Titel: | Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München. |
Autor: | Carl Kuhn [GND] |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXIII., S. 94 |
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XXIII.
Ueber die Benützung von elektrischen und
Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor
Carl Kuhn in
München.
(Fortsetzung von S. 43 des vorhergehenden Heftes.)
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Kuhn, über die Benützung von elektrischen Apparaten zum Zünden von
Sprengladungen.
Was endlich die Anwendung des magnetoelektrischen
Inductionsapparates für Zündzwecke betrifft, so möchte die complicirte
Einrichtung, selbst die eines kleineren Apparates, die Benützung dieses Mittels in
Frage stellen. Die Behandlung dieses Apparates ist zwar so einfach, daß man jeden
Arbeiter mit derselben vertraut machen kann, aber der Beschädigungen halber, die er
durch äußere Einflüsse erfahren kann, kann man derartige Apparate nur solchen
Arbeitern anvertrauen, deren Zuverlässigkeit eine sorgfältige Behandlung verbürgen
läßt. Außerdem ist aus früheren Erörterungen bekannt, daß die Leistungsfähigkeit der
magnetoelektrischen Inductionsapparate für Zündzwecke der aller bisher genannten
Zündapparate nachsteht, und hiezu wird bemerkt, daß man unter gewöhnlichen Umständen
kein Mittel besitzt, um die Wirkung eines solchen Apparates zu verstärken, wenn man
dieselbe nicht durch Anwendung einer Volta'schen Batterie unterstützen kann, und daß
sogar die Wirkung desselben nicht bloß mit der Zeit nicht wächst, sondern sogar
durch häufigen Temperaturwechsel, durch heftige Erschütterungen etc. nach und nach
bedeutend abnehmen kann. – Ist aber einmal eine solche Abnahme der Wirkung
des magnetoelektrischen Apparates eingetreten, so lassen sich Verbesserungen an
demselben nur durch einen mit derartigen Arbeiten gut vertrauten Mechaniker
vornehmen.
Die Unterhaltungskosten eines derartigen Apparates können zwar nicht in Anschlag
gebracht werden, jedoch ist der Preis eines solchen von der kleinern Gattung, wenn
er zweckgemäß construirt seyn soll, immer noch höher, als der einer
Elektrisirmaschine der größeren Gattung.
Nachdem nun die in Nr. 1 bis Nr. 3 genannten Umstände einer näheren Betrachtung
unterzogen worden sind, so sollen nunmehr auch die übrigen Umstände, welche zur
Erörterung der vorliegenden Fragen in Rücksicht zu kommen haben, einer näheren
Untersuchung unterworfen werden.
Handelt es sich darum einen Apparat zu wählen, mit welchem man bei jeder beliebigen
Entfernung des Minenherdes vom Minenofen eine größere Anzahl von Ladungen, z.B. 8, 10, 12 etc.
gleichzeitig und mit Sicherheit zünden kann, und kömmt bei der vorzunehmenden Wahl
kein anderer Umstand in Betracht, so möchte es nicht schwer seyn, eine bestimmte
Entscheidung hierüber vornehmen zu können. Da man nämlich für bedeutend größere
Entfernungen als 1/3 Stunde, wenn mehrere Minen, z.B. 6, gleichzeitig gezündet
werden sollen, eine Volta'sche Batterie von mehr als 24 Elementen, die einen großen
Raum einnimmtDer Kasten, der eine aus 25 Elementen zusammengesetzte Kette nach meiner
Construction faßt, ist 1 Fuß 2 Zoll lang und breit und 1 Fuß hoch, die unter
demselben angebrachte Wärmevorrichtung hat die Höhe von 2,3 Zoll; jedoch
sind in demselben die zur Zusammensetzung und Reinigung der Batterie
nöthigen Utensilien nicht angebracht. und nicht mehr von einem Manne getragen werden kann, nöthig hätte, da ferner
die gleichzeitige Zündung mehrerer Objecte mittelst des Inductionsstromes manchen
Unsicherheiten unterliegt, und deßhalb bei der Benützung des Inductionsapparates
eine Vorrichtung in die Leitung eingeschaltet werden muß, durch welche man die
unabhängig von einander eingelegten Zündobjecte in sehr kurzen Zeitintervallen
hinter einander zünden kann, die Elektrisirmaschine aber jenen Anforderungen
vollkommen Genüge leistet, so wird man in allen solchen Fällen, wo nur die genannten
Bedingungen zu erfüllen sind, sich für die Wahl des elektrischen Zündapparates
entscheiden.
Müssen aber bei der Wahl des Zündapparates noch andere Umstände, als jene in Erwägung
gezogen werden, so dürfte die Beantwortung dieser Frage manchen Schwierigkeiten
unterliegen, die man nur dann zu beseitigen im Stande ist, wenn man die sämmtlichen
zu berücksichtigenden Umstände unter einander abwiegt, jedem das ihm zukommende
Gewicht beilegt, und mit den mittelst solcher Wägungen erhaltenen Zahlen die
Leistungsfähigkeit eines jeden einzelnen Zündapparates zu vergleichen sucht.-
Es kann nicht meine Absicht seyn, eine derartige Untersuchung vorzunehmen, indem
dieselbe rein praktischer Natur ist, nach den speciellen Zwecken, für welche die
Sprengungen vorgenommen werden sollen, sich richtet, und deßhalb dem mit der
Anlegung einer Zündung betrauten Praktiker überlassen bleiben muß.
Für Zündungen aber, wie dieselben bei Kriegszwecken vorkommen müssen, läßt diese
Frage einige nähere Erörterungen zu, die innerhalb gewisser Glänzen maaßgebend seyn
dürften. – Vor Allem ist es von Wichtigkeit zu wissen, welches die in der
Regel vorkommenden Entfernungen des Minenherbes vom Minenofen sind, oder welches die
größte hiebei gewählte Distanz seyn dürfte, in welcher ein Object, oder mehrere Objecte gleichzeitig
gezündet werden sollen, und wie groß die Zahl der Objecte im Maximum seyn könnte,
die eine gleichzeitige Sprengung bewirken sollen. Es ist zwar in den letzten 20
Jahren manche gründliche Beurtheilung über die Zündung von Minenöfen durch
Elektricität zur öffentlichen Kenntniß gekommen, allein bestimmte Anhaltspunkte über
jene Elemente sind bis jetzt keine angegeben worden. Bei den in Rußland im J. 1837
angestellten Versuchen sollen die größten Entfernungen des Herdes vom Minenofen
unter Anwendung Volta'scher Batterien 800 Meter [2741 bayer. Fuß] gewesen seynArchiv für die Officiere des k. preuß. Artillerie- und
Ingenieur-Corps Bd. IX S. 121.; aus derselben QuelleDeßgleichen S. 121., der wir diese Angabe entnehmen, ist zu ersehen, daß zur Vertheidigung des
Glacis unter allen Umständen die Distanzen von 75 bis 100 Meter [257 bis 343 Fuß]
ausreichend sind; aus einer anderen Quelle geht hervor, „daß die
Entfernung, in welcher eine Volta'sche Batterie noch zünden soll, auf 200,
höchstens 300 Dresdner Ellen (411–617 Fuß) angenommen werden kann, so daß
man den Apparat vollkommen gesichert gegen das feindliche Feuer sowohl, als
gegen die Wirkung der Minen selbst aufstellen kann“
Archiv für die Officiere etc. Bd. XVIII S. 1.; endlich entnehmen wir einer dritten QuellePolytechn. Journal Bd. CXXX S.
112., daß selbst der Operationsraum eine Entfernung von mehr als 200 Metern (686
Fuß), in welcher mehr als zwei oder drei Oefen gleichzeitig gezündet werden sollen,
erfordern könnte. Da nun schon in diesen Angaben die Distanzen um mehr als 400 Fuß
von einander differiren, und die Differenzen sogar noch weit größer ausfallen
können, so kann ich es nicht wagen, auf dieselben weitere Conclusionen zu basiren.
Um nun meinen Erörterungen eine sachgemäße Bedeutung beilegen zu dürfen, benütze ich
vor Allem die von einem sachkundigen Officiere in dieser Beziehung durch gründliche
Untersuchungen erforschten Resultate.
Hr. Oberlieutenant Frhr. v. Massenbach
Hr. Oberlieutenant Baron v. Massenbach hat sich
nicht bloß selbst früher (im J. 1852) mit Zündversuchen mittelst der
Kohlenzinckette beschäftiget, sondern hat auch an allen über Minenzündung im
k. Cadeten-Corps ausgeführten praktischen Versuchen den thätigsten
Antheil genommen. hatte die Güte aus den Resultaten seiner Untersuchungen mit Nachstehendes
mitzutheilen:
„1.
Länge der Leitung. Größte Entfernung des
Minenofens vom Minenherde, d. i. Länge der Feuerführung 250 Fuß in
gewöhnlichen Fällen. Ein Apparat, der dieser gleichsam als Einheit zu
betrachtenden Bedingung entspricht, soll sich für außergewöhnliche Fälle
vervielfältigen lassen, d.h. es soll durch Zusammenstellung mehrerer solcher
Apparate zur gemeinschaftlichen Wirkung auch auf größere Entfernungen
gezündet werden können.“
„2.
Größte Zahl der gleichzeitig zu zündenden Oefen.
Die Kleeblattmine, d. i. eine Verbindung von drei Oefen, an den Spitzen
eines gleichseitigen Dreieckes liegend, erscheint als das Maximum der Zahl,
welche wirklich momentan gleichzeitig zu spielen hat. Viel häufiger wird
jedoch die T Mine, d. i. eine Verbindung von
zwei Oefen, in dieser Beziehung maaßgebend seyn.“
„3.
Entfernungen innerhalb dieser Verbindungen behufs des
gleichzeitigen Zündens. In gewöhnlichen Fällen wird die Seite des
unter (2) erwähnten gleichseitigen Dreieckes eine Länge von 25 Fuß, in
außerordentlichen Fällen aber 36 Fuß nicht übersteigen.“
„4.
Zahl der unmittelbar in äußerst kurzen
Zeitzwischenräumen nach einander zu zündenden Oefen. Bei einzelnen
Oefen, die gleichzeitig zur Zündung vorbereitet und nach einander gezündet
werden, ist die Zahl sehr variabel, doch dürfte selbe 6 nicht übersteigen,
bei diesen ist es aber auch durchaus gleichgültig, ob die Zeitdifferenz
zwischen den verschiedenen Momenten ihres Spielens 1 oder 5 Minuten beträgt,
daher dieser Fall zu jenen gerechnet werden dürfte, wo ein und derselbe
Apparat ohne besondere Vorrichtungen nach einander mit den verschiedenen
Leitungsdrähten in Verbindung gebracht werden kann.“
„Bei Demolitionen wird eine Zahl von 6 Kleeblattminen schon eine
Wirkung von solchem Umfange erzielen, daß man sich hiemit befriediget
erklären kann. Hier reducirt sich aber auch die Zahl der in möglichst kurzen
Zeitintervallen zu spielenden Ofengruppen auf die Hälfte, da zuerst drei
[unter sich verbundene a, c, e] und dann erst,
wenn deren Wirkung erfolgt, die drei übrigen Gruppen b, d, f gezündet werden.“
„Auch bei diesen sogenannten gleichzeitigen
Zündungen ist innerhalb gewisser Gränzen die Zeitdifferenz zwischen dem
Spielen der Ofengruppen a, c und e und beziehungsweise b,
d und f von keinem großen Belang, und
es wird durch eine einfache mechanische Vorrichtung leicht zu erzielen seyn,
daß ein und derselbe Apparat in etwa einem Zeittheile von 1–2 Minuten
zuerst die Ofengruppen a, c und e, und dann vielleicht einige Minuten später die
übrigen in gleicher Weise zur Zündung bringt.“
„Hiebei muß bemerkt werden, daß gerade derlei Demolirungen es sind, wo
ausnahmsweise größere Entfernungen als unter (1) angegeben, vorkommen
können, wo also mehrere einzelne Apparate vereint zur gemeinschaftlichen
Wirkung bestimmt sind.“
(gez) Franz Frhr. v. Massenbach.
Aus dem vorstehenden Gutachten läßt sich entnehmen, daß wenn man bloß die normalen
und nicht die außergewöhnlichen Fälle berücksichtiget, daß jeder der oben genannten
Zündapparate für militärische Zwecke benützt werden kann; hält man aber die
Vortheile, welche die Anwendung der Volta'schen Batterie gewährt, mit den
Nachtheilen, die sie der Elektrisir Maschine und dem Inductionsapparate gegenüber darbietet,
zusammen, und berücksichtiget, daß für alle normalen Fälle eine Kupferzinkbatterie,
die aus weniger als 10 Zellen besteht, vollständig
ausreicht, so wird man finden, daß der Benützung Volta'scher Batterien für
militärische Anwendungen manche Vorzüge eingeräumt werden dürften.
Um aber mit größerer Sicherheit über diese Frage urtheilen zu können, hat man noch
einige andere wesentliche Punkte ins Auge zu fassen. Die Anwendung der Volta'schen
Batterie setzt die Benützung einer Kupferdrahtleitung von 1 Linie Dicke voraus,
während die Anwendung von Messing- und Eisendrähten hier als unzulässig
erscheint, die Benützung der Bodenleitung ist hier nicht in allen Fällen möglich,
jedoch ist die Anlegung einer sorgfältig isolirten Leitung ganz und gar unnöthig.
Bei Anwendung der übrigen Apparate aber kann man Messing- und Eisendraht, und
zwar von beliebiger Dicke, benützen, man kann stets den Erdboden als einen Theil des
Schließungsleiters einschalten, aber eine sorgfältige Isolirung einer der beiden
Drähte ist unter allen Umständen für die Elektrisirmaschine sowohl, wie für den
Inductionsapparat eine unumgänglich nothwendige Bedingung, wenn der Erfolg mit
Sicherheit eintreten soll.
Da ein Kupferdraht von 1 Linie Dicke sich sehr leicht auf Spulen aufwinden, weit
leichter, ohne zu zerreißen, für Leitungen benützen läßt, als Drähte aus Messing und
Eisen von geringer Dicke, so hat man bei Bestimmungen über die Leitung bloß die
Transportabilität der letzteren und die Kosten derselben zu berücksichtigen, und es
möchte nicht schwer seyn zu entscheiden, daß in allen Fällen der Anwendung, wenn
diese sogar die oben angegebenen Normalen noch um Mehreres überragen, die Leitung
kein erhebliches Hinderniß der Anwendung der Volta'schen Batterie entgegenstellen
dürfte.
Uebrigens wollen wir noch einige andere Punkte berühren, die hier vielleicht noch von
Wichtigkeit seyn dürften. Der erste betrifft das Zündmittel, mit welchem die Patrone
oder das Zündobject gefüllt seyn muß, wenn die Zündung mit Erfolg eintreten soll.
Die Anwendung der Elektrisirmaschine erfordert einen äußerst leicht entzündlichen
und explodirbaren Zündstoff und vollkommene Trockenheit desselben, sie ist sogar von
diesem Zündmittel ganz und gar abhängig, und wenn dasselbe fehlt, so kann man mit
den gewaltigsten elektrischen Zündapparaten keinen Erfolg zu Stande bringen. Bei
gleichzeitigen Zündungen mittelst des Inductionsapparates ist dieß ebenfalls eine
unabweisbare Nothwendigkeit, während bei einfachen Zündungen mittelst dieses
Apparates das gewöhnliche Mehlpulver als Zündsatz ausreicht. Die Volta'sche Batterie
aber ist streng genommen, und zwar in keinem einzigen Falle, von dem Zündmittel
abhängig; es ist zwar
wünschenswerth, daß die bei Volta'schen Zündungen benützten Patronen mit einer
leicht entzündlichen Masse gefüllt sind, insbesondere bei gleichzeitigen Zündungen,
aber nothwendig ist dieß zur sicheren Erlangung eines Erfolges nicht, ja es dürfte
sogar das Zündpulver etwas feucht (nur darf es nicht naß)
seyn, und die Entzündung desselben würde dennoch erfolgen, nur wird dieselbe im
letzteren Falle etwas später eintreten, als wenn die Zündobjecte in ganz normalem
Zustande sich befinden.
Der zweite Punkt, den wir noch betrachten wollen, betrifft die weitere
Verwendbarkeit, welche der Zündapparat noch zuläßt, und durch welche er eine erhöhte
Brauchbarkeit für den praktischen Dienst erhält.
Den elektrischen Zündapparat so wie die elektromagnetischen Inductionsapparate für
die Praxis zu einem anderen Zwecke zu gebrauchen, als zum Zünden von Minen, ist bis
jetzt noch nicht gelungen, obgleich für den letzteren Apparat in dieser Beziehung
noch manche praktische Anwendungen in Aussicht stehen dürften. Die Brauchbarkeit der
Volta'schen Batterien aber für die verschiedenartigsten Anwendungen ist ganz außer
Zweifel gestellt, und es ist nicht nöthig, hierüber weitläufige Beweisgründe bei
dieser Gelegenheit aufzuführen. Jedoch wollen wir einige praktische Anwendungen, die
für den Minendienst und den Dienst in Festungen nicht unwichtig sind, hier
hervorheben.
Bekanntlich bedarf man bei der Einrichtung der Zündungen in Minengallerien etc. einer
künstlichen Beleuchtung; die hiefür verwendeten Mittel sind aber stets mehr oder
weniger für die mit der Einrichtung des Minenofens etc. beschäftigten Personen
gefährlich, und es ist stets ein nicht sehr heimlicher Aufenthalt in Gängen, die mit
den stärksten Pulverladungen oft angefüllt seyn können, da ja der schwächste Funke
hier die größten Verheerungen herbeiführen kann. Für die bei Anlegung der Zündungen
nothwendige Beleuchtung ist aber selbst eine ganz schwache Flamme ausreichend, wenn
sie nur in günstigem Zustande erhalten werden kann. Ich glaube, daß sich dieses
Beleuchtungsmittel mit großem Nutzen und ohne beträchtliche Kosten durch die
Volta'sche Batterie ersetzen ließe. Da man nämlich mittelst einer Volta'schen
Batterie aus 10 Zellen noch mit Sicherheit bei einer eingeschalteten Leitung von 900
Fuß Kupferdraht 6 Objecte gleichzeitig zum starken Rothglühen, sogar zum
Hellrothglühen bringen kann (Bd. CXLV S. 352), so unterliegt es keinem Zweifel, daß
man mehrere Platindrähte, von welchen jeder etwa 1/10 Linie Durchmesser und 1 bis 2
Zoll Länge hat, unter Anwendung eines Schließungsdrahtes von 10 bis 15 Fuß Länge
gleichzeitig zum starken Rothglühen, und selbst zum Hellrothglühen bringen könnte. Wenn man daher
einen recht einfachen Apparat, der vielleicht in einem kurzen Glascylinder von etwa
3 Zoll Weite und einer entsprechenden Länge besteht, und der mit einem kleinen
Reflector, wie sie bei Minenlampen benützt werden, versehen ist, so anordnet, daß
innerhalb derselben mehrere Glühdrähte mittelst Zweigleitungen angebracht werden
können, so kann man mit derselben Stromquelle, die man für die Minenzündung später
benützen will, nämlich mit einer aus 10 Elementen zusammengesetzten
Kupferzinkbatterie der früher gedachten Construction, wenn man den
Beleuchtungsapparat in die Kette einschaltet, eine Beleuchtung hervorbringen, die
vollständig ausreichen dürfte, um die zum Anlegen der Minenzündung dienenden
Minenlampen zu ersetzen. Eine solche Volta'sche Beleuchtung würde aber ohne alle
Gefahr für die Anwesenden benützt werden können, man kann dieselbe durch Schließen
oder Oeffnen der Kette jeden Augenblick und nach Belieben herstellen und vernichten;
ein und dasselbe Leuchtmaterial kann man sehr oft benützen, ohne daß es unbrauchbar
wird, und sollte einmal einer der Drähte abschmelzen, so bleibt das abgeschmolzene
Drahtstück in dem Beleuchtungsapparate liegen, ohne daß hierdurch eine Zündung der
feuergefährlichen Objecte möglich gemacht werden kann, und man kann so mit weit
größerer Ruhe die Minenarbeiten ausführen, wenn auch die Beleuchtung eine schwächere
ist, als dieß unter gewöhnlichen Umständen der Fall seyn dürfte.
Wie wichtig der telegraphische Verkehr in Festungen, und wie nützlich derselbe sich
erweisen dürfte, möchte keines Beweises bedürfen. Eine durchaus nicht complicirte
Einrichtung würde ausreichen, um eine telegraphische Verbindung zwischen
verschiedenen Minengallerien, zwischen diesen und den Wohnungen des Commandanten
etc. herzustellen, und man könnte mittelst einer nur aus 6–8 Elementen
zusammengesetzten Batterie die wichtigsten telegraphischen Korrespondenzen zu jeder
beliebigen Zeit vermitteln. Mittelst eines solchen Telegraphen kann man, wenn
einfache Weckerapparate eingeschaltet werden, innerhalb der kürzesten Zeit nach
beliebigen Richtungen bestimmte Zeichen gelangen lassen, welche die Ausführung eines
ertheilten Befehles oder die Unterlassung derselben angeben könnten, und man könnte
auf diese Weise sogar manche feindliche Ueberraschung unschädlich machen.
Wie wichtig es zuweilen seyn dürfte, an verschiedenen Punkten einer und derselben
Festung etc. übereinstimmende Uhren zu haben, mag wohl am besten von den
Sachkundigen beurtheilt werden können. Wie leicht es aber seyn dürfte, mittelst
einer einzigen Hauptuhr, die vielleicht in der Wohnung
des Commandanten angebracht seyn könnte, eine große Zahl elektrischer Uhren von
nicht complicirter Einrichtung in Gang zu erhalten, die mit den Angaben der Hauptuhr
eine genügend übereinstimmende Zeit anzeigen, wenn man hiezu einer zweckmäßigen
Volta'schen Kette sich bedient, ist nicht weiter auszuführen nothwendig.
Man sieht also hieraus, daß die Volta'sche Batterie nicht bloß für Zündungen ein
wichtiger Apparat ist, sondern daß sie für viele militärische Zwecke von großem
Nutzen seyn dürfte, und daß sie daher für die Militärtechnik eine größere Beachtung
verdient, als dieß bis jetzt der Fall war. Ich möchte sogar die Behauptung wagen
daß, so lange es nicht gelingt die Hydroketten durch andere elektrische Apparate
überall zu ersetzen, die Volta'sche Batterie zum Gebrauche in Festungen und bei
manch anderen militärischen Anwendungen in nicht sehr langer Zeit eine der
unentbehrlichsten Waffen werden dürfte.
Wenn ich nun es versucht habe über die Zweckmäßigkeit der Volta'schen Batterie zum
militärischen Gebrauche einige Erörterungen zu geben, so muß ich andererseits wieder
zugestehen, daß zuweilen die elektrischen Zündapparate (Elektrisirmaschinen nämlich)
bedeutende Vortheile erlangen lassen, die nur mit größerer Umständlichkeit und mit
größerem Zeit- und Kostenaufwand mit anderen Apparaten erreicht werden
können.
Es ist dieses namentlich der Fall, wenn man Sprengladungen auf bedeutend große
Entfernungen zünden muß, welche noch die Herstellung einer Leitung zulassen; deßhalb
dürfte der elektrische Zündapparat, insbesondere in der Einrichtung, wie ihn die
österreichische Armee schon seit längerer Zeit eingeführt hat, von großem Nutzen
seyn, um in außerordentlichen Fällen jede nur nothwendige Operation schnell
durchführen zu können. Bei sehr großen Distanzen des Minenherdes vom Minenofen kann
man übrigens ebenfalls die Volta'sche Batterie zur Zündung anwenden, ohne hiezu die
Kette so voluminös zu machen, daß ihre Behandlung lästig und die Kosten ihrer
Unterhaltung zu groß werden, nur wird dabei die Einrichtung der Leitung selbst etwas
zusammengesetzter, als unter gewöhnlichen Umständen. Wenn man nämlich sehr lange
Leitungen in die Kette einschalten muß, so kann die zur Zündung nothwendige Kette
schon bei einer Distanz von 6000 Fuß (etwa 1/4 Meile) aus 24 Elementen
zusammengesetzt seyn müssen (Bd. CXLV S. 352), um nur ein einziges Object zu zünden,
und es müßte dieselbe noch viel zusammengesetzter seyn, wenn man mit derselben
gleichzeitige Zündungen von mehreren Objecten vornehmen wollte. Wenn man aber hier
eines ähnlichen Hülfsmittels sich bedient, wie dieß bei den Telegraphenapparaten
schon seit längerer Zeit in Anwendung ist, so reichen in den meisten Fällen, die zu
den abnormen gehören, ebenfalls 10 bis 12 Elemente aus, um die Batterie zündfähig zu
machen und selbst noch gleichzeitige Zündungen bis zu 6 Objecten mit derselben
sicher vornehmen zu können.
Auf den Telegraphenstationen werden nämlich im Allgemeinen zweierlei Batterien
angewendet, von welchen die eine, Linienbatterie genannt, bloß dazu dient, das
abwechselnde Schließen und Oeffnen einer zweiten Batterie (der Localbatterie) zu
bewirken, die an der die Nachricht empfangenden Station bloß den Telegraphenapparat
in Thätigkeit zu versehen hat. Es wird dieses durch einen Apparat vermittelt, der
mit dem Namen Relais bezeichnet wird. Diese Relais müssen natürlich bei
Telegraphenapparaten in der sorgfältigsten Weise angeordnet seyn, wenn sie ihrem
Zwecke entsprechen sollen, bei Anwendungen der vorliegenden Art aber reicht eine
Einrichtung aus, die sehr leicht ausgeführt werden kann, und mit den Batterien in
Verbindung gesetzt, die besten Dienste leisten wird.
Gesetzt man wolle von A aus in B eine Zündung vornehmen, und die Distanz A B
wäre 1 Meile, so wähle man zwischen B und A. in der Nähe von B einen
Punkt C, der etwa 500 bis 700 Fuß von diesem entfernt
ist, versetze in C eine Batterie aus 10 bis 12 Elementen
in den Boden, um sie gehörig gegen jede Beschädigung zu sichern, lege die Zündung
eben so an, als ob der Herd in C wäre, die Batterie in
C setze man aber mit einem kleinen Elektromagneten
M, vielmehr mit einem Uförmig gebogenen Eisencylinder, der mit einer gehörigen Anzahl von Windungen
isolirten Kupferdrahtes umgeben ist, in Verbindung, so daß der eine Polardraht der
Batterie mit dem Eisenkern selbst in gut metallische Verbindung kömmt, sobald die
Kette in C geschlossen werden, die Zündung nämlich
erfolgen soll. Hiezu ist es also nur nothwendig, daß man die Leitung mit dem
Eisenkern selbst in feste metallische Verbindung bringt, den genannten Polardraht
der Zündbatterie aber in eine kupferne Feder ausgehen läßt, die an einer Seite mit
einem Eisenplättchen belegt ist, welches an der Feder angelöthet oder angenietet
seyn kann, und das durch die federnde Kupferplatte unmittelbar über den Polflächen
von M und von diesen etwa in einer Entfernung von
1/2–1 Linie erhalten wird. Verlängert man die Enden der Drahtwindung von M durch eine Doppelleitung, wie sie zum Zünden selbst
verwendet wird, bis zum Punkte A., setzt die Enden
dieser Leitung mit den Polen einer bei A angebrachten
schwachen Batterie, etwa aus 4 bis 6 Zellen, in Verbindung, so wird, sobald die in
A befindliche Batterie in Thätigkeit versetzt wird,
die Kette in C mittelst des Relais M geschlossen, und die Zündung in B wird dann in eben so sicherer Weise erfolgen, als ob dieselbe mittelst
einer großen Batterie von A aus bewerkstelliget worden
wäre. Das Schema stellt in Fig. 11 auf Tab. II eine
Anordnung dieser Art vor.
Hierin bedeutet A die sogenannte Linienbatterie, L bedeutet die längere Leitung von A bis zu C, die beim
Schließen der Kette mit den Polen von A in Verbindung
gesetzt werden muß. C ist die Zwischenstation, wo die
Hauptbatterie angebracht ist, der Pol n dieser Batterie
ist mit dem Eisenkern des Elektromagneten M mittelst der
Leitung L etc. bei N
metallisch verbunden, der Pol p desselben geht in den
federnden Anker p, b aus, der unmittelbar über die
Polflächen a, a des Elektromagneten M, jedoch nicht in Berührung mit denselben angebracht
ist; L₁, L₂
ist die von der Hauptbatterie ausgehende Leitung, die bei l₁ und l₂ mit den nach den
Objecten O₁, O₂ und O₃ führenden Zweigleitungen
in Verbindung steht. Wird daher in A die Kette
geschlossen, so wird M magnetisch, die Platte p, b wird von den Polen a,
a. angezogen, die Kette in C sohin ebenfalls
geschlossen, und es muß daher die Zündung der Objecte erfolgen. Es wird dieß eben so
rasch erfolgen, als ob die Leitung eine kürzere und nur eine Batterie vorhanden wäre, da die Geschwindigkeit der Stromausbreitung
für Leitungen von mehreren Meilen Länge als unendlich groß angenommen werden
kann.
Daß bei einer derartigen Anordnung die in A angebrachte
Batterie nur sehr schwach zu seyn braucht, geht schon daraus hervor, daß beim
telegraphischen Gebrauche eine Daniell'sche Kette aus nur 15 kleinen Elementen auf
Entfernungen von 8 Meilen ausreicht, ferner auf 1 Wegstunde eine Batterie von 3
Elementen ausreichend ist, um mit Sicherheit die telegraphischen Korrespondenzen
vornehmen zu könnenSteinheil, Abhandlungen der mathem. phys. Classe
der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, Bd. V, Abhandl. III, S.
779–840., um so mehr wird hier auf 1 Meile eine Batterie aus 4 Elementen genügend
seyn, da dieselbe bloß das einmalige Schließen der Kette
in C zu bewirken hat. Da aber eine Batterie aus 15 bis
16 Elementen durchaus noch keine voluminöse genannt werden kann, so ersieht man
hieraus, welche Wirkungen man bei Minenzündungen selbst unter Anwendung von Ketten,
die geringen Raum einnehmen, zu erzielen im Stande ist.
Ich habe nunmehr die Grundsätze entwickelt, nach welchen die Einrichtung von
Minenzündungen mittelst elektrischer und Volta'scher Apparate ausgeführt werden
kann, ferner die Mittel bezeichnet, durch welche man im Stande ist zu beurtheilen,
welche von den einzelnen Zündungsmethoden in jedem besonderen Falle sich am
vortheilhaftesten zeigen könnte, dabei habe ich es auch nicht unterlassen,
diejenigen Punkte andeutungsweise zu berücksichtigen, welche zur weiteren Ausbildung
der elektrischen und Volta'schen Zündungsmethoden beitragen dürften, und ich werde
daher zum Schlusse meiner Betrachtungen nur noch einige Punkte besprechen, die bei der Ausführung von
Zündungen in Beziehung auf die Einrichtung der dazu dienenden Apparate und die
Anlegung der Leitungen von einigem Nutzen seyn könnten, während die Entscheidung der
Frage bezüglich der Wahl des Zündapparates für jeden einzelnen in der Praxis
vorkommenden Fall, in welchem Sprengungen ausgeführt werden sollen, in dieser
Abhandlung ein Gegenstand speciellerer Erörterungen nicht seyn kann.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)