Titel: | Verfahren zum Härten und Anlassen des Stahls, so wie zum Härten des Gußeisens und Stabeisens; von Horaz Vaughn zu Providence in den Vereinigten Staaten. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XLVIII., S. 206 |
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XLVIII.
Verfahren zum Härten und Anlassen des Stahls, so
wie zum Härten des Gußeisens und Stabeisens; von Horaz Vaughn zu Providence in den Vereinigten
Staaten.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Sept. 1857,
S. 211.
Vaughn's Verfahren zum Härten und Anlassen des Stahls.
Diese Erfindung, welche am 29. December 1856
für England patentirt wurde, besteht darin, die zu härtenden und anzulassendenanzulassendeu Artikel in einem, aus chemischen Agentien bestehenden,
feurig-flüssigen Bade zu erhitzen und die hinreichend heißen Artikel alsdann
in Wasser, Oel oder gewissen Lösungen auf gewöhnliche Weise abzulöschen.
Jene chemischen Stoffe bestehen für Artikel von Stahl aus
doppeltchromsaurem Kali, Kochsalz und Blutlaugensalz, welche in dem Verhältniß von 2
Pfd. des erstem auf 12 Pfd. des zweiten und 4 Pfd. des letztern mit einander
vermischt werden. Die Menge des Blutlaugensalzes kann dadurch vermindert werden, daß
man den erwähnten Ingredienzien etwas Knochenpulver oder gepulverte thierische Kohle
zusetzt. Nachdem nun dieselben pulverisirt und miteinander vermengt sind, werden sie
in einen eisernen Tiegel gethan, welchen man in einen Windofen setzt, woselbst er
erhitzt wird. Die Ingredienzien werden mit Holzkohlepulver bedeckt, um das
Entweichen der Gase während des Erhitzungsprocesses zu verhindern. Der Tiegel wird
so lange der Hitze ausgesetzt, bis sich die Substanzen im feurigen Flusse befinden,
so daß sie ein Bad bilden, in welches die zu härtenden und anzulassenden Artikel
gesteckt werden, um so lange darin zu bleiben, bis sie hinreichend erhitzt sind; die
Zeit, welche dieses Erhitzen erfordert, hängt von der Größe der Artikel ab. Nachdem
dieselben gleiche Temperatur mit dem Bade erlangt haben, werden sie herausgenommen
und in Wasser, Oel oder gewissen Lösungen abgelöscht, worauf wieder andere Artikel
in das Bad kommen u.s.f.
Für ein Bad zum Härten von Stab eisen nimmt der Erfinder 25 Proc. Blutlaugensalz, 65
Proc. Kochsalz und 10 Proc. doppelt-chromsaures Kali, und setzt diesen
Ingredienzien Knochenpulver oder thierische Kohle oder ein Gemenge von beiden zu.
Alle diese Substanzen müssen pulverisirt werden, worauf man sie in einen Tiegel
bringt und schmelzt. Die zu härtenden Artikel werden alsdann in das Bad gesteckt und
das Ganze wird mit Holzkohlenpulver bedeckt, um das Entweichen von Gasen zu
verhindern. Nachdem die Artikel in dem Bade eine hinreichende Temperatur erlangt
haben, nimmt man sie heraus und härtet sie in Wasser oder einer härtenden Lösung ab.
Bei der Zusammensetzung des Bades kann ein Theil von dem Blutlaugensalz durch
thierische Kohle, und die Hälfte des chromsauren Kalis durch (5 Proc.) Borax ersetzt
werden. Sobald die zu härtenden Artikel aus dem Bade herausgenommen worden sind,
werden sie durch andere ersetzt.
Sollen Artikel aus Gußeisen oder aus getempertem Gußeisen
gehärtet werden, so wird das Bad auf dieselbe Weise wie beim Stabeisen
zusammengesetzt, jedoch weniger Knochenkohle und mehr Kochsalz genommen.
Die zu härtenden Artikel können zur Beschleunigung des Processes auch vorgewärmt
werden, ehe man sie in das Bad steckt.
Diese Methode des Härtens und Anlassens gewährt folgende Vortheile:
1) die zu bearbeitenden Artikel werden, statt sie während des Erhitzens dem directen
Einflusse der Verbrennungsproducte auszusetzen, wie es bei der gewöhnlichen Härtung
der Fall ist, in ein Bad gesteckt und daher gegen die Luft geschützt; sie werden
daher in allen Theilen gleichzeitig erwärmt und sind frei von den Nachtheilen welche
die ungleiche Erhitzung bei dem gewöhnlichen Verfahren veranlaßt;
2) die Temperatur des Bades kann nach dem gewünschten Grade der Härtung abgeändert
werden; die Artikel erlangen nach hinreichendem Verweilen in dem Bade alle dieselbe
Temperatur, und müssen daher auch, wenn sie in der Härtungsflüssigkeit abgelöscht
wurden, alle gleich hart werden;
3) nur in höchst seltenen Fällen ist, um einen recht hohen Härtegrad zu erlangen, bei
stählernen Artikeln ein zweites Härten erforderlich;
4) da die Substanzen, aus denen das Bad besteht, auf die zu härtenden Artikel von
Stahl, Stabeisen oder Gußeisen chemisch einwirken, so theilen sie denselben einen
gewissen Grad von Zähigkeit mit, was in den meisten Fällen sehr vortheilhaft
ist;
5) Gegenstände von Schmied – und Gußeisen erhalten auf diese Weise eine weit
tiefer gehende Härtung, als nach dem gewöhnlichen Verfahren der Einsatzhärtung;
6) durch das neue Verfahren wird viel Zeit erspart, weil der Tiegel oder das Gefäß,
welches das Bad aufnimmt, groß genug seyn kann, um eine ziemliche Menge von zu
härtenden Artikeln zu fassen und weil die zum Ablöschen herausgenommenen sogleich
durch andere ersetzt werden.
Beim Härten polirter Artikel von Stahl muß weniger
chromsaures Kali angewendet, oder dasselbe ganz weggelassen und durch ein Gemenge
von gleichen Theilen kohlensaurem Kali und Borax ersetzt werden, weil das chromsaure
Kali die polirten Flächen angreift.