Titel: | Doppelter Schleifstein, sich selbst rund erhaltend. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXIII., S. 247 |
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LXIII.
Doppelter Schleifstein, sich selbst rund
erhaltend.
Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1857
S. 112.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Doppelter Schleifstein, sich selbst rund erhaltend.
Der in Fig. 10
in der Längenansicht, Fig. 11 im Grundriß und
Fig. 12
in theilweiser Seitenansicht dargestellte doppelte Schleifstein hat eine derartige
Einrichtung, daß die beiden Steine sich gegenseitig rund erhalten, indem ihre
Mantelflächen an einer Stelle in Berührung mit einander gebracht sind, und einer der
Steine bei der Umdrehung eine kleine hin- und rückgängige Verschiebung in der
Achsenrichtung erleidet.
Die zur Ausführung dieses Zweckes getroffene Einrichtung ist folgende: Auf der
Oberkante der Längenwände des aus gußeisernen Platten gebildeten Troges C, C ruhen vier Lager F und
F₁ auf schwalbenschwanzförmigen Führungen,
welche durch zwei Schraubenspindeln n, n und m, m in verschiedene Entfernungen von einander gebracht
werden können, indem die entsprechenden Muttergewinde an die Lagerkloben F, F, F, F₁ befestigt sind und die Enden der
Spindeln Gewinde von gleicher Steigung aber entgegengesetzt umlaufender Windung
haben. Zur Bewerkstelligung ihrer gleichmäßigen Drehung haben diese Spindeln in der Mitte
ihrer Länge kleine Rädchen g, g, die auf ihrem Umfange
Gewindeverzahnung ohne Ende enthalten. In diese Verzahnung greifen zwei kurze
Schrauben ein, welche auf einer Achse h, h, die quer
durch den Trog zwischen beiden Steinen hindurch geht, fest sitzen. Die hierdurch
ausführbare gleichmäßige Drehung der Schraubenspindeln m,
m und n, n hat eine gleichmäßige Verschiebung
der Lager F in der einen oder anderen Richtung zur
Folge.
Beide Paare der sich gegenüber liegenden Lager nehmen Wellen auf, welche die
cylindrischen Schleifsteine A und B tragen, und außerhalb des Troges mit den Betriebsriemscheiben D und E versehen sind. Die
Welle des Steines A ist auch am anderen Ende verlängert
und trägt außerhalb des Troges ein kleines Stirnrädchen a von größerer Breite als das darin eingreifende Stirnrad b von größerem Durchmesser; die Welle des letzteren wird
von angegossenen Armen des Lagers F₁ getragen.
Die Nabe des Stirnrades b tritt nach der äußeren Seite
über die Fläche des Rades hervor und enthält auf seiner Mantelfläche eine Nuth,
welche die Nabe in einer Curve umläuft. In diese Nuth greift der Zapfen einer
kleinen horizontalen Zugstange c, d ein (Fig. 12), die in dem
äußersten Arm des Lagers F₁ geführt wird.
Andererseits ist diese Zugstange mit dem unteren Arm eines zweiarmigen Hebels d, f verbunden, welcher bei e seinen festen Drehpunkt findet und mit seinem gabelförmigen Ende f zwischen die Bundringe der Welle des Schleifsteines
A eingreift. Indem das Zahnrad a mit der letzteren Welle rotirt, so treibt es das Rad
b um, während seine Zähne sich in den Zahnlücken des
Rades b verschieben, da die Curvenform der Nuth eine
hin- und hergehende Bewegung des Hebels d, f und
somit der Schleifsteinwelle bewerkstelligt.
Die Steine halten sich vorzüglich gut und machen das lästige, oft störenden
Zeitverlust mit sich führende und nie ohne größeren Verlust am Stein ausführbare
Nacharbeiten mit dem Steinmeißel unnöthig.
Der Maschinenfabrikant J. Lehmann in Berlin, welchem ich
die vorliegende Zeichnung verdanke, ist mit allen Modellen zur Ausführung dieser
Schleifvorrichtung versehen und hat dieselbe bereits mehrfach gefertigt. Der Preis
ist 220 Rthlr. In der Maschinenfabrik von F. Wöhlert ist
dieser von England bezogene Schleifapparat schon längere Zeit in Gebrauch und hat
sich vorzülich bewährt, da die Abnutzung bei weitem geringer ausfällt als
früher.
L. Duske.