Titel: | Der Gasmesser von Legris in Louviers. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXXXVII., S. 352 |
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LXXXVII.
Der Gasmesser von Legris in Louviers.
Aus Armengaud's
Génie
industriel, Mai 1857, S. 225, durch polytechn. Centralblatt, 1857 S.
1139.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Legris' Gasmesser.
Die Vortheile, welche der neue Gasmesser (patentirt in Frankreich am 25. Januar 1856) gewähren soll, bestehen
erstens darin, daß er das Gas mit großer Regelmäßigkeit mißt, und zweitens darin,
daß er das Gas unter einem constanten Druck erhält, was nicht nur eine nicht
unbedeutende Ersparniß gewährt, sondern auch die Flamme ruhig und rauch- und
geruchlos macht. Im Interesse der Gasconsumenten hat der Verf. seinen Apparat so
construirt, daß die jetzt üblichen Gasmesser beibehalten und seine Verbesserungen
leicht an ihnen angebracht werden können.
Die jetzt bei weitem am meisten gebräuchlichen Gasmesser mit den Blechtrommeln haben
folgende Nachtheile: 1) Der Gasmesser steht fast niemals im Niveau, weil kein Mittel
geboten ist, ihn in das Niveau zu setzen oder zu erkennen, ob er im Niveau ist;
daher kommen die bedeutenden Schwankungen im Flüssigkeitsspiegel, welche veranlassen
daß die Meßtrommel bald zu viel, bald zu wenig in die Flüssigkeit eintaucht, und den
das Maaß bestimmenden Raum beständig verändern. 2) Der Flüssigkeitsspiegel ändert
sich in Folge der Schwankungen, welche der Druck des Gases im Innern der Trommel
erleidet, wodurch der Meßraum wieder verändert und die Flamme theuer, unruhig,
räucherig und riechend wird. 3) Die Flüssigkeit im Apparat kann nicht auf constantem
Niveau erhalten werden, weil sie nicht beständig nachgefüllt wird. 4) Da das
Nachfüllen immer erst dann geschieht, wenn man bemerkt, daß Bedürfniß vorhanden ist,
so sind die Messungen vor dem Nachfüllen immer falsch. 5) Das Gas verliert dadurch
an Druck, daß es die Blechtrommel in Bewegung setzen muß. Da aber der Widerstand der
Trommel sich mit der Gasconsumtion ändert, so steht auch der Flüssigkeitsspiegel
bald mehr, bald weniger hoch.
Diese Uebelstände hat der Verf. durch seine auf Taf. V abgebildeten Verbesserungen zu
beseitigen gesucht. Fig. 2 zeigt einen verticalen Längendurchschnitt, Fig. 3 einen verticalen
Querdurchschnitt, Fig. 4 einen andern verticalen Längendurchschnitt, Fig. 5 einen Durchschnitt
des Mantels und der
Glocke und Fig.
6 den Durchschnitt rechtwinkelig gegen Fig. 5.
Der Apparat kann vermittelst eines Bleidrahtes a (Fig. 3),
welcher immer einer festen Spitze b gegenüber liegen
oder auch in der Mitte eines festen Ringes hängen muß, in das Niveau gebracht
werden. Dieser Bleidraht kann sowohl neben, als über dem Apparate angebracht
seyn.
Um den Gasdruck constant zu erhalten, bringt man auf dem Eintrittsrohr A des Gasmessers einen cylindrischen Regulator B an, welcher dem Gasmesser das Gas stets unter gleichem
Drucke übergibt, die Consumption mag seyn, welche sie wolle. Dieser Regulator kann
übrigens auch, ohne mit einem Gasmesser in Verbindung zu stehen, zwischen dem
Hauptrohre und den Zweigrohren eingeschaltet werden, da er lediglich dazu dient, den
Gasdruck zu reguliren.
Um das Flüssigkeitsniveau im Apparate constant zu erhalten, stellt man neben dem
Apparate eine Speiseflasche C (Fig. 2) aus Metall oder
der Durchsichtigkeit wegen besser aus Glas auf. Dieselbe ist inwendig mit einem
Ventil m versehen, dessen Stange bis unter den Hals der
Flasche reicht, welcher in das dem Gasmesser angehörige Rohr n gesteckt ist. Dieses Rohr hat im Niveau des Flüssigkeitsspiegels eine
Oeffnung, welche durch ein von Unten nach Oben schließendes Ventil m' verschlossen wird. Dadurch wird beim Füllen der
Flasche alle Verbindung mit derselben aufgehoben, und ist dieselbe einmal an Ort und
Stelle aufgestellt, wobei sie durch den Ring N vertical
erhalten wird, so tritt, wenn der Flüssigkeitsspiegel im Apparat zu sinken anfängt,
sofort eine Luftblase durch die Oeffnung des Ventils m',
steigt in der Flasche in die Höhe und wird durch einen ebenso großen
Flüssigkeitstropfen aus der Flasche ersetzt.
Die Flasche kann auch durch ein Speisereservoir C' (Fig. 4) ersetzt
werden, welches einen Theil des Apparates bildet. Dann stellt, da das Reservoir um
den Umfang der Trommel herum liegt, ein Rohr O die
Verbindung her, um auf zwei Seiten gleichzeitig den Ersatz zu bewirken. Auf der
einen Seite ist ein mit einem Pfropf p versehenes Rohr
P, welches zum Eingießen der Flüssigkeit in das
Reservoir dient. Dieser Pfropf schließt das Reservoir hermetisch ab, kann aber durch
eine kleine Stange, welche den Pfropf fortschraubt, ein unten liegendes Ventil p' öffnen. Ist dasselbe offen, so tritt durch die
Oeffnung desselben, wenn der Wasserspiegel etwas sinkt, Luft ein, die in dem
Reservoir aufsteigt und durch Flüssigkeit aus diesem ersetzt wird.
Gestattet der Raum die Aufstellung einer Flasche oder eines Speisereservoirs nicht,
oder will man mit Reservoir und Flasche den Flüssigkeitsspiegel im Apparate zu jeder Zeit
controliren, so muß man einen Schwimmer Q (Fig. 2 –
4) mit einer gekrümmten Stange q' (Fig. 2) oder einer geraden
s (Fig. 4) einsetzen, die an
ihrem Ende einen Zeiger r (Fig. 3) trägt. Ist die
Stange gerade, so wird sie zwischen zwei Oefen vertical geleitet, und die an sie
angeschlossene krumme Stange q gibt vermittelst ihres
Zeigers außen das Niveau an. Der äußere Theil der Stange liegt hinter der
Scheidewand S, welche verhindert, daß Gas mit austritt.
Ist der Schwimmer an einem gekrümmten Arme q' (Fig. 2)
befestigt, so ist an der Drehachse dieses Armes außerhalb des Apparates der Zeiger
angebracht, der bei seiner schwingenden Bewegung die Senkung des Wasserspiegels im
zehnfachen Maaßstabe angibt.
Die Zapfenreibung der Meßtrommel E (Fig. 3 und 4) wird durch eine hohle,
ringförmige, mit der Trommel concentrische Kammer e
herabgezogen, welche, um den Zutritt des Wassers abzuhalten, dicht verschlossen ist.
Diese Kammer hebt dadurch, daß sie in das Wasser taucht, die Meßtrommel so, daß
diese gewissermaßen schwimmt und der Zapfendruck um das Gewicht des verdrängten
Wassers vermindert wird.
Der Regulator besteht aus einem äußeren Mantel B, welcher
mit seinem oberen Theile bei c an das Gasrohr
angeschraubt wird und unten durch kleine Röhren oder einen cylindrischen Raum f mit dem Rohr F in
Verbindung steht. Der mit einem Pfropf verschlossene Rohrstutz f dient zum Ablassen des Wassers, welches sich in dem
cylindrischen Raume f condensirt hat. Am oberen Ende des
Rohrs F befindet sich der Sitz g für das Kegelventil G, welches die Oeffnung
für den Austritt des Gases in das Rohr H mehr oder
weniger schließt. Das Rohr H ist oben offen und steht
dadurch mit dem Rohr F in Verbindung; unten kann es
vermittelst einer Schraubenverbindung h leicht überall,
wo es gebraucht wird, befestigt werden. In der geschlossenen Kammer I befindet sich die unten offene Glocke J, deren Deckel mit dem Ventil G durch eine kleine Kette verbunden ist. Zum Eingießen der Flüssigkeit
dient ein Schraubenpfropf j, der zugleich das Niveau
angibt. Die Flüssigkeit befindet sich in der Kammer I,
welche die Glocke J enthält. Die Wirkungsweise dieses
Regulators ist folgende: das Gas tritt oben ein, circulirt zwischen der
geschlossenen Kammer I und dem Mantel B, tritt durch die kleinen Röhren f in das Rohr F und breitet sich unter der
Glocke aus. Diese wird dadurch, zugleich mit dem Ventil G, gehoben, und der Druck, welchen die Glocke wieder auf das Gas ausübt,
preßt dieses durch den ringförmigen Raum zwischen den Rohren F und H. Aus dem letzteren tritt das Gas unter
regelmäßigem Zufluß und constantem Druck in den Gasmesser über.
Will man diesen Regulator mit schon vorhandenen Gasmessern verbinden, so hebt man den
äußeren Mantel K, in welchem der Mechanismus liegt. Die
Kammer bleibt dann durch einen Boden k geschlossen, in
welchem sich die Glocke J mit dem Ventil G (Fig. 4) befindet. In der
Mitte dieser Glocke ist das kleine Rohr L befestigt,
welches zu seiner Geradführung sich auf dem Stifte I auf
und nieder bewegt. Das Gas tritt durch das Rohr A,
welches vermittelst der Schraubenverbindung C leicht
überall befestigt werden kann, ein, hebt die Glocke J
und gelangt endlich in Folge des Drucks, den die Glocke auf dasselbe ausübt, durch
das Rohr H in den Gasmesser.
Hierzu hat nun der Verf. noch die folgenden, in Fig. 5 und 6 dargestellten
Verbesserungen hinzugefügt. Das Regulirungsventil G
befindet sich hiernach nicht oben, sondern am unteren Ende des Rohrs F, in welches das Gas aus dem Rohre A gelangt. Die Fortsetzung des Rohrs F bildet ein engeres Rohr f', und dieses ist mit einem zweiten Rohre F'
überdeckt, welches mit der Glocke durch eine kleine Kette f verbunden ist. Im Innern dieses zweiten Rohrs ist die Kette befestigt,
an welcher das Ventil G aufgehängt ist, so daß, wenn der
Druck des eintretenden Gases mehr oder weniger stark ist, das Rohr und mit ihm das
Ventil mehr oder weniger gehoben wird, wodurch auch die Eintrittsöffnung nach dem
Rohre F mehr oder weniger geschlossen wird. Das Rohr
steht mit dem Innern des Rades durch die Röhren I,
I¹ und i in Verbindung. Das letztere ist
gebogen und mündet in den zweiten Boden j des Rades J ein. Das aus dem Rade austretende Gas entweicht unter
der Glocke und tritt durch das Rohr I² in die am
Boden befindliche Kammer B', aus welcher es in das
Austrittsrohr C gelangt. Der obere Theil des Rohrs I² ist mit einem Ventil v versehen, welches für den Durchgang des Gases vermittelst eines zwischen
den Leitungen x, x' beweglichen Schwimmers X offen erhalten wird. Der Schwimmer hält aber das
Ventil v nur so lange offen, als der für den
regelmäßigen Gang der Trommel erforderliche Wasserstand constant bleibt; wenn
dagegen der Wasserspiegel sinkt, so sinkt auch der Schwimmer und schließt das
Ventil, so daß kein Gas mehr austreten kann. Man bemerkt nun sofort, daß es im
Gasmesser, so wie auch in dem durch das Rohr q mit ihm
verbundenen oberen Reservoir W an Wasser fehlt. Das Rohr
q ist mit einem Ventil versehen, durch welches die
Flüssigkeit aus dem Reservoir in den unteren Raum tritt und welches dazu dient, den
Wasserspiegel immer auf gleicher Höhe zu erhalten.