Titel: | Dampfschieber mit ausgeglichener Reibung, von Hrn. Cuvelier zu Arras. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. CII., S. 403 |
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CII.
Dampfschieber mit ausgeglichener Reibung, von
Hrn. Cuvelier zu
Arras.
Aus Armengaud's Génie industriel, Oct. 1857, S.
205.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Cuvelier's Dampfschieber mit ausgeglichener Reibung.
Die Vertheilung ist das wesentlichste Organ der Dampfmotoren und folglich dasjenige,
welches stets im besten Stande erhalten werden muß, weil sonst der Betrieb der
Dampfmaschinen ein ganz ungenügender und der Brennmaterialaufwand übermäßig groß
würde.
Die Einrichtung der Dampfschieber ließ bis jetzt viel zu wünschen übrig; sie befinden
sich in einer Dampfbüchse eingeschlossen, welche die Untersuchung der Vertheilung
nur dann gestattet, wenn der ganze Apparat auseinander geschraubt wird, wozu
gewöhnlich eine Betriebsunterbrechung von mehreren Stunden erforderlich ist. Ein
noch größerer Nachtheil ist der, daß der Schieber die ganze Belastung des Dampfes zu
tragen hat, welche um so starker ist, unter je höherem Druck man arbeitet (diese
Belastung beträgt nämlich 1,033 Kilogr. per
Quadratcentimeter und per
Atmosphäre). Die
Reibungsplatte des Schiebers, das Excentricum und die Gliederungen werden daher sehr
stark abgenutzt, und der Schieber kann bald seinen Dienst nicht mehr gehörig
verrichten.
Der Erfinder hat diesen Nachtheilen durch eine neue Einrichtung dieses Organs
abgeholfen, welche in Fig. 11 und 12 dargestellt
ist.
Fig. 11 ist
ein Längendurchschnitt der gesammten Schiebervorrichtung; Fig. 12 ein Grundriß der
Frictionsrollen.
Dieser sehr einfache Schieber ist nichts anderes als der alte Schieber mit seiner
Dampfbüchse S (Fig. 11), welche am
untern Ende um so viel verlängert ist, als der Lauf des Schiebers beträgt, so daß
dieser Theil F, stets in Verbindung mit der Dampföffnung
F steht, welche in der Reibungsplatte angebracht
ist. Aus dieser Figur sind die Hauptheile ersichtlich, welche folgende sind:
Bei C ist die Admissionsöffnung des Dampfes, welcher
durch die Oeffnung D entweicht; der Dampf strömt nämlich
durch die Oeffnung F ein, um sich in dem Raume S zu verbreiten, der durch den Mantel P gebildet wird, und verweilt stets in dem verlängerten
Theile F', bei der Bewegung des Schiebers, welche diesem
durch die Stange M ertheilt wird und die zwischen den
Platten stattfindet, welche die Schraubenbolzen U
aufnehmen.
Der auf diese Weise sich selbst überlassene Schieber würde natürlich von der
Reibungsplatte weggedrängt werden, wenn er nicht durch die Platte T gehalten würde, welche selbst durch die vier, an den
Seiten der Reibungsplatte befestigten Schraubenbolzen U
gehalten wird.
Zwischen der Platte T und dem ebenfalls mit einer
Stahlplatte versehenen Schieber sind zwei Frictionsrollen L angebracht, deren Bewegung durch den Rahmen O geleitet wird.
Die Muttern der vier Schraubenbolzen U dienen dazu, die
Platte anzunähern, bis der Dampf den Schieber nicht mehr hebt.
Der auf diese Weise ins Gleichgewicht gebrachte Schieber gewahrt folgende
Vortheile:
1) den auf ihn durch den Dampf ausgeübten Druck zu vermindern und dadurch diesen
Theil des Kraftverlustes zu ersparen;
2) die Reibungsplatte stets unter den Augen zu haben und sie schmieren zu können, um
die Reibung zu vermindern, so daß die Metalloberflächen unversehrt erhalten
bleiben;
3) daß keine Stopfbüchsen mehr erforderlich sind;
4) daß die Abnutzung der Frictionsplatte des Schiebers, des Excentricums und der
Gelenke der Bewegungsmittheilung ganz unbedeutend ist.
Der jetzt gebräuchliche Schieber ist ein stark beladener und auf seinem Boden
schleifender Wagen; der neue Schieber ist ein nur wenig belasteter und auf seinen
Rädern rollender Wagen.
Obige Beschreibung betrifft den einfachsten Expansionsschieber mit Bedeckung;
dasselbe Princip ist aber auf alle Systeme der festen und der variablen Expansion
anwendbar.
Fig. 8 zeigt
die Construction einer veränderlichen Expansion, welche unabhängig von dem Schieber,
nach demselben Princip eingerichtet ist und durch ein Excentricum mit Daumen bewegt
wird. In dieser Figur, einem Längendurchschnitt, beziehen sich die Buchstaben auf
die analogen Theile in Fig. 11.
Fig. 9 ist ein
Längen- und Fig. 10 ein Horizontal-Durchschnitt der Expansion und des
Schiebers von Bourdon, wodurch man in Stand gesetzt ist
das alte und das neue System zu vergleichen.