Titel: Vorrichtung zum Vergrößern und Verkleinern von Musterzeichnungen.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXXXV., S. 348
Download: XML
LXXXV. Vorrichtung zum Vergrößern und Verkleinern von Musterzeichnungen. Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1857 S. 141. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Vorrichtung zum Vergrößern und Verkleinern von Musterzeichnungen. Die in Fig. 14 in der Hauptansicht, und in Fig. 15 im Durchschnitt, in rechtwinkeliger Ebene zur Projectionsebene der Ansicht, dargestellte Vorrichtung dient dazu, Zeichnungen und Skizzen von Mustern, architektonische Verzierungen, Ansichten u.s.w. zu vergrößern oder zu verkleinern, und durch Umdruck zu copiren und zu vervielfältigen. Sie ist von den Fabrikanten Cellerin und Devillers in Mülhausen im Elsaß erfunden worden und war in einem ansgeführten und in Thätigkeit erhaltenen Exemplare in der Industrieausstellung zu Paris vertreten. Durch die Einfachheit der Construction und durch die Anwendung eines elastischen Mittels, einer vulcanisirten Gummiplatte, zur Erreichung des vorbemerkten Zweckes, erwarb sich die Maschine und ihre Arbeit das Interesse und den Beifall des Publicums in hohem Grade, und da dieselbe auch für Zwecke der Industrie eine nützliche Verwendung findet, so haben wir nach einer Skizze eine ungefähre Construction entworfen und theilen dieselbe nebst Beschreibung hier mit. Auf einer gußeisernen Grundplatte erheben sich die vier schmiedeeisernen Säulen a, a, a, a und tragen eine gußeiserne beckenförmige Platte b, b, auf deren geebnetem Flantsch sich eine kreisförmige Platte c, c von vulcanisirtem Gummi von vollständig gleichmäßiger Dicke mit ihrem Rande auflegt und durch einen Ring und Schrauben fest damit verbunden ist. Die Gummiplatte c, c, welche im gewöhnlichen Zustande das Becken b eben überspannt, ist in der Zeichnung Fig. 15 durch eine kreisförmige Scheibe d, d unterstützt, ausgespannt und erhoben angegeben, und zwar ist dieß durch ein Aufwärtsbewegen der Scheibe d, d verursacht worden. Die letztere ruht in ihrem Centrum auf einer Spindel, welche in der Nabe b' des Beckens b eine Führung findet und am untern Ende mit Schraubengewinde versehen ist. Dasselbe findet in der Nabe des Stirnrades f ein entsprechendes Muttergewinde, welches Rad f von dem an der Welle k sitzenden Getriebe h und durch ein conisches Vorgelege i, l mittelst der Welle n und des Handrades o in Umdrehung gesetzt wird. Der Lagerbock m, welcher die Wellen k und n trägt, steht auf einer gußeisernen Platte g, g, die von den Säulen a, a.. getragen wird; in dieser findet auch das Stirnrad f seine Lagerung, indem in eine vertiefte Spur der Nabe ein aus zwei Segmenten bestehender Stahlring eingreift und das Rad trägt. Durch Umdrehung des Handrades o wird also ein Heben oder Senken der Platte d, d und eine größere Ausdehnung oder Zusammenziehung der Gummiplatte verursacht; ist auf dieselbe eine Zeichnung aufgetragen worden, so wird resp. ein Ausdehnen oder Zusammenziehen gleichmäßig nach allen Richtungen die Folge davon seyn. Die Vorrichtung enthält nun ferner noch eine Druckerpresse zur Anfertigung der Copien und Vervielfältigungen der erhaltenen Zeichnungen oder auch zum Aufbringen eines zu verwandelnden Musters etc. Die Presse besteht aus einer sauber geebneten Preßplatte p, p, welche durch verstellbare Klammern mit dem Hebel q, q in Verbindung gebracht ist. Dieser findet seinen Drehpunkt r in einem Gerüst s, s, s, welches auf der Grundplatte der Maschine festgeschraubt ist. Der Angriffspunkt v der zum Pressen erforderlichen Kraft kann mit dem Auge v der Zugstange u, u durch einen Bolzen in Verbindung gebracht werden. Die Zugstange u ist am untern Ende von einem zweiarmigen Hebel w, w angegriffen, der in einem an der Grundplatte befestigten Knaggen seinen Drehpunkt x findet. Die Pressung wird durch das Handrad t gegeben, welches in seiner Nabe Schraubengewinde enthält und die Schraubenspindel, sowie die daran hängende Zugschiene und den Punkt y des Hebels w aufwärts bewegen kann. Nach vollendeter Pressung wird die Preßplatte p mit ihrem Hebel q an einer Schnur aufgehängt und in geneigter Stellung erhalten, so daß die anderweitigen Operationen auf der Gummiplatte ausgeführt werden können. Eine mit einem weichen fetten Bleistift auf die Gummiplatte, entweder direct durch die Hand des Zeichners oder durch Ueberdruck aufgetragene, Zeichnung läßt sich nun durch Ausdehnung der Gummiplatte beliebig vergrößern oder durch eine Zusammenziehung derselben beliebig verkleinern, und man kann mittelst der Preßvorrichtung zur bestimmten Zeit, wenn der gewünschte Grad der Reduction erreicht ist, einen oder einige Abdrücke nehmen. Geht das gewünschte Reductionsverhältniß über die Gränzen des Ausdehnungs- oder Zusammenziehungsvermögens der Gummiplatte hinaus, so darf man nur, sobald die Gränze erreicht ist, auf Papier einen Abdruck nehmen, die Gummiplatte auf den früheren Stand zürückführen, die darauf befindliche Zeichnung abreiben, vermittelst des vorhin genommenen Abdrucks, den man durch Handarbeit ein wenig gekräftigt und aufgefrischt hat, eine neue Uebertragung auf die Gummiplatte ausführen und die aufgetragene Zeichnung dann weiter ausdehnen oder zusammenschrumpfen lassen. Auf diese Weise die Arbeit wiederholend, kann man jeden wünschenswerthen Grad der Reduction im Vergrößern und Verkleinern erreichen. Dabei dehnt sich die Gummiplatte, wenn sie von gleichmäßiger Dicke und guter Qualität hergestellt war, mit großer Regelmäßigkeit aus und zieht sich auch eben so regelmäßig zusammen, so daß mathematische Figuren nur höchst unmerklich, ja beinahe gar nicht verzerrt werden, wenn man die Reduction nicht zu weit treibt. Die kupfernen Zeugdruckwalzen werden, wenn sie schadhaft geworden sind und abgedreht werden, das Muster, welches sie früher enthielten, nicht mehr aufnehmen können, da der Umfang der Walze kleiner geworden ist; und ist es wünschenswerth, dasselbe oder ein ähnliches Muster auf die Walze zu bringen, so muß eine Reduction desselben vorgenommen werden. Oft findet sich auch für ein entworfenes Muster keine Walze, auf deren Umfange die Länge des Musters aufgeht, und eine Reduction desselben wird nothwendig. Für diese Fälle eignet sich die beschriebene Vorrichtung vortrefflich, um die Verwandlungen rasch auszuführen. L. Duske.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI