Titel: | Die Darstellung von Cementstahl mit Anwendung von Hohofen-Gasen auf dem k. württemb. Hüttenwerke Friedrichsthal; von Hütten-Inspector Hermann Reusch. |
Autor: | Hermann Reusch |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXIX., S. 285 |
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LXIX.
Die Darstellung von Cementstahl mit Anwendung von
Hohofen-Gasen auf dem k. württemb. Hüttenwerke Friedrichsthal; von
Hütten-Inspector Hermann Reusch.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Reusch über Darstellung von Cementstahl mit Anwendung von
Hohofengasen.
Die Benützung der Hohofengase zu technischen Zwecken wurde bekanntlich schon zu
Anfang dieses Jahrhunderts in Frankreich angeregt, allein erst nachdem mein
hochverdienter Landsmann, der verstorbene Bergrath Faber,
gezeigt hatte daß in zweckmäßig vorgerichteten Apparaten sogar die zum Puddeln und
Schweißen von Eisen erforderlichen Temperaturen mit Hohofengasen nachhaltig erzeugt
werden können, fieng man an, der Sache die verdiente allseitige Aufmerksamkeit zu
schenken.
Zwar sind die Hoffnungen, welche man ursprünglich auf die Verwendung der Gase zum
Betriebe von Puddel- und Schweiß-Oefen gebaut hatte, mit der Zeit beträchtlich
herabgestimmt worden, nachdem eine gründliche Prüfung den Beweis geliefert hatte,
daß den hiebei erlangten Vortheilen sehr bedeutende Nachtheile für den
Hohofenbetrieb gegenüberstehen, weil zur gleichmäßigen Erzielung hoher Temperaturen
bei wechselndem Ofengange die Gase tief unter der Gicht abgezogen werden müssen, was
einerseits einen namhaften Wärmeverlust für den Hohofen zur Folge hat, anderseits
wegen der zerstörenden Wirkung heißer Hohofengase auf fast alle Baumaterialien die
Solidität des Kernschachtes in der Nähe der Gasfänge wesentlich beeinträchtigt.
Dagegen hat die Verwendung der Hohofengase zu solchen Processen, welchen niedrigere
Hitzgrade genügen und wo somit die Gasentziehung in geringer Tiefe unter der Gicht,
also auch ohne erheblichen Nachtheil für den Hohofen geschehen kann, einen so
umfassenden Boden gewonnen, daß man nachgerade fast auf jeder gut eingerichteten
Hohofenanlage, welche mit minder wohlfeilem Brennstoff arbeiten muß, irgend eine
ihren Betriebsverhältnissen entsprechende Vorrichtung zur Benützung von Hohofengasen
antrifft.
So mannichfaltig übrigens die bis jetzt praktisch gewordene Benützung der Hohofengase
auch seyn mag, so ist doch meines Wissens ihre Verwendung zur Erzeugung von
Cementstahl noch auf keiner andern Hütte in größerem Maaßstabe versucht und mit
dauerndem Erfolge durchgeführt worden. Die günstigen Resultate der hiesigen Versuche
und die Erfahrungen eines bald zweijährigen Betriebes dürften deßhalb nicht ohne
Interesse seyn und eine Veröffentlichung rechtfertigen.
In Folge der Ausdehnung der Fabrication von raffinirtem Stahle und Stahlwaaren, sowie
der Einführung der Gußstahlerzeugung auf dem hiesigen Stahlwerke erhöhte sich der
Bedarf an Rohstahl. Da das Erzeugniß an Schmelzstahl, welches bisher in 3 Feuern pro Jahr 6000 bis 7000 Centner betrug, hauptsächlich in
Ermangelung weiterer tüchtiger Arbeitskräfte im Augenblicke nicht höher gesteigert
werden konnte, so veranlaßte mich der Referent des hiesigen Werkes bei der königl.
Centralbehörde zu Stuttgart, Hr. Bergrath Bilfinger,
Versuche über die Erzeugung von Cementstahl mit hiesigem Stabeisen zu machen. Dieß
brachte mich sofort auf die Idee, zur Ausführung dieser Versuche einen zum Adouciren
von geweißtem Roheisen schon im Jahre 1851 von mit erbauten und zur Feuerung mit
Hohofengasen vorgerichteten kleinen Versuchsofen mit etwa 8 Centnern Capacität zu
verwenden.
Schon der erste Versuch gelang über Erwarten gut, und es wurden sofort vom December
1854 bis September 1855 im Ganzen 10 Brände gemacht, welche die Möglichkeit der
Verwendung von Hohofengasen zur Fabrication eines guten gleichförmigen Cementstahles
außer Zweifel setzten.
Das Interesse, welches diese Versuche höhern Ortes fanden, machte es möglich, schon
im Herbste 1855 einen größern Ofen mit einer Capacität von 59 bis 60 Centnern zu
erbauen, welcher sich bereits seit December 1855 in regelmäßigem Betriebe
befindet.
Die Figuren 17
bis 19
enthalten drei Durchschnitte dieses eingefäßigen Cementirofens. Die Vorrichtungen
zur Fassung der Hohofengase sind als unwesentlich hiebei weggelassen, und bemerke
ich hier nur, daß die Gase 6 1/2 Fuß unter der Gicht eines 28 Fuß hohen
Holzkohlen-Hohofens, dessen Jahresproduction 15,000 Centner selten übersteigt, abgefangen werden.
a ist die unmittelbar an den Gasfang sich anschließende,
etwas über 1 Quadratfuß Querschnitt haltende Gasleitung; b sind drei auf derselben befindliche Schieber, deren Stangen c wegen möglichst genauer und sicherer Regulirung der
Gaseinströmung auf ihre ganze Länge mit bei d
eingreifenden Gewinden versehen sind, so daß bei einer jedesmaligen vollen Umdrehung
der Schieberstange sich die Schieberplatte um eine Schraubganghöhe vor oder
rückwärts bewegt. Ueber den Schiebern liegen die Gasschnauzen e, deren vorderer Theil f leicht abgenommen
und mit einer Platte luftdicht geschlossen werden kann, um für den Fall eines
undichten Verschlusses des Schiebers, welcher mit der Zeit fast immer eintritt, bei
dem Füllen und Leeren des Cementirofens nicht durch die der Gesundheit sehr
schädlichen Hohofengase belästigt zu werden.
g sind drei verticalstehende, in gut passenden Führungen
sich bewegende Schieber zur Regulirung des Zutrittes der Luft, die mittelst
Stellschrauben in jeder Lage befestigt werden können. h
ist das Gefäß zur Aufnahme der Eisenstäbe. Dasselbe hat einen Boden von 5 Zoll und
Seitenwände von 4 Zoll Stärke, und besteht aus kleinen, stark gebrannten, gut
zusammengeschliffenen feuerfesten Steinen, welche mit sehr magerer feuerfester Erde
in der Weise gemauert sind, daß die Fugen der Steine auf den Pfeilern der
Feuerungscanäle abbinden. Die innern Gefäßwände sind noch mit einer magern, an den
Steinen gut haftenden feuerfesten Masse ausgekleidet.
Die Feuercanäle sind nun so angelegt, daß die Gase rings um das Gefäß circuliren
müssen. Zuerst gelangen die aus der Gasschnauze f bei
k in den Ofen tretenden und sich hier mit Luft
vermischenden Gase durch sechs auf der vordern Langseite des Gefäßes befindliche
senkrechte Canäle l in die Höhe unter den Gewölberaum
m, vertheilen sich hier an sieben auf der hintern Langseite und vier auf den kurzen Stößen
befindliche abwärts führende Canäle n, treten unter dem
Gefäße durch die convergirenden Züge o in drei verticale
Schlote p und von da in drei von einander getrennte
horizontale Canäle q, an deren Ausmündung in den Raum r der Zug, beziehungsweise die Lebhaftigkeit der Verbrennung in jeder der
drei Abtheilungen durch vorgelegte Backsteine nach Belieben regulirt werden kann.
Aus dem Raume r gelangen die Gase in die unmittelbar
damit in Verbindung stehende etwa 30 Fuß hohe Esse, welche zugleich die Gase des
daneben befindlichen Warmwindapparates aufnimmt.
Die Sargenwandungen des Ofens bestehen aus einem 5 Zoll starken feuerfesten Gemäuer,
an welches sich das nur 1 Fuß starke Rauhgemäuer aus gewöhnlichen Backsteinen ohne
Zwischenraum unmittelbar anschließt.
Den Ofenraum bedeckt ein feuerfestes Tonnengewölbe von 1 Fuß Stärke, welches zur
Verminderung der Abkühlung noch mit flach gelegten 2 1/2 Zoll dicken gewöhnlichen
Backsteinen überdeckt ist.
Auf den kurzen Stößen des Ofens befinden sich die Einsatzöffnungen s, welche während des Betriebes mit doppelter verlorener
Mauerung versetzt sind.
Unter den Einsatzöffnungen sind die Probestaböffnungen t
angebracht; dieselben werden übrigens jetzt, nachdem man die erforderliche Erfahrung
über die Dauer eines Brandes besitzt, nicht mehr benützt. Zur Beurtheilung der
Temperatur im Ofen dienen mit Thonpfropfen verschlossene kleine Gucklöcher, welche
an sämmtlichen verticalen FeuercanälenQuercanälen in bequemer Höhe angebracht sind.
Ferner sind im Niveau der convergirenden Züge o kleine,
während des Betriebes luftdicht verschlossene Putzöffnungen u ausgespart, durch welche es möglich ist, den sich daselbst anhäufenden
Gichtstaub in die Canäle q hinabzustoßen und sofort
durch den Raum r zu entfernen.
An der Gasleitung, so wie an den Gasschnauzen sind gleichfalls überall Putzöffnungen
angebracht, um den sich allmählich ansammelnden Unrath bequem herausnehmen zu
können, was um so nöthiger ist, weil es bei dem beschränkten Platze auf der Gicht
unmöglich war, raumbeengende Vorrichtungen zum Auffangen des Gichtstaubes
anzubringen.
Für die Solidität des Ofens ist durch gußeiserne Eckschienen, starke Masseln zur
Unterstützung des Gewölbes und zahlreiche Schlaudern so vollständig gesorgt, daß bei
dem bisherigen Betriebe auch nicht die Spur eines Risses oder ein Drücken des
Gewölbes zu bemerken war.
Als Material zum Cementiren habe ich bis jetzt zwei verschiedene Stabeisensorten
verwendet, nämlich entweder Frischeisen aus grauem bis
halbirtem Roheisen, welches aus reinen Brauneisensteinen mit einem Zusatze von
Rotheisenstein erblasen wurde, oder sogenanntes Renneisen, erzeugt durch Einrennen von Alteisenabfällen, hauptsächlich guten
Schmiedeisendrehspänen, in einem Holzkohlenfeuer. Die Qualität des letzteren, welche bei sorgfältiger
Arbeit und reiner Ausschweißung an und für sich schon sehr befriedigend ist, wird
nach Möglichkeit noch durch Zusatz der Abfälle von der Stahlraffinerie beim
Einrennen verbessert. Namentlich die letztere Qualität habe ich bisher sehr brauchbar gefunden.
Was die Form des Cementstabeisens betrifft, so erhält dasselbe für den Zweck des
Raffinirens eine Breite von 2 Zoll und eine Dicke von einem halben Zoll. Wird
dagegen der Cementstahl nicht raffinirt, sondern roh verwendet, so richten sich die
Dimensionen nach der Gestalt der hieraus darzustellenden Waare.
Als Cementirpulver verwende ich die in den Laubholz-Kohlenscheuern sich
ergebenden sonst werthlosen Abfälle, welche zu diesem Zwecke zuerst auf einem Siebe
von 2 Linien Maschenweite behandelt werden. Die auf dem Siebe zurückbleibende
gröbere und reinere Lösche wird zart gepocht und mit etwas Wasser, in welchem
Holzasche aufgelöst ist, angemacht. Die unreine zarte, durch das Sieb gefallene
Lösche aber wird mit Lehmwasser vermischt, bis sie eine gut zusammenbackende
Consistenz hat.
Nur die erstere dient als unmittelbare Umhüllung der Eisenstäbe im Gefäße, die
letztere dagegen wird sowohl auf dem Boden als auch an den Seitenwandungen und als
Decke der obersten Eisenschichte fest eingedammt und bildet so eine den Einsatz
allseitig umgebende dichtschließende Hülle, welche den Zweck hat, bei etwaigen
Rissen am Gefäße die eindringende Luft von der Beschickung möglichst abzuhalten.
Vor jedem Einsatze wird zuerst das Gefäß genau untersucht und die beim vorhergehenden
Brande entstandenen Risse werden aufs Sorgfältigste mit magerer Masse
ausgestrichen.
Sodann wird auf dem Boden eine etwa 1 Zoll dicke Schichte aus feinem geflößtem
Quarzsande ausgebreitet, welcher die etwa während des Brandes am Boden entstehenden
Nisse ausfüllen und verstopfen soll. Auf diese Sandschichte wird eine ungefähr 1 1/2
Zoll starke Schichte von der mit Lehmwasser angemachten Lösche fest eingedammt.
Hierauf wird das Einsetzen der Eisenstäbe in flacher Lage in der gewöhnlichen Weise
mit abwechselnden 4 bis 5 Linien starken Schichten von der mit Asche angemachten
Lösche bewerkstelligt, dabei aber ringsherum an den Gefäßwänden auf etwa 1 1/2 Zoll
Breite von der mit Lehmwasser zubereiteten Lösche verwendet und dieselbe möglichst
fest eingedammt. Ist das Gefäß in solcher Weise bis auf 6 Zoll unter dem Rande
angefüllt, so wird abermals eine etwa 1 1/2 Zoll dicke Schichte von der mit Lehm
angemachten Lösche fest eingestampft, hierauf eine etwa 1 Zoll starke Lage eines
dicken Lehmbreies aufgetragen, diese Lehmschichte mit einer 1 Zoll starken Schichte geflößten
Sandes überdeckt, darüber eine Lage alter Ziegel oder Backsteinstücke, deren Fugen
gleichfalls mit magerem Lehm ausgegossen und ausgestrichen werden, ausgebreitet und
obendrauf eine Sandhaube gegeben.
Die große Sorgfalt, welche nach dem Vorstehenden auf den möglichst vollständigen
Abschluß der Luft verwendet wird, ist keineswegs überflüssig, weil bei einer sich
selbst überlassenen, von den Zufälligkeiten des Hohofenbetriebes abhängigen
Gasfeuerung in der Zuströmung der Gase hin und wieder unvorhergesehene Hindernisse
eintreten können, deren nachtheiliger Wirkung nur durch den sorgfältigsten Verschluß
des Gefäßes vorgebeugt werden kann.
Nach erfolgter Füllung des Gefäßes werden sämmtliche Feuercanäle, die Gasleitung und
der Gasfang gereinigt und sofort die Einsatzöffnungen durch doppelte verlorene
Mauerung auf der nach Innen gekehrten Seite mit feuerfesten, nach Außen mit
gewöhnlichen Backsteinen geschlossen. Sodann werden die Gase hereingelassen und mit
Beobachtung der bekannten Vorsichtsmaßregeln angezündet. So lange die Decke des
Einsatzes nicht vollständig abgetrocknet ist, wird nur ein ganz schwacher Gasstrom
gegeben. Ist dieß der Fall, was nach Ablauf eines Tages wohl angenommen werden kann,
so wird die Gasmenge allmählich verstärkt, bis sie nach Ablauf des zweiten Tages auf
die volle Höhe gebracht ist. Der Ofen erreicht alsdann sehr rasch in allen
Feuercanälen die Temperatur des schmelzenden Kupfers, was bekanntlich für den
Cementirproceß der zweckmäßigste Hitzgrad ist.
Der Gasverbrauch ist hiebei ungemein gering, und es hat diese Gasentziehung notorisch
nicht den geringsten merkbaren Einfluß auf den Gang des Hohofens.
Es verdient hier bemerkt zu werden, daß neben dem Cementirofen der gleichfalls mit
Hohofengasen gespeiste Erzröstofen voll betrieben werden kann, und daß hiebei immer
noch eine vollkommen ausreichende Gasmenge zur Speisung des Warmwindapparates übrig
bleibt.
Je nachdem weicher oder harter Stahl verlangt wird, wird der Proceß des Glühens 8
oder 10 Tage lang fortgesetzt. Während dieser Zeit besteht die ganze Arbeit an dem
Ofen darin, daß die Gasfeuerung täglich zwei bis dreimal untersucht und nach Bedarf
regulirt wird – ein Geschäft, das ich bisher mit Interesse selbst besorgt
habe. Hiebei ist das Hauptaugenmerk darauf zu richten, daß stets ein kleiner
Gasüberschuß vorhanden seyn muß, was am Zuverlässigsten beim Austritte der Gase in
den Raum r beobachtet werden kann.
Nach Vorstehendem wird es vollkommen klar seyn, daß man durch Regulirung des
Gaszutrittes an den Schiebern b, durch Regulirung des
Luftzutrittes an den Schiebern g, und durch Veränderung
des Querschnittes an der Ausmündung der Feuercanäle q
mittelst der dort vorgelegten Backsteine, die im Ofen herrschende Temperatur, sowie
das relative Verhältniß von Gas und atmosphärischer Luft, somit den ganzen
Verbrennungsproceß vollkommen in seiner Gewalt hat.
Soll der Brand beendigt werden, so wird zunächst die aus dem Raume r zur Esse führende Abzugsöffnung luftdicht geschlossen,
hierauf werden die Gasschieber zugedreht, die Vordertheile f der Gasschnauzen abgenommen und durch dichtschließende Platten ersetzt,
sofort alle Oeffnungen am Ofen aufs Sorgfältigste zugemacht und derselbe bei
vollständigem Abschlusse der Luft in einer Atmosphäre unverbrannter Hohofengase
einer möglichst langsamen Erkaltung überlassen.
Nach drei Tagen wird in die verlorene Mauerung eine kleine Oeffnung gemacht und
zugleich werden die Thonzapfen zum Verschlusse der Putzöffnungen und Gucklöcher
herausgenommen.
Am vierten Tage wird die verlorene Mauerung ganz beseitigt und sechs Tage nach
Abstellung der Gase kann der Ofen ausgetragen werden. Die Dauer eines Brandes kann
somit, Einsetzen und Austragen eingerechnet, zu 15 1/2 bis 17 1/2 Tagen angenommen
werden.
Der ausgenommene Stahl zeigt, wenn er den richtigen Härtegrad besitzt, die
gewöhnlichen Blasen, ist nach dem Erkalten spröde und hat bei großer Härte um 0,8
Proc. im Mittel um 0,6 Proc. dem eingesetzten Stabeisen gegenüber an Gewicht
zugenommen. In seltenen Fällen zeigt sich bei einem Stäbe aus der obersten oder
untersten Lage die Lösche ganz verzehrt. Solche Stäbe haben gewöhnlich eine
Glühspanhaut, sind oberflächlich wieder in Eisen verwandelt und müssen deßhalb beim
nächsten Brande wieder eingesetzt werden.
Beim Raffiniren hat sich der nach der vorbeschriebenen Methode erzeugte Cementstahl
immer ganz befriedigend gehalten, und zeigt bei wiederholter Raffinade nur eine
geringe Härteabnahme.
Wie gering der Aufwand bei diesem Verfahren ist, mag am Besten eine
Auseinandersetzung der wirklichen Betriebskosten beweisen. Dieselben betragen:
Aufwand für das Einsetzen.
Für Zurichten der
Lösche:
2 Taglöhne à 48 kr.
1 fl. 36 kr.
Für Abhauen und Geraderichten des
Cementstabeisens:
3 Taglöhne à 48 kr.
2 „ 24 „
Für Chargirung des Ofens und Zumauern
der Einsatzöffnungen:
3 Taglöhne à 48 kr.
2 fl. 24 kr.
Für Sand, Lehm, feuerfeste Erde, Abgang an
feuerfesten und
ordinären BacksteinenKalksteinen zur verlorenen Mauerung per Brand.
1 „ –
„
Aufwand während des Betriebes.
Für zweimalges Putzen, sowie für Schließung
des
Ofens: 1
Taglohn
– „ 48 „
Aufwand für das Austragen etc.
1
Taglohn
– „ 48 „
Für Ausbesserung des Ofens und
Gefäßes: 1
Taglohn
– „ 48 „
––––––––––
Summa
9 fl. 48 kr.
Hievon ab der Werth der Gewichtszunahme des
erzeugten Cementstahles
aus 50 Ctr. Einsatz à 0,6 Proc. = 30
Pfd. à 12 fl. pro
100 Pfd.
3 fl. 36 kr.
––––––––––
bleibt Gesammtkosten für 1 Einsatz
6 fl. 12 kr.
1 Centner roher Cementstahl kommt somit, ungerechnet die Zinsen des Anlagecapitals
und die übrigens höchst geringe Abnützung des Ofens, um 7,4 Kreuzer höher zu stehen
als 1 Centner Cementstabeisen.
Diese geringen Gestehungskosten dürften wohl die Behauptung rechtfertigen, daß in dem
beschriebenen Verfahren ein Mittel gegeben ist, Stahl auf ungewöhnlich billige Weise
darzustellen und hiedurch die Stahlverwendung noch allgemeiner als bisher zu
machen.
Schließlich bemerke ich, daß der Aufwand für die Herstellung dieses Cementirofens
einschließlich Gasleitung, 760 fl. betragen hat, und daß mit einem geringen
Mehraufwande ein Ofen von 100 Centner Capacität hergestellt werden könnte, bei
welchem der Gasverbrauch nach meinen bisherigen Erfahrungen sich nur ganz
unerheblich steigern würde.