Titel: | Ventilator oder Wetterrad auf den Abercarn-Steinkohlenwerken, entworfen von Ebenezer Rogers. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXVIII., S. 274 |
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LXVIII.
Ventilator oder Wetterrad auf den
Abercarn-Steinkohlenwerken, entworfen von Ebenezer Rogers.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, August
1857, S. 261.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Rogers' Ventilator für Steinkohlengruben.
Die Wetterhaltung bei den brittischen Bergwerken wird größtentheils noch durch Oefen
bewirkt, indem der Wetterzug durch die Gruben dadurch erhalten wird, daß man die
ausziehende Wettersäule in dem Wetterschacht durch ein auf der Schachtsohle
unterhaltenes Feuer verdünnt. In Deutschland, Belgien und Frankreich gibt man den
Wettermaschinen den Vorzug, da die Wetteröfen, obgleich sie die wichtigen Vortheile
großer Einfachheit und geringer Reparaturbedürftigkeit haben, einige wesentliche Nachtheile besitzen und
in gewissen Fällen so ungenügend sind, daß sie nothwendig durch Maschinen ersetzt
werden müssen.
Bei der Wetterversorgung der erst neuerlich in Betrieb gesetzten Gruben zu Abercarn
in Südwales, welche auf einigen sehr viel schlagende Wetter entwickelnden Flötzen
bauen, wobei Wetteröfen also nicht angewendet werden konnten, fand sich Hr. Rogers veranlaßt, nachdem er sich nach den besten
Wetterhaltungsapparaten in Britannien und auf dem Festlande umgesehen hatte, bei
einem Ventilator stehen zu bleiben, den Hr. James Nasmyth
erfunden hatteWir haben aus dem Mechanics' Magzine eine kurze
Beschreibung des Nasmyth'schen Ventilators im
polytechn. Journal Bd. CXXV S. 241
mitgetheilt. Dieser Apparat war damals (1852) an einer Kohlengrube des
Grafen Fitzwilliam in Thätigkeit. A. d. Red.; Rogers ließ ihn zu Patricroft von Nasmyth ausführen und zu Abercarn aufstellen.
Die allgemeinen Vorrichtungen am und im obern Theile des Schachtes sind in Fig. 12 bis
14
dargestellt. Fig.
12 und 13 sind senkrechte Durchschnitte, welche die Wetterventile an der
Schachtöffnung und die Verbindung des Ventilators mit dem Schacht darstellen. Fig. 14 ist
ein söhliger Querdurchschnitt des Schachtes und des Ventilators. Fig. 15 ist ein
Seitenaufriß des Ventilators und der Treibmaschine, und Fig. 16 ein senkrechter
Durchschnitt des Ventilators.
Der Ventilator A, A, Fig. 16, hat 13 1/2 Fuß
im Durchmesser und ist mit acht Flügeln versehen, von denen jeder 3 1/2 Fuß breit
und 3 Fuß lang ist. Diese Flügel sind an einer horizontalen Welle B von 8 Fuß 7 Zoll Länge (von Mitte zu Mitte der Lager)
befestigt; die Zapfen sind 9 Zoll lang und haben 4 1/2 Zoll im Durchmesser. Die
Flügel bestehen aus dünnem Eisenblech und sind an gabelförmigen, schmiedeisernen
Armen befestigt, und diese an einer auf der Welle B
angebrachten Scheibe C. Diese Flügel sind von einem
Gehäuse D, D umgeben, welches aus zwei blechernen
Seitenwänden besteht, die durch Stehbolzen auseinander und zusammengehalten werden;
an dem Umfange ist dieses Gehäuse überall offen und in der Mute hat es auf jeder
Seite eine kreisrunde Oeffnung von 6 Fuß. Durchmesser. Von diesen Oeffnungen gehen
blecherne Canäle E, E ab, durch welche die Wetter aus
dem Schacht einströmen; die Außenwände dieser Canäle sind durch gußeiserne
senkrechte Ständer F, F verstärkt, welche unten auf dem
steinernen Fundament G stehen und mit dem Gehäuse
verbunden sind. Diese Ständer bilden zugleich die Zapfenlager für die
Ventilatorwelle; die Kanten der Flügel sind von den Gehäusewänden 3 Zoll entfernt,
so daß ein hinreichender Spielraum bleibt. Die beiden Wetterlutten oder Canäle E, E vereinigen sich unter dem Ventilator, wie Fig. 12 zeigt,
und sind mit dem Schacht durch eine söhlige Wetterstrecke I verbunden, welche 21 Fuß
unter Tage liegt.
Der Ventilator wird durch eine kleine, direct wirkende Hochdruckdampfmaschine K in Betrieb gesetzt, welche an der vordern Seite von
einem der gußeisernen Ständer F angebracht und deren
Lenkstange mit einer Kurbel an dem einen Ende der Ventilatorwelle B verbunden ist. Der Dampfcylinder hat 12 Zoll
Durchmesser und 12 Zoll Hub, und wird mit Dampf aus den Kesseln der
Förderungsdampfmaschine des Schachtes gespeist, der mit einem Druck von 13 Pfund auf
den Quadratzoll arbeitet. Das Excentricum L für das
Schieberventil ist in der einen Wetterlutte E angebracht
und bewegt das Ventil mittelst einer kurzen Welle M, die
an den Enden mit entsprechenden Hebeln versehen ist.
Der Schacht H, Fig. 14, ist ein Oval von
18 Fuß Länge und 10 Fuß Weite, und hat fast in der Mitte einen Scheider N von Zimmerung, so daß durch das eine Schachttrumm die
Wetter einfallen und durch das andere ausziehen können. Zur Förderung dienen beide
Trumme und zwar erfolgt sie mittelst Gestellen 0, in welche die Förderungen
eingefahren werden und die wie gewöhnlich zwischen Leitungen laufen. Die Kunstsätze
P sind in dem einfallenden Schachte angebracht.
Damit das Schachttrumm, durch welches die Wetter ausziehen, zur Förderung benutzt
werden kann, ist die obere Oeffnung durch eine Wetterklappe oder ein Ventil R verschlossen. Dasselbe besteht aus Bretern,
verschließt die Oeffnung möglichst luftdicht und läßt nur eine Oeffnung in der Mitte
zum Durchgange des Förderseils. Sobald das Fördergestell O zur Oeffnung gelangt, werden die Klappen R,
gehoben, so daß jenes Passiren kann, und wenn alsdann das Gestell wieder in den
Schacht eingeht, wie Fig. 13 zeigt, so fallen
die Klappen nieder und verschließen die Schachtöffnung. Während der Zeit ihrer
Hebung vertritt der ziemlich an das Schachttrumm anschließende dichte Boden des
Fördergestelles ihre Stelle. Auf diese Weise bleibt die Schachtöffnung stets
verschlossen und der ausziehende Wetterstrom wird nicht unterbrochen, sondern bleibt
möglichst gleichförmig. Die Wetter welche während des Oeffnens und des Verschließens
der Wetterklappe und durch den geringen, stets offen bleibenden Theil einfallen
könnten, sind so unwesentlich, daß sie um so eher unberücksichtigt bleiben können,
da die überflüssige Saugkraft des Ventilators mehr als hinreicht, um die
Gegenströmung aufzuheben.
Bei der Aufstellung des Apparats hielt man einen noch dichtern Verschluß für
nothwendig, und es wurden dazu die geneigten Klappen
S, S, welche über der Wetterstrecke I angebracht sind, benutzt; dieselben schließen genau
aneinander und lassen nur eine kleine Oeffnung in der Mitte zum Durchgange des
Seiles; das aufgehende Fördergestell öffnete sie, und nachdem dasselbe
hindurchgegangen und ehe noch die Klappen an der Tageöffnung des Schachtes geöffnet
worden, wurden sie durch Gegengewichte sogleich wieder verschlossen. Beim
Niedergange des Fördergestelles wurden sie durch einen Hebel von Tage aus wieder
geöffnet. Man fand aber durch Versuche, daß die Klappen R an der Tageöffnung vollkommen hinreichend sind, und es wurden dann die
Klappen S gar nicht mehr benutzt.
Die ganze Teufe des Schachtes beträgt fast 300 Yards (à 3 engl. Fuß), und in einer Teufe von 120 Yards wird ein Theil der
frischen Wetter durch Hangende Baue geleitet, auf denen man Steinkohlen und
feuerfesten Thon gewinnt; der größere Theil der Wetter fällt dem Schachttiefsten zu
und verbreitet sich in die Baue auf zwei verschiedenen Kohlen- und einem
Eisenstein-Flötze. Die Gesammtlänge der mit Platten oder Schienen belegten
Förderbahnen beträgt ungefähr 7 engl. Meilen (1 1/2 deutsche) und die Länge der
Abbaufronten beträgt wohl das Doppelte. Die längste Entfernung, welche von einem
einzigen Wetterstrome vom einfallenden bis zum ausziehenden Schachttrumme
zurückgelegt wird, beträgt etwa 2 engl. Meilen (eine sehr knappe halbe deutsche
Meile). Die Menge der täglich geförderten Materialien beträgt ungefähr 500
Gewichtstonnen (etwa 2500 preuß. Gemäßtonnen à 7
1/9 Kubikfuß).
Die Geschwindigkeit, womit der Ventilator gewöhnlich betrieben wird, beträgt
beiläufig 60 Umgänge in der Minute, somit die Peripheriegeschwindigkeit der Flügel
2545 Fuß in der Minute; es strömen daher in der Minute beiläufig 45,000 Kubikfuß
frische Wetter durch die Grube, wovon etwa ein Drittel die oberen und der Rest die
unteren Baue ventilirt.
Die unten mitgetheilte Tabelle I. enthält die Resultate
einer Reihe von Versuchen, welche mit diesem Wetterventilator unter Leitung des Hrn.
Rogers angestellt wurden. Es geht aus diesen
Resultaten hervor, daß die ganze Wettermasse, welche bei den Geschwindigkeiten des
Ventilators von 60 bis 80 Umläufen in der Minute geliefert wird, 45,000 bis 56,000
Kubikfuß in derselben Zeit beträgt, mit einer Geschwindigkeit des Stromes von
respect. 782 und 1037 laufenden Fußen in der Minute oder von 9 bis 12 engl. (2 bis 2
3/4 deutschen) Meilen in der Stunde; dabei beträgt der Grad der Luftverdünnung in
dem ausziehenden Schachttrumme respective 0,5 und 0,9 Zoll Wassersäule.
Tabelle I. – Uebersicht der
Versuche mit dem Wetterventilator.
Textabbildung Bd. 146, S. 277
Barometerhöhe; Temperatur nach
Fahrenheit; Ueber Tage; Im Tiefsten; Tageöffnung d. einfallenden Trummes; Sohle des
einfallenden Trummes; Sohle des ausziehenden Trummes; Zehn Yards von der
Tageöffnung; Umläufe d. Ventilators per Minute; Wassermanometer; Geschwindigkeit der
Wetter in Fußen in der Minute; Kubikfuß Wetter in der Minute; Dampfmesser am
Ventilator; Theoretischer Kohlen verbrauch in d. Stunde; Mittel von zwölf Versuchen;
Natürlicher Wetterzug; Mittel von vier Versuchen; Wetterhalt. mit dem Ventilator;
Mittel von fünf Versuchen
Bei diesen Versuchen bestimmte man die Geschwindigkeit der Wetterströme durch
Berechnung aus der Differenz des Druckes, welcher mittelst eines sorgfältig
construirten Vacuummessers beobachtet worden war; die Resultate controlirte man aber
noch durch das Anemometer und durch die Zeit in welcher der Rauch von Pulver durch
den Ventilator strömte, das an bestimmten Distanzen durch Drähte entzündet wurde,
die von einer Volta'schen Batterie an der Schachtöffnung
abliefen.
Die Umtriebsgeschwindigkeit des Ventilators wird leicht und augenblicklich durch ein
Drosselventil in der Dampfröhre der Maschine regulirt; dasselbe steht unter Aufsicht
des Grubeningenieurs und wird nach der erforderlichen Wetterhaltung adjustirt, die
von den Veränderungen des atmosphärischen Drucks und von dem mehr oder minder
häufigen Vorkommen brennbarer Gase in den Bauen abhängt. Man hat gefunden, daß eine
Geschwindigkeit von etwa 50 bis 60 Umdrehungen in der Minute die zweckmäßigste
Wetterströmung gibt, während bei 80 Umdrehungen der Strom so bedeutend ist, daß die
Lampen kaum brennen können.
Dieser Ventilator ist jetzt seit zwei Jahren Tag und Nacht in ununterbrochenem
Betriebe gewesen, ohne daß man ihn jemals wegen irgend einer Reparatur still stehen
lassen mußte, und er ist heute noch in demselben guten Gange als zur Zeit seines
Inbetriebsetzens. Offenbar kann also bei demselben kein Theil außer Ordnung kommen,
in Folge seiner einfachen Construction; die der Abnutzung ausgesetzten Flächen sind
nämlich groß und dauerhaft hergestellt, und der Dampfcylinder hat einen massiven
Metallkolben. Der Dampfverbrauch für den Betrieb des Ventilators ist so unbedeutend,
daß ein geringer Verlust desselben durch die Fugen ganz unwesentlich ist.
Zu einer vollkommenen Wetterhaltung ist noch ein zweiter Ventilator erforderlich,
welcher jeden Augenblick in Betrieb gesetzt werden kann, sobald der erste aus irgend
einem Grunde stillstehen muß, oder zugleich mit ihm wirkt, wenn eine stärkere
Wetterführung als gewöhnlich nothwendig ist.
Der Constructeur will bei Herstellung eines andern Ventilators demselben einen
größern Durchmesser geben, nämlich von etwa 21 Fuß, ihn aber langsamer umgehen
lassen, was seiner Meinung nach zweckmäßiger und kraftsparender ist. Das Gehäuse
würde er dann einfacher und wohlfeiler machen, nämlich es aus Ziegelsteinen
aufführen und eben so die Wetterlutten. Die Gesammtkosten für zwei Ventilatoren
würden dadurch bedeutend vermindert werden.
Die Wetterhaltung mittelst des Ventilators hat besonders dadurch einen wesentlichen
Vorzug gegen die mittelst Oefen, daß man den Zug plötzlich und bedeutend steigern
kann, was bei Oefen nur langsam und im beschränkten Maaß ausführbar ist und auch
nicht von Tage aus bewirkt werden kann.
Ein anderer Vortheil besteht darin, daß die Wetter in dem ausziehenden Schacht der
Art sind, daß er zur Fahrung eben so gut wie der einfallende benutzt werden kann, da
er frei von der Hitze und dem Rauch ist, die ein Wetterofen auf der Sohle
veranlaßt.
Bei einer Maschine fällt auch die Gefahr der Explosionen weg, die durch Hinzuströmen
von Gas zum Ofen veranlaßt werden; beim ersten Anhieb eines Flötzes, welches viel
brennbares Gas enthält, wie es zu Abercarn der Fall war, kann ein Ofen mit
Sicherheit gar nicht eher gefeuert werden, als bis das Gas großentheils abgeleitet
worden ist, und auch dann ist es immer noch mit Gefahr verbunden. Mit Hülfe eines
Ventilators erleidet der Betrieb gar keinen Verzug und alle Gefahr wird
vermieden.
Ein mit einem breternen Scheider versehener Schacht war in dem vorliegenden Falle
wesentliche Bedingung, da das Abteufen in dem harten Gestein sehr kostbar ist und
mehrere Schächte daher vermieden werden mußten. Bei einer solchen Verdohnung ist
aber ein Wetterofen sehr nachtheilig, da das Holz des Scheiders durch die Wärme
fortwährend austrocknet und Undichtheiten veranlaßt, der Rauch auch Schwefeldämpfe
enthält und das Eisenwerk angreift.
Wenn man saugende statt blasender Ventilatoren anwendet und dieselben einen großen
Durchmesser haben, so erlangt man schon bei mäßiger Geschwindigkeit eine bedeutende
Luftverdünnung. Da das Ventilatorgebläse an der ganzen Peripherie offen ist, so
können die Wetter ringsum frei entweichen; und wegen der mittleren Scheiderplatte an
der Ventilatorwelle können die Wetterströme zu beiden Seiten sich gegenseitig nicht
hindern. Der einfache Betrieb mittelst einer direct wirkenden Dampfmaschine, deren
Kurbelstange unmittelbar auf die Kurbel an dem einen Ende der Wetterradwelle
einwirkt, ist sehr zweckmäßig und es wird dadurch jede Mittheilungsmaschinerie
entbehrlich.Hr. R. v. Carnall machte zur Beschreibung eines
Nasmyth'schen direct in Betrieb gesetzten
Wetterrades in der „Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen in dem Preußischen Staate“
Bd. I, Abth. B, S. 64 nachstehende Bemerkungen:
„In Betracht, daß es bei einem Wetterzuge ganz besonders
darauf anzukommen pflegt eine jede, wenn auch noch so kurze Störung zu
verhüten, daß bei Zahnrad-Verbindungen durch das Auslaufen der
Kämme oder durch das Brechen einzelner Zähne Auswechselungen
unvermeidlich sind und, auch wenn man Reservestücke zur Hand hat,
dennoch die Auswechselung Zeit verlangt, sowie daß selbst beieiner Bewegung
durch Riemen ohne Ende, ganz abgesehen von den Unterhaltungskosten, die
Auflegung neuer Riemen nicht immer rasch genug geht: unterliegt es
keinem Zweifel, daß eine directe Verbindung des Wetterrades mit der
Dampfmaschine vor Zahn- und Riemenverbindungen den Vorzug
verdient .... Am allereinfachsten wäre aber die Anwendung eines Dampfreactionsrades auf der Flügelwelle, wie
man dergleichen z.B. zum Betriebe von Circularsägen in Walzhütten
angewendet findet. Der Dampf strömt durch die – hohle –
Welle ein und entweicht aus den in Curven gebogenen vier Armen des
Rades, welches mit einem Blechkasten umgeben ist, aus dem der Dampf in
einer Röhre abzieht. Die Geschwindigkeit der Umdrehung ergibt sich durch
das Dampfzulaßventil.“ H. Da ferner das Wetterrad über Tage angebracht ist, so hat man dasselbe und seinen
Betrieb stets unter Augen, und es ist auch gegen Benachtheiligung durch Explosionen,
wenn solche vorkommen sollten, geschützt.
In der Abercarn-Grube sind schlagende Wetter so häufig, daß jetzt in allen
Bauen nur Sicherheitslampen angewendet werden und niemals ein bloßes Licht erlaubt
ist, ausgenommen an zwei Stellen in der Nähe des Schachtes, wo die Sicherheitslampen
angezündet und verschlossen werden. Sehr schwache Explosionen sind mehrere
vorgekommen, aber nicht eine einzige derselben hatte nachtheilige Folgen. Eine
stärkere Explosion führen wir als Beispiel an, um zu zeigen wie wichtig es ist,
plötzlich einen sehr verstärkten Wetterzug herstellen zu können, um Verlust von
Menschenleben zu verhindern. In diesem Falle, welcher sich im October 1855
ereignete, nahm ein Arbeiter ein gewöhnliches Licht in einen Abbau, wo sich
schlagende Wetter angehäuft hatten; dieser Bau befand sich im Tiefsten und etwa 150
Yards von dem Schacht entfernt. Es erfolgte eine Explosion, die Hr. Rogers vernahm, da er sich in der Nähe der Schachtöffnung
befand; er ließ sofort vollen Dampf in den Cylinder der Maschine strömen, so daß das
Wetterrad augenblicklich etwa doppelt so rasch umging als gewöhnlich; dadurch wurde
nun die Geschwindigkeit des Wetterzuges so erhöht, daß der sogen. after-damp, welcher das Product der Explosionen
ist, so rasch von der Belegungsmannschaft der Grube weggeführt wurde, daß sie den
Wirkungen desselben nur momentan und ohne alle Übeln Folgen ausgesetzt war.
Bei der gewöhnlichen Geschwindigkeit des Wetterzuges würden gewiß mehrere von den
Arbeitern das Leben verloren haben. Der Mann, welcher die Explosion veranlaßt hatte,
war stark verbrannt, erholte sich aber wieder von seinen Beschädigungen.
Fast sogleich, nachdem das Wetterrad in eine schnellere Bewegung gesetzt worden war,
trat aus demselben ein Schauer von schwarzen Theilchen, welche aus Kohlenstoff
bestanden, der bei der Zersetzung des Kohlenwasserstoffes durch die Explosion als
leichter Ruß frei wurde. Nach Rogers' Meinung ist dieser
Kohlenstoff die Ursache der nachtheiligen Wirkung des after-damp indem sich die feinen Theilchen desselben auf der Lunge
anhäufen, während man bisher die schädliche Wirkung dieses Dampfes der Kohlensäure
und dem Stickstoff zuschrieb, welche durch Verbrennung des Gases und der Luft
entstehen. Rogers fand seine Ansicht bei Untersuchung der
Lungen durch schlagende Wetter Getödteter bestätigt, indem dieselben mit diesen
schwarzen festen Theilchen angefüllt waren. Man hat oft beobachtet, daß Menschen in
dem after-damp, welcher auf die Explosion
schlagender Wetter folgt, eine Zeit lang leben können, wenn sie die Vorsicht
anwenden, Mund und Nasenlöcher mit einem Tuch zu bedecken, so daß die einzuathmende
Luft durch dasselbe dringen muß und die in der Luft schwebenden Kohlenstofftheilchen
also nicht in die Lunge gelangen können. Hr. Rogers
theilt einen Fall mit, wo ein Bergmann Namens John Hall,
der jetzt in Abercarn lebt, eine Strecke von einer halben Meile Länge, die mit after-damp erfüllt war, fahren konnte, indem er
jene Vorsicht anwendete, und glücklich zum Schacht gelangte.
Eine der explodirbarsten Mischungen, welche in einer Steinkohlengrube entstehen
können, besteht aus 5 Volumen Kohlenwasserstoff (Sumpfluft) und 40 Volumen
atmosphärischer Luft. Wenn dieses Gemisch explodirt, so entstehen 2 Volume
Kohlenstoffdampf, 3 Vol. kohlensaures Gas, 10 Vol. Wasserdampf und 32 Vol.
Stickstoffgas. Nach der Explosion nimmt der Kohlenstoff die Form von leichtem,
flockrigem Ruße an, welcher sehr fein in der ganzen Luft vertheilt ist. Tabelle II
erläutert die Ansicht von Rogers hinsichtlich der bei der
Explosion erfolgenden Zersetzung und der dadurch entstehenden Verbindungen.
Ein ähnliches Wetterrad, wie das beschriebene, hat Hr. Nasmyth auf dem Skiar-Spring Steinkohlenwerke bei Elsecar
aufgestellt und dasselbe wird mit vollständigem Erfolge betrieben. Es ist größer als
dasjenige zu Abercarn, indem es 15 Fuß im Durchmesser hat und die Flügel 4 1/4 Fuß
breit sind. Es wird von dem Dampf der Dampfkunst betrieben, der eine Pressung von 15
Pfund auf den Quadratzoll hat, und macht 80 Umgänge in der Minute; es liefert eine
vollkommen genügende Wetterführung in den Bauen, die über Tage genau controlirt
werden kann, und wird durch einen Brennmaterialaufwand im Betriebe erhalten, der
sehr gering im Verhältniß zu dem ist, welchen ein Wetterofen erfordert.
Tabelle II. – Tabellarische
Uebersicht der Explosion schlagender Wetter.
Textabbildung Bd. 146, S. 282
Vor der Explosion; Nach der
Explosion; 5 Vol. Kohlenwasserstoff. 5 CH₂; 40 Vol. atmosphäriche Luft. 8
O + 32 N; 2 Vol. Kohlenstoffdampf. 2 C; 3 Vol. kohlensaures Gas. 3 CO₂;
10 Vol. Wasserdampf. 10 HO; 32 Vol. Stickstoffgas. 32 N; C 1 Vol.; O 1/2 Vol.;
CO₂ 1 Vol.; H 1; HO 1 Vol.; N 32 Vol.; Bemerkung. – Da das
chemische Aequivalent des Sauerstoffes dem Volum nach, oder das Verbindungsvolum
des Sauerstoffes ein halbes Volum ist, so repräsentiren die 8 Vol. Sauerstoff,
welche in der Luft vor der Explosion im freien Zustande enthalten sind, die 16
Aequivalente (oder 16 halbe Vol), welche nach der Explosion mit dem Kohlenstoff
und Wasserstoff chemisch verbunden sind.
Besprechung dieser Abhandlung im Verein der mechanischen
Ingenieure.
Hr. Lloyd, der Vorsitzende, dankte Hrn. Rogers für seinen interessanten und wichtigen Vortrag, da
eine wirksame Wetterführung bekanntlich sehr wesentlich für den Steinkohlenbergbau
sey, indem davon die Sicherheit und das Leben vieler Menschen abhängen. Erst wenige
Monate vorher hatten sich in Wales schlagende Wetter entzündet, wodurch mehr als
hundert Menschen in einer Grube getödtet wurden. Die Nothwendigkeit einer sichern
und guten Wetterführung, welche nicht durch zufällige Ursachen in Unordnung gebracht werden könne,
liege daher klar vor, und der beschriebene Ventilator, um die Aufgabe durch
mechanische Mittel zu lösen, scheine im höchsten Grade zweckmäßig zu seyn. Es seyen
zwar schon früher Versuche mit Wettermaschinen gemacht worden, sie lieferten aber
nicht den guten Erfolg der Nasmyth'schen. Mechanische
Mittel seyen seines Wissens in Wales mehr als in andern Kohlendistricten angewendet
worden, weil dort häufiger schlagende Wetter vorkommen; er frage, worin die
wesentlichen Unterschiede zwischen den früheren Methoden der Wetterführung und der
jetzt beschriebenen bestehen?
Hr. Rogers antwortete, daß die mechanische Wetterhaltung
nicht neu, sondern schon seit Jahrhunderten angewendet worden sey, wovon der alte
Harzer Wettersatz den Beweis gebe, den man in der neuesten Zeit verbessert habe.
Auch rotirende Maschinen verschiedener Art, unter diesen der Ventilator, seyen mit
mehr oder weniger gutem Erfolge benutzt worden. Die zweckmäßige und einfache
Construction, wodurch sich das Nasmyth'sche Wetterrad
auszeichnet, habe ihn veranlaßt dessen Beschreibung dem Verein vorzulegen. Die zweit
erwähnte Maschine zu Skiar-Spring sey noch besser als die beschriebene, und
er zweifle nicht, daß die Erfahrung zu noch weitern Verbesserungen dieses
Ventilators führen werde, wohin hauptsächlich die Vergrößerung seines Durchmessers
gehöre. Früher habe man die Ventilatoren häufig blasend wirken lassen und sie durch
Räderwerk oder Riemen in Bewegung gesetzt, wogegen dieser Wetterbläser mit der
direct wirkenden Dampfmaschine' nicht nur ein sehr einfacher, sondern auch ein sehr
dauerhafter Apparat sey, da er nach zweijährigem unausgesetztem Betrieb noch keiner
Reparatur bedurft habe. Die Betriebskosten seyen gegen die von den Wetteröfen
veranlaßten gering, denn es würden durch den Wetterbläser sicher neun Zehntheile des
Brennmaterialaufwandes gespart.
Auch die von Gurney vorgeschlagenen Dampfströme kamen zur
Sprache, wobei Hr. Rogers deren ungenügende Wirkung
nachwies.
In Beantwortung der Frage, ob die Entfernung des Wetterrades von der Schachtöffnung
und deren gegenseitige Stellung auf die Leistung des Apparates von Einfluß sey,
bemerkte Hr. Rogers, daß die Entfernung der Maschine von
der Schachtöffnung gar keinen Einfluß habe, vorausgesetzt, daß die zwischen beiden
befindlichen Canäle (Wetterstraßen) weit genug und frei von Verengungen und Knieen
seyen. Das Haupterforderniß bestehe darin, das Wetterrad groß genug zu machen, um
bei geringer Geschwindigkeit einen hinreichenden Wetterzug zu bewirken; seiner
Erfahrung nach müsse er Windräder von 21 Fuß Durchmesser empfehlen.
Er bemerkt ferner, daß ein sehr wesentlicher Vortheil der Wetterräder gegen die
Wetteröfen darin bestehe, daß die Leistung jener sehr leicht gesteigert werden kann,
was bei einer Explosion vom größten Werthe ist, da die meisten Tödtungen nicht
sowohl durch die Explosion selbst, als durch die erstickende Wirkung des after-damp veranlaßt werden dürften. Diese können
aber durch einen plötzlich gesteigerten Wetterzug sehr vermindert werden, da die
Erfahrung zu Abercarne gezeigt habe, daß dieß von 50,000 auf 70,000 oder 80,000
Kubikfuß thunlich ist, so daß der durch die Baue getriebene Wetterstrom einem Orkan
gleicht und alle durch die Zersetzung des Kohlenwasserstoffes frei werdenden
Kohlenstofftheilchen aufnimmt und aus der Grube zieht. Wetteröfen können aber den
Wetterzug nur langsam steigern und selbst durch die Explosionen leicht zerstört oder
in Unordnung gebracht werden.
Einen andern Vorzug der mechanischen Wetterhaltung sieht Hr. Lloyd darin, daß sie ununterbrochen gleichartig wirkt und daher die Baue
stets mit frischen Wettern versieht, wodurch ein besserer Gesundheitszustand der
Belegschaft erzielt wird.
Schließlich empfahl Hr. Ramsbottom, um die Leistung der
Maschine zu sichern, am andern Ende der Welle einen zweiten Cylinder anzubringen,
der das Wetterrad dann betreibt, wenn an dem ersten Reparaturen erforderlich
sind.