Titel: | Untersuchung einer aschenreichen Kohkssorte; von Dr. C. Stölzel in Nürnberg. |
Autor: | C. Stölzel |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXXIV., S. 138 |
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XXXIV.
Untersuchung einer aschenreichen Kohkssorte; von
Dr. C. Stölzel in
Nürnberg.
Stölzel's Untersuchung einer aschenreichen Kohkssorte.
Bei Untersuchungen von Brennmaterialien auf ihren Heizwerth ist man in neuerer Zeit
mehr und mehr davon abgekommen, die Berthier'sche Probe
als maaßgebend zu betrachten, und hat sich besonders auf die organische
Elementaranalyse gestützt. Es zwang hierzu bekanntlich die doppelte Erfahrung, daß
diese Methode den Brennwerth stets zu niedrig angab, indem beim Erhitzen des zu
untersuchenden Materielles mit Bleiglätte aus demselben gasförmige Producte
entweichen, welche sich namentlich anfänglich, ehe die ganze Masse die gehörige
Temperatur erreicht hat, bei aller Vorsicht der Oxydation theilweise entziehen, und
zweitens daß der Wärmeeffect sehr verschieden ist, je nachdem der Sauerstoff den
Kohlenstoff oder Wasserstoff eines Brennmaterials sich aneignet, was bei Berthier's Methode ganz unberücksichtigt bleibt, da sie
nur die im Ganzen erhaltene Bleimenge, einerlei welcher Antheil davon durch die
reducirende Wirkung des Kohlenstoffs, und welcher durch die des Wasserstoffes
entstand, als maaßgebend betrachtet.
Trotzdem wird das so bequeme und rasch ausführbare Verfahren bei Untersuchungen von
Kohks praktischen Werth behalten, denn da diese fast nur Kohlenstoff als
wärmeerzeugendes Element enthalten, so wird fast ausschließlich nur durch diesen aus
der Bleiglätte das Blei ausgeschieden, während überhaupt nur geringe Mengen von
Kohlenwasserstoffen sich entwickeln können, und dadurch die Fehlerquelle fast ganz
wegfällt, welche bei Holz, Torf, Braunkohlen und Steinkohlen vorhanden ist.
Man findet zuweilen die Angabe, daß Berthier's Methode
vermöge eines constanten Fehlers gegen die organische
Analyse, den Brennwerth um etwa 1/9 zu niedrig anzeige; geht man indessen auf den
Grund von deren Fehlerhaftigkeit zurück, so kann dieß höchstens nur bei einer gewissen Classe ähnlich
zusammengesetzter Brennmaterialien Geltung haben, während im Allgemeinen sich die
auf diesem Wege erhaltenen Resultate um so mehr den durch die Elementaranalyse
erhaltenen nähern müssen, je kohlenstoffreicher das Material ist mit dem man es zu
thun hat. Daher ist sie für die meisten Heizstoffe von ganz untergeordnetem Werthe,
für Kohks sehr schätzbar. – Vor einiger Zeit habe ich mehrere Kohkssorten
mittelst Elementaranalyse und Berthier's Probe
untersucht, und gab mit letztere den Heizwert!) derselben gegen erstere nur etwa um
1/25 und noch weniger zu gering an. Es möge hier aber besonders ein Fall Erwähnung
finden, bei dem mit angeblich aus Stockheimer Kohlen bereitete Kohks mit sehr
bedeutendem Aschengehalte vorlagen, und wo gerade das dem sonst gewöhnlichen
entgegengesetzte Resultat eintrat, nämlich durch Berthier's Probe der Heizwerth sich etwas höher als durch die Elementaranalyse
herausstellte.
I. Qualitative Untersuchung.
Die Kohksasche enthielt zunächst die gewöhnlichen Bestandtheile: Eisenoxyd, Thonerde,
Kalkerde, Spuren von Magnesia und Natron, dann Kieselsäure, Schwefelsäure, Schwefel
und Salzsäure; außerdem aber nicht unbedeutende Mengen von unterschwefliger Säure.
Wurde im wässerigen Auszuge mit salpetersaurem Silberoxyde auf Salzsäure reagirt, so
entstand deßhalb wegen der Löslichkeit des Chlorsilbers in unterschwefligsauren
Salzen anfänglich kein Niederschlag, während bei Zusatz von mehr Silberlösung die
charakteristische Reaction auf unterschweflige Säure eintrat; andererseits war in
der salpetersauren Lösung der Asche nach geschehener Oxydation der unterschwefligen
Säure sogleich Salzsäure nachweisbar.
Die mit Wasser gekochten Kohks selbst gaben einen gelb gefärbten schwach alkalisch
reagirenden und schwach nach Schwefelwasserstoff riechenden Auszug, der bei weiterm
Abdampfen an der Luft neutral wurde, die Farbe verlor, dann keine Schwefelmetalle
mehr enthielt, dagegen mit Salzsäure, salpetersaurer Silber – und
Quecksilberoxydullösung und dadurch, daß nicht unbedeutende Mengen von Chlorsilber
sich in ihm lösen konnten, ansehnlichen Gehalt an unterschwefliger Säure zeigte. Bei
weiterer Concentration schied sich neben Gyps gelber Schwefel durch Zersetzung von
unterschwefligsaurer Kalkerde aus, und der durch Eindampfen erhaltene Rückstand
entwickelte mit Schwefelsäure stark schweflige Säure.
Zur Entscheidung der Frage, ob der unterschwefligsaure Kalk ursprünglich in den Kohks
enthalten oder etwa erst durch das Kochen aus schwefligsaurem Kalke und Schwefel
entstanden war, wurde eine andere Menge Kohks auf einem Trichter mit kaltem Wasser ausgezogen,
indem man die Flüssigkeit unmittelbar in Chlorbariumlösung tröpfeln ließ. Der
dadurch entstehende Niederschlag bestand aus schwefelsaurem, schwefligsaurem und
unterschwefligsaurem Baryt, wovon der letztere durch Behandeln mit viel kochendem
Wasser entfernt und in der Flüssigkeit die unterschweflige Säure nachgewiesen werden
konnte, während der Rückstand mit Schwefelsäure schweflige Säure entwickelte.
Die vorliegenden Kohks enthielten demnach außer den gewöhnlichen mineralischen
Bestandtheilen etwas Schwefelcalcium und bedeutende Mengen von schwefligsaurem und
unterschwefligsaurem Kalke. Auch in anderen Sorten vonvou geringerem Aschengehalte habe ich wenigstens Spuren dieser Salze gefunden,
und sind diese wohl fast in allen gypshaltigen Kohks vorhanden, da die Bedingungen
zu ihrer Bildung bei der Verkohkung der Steinkohlen gegeben sind.
Eine größere Menge Kohks, durch Kochen mit Wasser von den darin löslichen
Bestandtheilen befreit und sodann mit Alkohol ausgezogen, gaben beim Abdampfen
dieses Auszuges einen harzigen, mit leuchtender Flamme verbrennlichen Rückstand.
II. Quantitative
Untersuchung.
Hierzu wurden stets die bei 100° C. getrockneten Kohks verwendet.
1) Die Aschenbestimmung geschah einmal durch Einäscherung im Platintiegel; ein
anderesmal durch Wiegen des bei der organischen Analyse mittelst Verbrennen im
Sauerstoffstrom im Schiffchen erhaltenen Rückstandes, und wurden dadurch 35,95 Proc.
und 36,46 Proc. mineralischer Bestandtheile gefunden.
2) Zur Bestimmung des Schwefels verbrannte man eine Probe
mit einem Gemenge gleicher Theile Soda und Salpeter, und wog die gebildete
Schwefelsäure schließlich als schwefelsauren Baryt. Es fanden sich 4,7 Proc.
Schwefel.
3) Für die Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmung führte ich eine erste Elementaranalyse durch
Verbrennen mit chromsaurem Blei, eine zweite nach der Wöhler'schen Methode durch Verbrennen der Substanz im Platinschiffchen mit
gekörntem Kupferoxyd im Sauerstoffstrome aus, unter Anbringung eines Röhrchens mit
Bleisuperoxyd zwischen Chlorcalcium- und Kaliapparat zur Zurückhaltung der
schwefligen Säure. Hierdurch wurden gefunden a) 54,26
Proc. C und 54,17 Proc. C:
b) 0,64 Proc. H und 0,63 Proc. H, und zeigten die auf verschiedenem Wege erhaltenen
übereinstimmenden Resultate, daß nicht etwa kleine Mengen der schwer verbrennlichen Kohks
der Verbrennung entgangen und dadurch die Kohlenstoffbestimmung zu niedrig
ausgefallen war.
In 100 Theilen der bei 100° C. getrockneten Kohks sind demnach enthalten:
I.
II.
Mittel.
Kohlenstoff
54,26 Proc.
54,17 Proc.
54,22 Proc.
Wasserstoff
0,64 „
0,63 „
0,64 „
SauerstoffSchwefelStickstoff
9,15 „
8,74 „
8,94 „
Asche
35,95 „
36,46 „
36,20 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00 „
100,00 „
100,00 „
4) Schließlich wurde die Berthier'sche Probe in der Art vorgenommen, daß man etwa 1/2 Gr. der
getrockneten Kohks mit einem großen Ueberschusse eines Gemenges von 3 Theilen
Bleiglätte und 1 Theil Chlorblei erhitzte. Es schieden bei 2 Versuchen 1 Theil Kohks
19,78 und 19,79 Theile Blei aus.
Berechnet man sich nach der organischen Elementaranalyse die Menge Blei welche
ausgeschieden werden mußte, so verlangen 100 Th. Kohks, da 1 Theil Kohlenstoff 2,66
Theile Sauerstoff, 1 Theil Wasserstoff 8 Theile Sauerstoff zur Verbrennung nöthig
haben: 54,22 . 2,66 + 0,64 . 8 = 149,34 Theile Sauerstoff oder 1 Theil Kohks 1,49
Sauerstoff, welche aus Bleiglätte genommen 19,32 Theile reducirtes Blei hinterlassen
würden. Diese berechnete Bleimenge stellt sich sogar noch etwas niedriger, weil die
Kohks selbst Sauerstoff enthalten, welcher zur Verbrennung dient und nicht aus der
Bleiglätte genommen zu werden braucht.Die im Mittel erhaltenen 8,94 Proc. Sauerstoff, Schwefel und Stickstoff
lassen sich hier nicht ohne beträchtlichen Fehler als Sauerstoff überhaupt
berechnen, und von der Sauerstoffmenge in Abzug bringen, welche die Kohks im
Ganzen zur Verbrennung brauchen, da ein wesentlicher Theil davon Schwefel
ist und dieser selbst wieder Sauerstoff zur Oxydation beansprucht.
Der Grund warum bei aschenreichen Kohks wie den vorliegenden durch die Berthier'sche Methode der Brennwerth etwas höher als
durch die organische Analyse gefunden wird, was den gewöhnlichen Erfahrungen ganz
widerspricht, ist einfach in der Menge und Natur der Aschenbestandtheile zu suchen,
welche durch einen Gehalt an Schwefelcalcium, schwefligsaurem und
unterschwefligsaurem Kalke reducirend wirken, und dadurch die aus Bleiglätte
ausgeschiedene Menge des Bleies um etwas vermehren können. Es würde aber selbst in
diesem Falle unzweckmäßig seyn, wenn man der weitläufigen organischen Analyse unbedingt den Vorzug geben
wollte. Sie berechnet den Sauerstoffgehalt der Kohks durch Abzug des gefundenen
Kohlenstoffs, Wasserstoffs und der Asche vom Ganzen; beträgt die Aschenmenge der
Kohks nur wenige Procente, so kann dieß ohne wesentlichen Fehler geschehen; ist
diese dagegen bedeutend, so nimmt die Genauigkeit des Resultates sehr ab, und der
sonst überwiegende Werth der organischen Analyse gegen Berthier's Probe wird sehr herabgesetzt, indem die Kohks die mineralischen
Bestandtheile in anderer Verbindungsweise und anderen Mengen enthalten als ihre
Asche; dort sind sie in nach Umständen möglichst reducirter, hier in möglichst
oxydirter Form vorhanden.