Titel: | Ununterbrochen wirkender Dampf-Kochapparat für Papierfabrikanten etc. und Dampf-Waschrad, von Cranstoun, Young und Lowell in Berwickshire. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXI., S. 87 |
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XXI.
Ununterbrochen wirkender Dampf-Kochapparat
für Papierfabrikanten etc. und Dampf-Waschrad, von Cranstoun, Young und Lowell in Berwickshire.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Juli 1857, S.
85.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Cranstoun's ununterbrochen wirkender Dampf-Kochapparat für
Papierfabriken etc.
Die gewöhnlichen Kessel oder Kufen, welche man zum Kochen von Garn, Zeugen, Hadern
für die Papierfabrication etc. verwendet, sind im Allgemeinen zweierlei Art: die
einen sind oben offen, die anderen hingegen mit Deckeln versehen, welche jedoch
durch Dampf-Abzugsröhren mit der Atmosphäre in Verbindung stehen. Auf
letztere Classe von Kesseln ist unsere Vorrichtung anwendbar. In solchen Kesseln
wirkt der Dampf auf die Art, daß er die Flüssigkeit durch ein weites Rohr
hinauftreibt, von welchem aus sie sich über die Waare im Kessel ergießt, oder der
Dampf zieht unter einem durchlöcherten falschen Boden ein, steigt durch denselben
hinauf und durchzieht das Wasser oder die sonstige Flüssigkeit, so wie das zu
behandelnde Material, welche sich über dem falschen Boden befinden, wodurch der
Inhalt des Kessels zum Kochen kommt. Alle, auf diese Weise durch den Dampf
eingeführte Wärme steigt, nachdem die Flüssigkeit den Siedepunkt erreicht hat, in
Form von Dampf auf die Oberfläche, mit Ausnahme derjenigen, welche durch
Ausstrahlung der Kesselwände verloren geht. Bisher ließ man den auf diese Weise
durch den Inhalt des Kessels emporsteigenden Dampf durch das Dampfabzugsrohr in die
Atmosphäre entweichen; nach der vorliegenden Erfindung wird aber dieser Dampf weiter
benutzt.
Die Erfindung ist besonders da anwendbar, wo eine Reihe solcher Kochkessel
gleichzeitig benutzt wird; es werden alsdann die Kessel durch Röhren so miteinander
verbunden, daß der gewöhnlich unbenutzt entweichende Dampf des ersten Kessels
verwendet wird, um im zweiten Kessel das Sieden hervorzubringen. Der aus dem Inhalt des zweiten
Kessels sich entwickelnde Dampf wird dem dritten Kessel zugeführt, um dort die
Siebhitze hervorzubringen u.s.f. Aus dem letzten Kessel der im Betriebe stehenden
Reihe entweicht der Dampf nicht in die Atmosphäre, sondern er geht durch gewundene,
von Wasser umgebene Röhren, um sich zu condensiren, oder er geht direct in das
Wasser, welches zur Speisung der Kessel verwendet wird; dadurch erlangt das
Speisewasser eine höhere Temperatur, was ebenfalls eine Brennmaterialersparung
veranlaßt.
Bei einer Anordnung der Erfinder gehen von einer Verbindungsröhre, die sich über die
ganze Kesselreihe erstreckt, Zweigröhren ab, durch welche der Dampf in die
verschiedenen Kessel gelangt. Mit jener Röhre sind auch die Austrittsröhren
verbunden, durch welche der Dampf die Kessel verläßt. Jede Eintritts- und
jede Ausgangsröhre ist mit einem Hahn versehen, und an der Verbindungsröhre ist auch
ein Hahn zwischen der Ein- und Ausgangszweigröhre jedes Kessels angebracht.
Eine von dem Dampfkessel ausgehende Dampfröhre ist mittelst Zweigen, die mit Hähnen
versehen sind, mit jedem Eintritts-Zweigrohre, oder mit jedem Kessel
verbunden.
Bei dieser Einrichtung kann entweder die ganze Reihe der Kessel mit einander
verbunden und gleichzeitig im Betriebe seyn, oder es können einige davon abgesondert
und außer Betriebe seyn. Im ersteren Falle sind alle Hähne an der Verbindungsröhre
geschlossen, die Hähne an den Eingangs- und Ausgangszweigröhren aber
geöffnet; eben so sind alle Hähne, durch welche Dampf aus dem Generator
herbeiströmt, geschlossen, mit Ausnahme eines einzigen, welcher dem ersten Kessel
Dampf zuführt. Auf diese Weise wird im ersten Kessel Siedhitze erzeugt, und der
Dampf zieht aus diesem Kessel durch seine Ausgangsröhre, dann durch einen Theil der
Verbindungsröhre und hierauf durch die Eingangsröhre des zweiten Kessels in letztem
Kessel. Auf gleiche Weise gelangt der Dampf aus dem zweiten Kessel in den dritten
u.s.f. durch die ganze Reihe.
Wenn man findet, daß der aus irgend einem der Kessel ausströmende Dampf zu schwach
ist, um in dem folgenden Kessel gehörig wirken zu können, so wird der mit dem
Dampfkessel in Verbindung stehende Hahn jenes Kessels etwas geöffnet, um noch
frischen Dampf zuströmen zu lassen. Verschließt man die Eingangs – und
Ausgangsröhre an einem Kessel, und öffnet den Hahn am Verbindungsrohr, zwischen den
erwähnten Röhren, so wird dieser Kessel von den übrigen isolirt; der aus dem
vorhergehenden Kessel entweichende Dampf wird mittelst des Verbindungsrohrs über den
isolirten Kessel weg zum nächstfolgenden geführt. Eben so kann durch entsprechende
Adjustirung der Hähne welche zwischen dem Verbindungsrohr und dem Dampfkessel
communiciren, direct frischer Dampf in irgend einen von den Kesseln der Reihe
zugelassen werden.
Will man nach diesem Princip eine Anzahl von Dampf-Waschrädern betreiben (in
welche bekanntlich der Dampf eingeführt wird, um das Kochen des Inhalts zu
bewirken), also den Dampf aus einem Rade in das andere der Reihe nach leiten, so
müssen die Räder mit einer ähnlichen Anordnung von Röhren versehen seyn, wie sie
vorher beschrieben wurde.
Fig. 1 ist ein
äußerer Aufriß von vier solchen Kochkesseln, wie sie zum
Kochen der Materialien bei der Papierfabrication angewendet werden. Diese
vier Kessel gehören einer langen Reihe solcher Kessel an, von denen einer im
senkrechten Durchschnitt dargestellt ist;
Fig. 2 ist ein
Grundriß dieser vier Kessel.
Fig. 3 ist ein
Seitenaufriß von einem Paar Waschräder, welche ebenfalls
einen Theil von einer ganzen Reihe nach diesem Princip eingerichteter Waschräder
repräsentiren;
Fig. 4 ist ein
Querdurchschnitt von einem der Waschräder, woraus man die innere Einrichtung
ersteht;
Fig. 5 ist ein
Grundriß der Waschräder.
Fig. 6 ist
eine Seitenansicht der Anordnung zum Erwärmen von Wasser mittelst des überflüssigen
oder des entweichenden Dampfes, und
Fig. 7 ist ein
der Fig. 6
entsprechender Grundriß.
Die Kessel A, Fig. 1 und 2, sind mit einem
fortlaufenden Dampfrohr B versehen, mittelst dessen
ihnen der Dampf von dem Kessel zugeführt wird. C sind
Zweigröhren, welche das Rohr B mit den Eingangsröhren
D verbinden. Jede Zweigröhre C ist an ihrer Verbindung mit der Röhre D mit
einem Hahn versehen. Die Eingangsröhre D und die
Ausgangsröhre E sind Arme der fortlaufenden Röhre F und beiderseits mit Hähnen versehen, mittelst deren
die Verbindung mit den Kochkesseln hergestellt oder unterbrochen werden kann.
Die Eingangsröhre D wird in den Kessel bis unter dessen
Siebboden G hinabgeführt, durch dessen Löcher der Dampf
in die im Kessel enthaltene Flüssigkeit hinaufzieht. Wenn die Temperatur dieser
Flüssigkeit den Siedepunkt erreicht hat, so entwickelt sich von deren Oberfläche
Dampf, welcher durch die Ausgangsröhre E, längs der
Röhre F in die Eingangsröhre D des nächsten Kessels hinabzieht, dessen Flüssigkeit er ebenfalls
erwärmt, worauf er in den dritten Kessel der Reihe u.s.f. geht. Nachdem der Dampf
seine Leistung im letzten Kessel vollendet hat, gelangt er durch das Ausgangsrohr in
ein Schlangenrohr, welches in einem mit kaltem Wasser gefüllten Raum angebracht ist;
dieses Wasser wird zur Speisung der Kessel verwendet.
Die Kessel sind so angeordnet, daß man, wenn es erforderlich ist, einen oder mehrere
außer Betrieb setzen kann, indem man die an den Eintritts – und
Ausgangsröhren D, E befindlichen Hähne schließt.
– Falls der aus einem Kessel entweichende Dampf unzureichend ist, um den
Inhalt des folgenden Kessels zum Kochen zu bringen, so hilft man sich dadurch, daß
man den Hahn über jenem Kessel in der Zweigröhre C
theilweise öffnet, so daß ein Dampfstrom direct aus dem Generator herbeigelangen
kann, wodurch die Temperatur der Flüssigkeit rasch steigt.
Die Einrichtung des nach dem neuen Princip construirten Waschrades wird durch die
Figuren 3,
4 und 5 erläutert.
Jedes Rad hat eine liegende, hohle Welle H, welche durch
Stopfbüchsen, die zu beiden Seiten des Rades J
angebracht sind, geht' und sich in den Zapfenlagern I
dreht. Zu beiden Seiten des Rades J ist eine starke
gabelförmige Stütze K angebracht, welche sich auf der
Welle H dreht. Die eine Stütze ist mit einem Winkelrade
verbunden, welches in ein anderes greift und mittelst Wellen und weiterer Räderwerke
mit einer Dampfmaschine oder einem sonstigen Motor verbunden ist, der das Waschrad
umtreibt. Im Innern eines jeden Waschrades sind zwei Scheiben oder Scheider L parallel mit seinen Seiten angebracht, und jede ist
mit einer Anzahl von Löchern versehen, wie Fig. 4 zeigt. Diese Löcher
beginnen an der Peripherie der Scheider L und sind
radial nach dem Mittelpunkte derselben gerichtet. Der Dampf wird durch die
Eingangsröhre M (welche die ganze Reihe der Waschräder
entlang geht, parallel deren vordern Seite) in das Innere des ersten Rades der Reihe
geführt. Von dieser Einführungsröhre M gehen die
senkrechten Zweigröhren N ab, deren jede mit einem Hahn
versehen ist, mittelst dessen Dampf direct von dem Generator in eines von den Rädern
eingelassen werden kann. Die hohle Welle H ist mit der
äußern Dampfeinführungsröhre M durch eine Flantsche
verbunden, und im Innern des Rades läuft die hohle Welle in zwei Röhren O aus; diese Röhren gehen bis zum untern Theil des
Waschrades hinab, und zwar innerhalb des Raumes zwischen den Seitenwänden und den
Scheidern L. Die unteren Enden der Dampfröhren O sind verschlossen, aber der Dampf entweicht durch
zahlreiche Löcher in dem untern Theile dieser Röhre. Der
Dampfeinführungs-Canal in der hohlen Welle H geht
nicht ganz durch dieselbe, sondern ist gerade hinter der zweiten verticalen
Dampfröhre O abgesperrt. Dadurch wird der Dampf
verhindert zu dem Ausgangsrohr zu gelangen, ehe er seine Wärme an den Inhalt des
Waschrades abgegeben hat.
Der Dampf strömt aus dem Generator durch die Leitröhre M
in die Röhre N des ersten Waschrades, und durch die
hohle Welle H in die Röhren O hinab, von denen aus er in das Wasser oder die sonstige Flüssigkeit im
untern Theile des Waschrades gelangt. Das Wasser in dem Waschrade fließt durch die
Löcher in den Scheidern L und kommt auf diese Weise mit
dem durch die Löcher in den Röhren O ausströmenden
Dampfe in Berührung. Wenn die Temperatur der Flüssigkeit in dem ersten Waschrade,
durch die von dem Dampf mitgetheilte Wärme, bis zum Siedepunkt gestiegen ist, so
entwickelt sich Dampf von der Oberfläche der Flüssigkeit. Dieser Dampf dient zur
Erwärmung der Flüssigkeit in dem zweiten Waschrade, und so fort durch die ganze
Reihe dieser Räder.
Der so gebildete Dampf steigt in den obern Theil des Rades hinauf, strömt durch die
Löcher in den Abtheilungen oder den Scheidern L, und
entweicht durch die Ausgangsröhre P, deren unteres Ende
mit einem Hahn versehen ist, um das Condensationswasser abziehen zu können. Die
Ausgangsröhre P ist aufwärts geführt und unter einem
rechten Winkel gebogen; sie geht nämlich zwischen den Waschrädern durch und über
deren obern Theil; dann ist sie wieder unter rechtem Winkel gebogen, um sie in eine
parallele Richtung mit der vordern Seite des zweiten Waschrades zu bringen, an
welchem sie niederwärts geführt ist, um in dieses zweite Rad, bei der Verbindung der
senkrechten Dampfröhre N mit der hohlen Welle H, einzutreten. Auf diese Weise ist man im Stande eine
weitere Dampfmenge direct aus dem Generator in irgend eines von den Waschrädern
sammt dem aus dem vorhergehenden Rade einströmenden Dampfe gelangen zu lassen, indem
man den Dampfhahn an den Ausgangsröhren N, etwas öffnet.
Die beschriebene Anordnung der Röhren P ist bei allen
Waschrädern angebracht und jede dieser Röhren ist auch mit einem Hahn versehen,
damit man ihre Verbindung mit irgend einem von den Rädern nach Belieben absperren
kann. Die Ausgangsröhre P von dem letzten Rade der Reihe
geht in den Kaltwasserbehälter Q, Fig. 6 und 7, oder ist mit dem
Schlangenrohre R, in diesem Behälter verbunden.
Bezüglich der Leistungen des hier beschriebenen Systems,
können wir als praktisches Ergebniß mittheilen, daß in den Chrinside Bridge mills der HHrn. Y. Trotter und
Sohn, wo 10 Hadern-Kochkessel vorhanden sind, die Dampfmenge welche früher
zur Erhitzung eines jeden derselben aufgewendet wurde, jetzt für 5 dieser Kessel
vollkommen hinreicht; und wenn man in den 6ten Kessel noch eine geringe Menge
frischen Dampf einströmen läßt, so werden alle 10 Kessel gehörig erhitzt.
Das Wasser in dem oben erwähnten Behälter, welches nur durch den Dampf vom letzten
Kessel erwärmt wird, hat gewöhnlich eine Temperatur von 170 bis 180° F. (77
bis 82° C.); dasselbe ist auch zum Speisen aller Kessel stets mehr als
ausreichend. Das Abschließen eines oder mehrerer Kessel, um sie zu füllen oder zu
entleeren, ist eine höchst einfache Operation. Die Ersparung an Alkali, in Folge der
Einführung des neuen Processes, beläuft sich auf 35 Proc. der früher angewendeten
Menge. Diese Ersparung rührt daher, daß Alkali aus einem Kessel der Reihe in den
andern (mechanisch) übergeführt wird, und somit auf den Inhalt eines jeden einwirkt,
während es früher aus jedem Kessel mit dem Dampf entwich. Hinsichtlich des
Brennmaterialverbrauchs bei dem neuen Verfahren theilen wir die Resultate der
nachstehenden vergleichenden Versuche mit:
1. Kochen nach dem alten
Verfahren.
18 Tonnen
15 Ctr.: Therm. 11 Uhr Vorm.
34° F., Therm. 10 Uhr Abends
32° F.
18 „
12
„ „ „
„
31° „
„ „
28°
–––––––––––––––––
37 Tonnen
7 Ctr.
2. Kochen nach dem neuen
Verfahren.
15 Tonnen
6 Ctr.: Therm. 11 Uhr Vorm.
31° F.. Therm. 10 Uhr Abends
28° F
14 „
11
„ „
„ „
30° „ „
„
28°
–––––––––––––––––
29 Tonnen
17 Ctr.
Der Kohlenverbrauch beim alten Verfahren
war
37 Tonnen
7 Ctr.
„ „ „
neuen „
„
29
„
17 „
––––––––––––––––––
Es wurden also in 48 Stunden erspart
7 Tonnen
10 Ctr.
Dieser Kohlenverbrauch ist der gesammte in der Papierfabrik zu allen Arbeiten, mit
Einschluß des Lumpenkochens.
Frühere Versuche hatten ergeben, daß bei dem alten Verfahren täglich (in 24 Stunden)
beiläufig 5 Tonnen Kohlen zum Lumpenkochen erforderlich waren. Da nun die ganze
Differenz von 7 Tonnen 10 Ctr. beim Lumpenkochen erspart wird, so erfordert das neue
Verfahren wenig mehr als ein Fünftel von den Kohlen, welche beim alten Verfahren
erforderlich waren. Am ersten Tage der Versuche mit dem neuen Verfahren wurden 15
Ctr. Kohlen mehr als am zweiten Tage verbraucht, weil das Speisewasser im erwähnten
Behälter beim Beginn der Versuche kalt war.