälle behufs der
Absonderung aller
Ueberreste der Soda in reinem Wasser gewaschen und wenn dieß gehörig geschehen, 24
Stunden lang in mit Wasser verdünnter Säure gekocht werden, damit die färbenden und
erdigen Bestandtheile sich ausscheiden. Um die Spuren, welche die Säure allenfalls
zurücklassen könnte, zu neutralisiren, weicht man die Lederabfälle in einer
schwachen Auflösung von krystallisirter Soda, worauf nach nochmaliger tüchtiger
Waschung mit der Verarbeitung derselben zu Leim durch das gewöhnliche Verfahren des
Siedens und Trocknens vorgegangen werden kann. Der nach der Extraction des Leims
verbleibende Rückstand läßt sich als Dünger benützen.
Sehr wichtig ist, daß die Gerbsäure gänzlich aus dem Leder
in der oben beschriebenen Weise entfernt werde; denn wenn auch nur ein ganz kleiner
Theil des Gerbstoffes in Verbindung mit der Gallerte bleibt, so kann letztere durch
das Verfahren des Siedens nicht ausgezogen und in Leim verwandelt werden.
Der Nutzen von M. Johnson's Erfindung erstreckt sich nicht
allein auf die Ausziehung des Gerbstoffes oder der Gerbsäure aus Abfällen von Leder
und unbrauchbarem Schuhwerk, sondern es kann dasselbe Princip auch zur Darstellung
und Extraction der Gerbsäure überhaupt angewendet werden,
um dieselbe alsdann durch Verbindung mit einer anderen Substanz zum Transport im
trockenen Zustande, sowie zum Gebrauche in der Färberei, Gerberei und für andere
Zwecke geeignet zu machen. (Aus Armengaud's
Génie industriel, Januar 1857, durch Würzburger
Wochenschrift, Mai 1857.)
An die Photographen Deutschlands.
Angesichts des Aufschwungs, welchen die Photographie in England und Frankreich,
sowohl als Kunst, wie als ein Zweig der Naturwissenschaft genommen, erblicken wir
darin nur die segensreichen Folgen der Vereinigung tüchtiger Kräfte zu
Gesellschaften, und des hierdurch so wesentlich beförderten Austausches neuer Ideen
und Beobachtungen. In Deutschland besitzen wir so viele Vereine im Gebiete der
Künste und Wissenschaften, die überall ihre Zweckmäßigkeit und ihren Nutzen
bethätigen, mit Ausnahme der Photographie, welche doch als eine im raschesten
Fortschritt begriffene, vielseitig wirkende Kunst am meisten einer Centralisation
ihrer Kräfte, einer Vereinigung ihrer Jünger zum allgemeinen Zusammenwirken bedarf.
Die Vervollkommnung der Kunst, wie des Künstlers, kann durch eigennützige
Absonderung und Geheimnißkrämerei nur leiden; wer es daher aufrichtig mit der
Photographie meint, wird von den Unterzeichneten hiermit freundlichst eingeladen,
dem schon im Kleinen bestehenden Verein deutscher
Photographen beizutreten, dessen vornehmster Zweck in dem Austausch von
neuen verbessernden Ideen, praktischen Beobachtungen, sowie in der Mittheilung
eigener photographischer Erzeugnisse besteht. Zu diesem Behuf werden bloße
Correspondenzen bei größerer Betheiligung bald unzureichend seyn, und es steht daher
zu hoffen, daß sowohl ein besonderes periodisch erscheinendes Organ zu den
Mittheilungen gewählt, als auch jährliche Versammlungen, verbunden mit einer
Ausstellung photographischer Erzeugnisse, von Chemikalien, Apparaten und dergl.
constituirt werden. Die unterzeichneten Comité-Mitglieder werden
schriftliche frankirte Anmeldungen Gleichgesinnter gern entgegennehmen und nähere
Auskunft ertheilen.
Sobald dann eine größere Anzahl von Anmeldungen eingegangen ist, wird das Nähere in
dieser Zeitschrift bekannt gemacht werden.
Das provisorische Comité für die Gründung eines
allgemeinen deutschen Photographen-Vereins.
Dr. J. Schnauß
Eduard Liesegang
Julius Krüger
in
Jena. in
Elberfeld.
in Swinemünde.