Titel: | Neue, sehr einfache Art rotirender Dampfmaschinen, von F. Sch. |
Autor: | F. Sch. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXXIX., S. 163 |
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XXXIX.
Neue, sehr einfache Art rotirender
Dampfmaschinen, von F.
Sch.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Neue, sehr einfache Art rotirender Dampfmaschinen.
Das Princip dieser neuen Dampfmaschine, bei welcher sich weder ein ausgebohrter
Cylinder, noch irgend eine Art von Kolben vorfindet, welche keinen
Steuerungs- oder Vertheilungsschieber besitzt, und bei welcher überhaupt
keine gleitende Reibung, mit Ausnahme der Achsenlager für die Schwungradwelle
vorkommt, ist höchst einfach, und wird sich durch wenige Worte unter Bezugnahme auf
die beigegebene ZeichnungDa perspektivische Ansichten von Maschinen in der Regel sehr mangelhaft und
unrichtig ausfallen, wenn solche nicht mühsam construirt, sondern nur
gezeichnet werden, so hat der rühmlichst bekannte Photograph Hr. Albert in Augsburg den Versuch gemacht, eine
perspectivische Zeichnung des Modelles der neuen Dampfmaschine mittelst
Photographie herzustellen; Fig. 15 ist eine
Copie der photographischen Abbildung., Fig.
15, erklären lassen.
Auf einer Schwungradwelle, welche wie gewöhnlich in zwei Lagern liegt, auf die aber,
außer dem durch das Gewicht des Schwungrades und der Welle verursachten, kein
weiterer Druck kommt (wie z.B. bei den gewöhnlichen Dampfmaschinen der Druck oder
Zug der Bleuelstangen), befindet sich außer dem Schwungrade A eine mit zwei vorspringenden Rändern versehene Scheibe B fest aufgekeilt. Zwischen diesen Rändern liegt auf der
cylindrischen Oberfläche der Scheibe ein elastischer Kautschukschlauch, welcher die
ganze Scheibe umgibt und dessen beide Enden durch das Plättchen C fest mit der Scheibe verbunden werden. Die beiden
Schlauchenden sind demnach verschlossen, und der Dampf muß durch eine seitlich
angebrachte Röhre D eingeführt werden, deren eines Ende
dampfdicht mit der hohlen Schwungradwelle verbunden ist. Daß die hohle
Schwungradwelle mit dem Dampfkessel in Verbindung steht, braucht wohl nicht erwähnt
zu werden. Am anderen Ende des die Scheibe umgebenden Schlauches sind seitlich zwei
Oeffnungen E angebracht, durch welche der Dampf
entweichen kann, nachdem er dem Umfange der Scheibe entlang durch den Schlauch
gegangen ist. Der Durchgang durch den Schlauch ist aber nicht frei, da sonst keine
Bewegung möglich wäre, sondern der Schlauch wird durch eine Rolle F, welche mittelst eines Gewichtshebels beständig gegen
die Scheibe B gepreßt wird, so zusammengedrückt, daß
zwischen der Rolle F und der Scheibe B kein Dampf durchgehen kann. Der vom Kessel herkommende
Dampf wird also das zwischen der Platte C und der Rolle
F liegende Schlauchstück aufblähen, und ebenso auch
einen Druck gegen die beiden zugeklemmten Schlauchstellen ausüben. Da nun die Stelle
C in Folge der Rotation der Scheibe B nachgeben kann, so wird das zwischen der Rolle F und der Platte C liegende
Schlauchstück immer länger werden, das heißt, es wird sich die Scheibe B so drehen, daß sich die Platte C immer mehr von der Rolle F entfernt. Nach
einer ganzen Umdrehung wird auch der ganze Schlauch mit Dampf gefüllt seyn; derselbe
kann aber in dem Augenblicke ungehindert durch die Oeffnungen E entweichen, in welchem die Rolle F über die
Platte C weggeht und der Anfang des Schlauches aufs neue
zugeklemmt wird. Daß auf diese Weise eine ununterbrochene, rotirende, sehr rasche
Bewegung erzielt wird, ist leicht begreiflich, und es ist hier nur noch zu erwähnen,
daß bei doppelter Breite der Scheibe B und der Rolle C die beiden Schlauchenden neben einander vorbei geführt
werden können, um keine Stelle mehr zu haben, an welcher die Rolle F nicht abschließt. Ebenso könnten auf allmählich schief
zulaufenden Flächen die beiden Schlauchenden der Achse zugeführt seyn, so daß sowohl
der Dampfeintritt, als auch sein Austritt durch die Achse erfolgt. An einem
Achsenende könnte also der Dampf eintreten, am andern wieder abgeleitet werden, und die Achse wäre dann
nur an der Stelle undurchbohrt, an welcher sich die Scheibe B befindet. Zur Vergrößerung der Wirkung können zwei oder mehrere
Schläuche auf einer oder mehreren Scheiben angewendet werden.
Es wurde oben erwähnt, daß die Schwungradwelle wenig Reibung habe, da zum Gewichte
derselben nicht auch noch der Zugstangendruck kommt, welcher dem Dampfdruck auf den
Kolben gleich ist. Es könnte nun bei der Betrachtung der neuen Maschine der Einwurf
gemacht werden, daß dagegen der Druck der Rolle F auf
die Schwungradwelle in Betracht kommt, welcher ihre Reibung vermehrt. Diesem
Uebelstande ist jedoch einfach dadurch abgeholfen, daß die Scheibe B nahe an das Schwungrad gelegt, und der Hebel so
angeordnet wird, daß er die Rolle F von unten nach oben
drückt. Hiedurch wird ein Theil des Schwungradgewichtes aufgehoben, und die Reibung
im Lager um eben so viel vermindert, als die Reibung der Rolle F selbst beträgt.