Titel: | Verfahren zum Reinigen des Wassers; von Henry Medlock analytischer Chemiker in London. – Patentirt am 21. Jan. 1857. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LVI., S. 223 |
Download: | XML |
LVI.
Verfahren zum Reinigen des Wassers; von Henry Medlock analytischer
Chemiker in London. – Patentirt am 21. Jan.
1857.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Octbr.
1857, S. 313.
Medlock's Verfahren zum Reinigen des Wassers.
Meine Erfindung besteht in einer Methode Wasser zu reinigen und gesünder zu machen,
welches entweder bloß organische Substanz oder deren Zersetzungsproducte aufgelöst
enthält, oder worin überdieß unorganische Substanzen aufgelöst sind. Die Reinigung
bewerkstellige ich dadurch, daß ich aus dem Wasser einen Theil dieser organischen
Substanz absondere, und deren Rest unschädlich mache; und in dem Falle wo das Wasser
auch unorganische Substanzen aufgelöst enthält, dadurch daß ich einen Theil
derselben aus dem Wasser absondere.
Zur Ausführung dieser Erfindung bringt man das Wasser, vor dem Filtriren desselben,
in einen Behälter von geeigneter Größe, und läßt es darin in Berührung mit gewissen
Metallen, welche ihm eine große Oberfläche darbieten, 24 Stunden oder länger
verweilen, je nach der Menge des Wassers im Vergleich mit der Fläche welche ihm das
Metall darbietet, überhaupt bis die durch solchen Contact veranlaßte Fällung
organischer Substanz aufhört, worauf man das Wasser nur in gewöhnlicher Weise zu
filtriren braucht, um den in demselben etwa noch suspendirten, durch jenen Proceß
erzeugten Niederschlag abzusondern.
Unter den zu meinem Zweck geeigneten Metallen ziehe ich das Eisen vor, weil das
Wasser durch dessen Anwendung wenig benachtheiligt wird. Ich verwende das Eisen
(Stabeisen) in Form von Schnitzeln, Drehspänen, Draht oder Blech, um eine
hinreichende Fläche desselben mit dem Wasser in Berührung zu bringen.
Ich verfahre folgendermaßen: In dem Behälter welcher das zu reinigende Wasser
enthält, hänge ich an quer durch denselben befestigten Eisenstangen lockere Bündel
von Eisendraht auf; dieser Draht ist beiläufig 1/16 Zoll dick und ich rechne von
demselben 1 Pfd. auf 1000 Pfd. Wasser. Ich lasse das Wasser 24 bis 48 Stunden lang
mit dem Eisendraht in Berührung, je nach der Schnelligkeit womit die durch solchen
Contact veranlaßte Fällung organischer Substanz stattfindet, und dann filtrire ich
das Wasser, um den gebildeten Niederschlag abzusondern, wozu ein gewöhnliches
Sandfilter ausreicht. Wenn das Wasser Stickstoff in irgend einer Form enthält, so
werden bei seinem
Contact mit dem Metalle die organische Substanz und das Ammoniak, welche im Wasser
enthalten sind, zersetzt oder oxydirt, wodurch ein gewisser Theil der organischen
Substanz und des Ammoniaks in salpetrige Säure (NO³) oder Salpetersäure (oder
beide) verwandelt wird, durch welche der Nest der organischen Substanz unauflöslich
gemacht wird. Die salpetrige und Salpetersäure verbinden sich endlich mit dem Eisen
(oder sonstigen Metall), oder mit einigen der unorganischen Basen, wenn solche im
Wasser enthalten sind, und die unauflöslich gemachte organische Substanz wird nebst
einem Theil der unorganischen Substanz, wenn solche im Wasser vorhanden ist,
gefällt.Man vergleiche Hrn. v. Sicherer's Abhandlung im
polytechn. Journal Bd. CXLIV S. 284.
In seinem dort im Auszug mitgetheilten Bericht „über die Wirkung
des Bleies auf das Quell- und Flußwasser“ äußert sich
Medlock folgendermaßen über die organischen
Bestandtheile des Wassers (Philosophical
Magazine, September 1857. S. 206):„Die organischen Substanzen, welche das
Wasser aufgelöst enthält und die also durch Filtriren nicht abgesondert
werden können, sind zweierlei Art: solche welche keinen Stickstoff
enthalten, und solche die Stickstoff enthalten. Erstere bestehen aus
Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff, und verwandeln sich während der
natürlichen Zersetzung (Fäulniß) in Kohlensäure und Wasser, die andere
Classe enthält außerdem noch Stickstoff, Schwefel und Phosphor. Diese
Elemente verbinden sich im Verlauf der Zeit mit Wasserstoff, und bilden
Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Phosphorwasserstoff. Das Ammoniak, welches
sich stets in beträchtlicher Menge bildet, wird zuletzt durch
Vereinigung mit Sauerstoff in salpetrige
Säure und Wasser umgesetzt, nach der Gleichung: NH³ + 6O =
NO³ + 3HO. – Wenn man Themsewasser, welches bekanntlich eine große Menge
stickstoffhaltiger organischer Substanz enthält, einige Zeit in einem
offenen Gefäß der Luft ausgesetzt stehen läßt, so verbindet sich der
Stickstoff der organischen Substanz zuerst mit Wasserstoff zu Ammoniak;
später wird aber ein Theil dieses Ammoniaks nach vorstehender Gleichung
in salpetrige Säure umgesetzt, welche sich
mit einem Aequivalent Ammoniak vereinigt und im Wasser als salpetrigsaures Ammoniak aufgefunden werden
kann. Letztere Veränderung findet im Wasser bei warmer Witterung in
wenigen Tagen statt, und durch Anwendung von Wärme kann sie fast
augenblicklich bewirkt werden.“Medlock's Versuche über die Wirkung des Eisens auf das Quell- und Flußwasser,
worauf sich obiges Patent gründet, sind noch nicht veröffentlicht worden. A.
d. Red. – Sollte das Wasser Phosphide oder Sulfide enthalten, so werden
erstere durch Oxydation in phosphorigsaure oder phosphorsaure Salze, letztere in
schwefligsaure oder schwefelsaure Salze umgewandelt, welche sämmtlich
verhältnißmäßig unschädlich sind.