Titel: | Mechanische Torfpresse, von Hrn. Hamon zu Paris. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXIV., S. 249 |
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LXIV.
Mechanische Torfpresse, von Hrn. Hamon zu Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, August 1857, S.
73.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Hamon's mechanische Torfpresse.
Die große Ausdehnung, welche seit einiger Zeit die Fabrication von Torfziegeln
genommen hat, macht es natürlich wünschenswerth, Maschinen zu besitzen, mittelst
deren dieses Product schnell und wohlfeil und mit Ersparung der früheren schweren
Arbeit dargestellt werden kann.
Bei der Zusammendrückung des Torfes, welcher stets viel Wasser enthält, kommt es
hauptsächlich darauf an, zu verhindern daß die leichten Torftheile, welche in der
Flüssigkeit suspendirt sind, während der Pressung entweichen, indem dadurch ein
wesentlicher Verlust veranlaßt würde. Ferner soll der Apparat einfach und leicht zu
transportiren seyn, und die ganze ihm mitgetheilte Kraft benutzen, mag dieselbe nun
in menschlicher oder in Elementarkraft bestehen; endlich müssen die einzelnen Organe
oder Theile der Maschine auf ihren einfachsten Ausdruck gebracht werden, um so wenig
als möglich Arme zu beschäftigen und folglich die Gestehungskosten zu
vermindern.
Man muß auch möglichst viel in kurzer Zeit zu produciren im Stande seyn, es soll
folglich der Apparat während seiner ganzen Wirkungsperiode benutzt werden können,
sowohl bei seiner aufsteigenden als bei seiner niedergehenden Bewegung.
Nach zahlreichen Versuchen glaubt der Erfinder diese Aufgabe durch die neue Maschine
vollständig gelöst zu haben; dieselbe ist in Fig. 7–9
abgebildet.
Fig. 7 ist ein
Längendurchschnitt durch die Treibwelle;
Fig. 8 ist ein
senkrechter Aufriß, auf der Seite der Hauptbewegung;
Fig. 9 ist ein
Grundriß, oder eine Ansicht der Maschine von oben.
Beim ersten Anblick der Maschine erkennt man, daß, wie schon oben bemerkt wurde, die
Presse eine doppeltwirkende ist, d.h. beim Auf- und beim Niedergehen des
Kolbens eine Pressung ausüben kann, und zwar mit Hülfe eines einzigen Excentricums
A. Dasselbe hat eine kreisrunde Form und ist auf der
Mitte der liegenden Welle B angebracht, welche die
eigentliche Treibwelle ist und ihre Bewegung von dem Stirnrade C mit sehr starken Zähnen erhält, in welches das
Getriebe D eingreift. Letzteres sitzt auf der Mittlern
eisernen Welle E, die auch mit dem Stirnrade
F versehen ist, welches außerhalb des Gerüstes sitzt und
in welches das kleine Getriebe G am Ende der Welle H greift. Von letzterer Welle aus wird die Bewegung
mittelst der Kurbel I durch Menschenhände bewirkt, oder
bei Anwendung eines Motors mittelst einer Treibrolle J,
neben welcher alsdann eine Leerrolle angebracht wird, um, wenn es erforderlich ist,
die Bewegung unterbrechen zu können. In dem einen wie in dem andern Falle fügt man
ein Schwungrad K hinzu, durch welches der Gang des
Apparates ausgeglichen wird.
Wird nun die Treibwelle H umgedreht, so übertragen die
Zahnräder die Bewegung, jedoch unter wesentlicher Verzögerung der Geschwindigkeit,
auf die Welle B und das Excentricum, welches alsdann, je
nachdem sein excentrischer Theil sich oben oder unten befindet, die eine oder die
andere der zwei Rollen L, L' auf- oder
niederwärts zu gehen nöthigt. In der in Fig. 7 und 8 angegebenen Stellung
befindet sich der hervortretende Theil des Excentricums unten, und es nimmt alsdann
die Rolle L' den von dem Mittelpunkte der Welle
entferntesten Standpunkt ein; daraus folgt, daß die Preßplatte M', mit welcher diese Rolle verbunden ist, wobei sie
sich jedoch frei um sich selbst drehen kann, auch die unterste Stellung einnimmt und
daher alles zwischen ihr und dem festen Boden N'
befindliche Material zusammengepreßt hat.
Während dieser Druck ausgeübt wurde, hat sich die obere bewegliche Platte M, welche nebst ihrer Rolle L auch niederwärts gegangen ist (weil sie mit der letztern durch die
gußeisernen Bügel oder Hälse O verbunden ist), von dem
obern, ebenfalls festen Boden N entfernt. Man muß nun in
den Raum zwischen diesem Boden und der Platte die hölzerne Tafel einbringen, auf
welcher man vorher die Torfmasse ausgebreitet hat, die zusammengepreßt und in Ziegel
verwandelt werden soll. Bei dieser Stellung öffnet daher der Arbeiter die vordere
Thür P, indem er mit der einen Hand die beiden Haken a, welche sie geschlossen hielten, hebt und sie mittelst
des Griffes b um ihre Angeln c dreht; dadurch wird der kastenförmige Raum aufgeschlossen und man kann
nun leicht in den Kasten das Bret mit dem Torf einführen, den ein Knabe
herbeigebracht und auf der beweglichen Platte abgesetzt hat.
Indem nun die Drehung der Treibwelle fortgeht, wirkt das Excentricum auf die obere
Rolle L und nöthigt sie, sich mit ihrer Platte M zu erheben; der Torf wird alsdann gegen den obern
festen Boden N gedrückt, bis die Welle einen halben
Umgang gemacht hat und folglich der größte Vorsprung des Excentricums sich in der
obern verticalen Stellung befindet.
Da nun während dieser Zeit die untere Rolle oder Walze L'
und ihre Platte M' in der aufgehenden Bewegung begriffen
sind, so wird der untere Kasten frei; man öffnet die Seitenthür P', welche ihn geschlossen erhielt und nimmt die bei dem
vorhergehenden halben Umgange gepreßten Torfziegel heraus. Sobald diese Reihe von
Torfziegeln herausgenommen ist, wird das von einem Knaben herbeigebrachte Bret mit
frischem Torf in den Kasten eingeschoben, während welcher Zeit in dem obern Kasten
eine Pressung vollendet wird.
Man sieht demnach, daß mittelst dieser Maschine die Arbeit des Pressens sehr schnell
und gewissermaßen ununterbrochen bewirkt wird. Wird die Maschine durch eine
Elementarkraft betrieben, so hat der Arbeiter nur die obere und die untere Thür P und P' abwechselnd zu
öffnen und zu schließen, indem er ihre Haken a und a' hebt und sie durch ihre Griffe b, b' einen Viertelsumgang um ihre Angeln c
und c' machen läßt. Die zur Bedienung der Presse
angestellten Knaben haben weiter nichts zu thun, als die mit dem Torf bedeckten
Breter herbei- und diejenigen mit den gepreßten Ziegeln wegzuschaffen.
Im Innern der Kasten sind Garnituren von Pferdehaar d, d'
angebracht, welche hauptsächlich den Zweck haben, zu verhindern daß Torf mit dem
Wasser während des Pressens entweicht. Diese Garnituren liegen auf Tafeln von dünnem
Blech, welche zwischen sich und den Seitenwänden, an die sie sich lehnen, kleine
Oeffnungen bilden, in denen das Wasser sich sammeln und an den Ecken des Kastens
ausfließen kann.
Man ersieht aus den Abbildungen, daß die ganze Maschine auf vier Rädern R ruht, so daß sie leicht von einer Stelle eines
Torfstiches zur andern transportirt werden kann.
Der untere Kasten S' liegt auf den eisernen Brücken,
welche die Achsen mit einander verbinden, und ist durch zwei starke mit jenen
gegossene Ständer T mit dem obern Kasten S verbunden durch die Bolzenschrauben e, e', mittelst denen man zugleich die Entfernung der
beiden Kasten reguliren kann.
Wir haben noch zu bemerken, daß zum Zertheilen der in den Kasten gepreßten großen
Torfkuchen in kleinere Stücke, auf den hölzernen Tafeln Scheidewände angebracht
wurden, welche in Fig. 7 und 8 zu sehen sind; dieselben
sind mit Scharnieren versehen, damit sie sich beim Umstürzen der Tafel nicht
krümmen, sondern den allfälligen Stößen nachgeben können.