Titel: | Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München. |
Autor: | Carl Kuhn [GND] |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XLV., S. 195 |
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XLV.
Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und
Minenöfen; von Professor Carl
Kuhn in München.
(Schluß von S. 104 des vorhergehenden
Heftes)
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Kuhn, über die Benützung von elektrischen Apparaten zum Zünden von
Sprengladungen.
III.
Bemerkungen über die specielle Anwendung einiger
Zündungsmethoden.
A. Ueber die Anwendung der
Elektrisirmaschine als Zündapparat.
Soll eine Elektrisirmaschine als Zündapparat für Sprengzwecke tauglich seyn, so
muß sie möglichst einfach in ihrer Construction, in ihrer Einrichtung und für
die Behandlung seyn, sie darf keine unbequeme räumliche Ausdehnung haben, und
muß außerdem allen Anforderungen entsprechen, wie sie in den bisherigen
Betrachtungen schon öfters erwähnt wurden.Eine nicht unwesentliche Verbesserung dürfte der elektrische Zündapparat
vielleicht mit der Zeit dadurch erfahren, daß statt der Scheiben aus
Glas solche aus Kautschuk, wie sie in der Reithoffer'schen Gutta-percha-
und Gummi-Elasticum-Fabrik zu Wien in vortrefflicher Weise
angefertiget werden, zur Benützung kommen können. Auch dürfte es nicht
unmöglich seyn, die der Beschädigung so leicht ausgesetzten Leidener
Flaschen aus Glas durch Gutta-percha-Flaschen zu ersetzen,
wenn man nur einmal eines Mittels sich versichert hat, um die Reinheit
und Güte der Gutta-percha nach ihrem inneren Gefüge etc. gehörig
beurtheilen zu können. Es bedarf natürlich keiner weiteren
Auseinandersetzung, daß solche Elektrisirmaschinen wegen ihrer einfachen
Behandlungsweise und geringeren Zerbrechlichkeit für den praktischen
Dienst den Glas-Elektrisirmaschinen vorgezogen werden müßten,
wenn man ihre Leistungen auf einen gewissen Grad gebracht haben
wird.
In sehr hohem Grade besitzt diese Eigenschaften der Ebner'sche MinenzündungsapparatUeber die Anwendung der Reibungs-Elektricität zum Zünden von
Sprengladungen; Sitzungsberichte der
mathematisch-naturwissenschaftl. Classe der k. k. Akademie der
Wissensch. zu Wien, Bd. XXI S. 85., von welchem ich bei mehreren Gelegenheiten schon einige Andeutungen
machte, und der auch deßhalb überall, wo man die Elektrisirmaschine als
Zündapparat benützen will, als Muster zur Anfertigung derartiger Apparate
betrachtet werden dürfte; jedoch möchten einige nicht wesentliche Aenderungen in
der Construction solcher Apparate hier noch eine kurze Betrachtung finden
dürfen.
Ich halte es als ein Haupterforderniß einer wirksamen Elektrisirmaschine, daß die
Isolation der Scheibe von den Bestandtheilen, mit denen sie in Verbindung zu
stehen kömmt, eine möglichst sorgfältige seyn muß, wenn während des Drehens der
Scheibe kein Uebergang der positiven Elektricität auf die Reibzeuge, sowie auf
die Lager etc. eintreten soll. Bei einem solchen Zündapparate, der für das
königliche Genieregiment zu Ingolstadt unter meiner speciellen Leitung vom
Mechanikus Dietsche dahier nach einem älteren
österreichischen Minen-Zündapparate ausgeführt wurde, besteht die
Elektrisirmaschine aus zwei Scheiben mit vier Reibzeugen; die Isolation der
Scheiben unter sich sowohl, als auch von den Reibzeugen habe ich dadurch
bewerkstelligt, daß ich statt einer eisernen eine gläserne Wellachse benützte.
Fig.
10 auf Tab. III stellt die horizontale Projection der Scheibenachse in
1/4 der wirklichen Größe vor.
Hierin ist a, c die gläserne Achse; sie besteht aus
einer etwa 1 1/2 Linien dicken Glasröhre, in deren Höhlung ein gut
ausgetrockneter hölzerner Kern sich befindet, der mit der Glasröhre dadurch in
feste Verbindung gesetzt ist, daß der zwischen dem cylindrischen Kern und der
inneren Röhrenwand befindliche Zwischenraum mit Schellackfirniß ausgefüllt
wurde. Beide in b, b angebrachten Scheiben sind
unter sich durch die gefirnißten Holzstücke h, h', h
mittelst Gutta-percha-Fütterung mit einander und mit den Lagern
verbunden, wo die Achse, von dicken Schichten aus geschmolzener
Gutta-percha umgeben, sich befindet. Die beiden Tragsäulen selbst sind an
ihren Enden mit gut gefirnißten Fassungen aus Holz versehen, bestehen aus
massiven Glasstäben, und sind mit ihren Fassungen mittelst Gutta-percha
verbunden. – Da die sämmtlichen Verbindungsstücke hier also aus den
schlechtesten Elektricitätsleitern gewählt sind, so wird, wenn dieselben nicht
feucht werden, die Isolation die sorgfältigste seyn, die man zu benützen im
Stande ist. – Die obige Anordnung gestattet auch, mehr als zwei Scheiben
an einer und derselben Achse, vollkommen isolirt von einander, anzubringen, und
so mit Benützung von Scheiben mit kleineren Durchmessern Elektrisirmaschinen in
sehr compendiöser Form, von bedeutend erhöhter Wirksamkeit herzustellen.
Da ferner zur erklecklichen Wirksamkeit einer Elektrisirmaschine das geeignete
Anschließen der Reibzeuge an die Scheiben eine wesentliche Bedingung ist, so
müssen die Reibzeuge auf ihrer Rückseite mit Federn versehen seyn, damit der
Druck gegen die Scheiben gehörig regulirt werden kann.
An der oben genannten Elektrisirmaschine wurde dieser Anforderung dadurch zu
genügen gesucht, daß man eine Anordnung der Reibzeuge wählte, wie diese in Fig. 11
dargestellt, und deren Einrichtung – schon bei älteren Maschinen dem
Principe nach zu finden – ohne jede Erläuterung klar seyn wird, wenn ich
hiezu bemerke, daß r, r die horizontale Projection
der Reibzeuge in 1/4 wirklicher Größe, a, b, c
breite Messingfedern, b, b Verbindungsschrauben,
etc. bedeuten.
Wie man bei Benützung des elektrischen Zündapparates eine Zündungseinrichtung
anlegt, wurde schon oben, so weit dieser Gegenstand hieher gehört, näher
besprochen; es sind daher nur einzelne wenige Punkte noch zu berühren.
Bei Ausführung gleichzeitiger Zündungen darf man, ohne den Erfolg irgendwie zu
beeinträchtigen, die sämmtlichen Objecte unter sich, nämlich hinter einander
verbinden, also von dem Ende des einen Leitungsdrahtes einen wohl isolirten
Draht ausgehen lassen, der mit dem Ende des einen Drahtes des ersten Objectes
leitend verbunden ist, das andere Drahtende dieses Objects mit dem einen Drahte
des zweiten verbinden u.s.f., und zuletzt das zweite Drahtende des letzten
Objectes mit dem zweiten Leitungsdrahte durch einen isolirten Draht in
Verbindung setzen. Wenn man hierauf die Entladung an der Elektrisirmaschine
vornimmt, so wird die gleichzeitige Entzündung sämmtlicher Objecte erfolgen,
wenn dieselben in gehöriger Weise angefertiget und im trockenen Zustande
erhalten worden sind. Sollte aber die Zündung eines oder des anderen Objectes
nicht erfolgen, so hat dieß keinen Einfluß auf die Zündung der übrigen Objecte,
wenn nur in jedem Objecte die in demselben eingeklemmten Drahtspitzen nahe genug
an einander, etwa 1/4–1/3 Linie von einander entfernt sind.
Benützt man dabei eine Doppelleitung, so wird dieselbe aus einem Drahtseile
bestehen, an welchem die beiden Leitungsdrähte wohl von einander isolirt
erhalten werden. Von solchen Drahtseilen windet man Längen von etwa 350 bis 400
Fuß auf eine feste hölzerne oder eiserne Spule, die mit einer Achse versehen
wird, um den Draht von derselben leicht abwickeln und nach dem Gebrauche
denselben wieder aufwinden zu können. (Zweckmäßige Einrichtungen hiefür sind in
der vom Frhrn. v. Ebner verfaßten DenkschriftUeber die Anwendung der Reibungs-Elektricität zum Zünden von
Sprengladungen; Sitzungsberichte der
mathematisch-naturwissenschaftl. Classe der k. k. Akademie der
Wissensch. zu Wien, Bd. XXI S. 85. näher beschrieben, und es dürfte hiezu der in Fig. 10 oder der in
Fig.
11 auf Taf. III jener Denkschrift abgebildete Apparat vollständig
ausreichen.) Sind dann für einzelne Zwecke längere Leitungen als die einer Spule nöthig, so kann man leicht die Enden der
Drahtseile zweier Spulen etc. mit einander verbinden, und so die Leitung
beliebig weit verlängern.
Will man aber den einen der Drahte durch den Erdboden ersetzen, so ist es nicht
nothwendig die Enden der Drähte je zweier Patronen mit einander zu verbinden; es
reicht nämlich dann auch aus, wenn die Enden einzelner Patronen bloß in den
Boden gesteckt, und hier mittelst eines kurzen eisernen Stabes mit dem Erdboden in Verbindung
gebracht, die übrigen Enden aber theils unter sich, theils mit der Leitung
verbunden werden.
Sollen mehrere Ofengruppen hinter einander, also nicht gleichzeitig gezündet
werden, so hat man die Enden der Hauptleitung an einer Stelle, und zwar an zwei
wohl von einander isolirten Punkten zu befestigen, von hier aus nach jeder
Ofengruppe eine Zweigleitung gehen zu lassen, und eine Vorrichtung an einem
dieser Knotenpunkte anzubringen, durch welche man nach Belieben die eine oder
die andere Ofengruppe innerhalb beliebiger Zeitintervalle zu zünden vermag. Daß
diese sogenannte Wechselvorrichtung so angeordnet werden kann, um dieselbe von
dem Minenherde aus in Thätigkeit versetzen zu können, braucht hier nicht
besonders aus einander gesetzt zu werden.
B. Ueber die Anwendung der
Volta'schen Batterie als Zündapparat.
Es ist bekannt, daß man jede Volta'sche Batterie zum
Minenzünden verwenden kann, jedoch gewährt manche Combination gegen die übrigen
bedeutende Vortheile, wie dieß schon oben (S. 38) näher aus einander gesetzt
worden ist. Bei den Besprechungen, die ich jetzt noch vornehmen werde, halte ich
mich an diejenige Einrichtung der Kupferzinkbatterie, wie ich sie bei einer
anderen Gelegenheit beschrieben habe, und die aus den Figuren
12–14 für eine aus zehn
Zellen zusammengesetzte Kette ersehen werden kann. Hierin bedeutet nämlich Fig. 12
und 13
den Batteriekasten in zwei verschiedenen ProjectionenFig.
13 ist der Turchschnitt des Batteriekastens in der Richtung
xy. und in 1/3 der wirklichen Größe, Fig. 14 enthält zwei
Ansichten der Verbindungsschrauben (in wirklicher Größe), welche den
Kupferstreifen eines Elementes an den Zinkstreifen des andern Elementes klemmt.
Für jedes Element der Batterie ist in dem Kasten eine eigene Zelle, in welcher
ein CylinderglasBei der Darstellung der in den Zellen enthaltenen Bestandtheile wurden in
Fig. 12 die wirklichen Maaße nicht genau berücksichtigt. steht, das drei Kupferringe enthält, von welchen der äußerste mit einem
Boden versehen, jeder der beiden inneren aber an verschiedenen Stellen
durchlöchert ist. In dem innersten Kupferringe steht der poröse Thoncylinder,
und in diesem endlich sind sechs Zinkstäbe enthalten, die unter sich mittelst
angelötheter Drähte durch die Schraube s, s in der
Höhlung a, b, c, d (Fig. 14) verbunden
sind. Dieselbe Schraube dient zur Aufnahme der an die Kupferringe angelötheten
Streifen des
nächsten Elementes, und diese werden bei m, n, n',
m' durch die Schraube r (Fig. 12) geklemmt.
Ueber die Füllung, sowie über die Behandlungsweise der Batterie wurde schon
früher das Nöthige erwähnt; es wird daher nur noch bemerkt, daß wenn jeder
einzelne Zinkstab sorgfältig amalgamirt worden ist, die Wiederholung des
Amalgamirens erst nach etwa 20 bis 30maligem Gebrauche wieder vorzunehmen ist;
jedoch müssen nach jedem Gebrauche die Zinkstäbe durch Abreiben mit einem nassen
Lappen gereinigt werden. Wenn man das Cylinderglas eines jeden Elementes nach
dem Füllen der Batterie mit warmem Wasser (von etwa 40° R.) anfüllt, die
Zwischenräume in jeder Zelle mit Sand ausfüllt, und den Batteriekasten
verschließt, so reicht diese Erwärmung bei nicht zu raschem Temperaturwechsel
auf mehrere Stunden aus; durch Unterstellen einer Weingeistflamme in den
Erwärmungsraum kann man bei 1/2 stündiger Erwärmungsdauer zu jeder Zeit die
nöthige Temperaturerhöhung wieder hervorbringen. – Während des
Transportes kann der Batteriekasten, wie man aus Fig. 12 ersieht, alle
nöthigen Utensilien fassen, und man kann in diesem (in dem Erwärmungsraum
nämlich) sogar die für normale Fälle nöthigen Leitungsseile, sowie eine größere
Anzahl von Zündern unterbringen. Da man bei Zündungen mittelst der Volta'schen Batterie jeden Augenblick ersehen kann,
ob die ganze Einrichtung der Leitung etc. sich in dem gehörigen Zustande
befindet, so wird man jede Zündungsvorrichtung auch mit einem gewöhnlichen
Galvanometer für technische Zwecke versehen. – Um ferner beim Untersuchen
der Leitung keine besondere Batterie von schwacher Stärke nöthig zu haben,
statte man den Apparat noch außerdem mit einer oder mehreren Widerstandsrollen
aus, im Falle keine ausreichenden Drahtlängen der Seile, wie sie für die Leitung
benützt werden, hiefür zur Disposition stehen. Eine solche Widerstandsrolle kann
sehr einfach angeordnet seyn, und kann leicht angefertigt werden. In einen
Cylinder aus gut ausgetrocknetem harten Holze lasse man schraubenartige
Vertiefungen, und zwar so viele einschneiden, daß man auf dieselben etwa 150 Fuß
Eisendraht von 1/3 Linie Dicke winden kann. Ein solcher Draht wird beiläufig
einer Kupferdrahtlänge des normalen Drahtes von 8100 Fuß äquivalent seyn; da
aber eine Batterie von 10 Elementen bei Benützung einer solchen Leitung nicht
mehr zündfähig ist, so kann man ohne alle Gefahr die Kette schließen, sobald
diese Rolle eingeschaltet ist, und man kann dann aus den Angaben des
Galvanometers auf die Güte der Leitung etc. schließen. Uebrigens reichen hiefür
auch Rollen von übersponnenem Neusilberdraht von sehr geringer Dicke aus, und
diese Rollen sind außerdem von sehr geringen Dimensionen. (Eine
Widerstandsrolle, die mit dünnem Neusilberdraht umwunden ist, so daß die
Windungen durch eine wollene oder seidene Umspinnung von einander isolirt sind,
kann beiläufig 3 Zoll hoch und 3 Zoll dick seyn, wenn der umsponnene Draht einer
Länge von 50000 bis 60000 Fuß Normaldraht entspricht; um so mehr werden für die
vorliegenden Zwecke solche Rollen nur sehr klein ausfallen.)
Sollte man die Güte der zur Zündung angelegten Leitung ermitteln wollen, ohne daß
hiezu ein Galvanometer zu Gebote steht, so kann man hiezu auch einen einfachen
Wasserzersetzungs-Apparat benützen. Man schaltet zu diesem Zwecke in die
Leitung zwei von einander isolirte Platindrahte oder Platinplättchen so ein, daß
dieselben in ein mit verdünnter Schwefelsäure gefülltes Glasgefäß nahe an
einander eintauchen. Man wird dann beim Schließen des Zündapparates eine
Wasserzersetzung an der Platinelektrode wahrnehmen müssen, wenn die Kette
überall geschlossen und der eingeschaltete Widerstand nicht zu groß ist. Bei der
Einschaltung eines solchen Wasserzersetzungsapparates ist die Anwendung einer
Widerstandsrolle nicht nothwendig, nur muß man, wenn diese aus der Kette
ausgeschlossen bleibt, die eingetauchten Platinenden weit genug von einander
entfernen, damit ein Zünden der Mine nicht eintreten kann. Da der
Leitungswiderstand der verdünnten Schwefelsäure von 1,2 Dichte schon gegen
700000mal größer ist als der des Kupfers unter sonst gleichen Umständen, so kann
man hiernach die Distanz der Platinelektroden beiläufig ermessen. Jedoch ist der
Wasserzersetzungsapparat durchaus nicht empfindlich genug, um die Leitung in der
Weise prüfen zu können, wie dieß oben (S. 40) erörtert wurde.
Da die Anwendung der Volta'schen Batterie einen
vollkommenen Contact aller Stellen der Kette, an welchen Verbindungen von
Drähten etc. sich befinden, erfordert (eine Bedingung, welche die elektrischen
Zündapparate in so sorgfältiger Weise nicht voraussetzen, obgleich die Erfüllung
der selben auch hier bei praktischen Anwendungen wünschenswerth seyn dürfte), so
hat man vor der Herstellung der sämmtlichen Verbindungen das Ende eines jeden
Drahtstückes sorgfältig mittelst Abfeilen zu reinigen. Ferner sollen die
Verbindungen entweder durch Löthen oder mittelst geeigneter Schraubenklemmen
hergestellt werden. Geeignete Schraubenklemmen sind die in Fig. 14
dargestellten, indem man mittelst derselben Drahtenden in innige Berührung
bringen kann, wenn sie die in a b c d dargestellte
Verbindungsweise, streifenförmige Enden aber, wenn sie die in m, n, m', n' angegebene Verbindungsweise zulassen.
– Zum Schließen der Kette selbst ist an dem offenen Pole die Anbringung
einer Schraubenklemme nicht nöthig; man bewirkt vielmehr das Schließen der Kette
am besten mittelst einer einfachen Vorrichtung, die dem Schlüssel der bekannten
Telegraphenapparate ähnlich seyn kann.
Was die Leitung selbst betrifft, so wählt man, wenn die Umstände nicht sehr
günstig sind, immer einen Doppeldraht, und schaltet nur unter den günstigsten
Umständen die Bodenleitung ein. Der Doppeldraht wird dann in Form eines
Drahtseiles benützt, und muß so angeordnet seyn, wie dieß schon früher
besprochen wurde.
Sollen mittelst der Volta'schen Batterie gleichzeitige
Zündungen vorgenommen werden, so benützt man am zweckmäßigsten solche Leitungen,
die unter sich unabhängig sind. In der Nähe des Minenofens, etwa an einer
Stelle, die von allen Objecten nahezu gleichweit entfernt ist, befestiget man
zwei Stäbe oder Pflöcke, und bringt an dem einen das eine Ende, an dem anderen
das andere Ende des Leitungsseiles an, sorgt aber dafür, daß diese Enden nicht
mit einander in Berührung kommen können. An jedes Drahtende werden nun so viele
Drähte angelöthet (oder mittelst Klemmen gut befestiget), als wie viele Objecte
gleichzeitig gezündet werden sollen, und von diesen Drähten müssen wenigstens die von einer Stelle ausgehenden mit
isolirenden Substanzen überzogen oder umpreßt seyn; es ist übrigens zweckmäßig,
für die Zweigleitungen nur solche Drahte zu wählen, die mit Gutta-percha
umpreßt sind. Werden dann die Enden je zweier Drähte, von welchen der eine mit
dem einen, der andere mit dem anderen Leitungsdrahte des Drahtseiles in
metallischer Verbindung steht, mit den Drahtenden eines Objectes metallisch
verbunden, so ist die Zündung vorbereitet. Es ist eine nicht unwesentliche
Bedingung, daß die Zweigdrähte dicker seyn sollen, als die Drähte der Leitung;
jedoch ist es ausreichend, hiefür Drähte von 1 1/2 Linien, höchstens 2 Linien
Dicke zu nehmen, oder in Ermangelung solcher dicken Drähte, für jedes Stück der
Zweigleitung zwei Drahtstücke von geringerer Dicke durch Zusammendrehen mit
einander zu verbinden, und diesen zweifachen Draht mit einem
Gutta-percha- oder Kautschukrohr zu umgeben.
München, im Juni 1857.
Nachtrag. Es wurde oben schon erwähnt, daß es nicht
unmöglich seyn dürfte, die Glasscheiben bei den gewöhnlichen Elektrisirmaschinen
bald durch ein anderes Material ersetzen zu können, welches in manchen
Beziehungen dem Glase vorzuziehen wäre, und wodurch insbesondere die praktische
Brauchbarkeit der Elektrisirmaschinen sich erhöhen würde.Man sehe auch hierüber: Frhr. v. Ebner, über
die Anwendung der Reibungselektricität etc., S. 17. Es sey mit nun gestattet, hier noch einige Worte hierüber anfügen zu
dürfen.
Durch die Güte des Hrn. Reithoffer in Wien erhielt ich
schon gegen Ende Juli d. J. eine Kautschukscheibe zur näheren Prüfung derselben
auf ihre Eigenschaften als Elektricitätserreger. – Diese Scheibe hat
einen Durchmesser von etwa 1,09 Fuß und eine Dicke von 2 Linien, ist sehr schön
polirt, und so hart, ohne dabei spröde zu seyn, daß sie mehr Aehnlichkeit mit
dem Holze, als mit Kautschuk hat, indem sie diese Härte und ihren Glanz bei
allen Temperatur-Aenderungen, innerhalb welchen sie den Versuchen
unterzogen wurde, beibehält.
Mit Flanell sowohl, wie mit Pelzwerk gerieben, wird die Scheibe positiv elektrisch (ebenso wie Glas durch
amalgamirtes Leder angeregt), jedoch ist der Elektricitätsgrad im letzteren
Falle stärker wie im ersteren; ferner ist unter sonst gleichen Umständen die an
dieser Kautschukscheibe durch Reiben mit Pelzwerk erregte Elektricitätsmenge so
groß, als die an einer Glasscheibe durch Reiben mit amalgamirtem Leder
erhaltene. Jedoch ist es nothwendig, daß man nur fein- und kurzhaarige
Pelzstücke als Reibzeuge verwendet, und diese so anordnet, daß dieselben die
Elektricität der Scheibe während des Reibens nicht vermindern können.
Ein sehr mangelhaftes Modell, welches ich nach Art der gewöhnlichen
Scheibenmaschinen mittelst jener Kautschukscheibe zusammenstellte, ließ mit
derartige Wirkungen sowohl in elektroskopischer Beziehung, als auch beim Laden
von Leidener Flaschen wahrnehmen, daß ich nicht in Zweifel stellen kann, daß es
den sachkundigen Mechanikern gelingen wird, von diesem neuen Materiale zur
Anfertigung der Elektrisirmaschinen eine vortheilhafte Anwendung machen zu
können.In dieser Abhandlung sind folgende Druckfehler
zu berichtigen:In Bd.CXLVS. 206Zeile 5vonObenleseman:
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